Begegnungen & die Chance auf Persönlichkeitsentwicklung
Guten Abend CaraSmatic!
Meines Erachtens hat dieses plötzliche "sich einem nahezu fremden Menschen öffnen wollen" vielmehr mit Selbstliebe denn mit Liebe zu tun. Das Wort Projektion ist hier bereits gefallen. Manchmal begegnen wir einem Menschen, der eine Saite in uns wieder zum Klingen bringt, welche seit vielen Jahren verstummt war.
Schlüsselreiz oder Resonanzprinzip?
Wie warum weshalb auch immer: Da ist ein Teil unserer Persönlichkeit, der uns wichtig ist, den wir sehr schätzen und lieben. Plötzlich ist er wieder erwacht. Und da erst dämmert uns so langsam, dass dieser Teil irgendwie weg war. In der Gegenwart des Anderen fühlen wir uns wieder ganz. Heil. Lebendig. Wir öffnen uns automatisch und können es doch gar nicht so richtig (be-)greifen.
Diese Sucht nach der Gegenwart des Anderen - in irgendeiner Beziehung, vorzugsweise natürlich in einer romantischen Liebesbeziehung - ist eine ganz natürliche Reaktion. Denn die Liebe würde diese plötzliche Vertrautheit & schamlose Öffnung gegenüber einem Fremden komplett rechtfertigen & erklären.
Doch es ist die schlechteste Ausgangslage für den Kontaktaufbau. Völlig gleichgültig welche Art von Beziehung angestrebt wird. Denn wir sehen den Anderen nicht.
Zu Beginn meiner Joy-Zeit hatte ich hier solch eine Begegnung!
Wir hatten uns via PN bereits zu einem lockeren Kaffee-Date in drei Tagen verabredet. Spontan kam mir die Idee vorher zu telefonieren, er ging drauf ein, es wurde ein längeres Telefonat... und ich war schlicht und ergreifend hin und weg. Allem voran wunderte ich mich über mich selbst. Zwei Tage später sagte er unser Date via PN ab. Er hatte ein mieses Gefühl bei der Sache und spielte fair.
Insgesamt fassten wir vier Mal ein Treffen ins Auge, zwei Mal nahm er davon Abstand, zwei Mal ich. Das ganze zog sich über ein paar Wochen hin, in denen ich immer wieder dachte, nun hätte ich mich selbst genügend sortiert... Das war mitnichten der Fall sondern dauerte noch einige Monate.
In den ersten Wochen benutzte ich dazu meine "Krafträuber Otto Technik".
Destruktive Beziehung beendet, aber die Sehnsucht bleibt?
In den weiteren Monaten eben so wie es kam.
Klar war mir von Anfang an: Da sind Projektionen mit im Spiel. Dieser Mann hat etwas in mir wachgerüttelt, was MEINS ist. Was mir wichtig ist. Und das galt es heraus zu finden. In diesem Fall ohne ihn.
Meine Wunschträume waren mein Ansatz-Punkt.
• Was sehe ich in ihm?
• Was stelle ich mir mit ihm vor?
• Wohin führt die Reise?
• Welche Hoffnungen/ Ängste sind mit im Spiel?
Damit kamen dann auch einige Erinnerungen aus den letzten 15 Jahren hoch und ich konnte nach mehreren Irrwegen eine verschollene Facette meiner Persönlichkeit ausbuddeln und wiederbeleben.
Und was ich da wiederfand hatte rein gar nichts mit Sex oder Erotik zu tun.
War es nun ein Schlüsselreiz oder das Resonanzprinzip?
Beides wäre möglich.
Fakt ist: Ja, er hat eine Saite in mir zum Klingen gebracht.
Es war ein bestimmtes Verhalten, welches er an den Tag legte. Die Art seiner Gesprächsführung, die ich von meinem alten Ich wiedererkannte. Doch ein Verhalten kann mehrere Gründe und mehrere Ziele haben. Würde ich heute so einem Menschen begegnen, so würde dieser Mensch sicherlich auch mein Interesse wecken. Doch heute könnte ich mir das näher anschauen. Heute könnte ich herauszufinden, ob wir tatsächlich auf einer Wellenlänge liegen oder ob er ein ganz anderes Naturell hat.
Damals hätte ich das nicht gekonnt.
Diese extremen Gefühle der Verbundenheit, der Geborgenheit und der Vertrautheit bezogen sich ganz sicher auf den Teil meiner Persönlichkeit, welcher mir verschütt gegangen war. Das war die Bombe, die bei mir eingeschlagen hatte. Ob er nun zusätzlich auch noch ein Wesensverwandter ist oder nicht, hätte ich gar nicht erkennen können, da ich von meiner eigenen Detonation noch völlig geblendet war. Projektion halt.
Das wäre ein Glücksspiel geworden. Ein Blindflug. Für beide Beteiligten. Im Nachhinein bin ich heilfroh darüber, dass er Abstand von mir genommen hatte. Denn das, was er sexuell sucht und das, was ich sexuell suche, hat zwar einige Gemeinsamkeiten. Doch damals war ich gar nicht in der Lage gewesen, mich gegen die Dinge abzugrenzen, die nun Mal absolut nicht meins sind.
Abstürze vorprogrammiert.
Du bist nicht alleine, CaraSmatic!
Sicherlich ist das eine harte Zeit für Dich. Doch es lohnt sich, der Bombe die da bei Dir eingeschlagen hat auf den Grund zu gehen. Sei froh, dass er mit seiner eigenen Trennung noch so beschäftigt ist, dass Du diesen Weg ohne ihn gehen kannst. Falls er zu frühzeitig auf Dein Sexangebot zurückkommen will: Auch Du hast alles Recht der Welt "Wenn es sich ergibt" zu sagen!
Viel Kraft, Mut und Ausdauer auf Deiner weiteren Reise,
Galinthias