Gefährliches Halbwissen!
Die am häufigsten gestellten Fragen zum Thema AIDS und HIV
Kann man sich beim Küssen mit HIV anstecken?
Nein, selbst tiefe Zungenküsse sind nicht als infektiös anzusehen. Speichel enthält zwar eine gewisse Menge an HI-Viren, diese reicht aber für eine HIV-Übertragung nicht aus. Wie bei fast allen anderen Infektionen auch, kommt es entscheidend auf die "Infektionsdosis" an, d.h., es ist eine bestimmte Mindestzahl von übertragenen Krankheitserregern nötig, um eine Infektion angehen zu lassen. Mathematischen Berechnungen zu Folge müsste es beim Küssen zum Austausch mehrerer Liter Speichel kommen, um eine Infektion (theoretisch) möglich werden zu lassen.
Wie hoch ist mein Infektionsrisiko, wenn ich mich ungeschützt von einem positiven Partner oral befriedigen lasse?
Das Risiko geht gegen Null. Solange man nur mit dem Speichel eines HIV-positiven Partners in Berührung kommt, ist eine Infektion nicht möglich, da Speichel eine derart geringe Anzahl von HI-Viren enthält, dass eine Übertragung von HIV nicht erfolgen kann.
Kann man sich durch die gemeinsame Benutzung eines Rasiermessers, einer Zahnbürste oder eines Lippenstifts mit HIV infizieren?
Lippenstift: eindeutig nein. Zahnbürste und Rasiermesser auch nein, mit einer entscheidenden Einschränkung: sowohl beim Rasieren als auch beim Zähneputzen können kleinere Blutungen auftreten. Erfolgt nun ein gemeinsames Benutzen von Rasiermesser oder Zahnbürste, an denen sich frische Blutanhaftungen befinden, unmittelbar hintereinander, ist ein gewisses Ansteckungsrisiko gegeben; allerdings spielen Übertragungen auf diese Weise praktisch keine Rolle. Die theoretisch gegebene Ansteckungsgefahr ist bei diesen Beispielen sehr konstruiert. Ein gemeinsames Benutzen von Rasiermessern und Zahnbürsten findet in den entwickelten Industrieländern nur äusserst selten statt. Ausserdem wird man nach Benutzung von Rasierern oder Zahnbürsten diese sicherlich abspülen.
Wie lange überleben die Viren ausserhalb des menschlichen Körpers?
HIV ist sehr empfindlich gegenüber Umwelteinflüssen. Da Viren nicht selbstständig lebensfähig sind (d.h., sie sind existentiell auf lebende Zellen angewiesen, mit deren Hilfe sie sich vermehren können), sterben die HI-Viren ausserhalb des menschlichen Körpers schnell ab.
Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko einer HIV-Infektion beim Zahnarztbesuch?
Zahnärzte und deren Helferinnen tragen heutzutage immer Handschuhe. Allein durch diese einfache Massnahme ist keine Übertragung von HIV oder anderer Viren, z.B. Hepatitis-Erregern möglich. Selbst bei ungeschützten Händen des Zahnarztes ist ein bedeutsames Übertragungsrisiko nicht gegeben. Dennoch wurden in der Boulevard-Presse in reisserischer Weise von Fällen aus den USA berichtet, bei denen Zahnarzt-Patienten behauptet hatten, sie seien von ihrem Zahnarzt mit HIV infiziert worden. Wissenschaftlich bewiesen wurde diese Behauptung in keinem einzigen Fall.
Wie ist das, wenn Sperma ins Wasser (Badewanne, Swimmingpool) gelangt? Kann dadurch Aids übertragen werden?
Bade- oder Swimmingpool-Wasser enthält Chlor oder Waschsubstanzen. Die äussere Hülle von HIV ist fetthaltig. Die HIV-Hülle wird sofort zerstört, wenn das Virus mit Wasch- oder desinfizierenden Substanzen in Berührung kommt. Ohne diese Hülle ("Envelope") ist HIV nicht infektiös.
Kann man sich durch den Kontakt mit Schweiss, Speichel oder Tränen, die von einer HIV-positiven Person stammen, anstecken?
Nein, mit etablierten Labormethoden lassen sich zwar in Schweiss, Speichel oder Tränen HI-Viren nachweisen; allerdings in einer derart niedrigen Konzentration, dass eine Infektion nicht erfolgen kann, da die Zahl der übertragenen Viren (sog. Infektionsdosis) nicht ausreicht.
Ist es ansteckend, eine Frau mit der Hand zu befriedigen?
Nein. Die Scheidenflüssigkeit (Vaginalsekret) gilt zwar bezüglich HIV als infektiöse Flüssigkeit; infektiöse Flüssigkeiten müssen aber auf Schleimhäute geraten, damit ein relevantes Infektionsrisiko besteht. Nun ist es natürlich denkbar, dass der Mann eine kleine Verletzung am Nagelbett hat und insofern ein leicht erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht. Es ist wie in allen anderen Lebensbereichen auch: eine 100%ige Sicherheit gibt es im menschlichen Leben nicht. Das ist eine philosophische Frage und hat nichts mit HIV zu tun.
Kann HIV auch durch Mücken übertragen werden?
Nein. Die weibliche Mücke benötigt Blut, um ihre Eier damit zu befruchten. Wenn der Saugakt beendet ist, erfolgt in der Mücke ein Verdauungsvorgang, der die Viren inaktiviert. Darüber hinaus könnte eine Übertragung ja nur dann stattfinden, wenn die Mücke nach einer erfolgten Blutmahlzeit sofort einen anderen Menschen stechen würde und eine ausreichende Menge des alten Blutes in den neu Gestochenen einfliessen lassen würde. Das tut sie aber nicht.
Kann ich mich bereits bei einem einmaligen ungeschützten Verkehr mit den Viren infizieren?
Ja. Es gibt zwar mittlerweile Erfahrungswerte und Berechnungsmodelle, die zeigen, dass das Infektionsrisiko für einen einzigen ungeschützten Sexualkontakt mit einem HIV-positiven Partner niedrig ist. Dennoch reicht auch ein einziger ungeschützter Kontakt aus, um sich mit HIV infizieren zu können. In den USA wird diese Erscheinung als "the one wrong fuck" bezeichnet.
Was ist mit Lippen-, Wangen- und Zungenpiercing? Erhöht das mein Risiko, mich bei oralen Praktiken anzustecken?
Das ist eine gute Frage! Man weiss, dass die HIV-Übertragungswahrscheinlichkeit bei Menschen erhöht ist, die vorbestehende Schleimhautschäden - meist in Folge von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten - aufweisen. Dies ist einer der wesentlichen Gründe für die rasche Weiterverbreitung von HIV auf dem afrikanischen Kontinent. Ein Piercing stellt, wenn es frisch ist, ebenso einen "Schleimhautschaden" dar. Somit kann ein Piercing an Körperstellen, die in das Liebesspiel regelmässig mit einbezogen werden theoretisch die Infektionswahrscheinlichkeit erhöhen. Aber eben nur dann, wenn die Wunde noch nicht verheilt ist. Danach besteht kein erhöhtes Infektionsrisiko.
Wieso kann man einen Aids-Test erst drei Monate nach der möglichen Ansteckung machen?
Der so genannte AIDS-Test ist keiner! Er misst nicht, ob die getestete Person AIDS hat oder nicht. Er kann nur feststellen, ob die getestete Person mit HIV infiziert ist oder nicht. Über den Zeitpunkt der Infektion und über das Stadium des Immundefektes in Folge der HIV-Infektion macht der Test keinerlei Aussagen.
Deshalb sollte man richtigerweise von einem HIV-Test sprechen. Dieser Test weist nicht den Erreger HIV direkt nach, sondern die im Falle einer stattgehabten Infektion gebildeten Antikörper, die der Organismus als Reaktion auf die Anwesenheit auf den "Fremdkörper" HIV bildet. Die Antikörperbildung erfolgt einige Wochen nach der Infektion. Sicher abgeschlossen ist die Antikörperbildung in mehr als 99% der Fälle nach 3 Monaten. Um keine unnötigen Unsicherheiten bei den Getesteten entstehen zu lassen, macht man den Test nicht vorher, weil er dann noch keine definitive Aussagekraft hat. Mittlerweile gibt es allerdings auch ein etabliertes molekularbiologisches Verfahren, dass das HI-Virus direkt nachweist. Dieser Test wird durchschnittlich 11 Tage nach dem Infektionsereignis positiv. Er ist allerdings kein Routineverfahren, sondern dient der Verlaufskontrolle bei HIV-Patienten. Die Krankenkasse übernehmen deshalb die Kosten für dieses Untersuchungsverfahren aus Test-Gründen nicht.
Wo kann ich anonym einen AIDS-Test machen lassen?
In jeder deutschen Grossstadt gibt es anonyme AIDS-Beratungsstellen (meistens den Gesundheitsämtern oder auch Krankenhäusern angegliedert). Diese sind staatlich finanziert. Dort kann man kostenlos und ohne seinen Namen nennen zu müssen einen HIV-Test durchführen lassen. Bevor das Blut für den Test abgenommen wird, erfolgt ein psychologisches Beratungsgespräch, in dem u.a. geklärt wird, ob es überhaupt ein adäquates (="ausreichendes") Infektionsrisiko gegeben hat, wie der Klient in sein soziales Umfeld integriert ist, das ihn im Falle eines positiven Testergebnisses auffangen kann. Von "routinemässig" durchgeführten HIV-Tests beim Hausarzt ist abzuraten! Hausärzte kennen sich im Allgemeinen mit HIV und AIDS nicht gut aus; sobald ein "unklares" Ergebnis vorliegt, sind Hausärzte oft überfordert. Das kann für den Patienten bedeuten, dass er Tage und schlimmstenfalls Wochen in Unsicherheit und Angst verbringt. Wer keinen Wert auf Anonymität legt, sollte zu einer spezialisierten HIV-Schwerpunktpraxis oder in eine HIV-Ambulanz eines Krankenhauses gehen und sich dort umfassend beraten lassen, ob in seinem/ihrem speziellen Fall ein HIV-Test sinnvoll sein kann.
Wird bei einer Blutspende automatisch ein HIV-Test gemacht? Wird man im Falle eines positiven Testergebnisses benachrichtigt?
Ja, seit Jahren werden Blutspenden auf alle relevanten Krankheitserreger untersucht. Die Rechtslage in Deutschland gebietet es, dass von einem Patienten/Blutspender eine Einverständniserklärung zur Durchführung eines HIV-Tests eingeholt werden muss. Verweigert ein potentieller Spender dieses Einverständnis, wird er von der Spende ausgeschlossen. Erteilt er sein Einverständnis, wird der Test durchgeführt. Ist das Ergebnis positiv, wird dieses selbstverständlich mitgeteilt.