Evolutionsbiologie und Erziehung
@ tham: Frauen haben nun einmal aus zwei Gründen eher Schwierigkeiten, zum Höhepunkt zu kommen, als Männer.
Erstens ist die Anatomie der Frau komplizierter. Während Euer hauptsächliches Lustzentrum, das den Orgasmus final auslöst, direkt am Akt beteiligt ist (der Schwanz bzw. die Eichel) und direkt gereizt wird, sitzt die Klitoris bekanntlich an "ungünstiger Position" außerhalb der Scheide. Wäre sie innen, gäbe es zumindest körperlich für Frauen kein Problem, zum Höhepunkt zu kommen. So aber muss man sich etwas einfallen lassen: Klitoris beim Akt manuell stimulieren, Spielzeuge zum Einsatz bringen, Frau vorher oder hinterher kommen lassen oder bestimmte Stellungen ausprobieren, in denen es trotzdem ohne zusätzliche Stimulation geht (klappt nicht bei allen Frauen).
Dass bei Frauen der Höhepunkt schwierig zu erreichen ist hat übrigens evolutionsgeschichtlich einen interessanten Grund und ist letztlich die Ursache dafür, dass es uns alle überhaupt gibt.
Zwecks Fortpflanzung ist es nämlich auf jeden Fall unerlässlich, dass der Mann einen Höhepunkt hat - er muss die Frau ja befruchten - und daher sollte er tunlichst IN der Scheide der Frau kommen. Ergo wurden Männer mit einem Organ ausgestattet, dass so konstruiert ist, dass das geht. Bei Frauen ist es anders: wenn Frauen problemlos zum Höhepunkt kommen würden, vielleicht sogar schneller als die Männer, würden sich etliche Frauen befriedigt zur Seite rollen, nachdem sie "ihren Spaß gehabt" haben. Der unbefriedigte Mann mag sich danach noch einen runterholen oder frustriert von dannen trollen - zur Befruchtung käme es in diesem Fall nicht.
Daher würden sich Frauen, die allein durch Penetration superschnell zum Höhepunkt kommen und danach ihre Ruhe wollen, nicht fortpflanzen. Sie würden ergo diese Fähigkeit auch nicht an Nachkommen weitergeben und somit aussterben.
Dass Frauen aber Spaß am Sex haben müssen, ist klar: sonst würden sie es ja nicht tun. Sie müssen den ORgasmus suchen und wollen, aber es muss gewährleistet sein, dass sie auf jeden Fall so lange "bei der Stange" bleiben, bis der Mann in ihnen gekommen ist. Wie sie danach den Höhepunkt erreichen und ob das überhaupt passiert, ist der Natur ungerechterweise herzlich egal.
Das ist jetzt natürlich stark vereinfacht dargestellt, aber trotzdem evolutionsbiologisch fundiert.
Es gibt auch noch einen zweiten bekannten Grund für Orgasmusprobleme bei Frauen: Erziehung und Gesellschaft. Wenn Mädchen eingetrichtert wird, Sex sei schmutzig und ungut, sei mehr etwas "für den Mann", was als "eheliche Pflicht" eben leider erledigt werden müsse (und natürlich die Mahnungen, sich für den einzig richtigen "aufzusparen", da man sonst als "leichtes Mädchen" gilt) - dann ist es klar, dass frau schon mit der falschen Grundeinstellung an die Sache herangeht. Ich hatte glücklicherweise Eltern, die locker mit dem Thema umgegangen sind, kenne das aber von etlichen Freundinnen, die nach dieser Devise erzogen wurden. Und dann ist es kein Wunder, das man sich beim Sex als Frau nur schwer locker machen kann.