*********Seil:
In allen anderen Fällen ist immer mit deutlich Energie-Überschuss auf der Einen und Defizit auf der anderen Seite zu rechnen... und dann ist es eine Frage der wohlwollenden Liebe, ob man dem Anderen das Vergnügen gönnt, die Differenz an anderer Stelle zu kompensieren oder ob man so egoistisch ist, das Leben der Partner einer Beziehung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu limitieren.
Danke für diesen Hinweis... genau so kenne ich das aus meinen früheren Beziehungen, die letztlich an solchen Mängeln gescheitert sind. Und zwar beiderseits, sowohl bei mir, als auch seitens meiner Verflossenen. Auf Sex hat sich das interessanterweise allerdings nie bezogen.
Ein gerüttelt Mass an Selbstreflektion und viele neue Erkenntnisse, die ich daraus gewonnen habe, führten zu einem Umdenken meinerseits. Ich lebe seither nicht mehr einfach so vor mich hin, lasse die Dinge nicht mehr einfach so auf mich zukommen. Nehme die Welt und mich selbst viel bewusster wahr und bin im Hier und Jetzt. Entscheide viel bewusster, was ich tue und was ich lasse. Ein "Überschuss" an Energie, der kompensiert werden müsste, ensteht sozusagen nicht unbeachtet, sondern wird wahrgenommen und angesprochen. Sehr gezielt, sehr bewusst, mit den besten Absichten.
Von vielen glücklichen Langzeitpaaren bekommt man immer mal wieder zu hören, dass sich erstaunlich viele Elemente des Lebens im Lauf der Zeit aufeinander eingepegelt haben, sich sozusagen synchronisiert haben. Ein weiterer wichtiger Faktor scheint zu sein, dass jeder weiss, dass man nicht nur für sich selbst verantwortlich ist, sondern auch für die Beziehung. Und dass man eine gemeinsame Vision hat.
Man sorgt also eigenverantwortlich selbst dafür, dass es einem gut geht, und genauso verantwortlich dafür, dass es der Beziehung gut geht. Dass beide innerhalb und ausserhalb der Beziehung wachsen können. Jeweils für sich alleine, wie auch als Paar. Damit jeder für sich, wie auch beide als Paar, die gemeinsame Vision (er)leben können. Dieses Bild entspricht in kurzer Fassung meiner ganz persönlichen Auffassung.
Von mir selbst weiss ich, dass ich ein (seriell) monogamer Mensch bin - mit einer Frau, die sexuell in einer ganz anderen Liga spielt als ich, würde ich nicht zusammenpassen (das ist Teil der "love map"). Entsteht ein einseitiger Überschuss an (romantischer und/oder sexueller) Energie, ist mMn mit der Beziehung etwas nicht (mehr) stimmig. Beide tragen die Verantwortung dafür, die Unstimmigkeit festzustellen und auch gemeinsam eine Lösung dafür zu finden, dann ist alles in Ordnung. Das Interesssante daran ist, dass dies in einer stimmigen Beziehung ein laufender Prozess ist, der ohne spezifischen Anlass erfolgt.
Etwas anders ausgedrückt gehört es für mich zum Alltag, dass ich meiner Frau "etwas Gutes tue", sehr bewusst. Dass ich ihr alles das, was ihr gut tut, von ganzem Herzen "gönne". Dass ich mein Bestes dafür gebe und tue, dass es ihr gut geht. Das geht so weit, dass man vor allem, was man tut, einen Moment lang still hält und darüber nachdenkt, ob es das Beste für sich, das Beste für seine/n Partner/in ist, was man da gerade tun oder entscheiden will...
Deswegen habe ich ganz am Anfang dieses Threads erwähnt, dass ich keine Grenzen setze. Möglich ist alles. Wir sind nun seit einigen Jahren zusammen und haben uns tatsächlich auf ganz erstaunliche Art und Weise aufeinander "eingepegelt" - romantisch wie sexuell betrachtet. Und das in einer Intensität, die wir beide bisher nicht gekannt haben. Das liegt unserer Meinung nach hauptsächlich daran, dass wir wirklich ehrlich und offen sprechen, jeden einzelnen Tag. Über alles und jedes.