Meine persönlichen Erfahrungen mit solchen Situationen
******non:
... mittlerweile scheint es keinen klaren "Cut" mehr zwischen dem Beziehungsalltag und der Zeit zu geben, wo er ganz klar in seiner Rolle als mein Herr ist.
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Hat wer von euch Rat? Oder Erfahrungen mit solchen Situationen?
Hallo MinaArnon!
Ja, ich kenne solche Situationen - aber ich kenne sie auch außerhalb des BDSM.
Nun bin ich teils dominant, teils Vanilla und teils devot. Im Optimalfall finde ich einen Partner, der gerne alle drei Formen der Machtverteilung beim Sex mit mir auslebt. Aber wann bietet das Leben schon den Optimalfall?
Selbst bei reinen Vanilla-Partnern kam es vor, dass diese im Alltag Dominanz-Allüren zeigten, nachdem sie es mir beim Sex besonders gut besorgt hatten!
Ich sehe da keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen einem Vanilla und einem Dominanten. Und ich kenne das Gefühl, wie im falschen Film zu sein. Früher war ich oft so perplex, dass ich gar nicht direkt darauf reagieren konnte. Das passte einfach nicht in mein Weltbild. Doch mit der Zeit bekam ich ein wenig Übung mit diesen Situationen...
Gut ist, wenn ich es schaffe, von Anfang an dagegen zu halten. Also aus dem Selbstverständnis einer gleichberechtigten Partnerin heraus unmittelbar darauf zu antworten. Ad hoc die Unstimmigkeiten & Missverständnisse für den Partner wahrnehmbar machen. Das ist dann kein Leviten-Lesen. Sondern bleibt erstmal bei einem lockeren Spruch oder einer Frage, einem Blick oder meiner Gestik. Es ist weniger der Inhalt des Gesagten, was dann wirkt. Sondern meine innere Haltung in dem Moment. Ich lasse mich erst gar nicht in die untergeordnete Rolle drängen. Ich bleibe bei mir und lebe die gleichberechtigte Partnerin. Bin meinem Partner gegenüber offen.
Aggressiv werde ich erst, wenn mein Gegenüber zum zweiten Mal angreift. Und darin unterschieden sich Vanilla-Partner oft von meinen Dominanten-Partnern.
I. Den Vanillas reichte es meist völlig, dass ich standhaft auf meiner Position als gleichberechtigte Partnerin blieb. Deren Bedürfnis meine Wut zu spüren war ausgesprochen gering. Und wenn, dann eher die auf die Sache gerichtete Verärgerung. Nicht die auf die Person bezogene Wut. Da ging es mehr darum, die Distanz in der Angelegenheit durch ein kurzes Aufflackern von Wut spürbar zu machen. Die Vanilla-Partner suchten meist von sich aus einen kooperativen Weg.
II. Die Dominanten griffen mich oft an, nachdem ich gelassen meine Position zum Ausdruck gebracht hatte. Und sie brauchten von mir eine sehr deutliche aggressive Reaktion, um meine Grenzen im Alltag zu respektieren. Sie hörten erst auf, mich in einer Sache zu bearbeiten, wenn sie bei mir eine große Portion Wut spürten. Ein kurzes Aufflackern war meist zu wenig.
Typ A reichte die Wut in der Sache aus. Typ B brauchte die zielgerichtete Wut. Auf ihn persönlich gerichtet. Es musste ihm selbst weh tun, bevor er eine Grenze dauerhaft akzeptieren konnte. Die Nähe in der Wut. Eine besondere Form von Kontakt. Das ist schwer in Worten auszudrücken. Bildlich gesprochen: "Jemanden mit der einen Hand festhalten und mit der anderen zuschlagen."
Ob nun Typ A oder B: Erst nach Erleben der passenden Aggression in ausreichender Menge waren die Dominanten-Partner zu Verhandlungen bereit und hielten sich dann auch an die getroffenen Vereinbarungen.
Der Spieltrieb im Grenzgebiet & die Lust am Wettkampf sind Teile der Persönlichkeit eines Eroberers. Wenn Frau sich diesen Typ Mann wünscht, bleibt ihr die Wahl:
• Bloß ein Abenteuer mit ihm zu erleben;
• Selbst genügend Stärke zu entwickeln, um ihm eine ebenbürtige Partnerin zu sein;
• Sich in der Sklaverei selbst aufzugeben.
(falls der Eroberer auch gerne Erschaffer spielt)
Was das Interesse an einer gleichberechtigten Partnerschaft mit Dominanten im Alltag anbelangte...
1) Bei der Mehrheit stellte sich mit der Zeit heraus, dass es sich um Blender handelte. Versklavung war von meiner Seite nie erwünscht. Doch diese dominanten Herren drängten mich entgegen unserer Absprachen in Richtung 24/7 D/s. Das wäre ihnen auch gelungen, wenn ich ein einsamer Mensch wäre. Doch so bissen sie sich ihre Zähne an meiner Loyalität aus als sie meine Beziehungen zu Freunden/ Familie torpedierten. Daraufhin zogen sie sich fluchend und frustriert zurück.
(Loyalität ist in meinen Augen eine Form der Selbstliebe. Meine Kern-Persönlichkeit lässt sich nicht manipulieren solange ich meine Beziehungen zu meinen Lieben aktiv lebe und schütze und mich den aufkommenden Loyalitätskonflikten stelle. Andere Abwehrmechanismen als meine Loyalität entwickelte ich erst sehr viel später.)
2) Bei anderen konnte ich beim Spiel an der Grenze noch(!) nicht ausreichend dagegen halten und sie verloren den Respekt vor mir und damit zugleich auch das Interesse am Sex und an der Beziehung. Ich glaube, da bestand schon echtes Interesse an einer gleichberechtigten Partnerin. Jedoch gab es dabei Differenzen in unseren Definitionen. Ich meinte mit "gleichberechtigtem Partner" das meist auf Kooperation zielende Verhalten der Vanilla-Partner. Während die Dominanten-Partner unter einer "gleichberechtigten Partnerin" eine "ebenbürtige" verstanden, die auf Aggression ad hoc Aggression zeigt. Somit blieb es also bei Abenteuern.
2a)Und vermutlich wäre ich heute noch mit einem Dominanten-Partner Typ A zusammen, wenn ich das früher erkannt hätte. Auch wuchs insbesondere in meinem Umgang mit devoten Männern mein Wunsch, diese mögen doch bitteschön mehr unmittelbar und weniger nachträglich reagieren. Das würde vieles bedeutend einfacher machen. Gerade dann, wenn mir etwas nicht gefällt.
Ein praktischer Spiegel!
2b) Was für mich nicht geht, sind Dominante-Partner Typ B. Die Form der Wut, welche diese Menschen brauchen, mag ich nicht so gerne an den Tag legen. Allerhöchstens in seltenen Ausnahmefällen. Aber Typ B braucht immer wieder die Nähe und holt sich diese notfalls über die Auseinandersetzung. Ich hasse es, jedes Mal einen Nahkampf aufgezwungen zu bekommen, wenn ich auf Distanz gehen will. Typ B ist eine dominante Form der Klette. Ich habe Verständnis für ihn. Doch als Partner war & ist er mir zu anstrengend.