Dieses Buch...
... ist nichts für oberflächliche Menschen.
Es ist kein Erotikroman, es ist auch nicht witzig.
Es ist die traurige Geschichte eines intellektuell einfach gestrickten jungen Mädchens.
Aufgewachsen bei ihren Eltern , welche sich wohl ihrer tatsächlichen Verantwortung gegenüber ihren Kindern nie bewusst waren und sich selbst und ihre eigene Partnerschaft nicht in den Griff bekommen haben.
Eine Zwangsneurotikerin als Mutter, welche scheinbar mit Putzsucht und moralischen Zwangsvorstellungen ihre Kinder erzogen hat. Dabei offensichtlich selbst total lebensunglücklich und depressiv, will sie sich mit ihrem kleinen Sohn aus dem Leben stehlen... ein absolutes Trauma für das Kind Helen, welches zu diesem Szenario dazu stösst und rettet, was aus kindlicher Sicht zu retten ist. Aber verarbeitet hat sie das nie, es ist nie darüber gesprochen worden....
Dieses Kind Helen kämpft seit Jahren um die echte Liebe und Zuneigung zu ihrer Mutter, kann sie aber nicht bekommen.
Man stelle sich vor: eine Mutter schneidet ihrer eigenen kleinen Tochter die Wimpern kurz, nur weil sie längere hat als sie selbst...
Nie verstanden, nie aufgeklärt, ohne wirkliches Interesse an ihrer kleinen Person, nur mit Reglements versehen, was man zu tun und zu lassen hat, die marode Beziehung ihrer Eltern miterlebend bis zur Trennung... wächst sie heran und versucht nun, ihre eigenen Wahrheiten zu finden, die geliebt-gehasste Mutter zu widerlegen.
Und das nimmt eben teilweise sehr bizarre Formen und Ausmasse an bis zur Promiskuität...
Dass sie dabei sich und auch andere ernsthaft in Gefahr bringt, weiss sie in ihrer Einfachheit nicht.
Verzweifelt setzt sie ihren Kampf fort, die Eltern zu vereinigen, sich die heile Welt zu schaffen, die sie als Kind so vermisst hat und brauchte, aber nie bekommen konnte.
Sogar vor Selbstverletzung schreckt sie nicht zurück, um endlich auch das Interesse der Eltern auf sich zu ziehen...
Diese Geschichte ist ein Schrei nach Liebe, nach Verständnis, nach Aufmerksamkeit ... es ist eigentlich ein Appell.
Ich werde das Buch noch einmal lesen und diesmal noch gründlicher und hintergründiger.
Die Sprache fand ich anfangs auch nicht so gelungen, aber aus der Sicht der Protagonistin gesehen sehr passend.
Ich finde, es ist ein gutes Buch mit einem gewissen Anspruch an den Leser... herauszufinden, welche seelischen Schäden an einem Menschen entstehen können.
"Normal" ist das alles nicht, was die Helen da macht und deshalb schreit der "normale" Mensch auch : ach ist das ekelhaft, das ist ja unglaublich, wer macht denn sowas...mit so einem Schund kann man doch kein Geld verdienen
Nein, Helen ist nicht "normal", sie ist psychisch traumatisiert, fehlgeleitet und süchtig nach Liebe und Anerkennung... Und das ist eigentlich die wahre Geschichte der Helen Memel...