@Porsche314
Meine Meinung dazu: Nur wahres ist wahres, und deine Situation hier hat für mich mehr Warnsignale als eine Baustelle.
1. Zunächst einmal erscheint mir die Dame allgemein nicht so, als wäre sie (allermindestens im Moment) beziehungsfähig. Selbst wenn sie morgen bei dir vor der Tür und übermorgen mit dir vor dem Traualtar stünde, glaube ich kaum, dass die Beziehung besonders erfüllend wäre.
2. Solange man sich nicht getroffen hat, weiß man noch nicht einmal, ob der Funke in der Realität überspringen wird. Ich würde es mir allein schon aus Erfahrung heraus nicht mehr gestatten, mich rückhaltlos in eine Person zu verlieben, bei der ich nicht sicher bin (gar nicht sicher sein
kann), ob sie diese Gefühle überhaupt erwidert.
3. Ja, es mag sein, dass sie dir
sagt, wieviel du ihr bedeutest, aber: Menschen sagen nicht immer die Wahrheit. Und der Umstand, dass sie dich seit einem Jahr faktisch hinhält, ist aussagekräftiger als alles, was sie dir geschrieben hat - wenn du ihr wirklich so wichtig wärest, hätte sie Zeit und Wege gefunden, ein Treffen Realität werden zu lassen. Mache niemanden zur Priorität, der dich nicht auch zu seiner macht. Und selbst
wenn es an ihrer psychischen Situation liegen sollte, dass es ihr unmöglich ist, treffen immer noch alle anderen Punkte auf dieser Liste zu.
4. Generell: Du wärest nicht der erste, der von einer anderen Person warm (und hin-)gehalten wird und dieser emotionalen oder sonstigen Beistand spendet, solange sie sich in einem Tief befindet; aber dann ohne großes Zögern in den Wind geschossen wird, sobald es ihr wieder besser geht. Abgesehen davon: So hart es klingt, aber dass du sie im Moment seelisch unterstützt, ist nicht gleichbedeutend damit, dass du dir damit das garantierte Recht auf eine Beziehung erworben hast, wenn sie bereit ist. Und ich bin der Überzeugung, dass solche Arrangements allgemein eine schlechte Grundlage für Beziehung sind.
5. Du fühlst dich ihr gegenüber in der Verantwortung, weil sie in der Vergangenheit mies behandelt wurde. Warum? Abgesehen davon, dass du nur ihre Seite der Dinge kennst, hat sie sich ihre Partner ausgesucht und nicht du. Um genau zu sein, bist du die Person, die die geringste (eigentlich gar keine) Verantwortung an ihrer Situation trägt. Und selbst wenn du ihr gegenüber eine Verpflichtung hättest, wäre diese schon lange dadurch abgegolten, dass du ihr ein Jahr beigestanden bist und auf sie gewartet hast. Was du im Moment machst (die Aussicht auf andere, aussichtsreichere Beziehungen aufgeben) läuft quasi darauf hinaus, dass du dich selber in Brand setzt, damit es ihr warm wird. Die Frage ist, ob du den Liebesmärtyrer spielen willst, nur damit es ihr etwas besser geht - wobei sie, das möchte ich noch einmal nachdrücklich erwähnen, bisher den Nachweis schuldig geblieben ist, dass sie dieses Maß an Aufopferung überhaupt verdient.
Ich hoffe, dass ich helfen konnte.