Wenn man sich mit der Begrifflichkeit von Panikattacke auseinandersetzt, so stellt man in der tat fest, dass dieser Begriff zu der Angst und Panik im BDSM eher nicht passt, es sei denn es werden Ängste getriggert, die im Leben ausserhalb des BDSM zu entsprechenden Attacken führt.
Ich denke schon, dass meinem Gefühl der Angst und evtl. Panik, die sich auch körperlich bemerkbar macht ... (Engegefühl in der Brust, Hitzegefühl am Kopf ...) nicht nur psychisch erzeugt wird, sondern eine tatsächliche Gefahr, nämlich die der unbeaufsichtigten Fixierung, tasächlich vorhanden und auch körperlich spürbar ist.
Interessant dabei ist aber zusätzlich, dass Wärme das Gefühl beschleunigt, genauso wie Dunkelheit oder verbundene Augen. Ruhige Musik hilft den Moment herauszuzögern.
PaarHerne hat so schön den Vergleich zum Rohrstock gezogen ... Meine Partnerin nennt das so schön den 5 Minuten - Effekt ... fünf Minuten brav, bis dem akuten Schmerz das wohlige Brennen folgt ... so schlimm war es ja gar nicht, nur kurz unerträglich
Der Punkt des "Unerträglichen", als nicht wahrhaben wollen und verhandeln, geht der Akzeptanz und dem Fliegen halt gerne voraus ...
Genau das gleiche dürfte auch mit der Fixierung funktionieren, denke ich mir halt ... jedenfalls ist es bis dahin "geil" und danach auch sehr schnell wieder, so dass man sich schon etwas ärgert sein eigener Spielverderber gewesen zu sein ...
Vertrauen in die Partnerin ist gut. Habe ich auch. Vertrauen kann aber nur so weit zählen, wie das vertrauen auch leistbar erfüllt werden kann. Natürlich ist ein Sturz der Partnerin, oder ein Anfall welcher Art auch immer, eher unwahrscheinlich. Aber ganz ausgeschlossen ist das nun ja auch nicht.
Stand in der Zeitung ... letztens tat sich der Boden auf und hat einen Schüler an der Bushaltestelle verschluckt. Tagebruch ... hätte man ihm das vorher als Gefährdung mitgeteilt, er hätte müde gelächelt ...
Natürlich vertraue ich meiner Partnerin, dass sie alles in Ihrer macht stehende tut, um mich überleben zu lassen. Interessant wird das Spiel aber doch erst wirklich, wenn man nicht weiss, wann dieses Überleben nun wirklich gesichert wird. Wenn die Kräfte langsam nachlassen, die Fixierung unbequem wird ... die Geilheit vor einiger Zeit schon gewichen ist und der Gedanke an die hilflose Situation genau diese Geilheit wieder aufflammen lässt ...
Leider entspringt diesem Flämmchen dann auch die "was wäre wenn - Frage". Irgendwie bekommt man diesen Ernstfall dann nicht aus dem Kopf, steigert sich so weit hinein, dass dann selbst die folgende Anwesendheit der Partnerin nicht mehr hilft "runter" zu kommen ...
Also wir machen auch noch andere Dinge in unserem Leben. Der Leidensdruck es nicht aushalten zu können ist nicht so groß, wie er hier scheinen mag. Unser BDSM ist eher eine Randerscheinung im Leben, die wir vereinzelt geniessen. Es geht eher um eine Weiterentwicklung.
Entwickelt hat sich die Perfektion zur Fixierung ohne aussicht auf Selbstbefreiung. Authentisches Spiel ... es wird nicht "freiwillig" gelitten, sondern wenn es die Situation zulässt und der Leidensdruck scheinbar zu hoch, wird versucht sich zu befreien, bzw. der Situation zu entkommen. Die Befreiung hat in vergangenen Zeiten häufig gut geklappt. Nicht als beabsichtigten Ausweg, sondern eher durch Nachlässigkeit (Schlüssel so liegen gelassen, dass er doch nicht unerreichbar ist, mit einigen Verrenkungen oder List und Tücke, man wird erfindungsreich, Ketten oder Verriegelungen gelöst bekommen.) oder eben mangelnde Technik. Da gab es schon einige Male einen riesen Schreck, wenn der eigentlich fixierte Sub sich leise angeschlichen hat.
Mit der Zeit sind diese Fixierungen aber so ausgereift, dass dieses entkommen nicht mehr möglich ist.
Freud und Leid zugleich.
Alle Vorkehrungen zur möglichen Selbstbefreiung laufen dem Sinn des Spiels entgegen. Haben wir schon versucht, z.B. einen Schlüssel für die Handschellen in einem dicken Eisblock eingefroren, der dann an einem Band zu mir erreichbar herunter fällt. Bringt natürlich Beruhigung, nimmt aber die Hilflosigkeit.
Der beste Kompromiss ist bisher das Smartphone mit Sprachsteuerung und mit einem zweiten Smartphone evtl. als Überwachungskamera, inkl. Ton.
Subbi allein zu Haus ist bei uns nicht in Planung.
Sina hat das so schön beschrieben:
Solange das Kopfkino auf Hochtouren läuft, erträgt der devote Part so ziemlich alles; allein zurückgelassen, bei sinkender Geilheit und dem eventuellen Einsetzen anderer (unerotischer) Gedanken ("Was ist, wenn ich mich jetzt übergeben müsste..." usw.), können sich Platzangst, "aufsteigende Hitze", etc. breit machen. Wenn dann niemand da ist, um zu helfen, dann ist die Gesundheit sicherlich mehr als nur gefährdet. ich würde das gar nicht mal als Angststörung bezeichnen.
Genau die Frage stellt sich ... helfen, aber nicht befreien. Ist schwierig zu unterscheiden, was psychisch ist, und was wirklich körperlich bedrohlich ist. In diesem Moment fällt mir selbst ja die Beurteilung schwer. Meine Partnerin ist natürlich geneigt sich eher pro Befreiung zu entscheiden ...
Wie weit lässt du den deinen zappeln, Sina? Oder packt er das alles locker weg?
Genau das ist ja die Frage.
Wie stellt man fest, bis zu welchem Punkt die Reaktion (wie auch immer man sie bezeichnen möchte) körpelich ungefährdet zu erleiden ist. Technische Hilfsmittel? Herzschlag, Puls überwachen? Vier - Augen Prinzip?
Das Spiel aussetzen ... so häufig probieren wirs ja nicht ... ist nicht die Lösung. Zumal das Gefühl ja durchaus erwünscht ist .