Tür 18...
18. DezemberNoch sechs Tage, dann war Weihnachten! Mia hatte ihre Wohnung nur ein wenig geschmückt, seit sie alleine lebte, war das mit diesem Familienfest nicht ganz so wichtig für sie. Eigentlich hatte sie vorgehabt, am zweiten Weihnachtsfeiertag zu ihren Eltern zu fahren, aber bis jetzt wollte sie nichts fest ausmachen. Sie wusste ja nicht, was David mit ihr plante. Vielleicht würden sie die freien Tage ja gemeinsam verbringen? Mia hoffte es zumindest.
Frisch geduscht stand sie in ihrer Küche, schaute auf ihren Kalender. Zum Glück war heute Freitag, nur noch ein Tag und dann wäre Wochenende. Aber was war das jetzt bitte? Die Nummer 18 war da, Mia knotete bereits die Schleife auf, aber wo war der Zettel mit der 19? Bisher hatte sie sich nie groß darum gekümmert, ob wirklich für jeden Tag ein Briefchen dort hing, aber so langsam wurde der Kalender übersichtlich. Und es hingen jetzt nur noch fünf Zettel daran!
War das schon immer so gewesen?
Mia suchte ein weiteres Mal, auch auf dem Boden und hinter dem kleinen Küchenschrank der unter dem Kalender stand, aber da war nichts.
Sie müsste ihren Herrn fragen, und zwar heute – nicht auszudenken was passieren würde, wenn sie morgen ihren Auftrag nicht wusste.
Sie las den Brief für heute:
„Wir werden heute Abend gemeinsam spielen, ich hole dich um 21.00 Uhr ab!“
Das war aber ein wirklich nichtssagender Auftrag, dachte Mia, das konnte alles und nichts bedeuten. Vielleicht würde sie ja noch eine SMS bekommen, sie hoffte es sehr. Der Tag würde sonst sehr lang und anstrengend werden.
Aber es kam nichts weiter, ihr Handy schwieg den ganzen langen Vormittag, Mia konnte sich immer schlechter auf ihre Arbeit konzentrieren. Sie hatte sich schon so daran gewöhnt, entweder voller Erwartung nervös und aufgeregt die Stunden runterzureißen, weil sie sich ausmalte, was heute Abend oder in der Mittagspause passieren würde, ihr Kopfkino auf Hochtouren – oder aber die Langweile mit anregenden SMS zu vertreiben. Diese kleinen Spielchen hatten ihr den Tag versüßt.
Jetzt schaute sie nur immer wieder auf das Display, um sich dann enttäuscht ihren Bürokram zuzuwenden. Sie war aufgegeilt, sie war bockig, vor allem aber richtig gefrustet. Das Kopfweh war mittlerweile Dauerstammgast, als würde der „Samenstau“ sich in ihrem Kopf abspielen. Ihr Körper fühlte sich fremd an, reagierte auf jede Kleinigkeit mit sexueller Erregung, jede Reibung des Pullovers auf ihren Nippeln ließ diese hart werden, jede Berührung an ihrem Kitzler löste ein geiles Ziehen in ihr aus. Nur mit allergrößter Mühe unterdrückte sie den Impuls, aufzuspringen und sich im Klo zu ficken, sich zu reiben und es sich ordentlich zu besorgen. Verdammt, sie war fast willenlos bereit, sich jedem männlichen Geschöpf an den Hals zu werfen, für einen ordentlichen Fick würde sie so gut wie alles geben. Voller Sehnsucht kreisten ihre Gedanken immer wieder zum Weihnachtsabend. Sie war sich fast sicher, dass er sie dann endlich erlösen würde. Wie oft, wie heftig würde sie kommen, wenn er endlich sein Ok dazu gab?
Früher hatte sie Männer belächelt, die schwanzgesteuert durch die Gegend tigerten, jetzt wusste sie, wie intensiv sich die Lust, die Gier nach Befriedigung auswirken konnten.
Auch in und nach der Mittagspause gab es weiterhin kein Lebenszeichen von ihrem Herrn, Mia wurde zappelig, ungeduldig, fast schon sauer und mehr als zickig. Mittlerweile traute sich keiner mehr, sie anzusprechen, sie spürten, dass heute irgendetwas anders war. Gut so, dachte Mia, sie hätte nicht gewusst, was sie sagen sollte.
Nach der zweiten Neuralgin waren wenigstens die Kopfschmerzen verschwunden, der kleine Döner, den sie sich in der Pause gegönnt hatte, gab ihr ein wenig Kraft zurück. Bis neun Uhr heute Abend musste sie noch warten und hatte keine Idee, was dann kommen würde.
Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Träumen. Es war ihr Chef.
„Frau Englert, sie müssen bitte zu ihrem Auto, anscheinend versperren sie die Einfahrt, wir hatten gerade einen Beschwerde Anruf!“
„Aber ich parke doch wie immer!“, antwortete Mia ehrlich erstaunt, was war das nun wieder? Oder hatte sie vor lauter Träumereien heute etwa falsch geparkt?
„Keine Ahnung, Mia, aber Sie gehen jetzt besser nach draußen und kümmern sich darum. So kurz vor dem Wochenende wäre es nicht ratsam, sich das Auto abschleppen zu lassen, oder?“
„Ja, natürlich, danke Herr Kürten, vielen Dank!“, antwortete sie, noch immer am Überlegen, was heute Morgen losgewesen war und wo sie ihr Auto abgestellt hatte.
Aber es nutzte ja nichts, und die frische Luft würde ihr gut tun. Wahrscheinlich ein Versehen, es war womöglich gar nicht ihr Wagen.
Sie zog sich rasch ihre dicke Jacke an und lief vor die Tür. Normalerweise parkten alle Mitarbeiter im Hinterhof, auf einem extra Parkplatz, und genau dort hatte sie auch heute, da war sie sich eigentlich sicher, ihr Auto hingestellt.
Da auf der Straße weit und breit niemand zu sehen war, lief sie schon leicht genervt den Gehweg entlang, um das Gebäude herum, auf der Suche nach ihrem schwarzen Golf.
Noch immer konnte sie keine fremde Person entdecken, irgendwer musste aber doch angerufen und sich beschwert haben!
Sie schaute sich um, es blieb dabei. Nur die Autos, keine anderen Personen, nichts.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich, aber bevor sie sich herumdrehen konnte, wurde es dunkel vor ihren Augen...