@Brian Lorenzo:
Ich glaube jetzt reden wir nicht mehr aneinander vorbei. Schön. 
In deinem model der Beziehungen und in deinem model der polyamorösen Beziehungen hast du jedoch alle Menschen vereinheitlicht. Für dich ist jede Geliebte, jeder Partner in Beziehungen und jede Liebe austauschbar.
Es wirkt so, nicht wahr?
Gerade das ist es aber ja nicht. Mir ist klar dass man sich in mehrere Menschen gleichzeitig verlieben kann weil jeder anders ist und jeder einen anderen Teil in uns anspricht. Jeder hat Macken, jeder hat tolle Seiten, und jeder Teil von uns sucht etwas anderes, das niemals eine einzige Person erfüllen kann. (ok, sagen wir mal: sehr, sehr, sehr selten.)
Logisch dass sich da auch "Fremdgefühle" regen. Immer wieder.
Ist aber eben die Frage wieviel eine Beziehung wert ist wenn man etwas, das einen selbst sehr belastet, dem Partner vorenthält. Der spürt doch dass irgendetwas nicht stimmt.
ok, wenn er es nicht spürt, kann man vieles auch für sich alleine ausmachen. Aber kann man sich sicher sein?
Egal wieviel man preisgibt: Völlig klar ist für mich dass Lügen definitiv tabu sind. Wenn man also merkt dass der Partner etwas bemerkt hat, dann sollte man auch so ehrlich sein und sagen was einen umtreibt.
Vielleicht nicht vorher (da muss ich dir recht geben).
Aber dann auf jeden Fall.
Eine Beziehung ohne Geheimnisse ist ein Gefängnis und geht mit der Auslöschung der Partner als Individuum einher. Eine solche Beziehung wäre gekennzeichnet durch einen Zwang der Gemeinsamkeit und einer Angst vor Unabhängigkeit.
Aha, das meinst du also!
Jetzt weiß ich auch worauf du die ganze Zeit hinauswillst ...
Du hast recht, eine Beziehung ohne irgendwelche Geheimnisse kann ein Gefängnis darstellen.
Es gibt Pärchen bei denen es nicht so ist (siehe b und b), ist aber tatsächlich sehr selten.
Ich persönlich habe damit kein Problem, weiß aber dass es nicht jedermanns (und jederfraus
) Sache ist.Nur sehe ich das auch nicht gar so eng. Natürlich muss man dem Partner nicht alles sagen! Da war ein heftiger Flirt mit einem Typen letzte Nacht? ok, na und? Wer flirtet nicht gerne?
Da kann ich auch nachvollziehen dass man da nix sagt. Flirts sind schnell Geschichte, am nächsten Morgen oft gar wieder. Wieso etwas ansprechen was eh bereits Schnee von gestern ist.
Da ist ein "hintenrum rauskriegen" aber auch nicht so schlimm. Wenn da irgend ein dritter sagt "du, die hat mit dem und dem aber ganz schön rumgeschäkert gestern", ich sie möglicherweise drauf anspreche und sie sagt "ach der! Ja, der war echt nett. War ein netter Abend" und auf eine eventuell besorgte Frage (wobei ich nicht einmal wüsste ob ich sie stellen würde) ob da mehr los ist "
bist du etwa eifersüchtig? knuff - nein. Er ist schon attraktiv, aber bitte." käme, dann ist ja auch nix passiert.Aber genau das ist halt der Punkt: Solch eine Antwort muss man dann halt glauben können. Wenn man sich aber nicht sicher ist ob doch mehr los ist -sich nicht sein kann- dann kommen Zweifel auf. Und die können tödlich enden ...
Es gehört angesprochen wenn es die Beziehung selbst angeht.
Und jemand der so heftige Gefühle weckt dass man nicht mehr weiß wo oben und unten ist und man mitbekommt dass der Partner es bemerkt - da ist man dann ja bereits mittendrin in den Zweifeln.
Die lassen sich besser ausräumen mit Ehrlichkeit und dem Einwurf "ja, ich bin verwirrt. Aber glaub mir, in meiner Haut würdest du jetzt lieber nicht stecken, denn ich liebe dich, und das ist alles so verwirrend ..."
Es mag dann für zwei schlecht Schlafende sorgen. Aber dann bleibt doch nur eines übrig: Hoffen dass sich alles in Wohlgefallen auflöst.
Tut es das nicht, ist es natürlich schlimm - aber es ist -das ist einfach meine Einstellung - schlimmer wenn da etwas anfängt zu laufen und der Partner erfährt es hintenrum. Ein "ich wollte dich nicht verlieren" ist in dem Augenblick dann doch nur noch der blanke Hohn.
