Ich selbst bin eine ausgesprochene Leseratte und habe auch einiges an "erotischer Literatur" gelesen, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das allermeiste davon platt, zum Gähnen langweilig oder aber so schlecht geschrieben fand, dass es mich eher abgetörnt hat als Lust erregt. Aber das mag auch daran liegen, dass für mich lustvoller und befriedigender Sex niemals personenunabhängig und rein äußerlich motiviert ist, sondern immer eine intensive, mich im innersten berührende, Begegnung, die als Resultante aus der tiefen Beziehung zwischen einander verbundenen Menschen entsteht.
Auch wenn ich weiß, dass dies für viele andere Menschen hier im JC anders ist, bin ich ganz persönlich tatsächlich ein wenig skeptisch, ob das, was Dir vorschwebt, wirklich zielführend sein wird, und stelle mal, mit aller gebotenen Vorsicht und Zurückhaltung, eine andere Betrachtungsweise der von Dir als gegeben mitgeteilten Situation zur Debatte:
Wenn eine Frau keine Lust auf Lust hat, und medizinische Gründe oder Nebenwirkungen von Medikamenten abgeklärt und ausgeschlossen sind, dann hat das meist seine tiefere Ursache darin, dass irgendwas auf der Beziehungsebene nicht rund genug läuft, ohne dass dies den beiden Betroffenen oder auch nur einem von beiden unbedingt bewußt sein muss. David Schnarch macht das in seinen beiden empfehlenswerten Standardwerken sehr eindrücklich und nachvollziehbar klar (
Die Psychologie sexueller Leidenschaft und
Intimität und Verlangen).
Wenn man von diesem "Befund" ausgeht, dann wäre es, um etwas an der Situation zu verändern, aus meiner persönlichen Warte heraus, eher kontraproduktiv, Deiner Frau erotische Geschichten hinzulegen, in der Hoffnung, dass sie dann endlich mal wieder selbst aktiv wird, denn das könnte von ihr auch missverstanden werden als unausgesprochene Kritik, die auf einer subtilen Ebene bereits eine Art "Schuldzuweisung" enthält, und falls das so bei ihr ankommt, gilt: "man merkt die Absicht und ist verstimmt".
Anstatt sie auf diese Weise emotional in eine Ecke zu drängen, in der unterschwellig ihr allein die Verantwortung für den derzeit unbefriedigenden Zustand zugewiesen wird (für wen ist er eigentlich unbefriedigend - nur für Dich oder auch für sie? was genau ist unbefriedigend? Ist es bei beiden das selbe oder sind es unterschiedliche Dinge? - hier ist Differenzierung wichtig!), wäre eine andere Herangehensweise, z.B. die gemeinsame(!) Lektüre der Bücher von Diana Richardson,
Zeit für Gefühle,
Zeit für Männlichkeit,
Zeit für Weiblichkeit. Das klingt jetzt ein wenig aufwendiger, ist es auch, ist aber in meinen Augen lm Hinblick auf eine Lösung, die von Euch beiden gemeinsam und im Austausch darüber erarbeitet wird, was Euch bei der Lektüre denn jeweils bewegt und in den Sinn kommt, längerfristig unter Umständen vielversprechender.
Ich will hier allerdings nicht
und es wurden ja bereits einige schöne Hinweise auf Bücher gepostet und sicher folgen noch mehr. Vielleicht magst Du erst diese mal ausprobieren, und falls das nicht die erhoffte Wirkung hat, kannst Du das, was ich dazu geschrieben habe, ja immer noch als weitere Alternative in Erwägung ziehen.