Rosentod
Leises, fröhliches Summen und Geklapper von Porzellan ist aus der Küche zu hören. Rose bereitet das Frühstück zu und füllt liebevoll Honig und verschiedene Konfitüren in kleine Schälchen. Betörender Duft von frisch gebrühtem Kaffee und warmen Croissants zieht durch das kleine Haus.Ein Stockwerk weiter oben liege ich ruhig und bewegungslos in meinem Bett, während Rose vorsichtig die knarrenden Stufen herauf läuft. Mit einem kleinen Tablett, beladen mit allerlei Köstlichkeiten, steht sie in der Tür und lächelt mich mit strahlenden Augen an. Eine einzelne Rose steckt in einer kleinen Vase. Sie hatte sie heute Morgen kurz nach Sonnenaufgang extra für mich von dem großen Rosenbusch auf der Veranda abgeschnitten. Morgentau glitzert wie Elfenstaub auf den feinen Blütenblättern.
Leise kommt sie näher, doch ich liege noch immer still auf dem Bett. Das Geschirr klappert, während sie das Tablett auf der kleinen Kommode, rechts neben meinem Kopf, abstellt. Zärtlich küsst sie meine Stirn, meine Wangen, meinen Hals. Sie blickt mich an und zieht langsam die Bettdecke herunter. Mit ihrer Zungenspitze gleitet sie langsam über meinen Brustkorb und hinterlässt kleine feuchte Bahnen von süßem Speichel auf meiner Haut. Ihre Lippen umschließen mich saugend, leidenschaftlich. Fingerspitzen krallen sich hoch erregt in meinen Körper, gleichzeitig reibt sie lustvoll ihren Unterleib an mir. Doch all ihre Mühe ist vergebens - ich reagiere nicht und liege einfach nur schweigend auf dem weißen Laken.
Beleidigt zieht Rose die Decke wieder nach oben. Mit einem verächtlichen, fast schon trotzigen Blick mustert sie mich, während sie versucht, mir den frischen Croissant mit süßer Erbeermarmelade in den Mund zu schieben.
Ach Rose, geliebte Rose, wann wirst Du begreifen, dass ich tot bin?