Gedanken nach fast einem Jahr
Hey Du!
Vor fast einem Jahr hat meine Freundin exakt drei Monate vor der Hochzeit die Beziehung beendet. Plötzlich und total unerwartet - jedenfalls für mich. Ich hatte in gewisser Weise Glück, da es ohne Schlammschlachten, Intrigen, Spielchen abgelaufen ist.
Ich bin ein Kopfmensch, habe versucht zu verstehen, Antworten zu finden, zu reflektieren. Viele gute Freunde haben ihre Freundschaft dadurch 'bewiesen', dass sie sich meinen Kummer geduldig, aber auch kritisch angehört haben, mir manches Mal den Kopf wieder zwischen die Schultern gerückt haben. Sie haben mich aufgefangen.
Meine Ex und ich hatten eine alles in allem SEHR gute Zeit - inzwischen ist mir einiges klar geworden: sowohl in Bezug auf unser Zusammensein als auch in Bezug auf ihre und meine Person in dieser Partnerschaft. Das bedeutet Reifen, Weiterentwicklung. Das alles bedeutet natürlich ganz gehörig viel Denk- und Gefühlsleistung, kritische Selbstreflexion. Für MICH war das ein guter Weg, mit dem Schmerz über den Verlust meiner Traumfrau umzugehen, ihn zu kanalisieren. Noch immer bin ich manchmal tieftraurig, dass wir nicht mehr als 'Team' durchs Leben gehen können und glaube, dass sie leichtfertig oder zumindest voreilig diese Beziehung beendet hat.
Mir ist im letzten Jahr klar geworden, dass es natürlich um Ablenkung geht. Den Kopf frei kriegen, nicht nur im Selbstmitleid schwimmen. Trotzdem ist es meiner Meinung GENAUSO wichtig, dem Kummer Raum zu geben und ihn auch zuzulassen. Bei Todesfällen gibt es das tradierte Trauerjahr - ich denke, dass es bei so einem Beziehungsende ähnlich ist: wenn ein ganzes Jahr mit all' seinen 'Heute vor einem Jahr waren wir noch zusammen'-Terminen vorbei geht, wird es einfacher. Inzwischen fühle ich mich wieder ruhiger, bin gelassener, kann nach vorne gucken und finde auch mal wieder andere Frauen als Frauen (nicht als bloß als Mensch) interessant. An eine neue Beziehung ist für mich nicht zu denken - aber wenn es sein soll, dann werde ich vermutlich markerschütternd auf einmal vor meiner Traumfrau stehen. Suchen tue ich nicht danach - dafür ist meine Ex noch zu sehr das Maß der Dinge: sie ist noch stets da, meine grundsätzliche Liebe für sie.
Insofern mein Ratschlag an Dich:
• Lass' Dir Zeit und setz Dich nicht unter Druck
• Nimm' Dir die Zeit zu trauern
• Vielleicht schreibst Du Tagebuch o.ä. => das hilft, um die eigenen Gedanken zu ordnen und Klarheit zu kriegen und zwingt zum strukturierten Denken
• Versuche nicht, nach einfachen Lösungen oder Erklärungen für das Scheitern der Beziehung zu suchen, sondern nimm' es als Chance (dafür ist's im Moment aber sicher noch zu früh), über Dich/Euch/sie nachzudenken
Für die nächsten Monate wünsche ich Dir und allen anderen, die vor solch einem Trümmerhaufen stehen, alles Gute und Trost!
Rob