Die Seiltänzerin
Die Seiltänzerin / Teil 1(Autorin: Kajira_A)
„Auf einem Seil kann ich leicht tanzen, wenn ich denn gesichert bin. Wenn ich mir sicher bin, das mir nichts passiert, und ich nicht herunter fallen kann.
Aber auf einem Seil zu tanzen, wenn ich NICHT gesichert bin, das empfinde ich als Kunst. Und es ist schwer. Wenn nicht gar gefährlich. Unsicher eben…
Und manches Mal fühlte ich mich sicher, obwohl ich es gar nicht war.
Oder ich hab mich unsicher gefühlt, und dabei war ich voll abgesichert. So ist das mit dem tanzen auf einem Seil.“
Ich bin glücklich, das Eigentum meines Herrn zu sein. Er liebt mich, er hält mich und er beschützt mich. Ich bin also gesichert. Es gab eine Zeit, als ich diese Sicherheit hinterfragte.
Und dort fängt meine Geschichte an….
Mein Herr hatte wieder einen langen Arbeitstag. In der Zwischenzeit erledigte ich wie immer meine Aufgaben, die er mir aufgetragen hatte.
Nach meinen Aufgaben hatte ich Zeit für mich. Wir waren auch viel virtuell unterwegs, da wir Menschen suchten, die ähnlich fühlten und lebten wie wir. Aber Menschen, die auch 24/7 und oder TPE lebten, das war wie eine Nadel im Heuhaufen.
Ich machte mir einen Kaffee und setzte mich vor meinen Laptop. Wir hatten da so eine Art Community, wo wir uns bewegten und mit vielen Menschen in den Kontakt traten.
Schien nichts los zu sein und ich wollte gerade wieder offline gehen, als mich ein fremder Herr anschrieb: „ Guten Tag,Kajira! Bitte richte deinem Herrn die besten Grüße von mir aus. Ich würde ihn gerne kennen lernen!“
Wie jetzt! dachte ich. Da schreibt mich ein Herr an, und möchte den meinen kennen lernen?
Über mich schreibt er gar nichts? Merkwürdig…
Ich antwortete nur:“ Werter Herr, danke für ihr Interesse. Ich werde es meinem Herrn ausrichten. Ehrenvoller Gruß“
Binnen ein paar Sekunden kam von ihm eine Antwort mit den Worten: „ Welch ein wohlerzogenes Mädchen! Das zeugt von einer guten Erziehung. Demnach ist mein Gefühl richtig, deinen Herrn kennen lernen zu wollen!“ Und dann war ich wirklich irritiert. Wenn er denn meint, ich sei gut erzogen, weshalb möchte er dann nicht weiter mit mir schreiben und bevorzugt den Kontakt mit meinem Herrn? Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und erzählte dann später meinem Herrn davon. Und am Abend waren wir dann beide online. So kam es, dass mein Herr mit Mr.Unbekannt schrieb. Und das etwa fast 1 ½ Stunden lang! Manchmal schielte ich währenddessen zu meinem Herrn rüber. Seinem Blick nach zu urteilen, war er erfreut über diesen Kontakt. Und ich platzte vor Neugier. Sprach ihn dann später darauf an. Er meinte nur, dass dieser Herr wohl Morgen mit mir schreiben möchte, und dass ich ihm mit einer gewissen Achtung gegenüber treten soll. Das machte mich nun wirklich neugierig und freute mich, als ich am nächsten Abend vor meinem Laptop saß. Wenige Minuten, nachdem ich online war, schrieb er mich an.
„ Guten Abend, Mädchen! Ich hatte gestern ein sehr interessantes Gespräch mit deinem Herrn. Nun ist es an der Zeit, Dich etwas mehr unter die Lupe zu nehmen!“
„Mich mehr unter die Lupe nehmen?“ dachte ich. Und dann waren da in mir ein Engelchen und ein Teufelchen. Das Engelchen meinte: „ Was bildet der sich ein? Von wegen unter die Lupe nehmen!“ Und das Teufelchen in mir schrie: „ Ja, bitte! Nimm mich unter die Lupe!“
Und so begann nun das Gespräch. Und ich wartete, bis Herr Unbekannt, endlich mit dem unter die Lupe nehmen starten würde. Jedoch passierte nichts dergleichen. Er lobte mich immer wieder für mein Verhalten und schien sehr vorsichtig mit mir umzugehen. Irgendwie begann ich dadurch vertrauen zu gewinnen und berichtete ihm von meinen Gefühlen und Sichten. Irgendwann unterbrach er mich und meinte: „ Ich kenne deine Sichten und auch größtenteils deine Gefühlswelt! Ich weiß, wer du bist. So ein Mädchen wie dich zu finden, ist eigentlich ein Glücksgriff. So wie meine Sklavin ein Glücksgriff war. Du kannst ruhig immer ganz offen über deine Gefühle schreiben. Aber das, was ich von dir eh weiß, interessiert mich nicht mehr. Ich möchte, das du dich mir ganz und gar öffnest!“
Dann meldete sich wieder das Engelchen:“ Von wegen! Über mein tiefstes innerstes wirst du sicher nichts erfahren!“ Wohin gehend das Teufelchen brüllte: „ Ja! Das tu ich! Sehr gerne sogar!“
Wenig später meinte er, dass er nun offline gehen müsse, da er noch wichtigeres zu tun hätte. Und schon war er weg. Und ich war irritiert. Wichtigeres also.
Ich redete mit meinem Herrn über dieses etwas seltsame Gespräch. „Wie fühlst du dich?“ wollte er wissen. „Ich weiß es nicht mein Herr. Ich weiß nur, dass ich mich freue, wieder mit ihm zu schreiben“ meinte ich. Mein Herr lächelte.
Am Tag darauf erledigte ich meine Aufgaben, die mein Herr mir aufgetragen hatte. Während ich in der Küche stand, um für meinen Herrn ein Essen zu zaubern, bemerkte ich an mir selbst, das ich an diesen anderen Herrn dachte und mich schon darauf freute, Abends wieder online sein zu dürfen.
So geschah es, dass wieder ein Gespräch zwischen mir und diesem Herrn stattfand. Nur, das es diesmal ganz anders war.
„ Guten Abend; Mädchen! Ich hab bemerkt, dass du ziemlich oft mein Profil besuchst! Erkläre dich!“
Mein Herz rutschte in meine Magengegend und ich fragte mich weshalb. Ich antwortete: „ Das kann ich ihnen nicht genau sagen werter Herr. Ich freue mich immer, wenn sie online sind. Und das schreiben mit ihnen tut mir so gut!“
„Nun hör mal gut zu!“ sagte er scharf. „ Du siehst da etwas in mir, was nicht ist! Du deutest da was falsch! „
Ich schrieb sofort: „ Nein werter Herr. Sie sind wundervoll und sehr liebevoll und geduldig!“
Und dann erschrak ich einfach nur, nachdem ich seine Worte las: „ Dein Herr liebt dich. ICH liebe meine Sklavin nicht! Ich achte sie für das, was sie für mich tut. Aber von Liebe kann man da nicht sprechen! Sollte sie ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen, werde ich sie wegschicken und für Ersatz sorgen!“
Kälte durchströmte mich. Und ich bat um Erlaubnis, das Gespräch beenden zu dürfen. Er gab dem statt. Und ich hasste die Einmischungen von Engelchen und Teufelchen, die nun wieder hervor traten. Das Engelchen sagte:“ Hey, ich bemerke wie deine Gefühlswelt Achterbahn fährt! Das darf nicht sein. Der ist nicht gut für dich. Und er ist ganz anders wie dein Herr“
Und das Teufelchen grinste: „ Wow…DAS ist es! Diese Kälte, die fühlt sich so gut an!“
Ich fing an zu weinen und suchte Halt bei meinem Herrn. Er nahm mich in seine Arme und ich redete wie ein Wasserfall:
„ Warum lässt du das zu mein Herr? Warum soll ich mit diesem Herrn Kontakt halten? Ich spüre diesen Herrn so sehr und ich möchte das nicht! Ich will nur dich spüren mein Herr! Keinen anderen. Er macht etwas mit mir, was ich nicht erklären kann. Und warum liebe ich dich seitdem noch mehr? Warum ist das alles so?“
Mein Herr blieb ruhig und sagte: „ Alles ist gut so wie es ist. Wenn ich bemerken sollte, dass da etwas in Schieflage gerät, hau ich einen Deckel drauf. Aber sei dir bewusst, wir werden dieses Paar irgendwann real treffen. Und du sollst nichts verstecken.
Da stand ich nun, auf einem Seil. War ich nun gesichert? Oder doch nicht? Würde mein Herr mich halten? Ich entschied mich, auf dem Seil zu tanzen, so gut ich konnte. Und wenn nicht, würde ich es sicher lernen, irgendwie.
Das Engelchen sagte: „ Pass auf dich auf!“
Das Teufelchen sagte: „ Tu es, und lass dich treiben.“
Und ich machte mich auf einen mir vorher unbekannten Weg der Gefühlswelten…
Kajira_A