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Boutique Tussi

*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Boutique Tussi
Da ich nicht nur zeichne (unten stehende Illu ist auch von mir),
sondern auch schreibe, hier mal eine Geschichte von mir.
Sie ist nicht sonderlich explizit, also bestimmt nicht FSK18,
sondern eher spielerisch erotisch, aber es geht schon um
LackLederLatex, lesbische Spiele, FemDom und "Tussifizierung".
Ich bin gespannt, ob sie hier "ankommt".
Mode der Boutique Tussi
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Die Stellenanzeige
Kim brauchte einen Job - sehr dringend. Ihr Stipendium war nämlich eingestellt worden. Bis zu ihrem Master war ihr monatlich so viel Geld überwiesen worden, dass sie sich davon ihr kleines WG-Zimmer, die Deckung ihrer Grundbedürfnisse und ein wenig Party, Punkrockmusik und hin und wieder Material für ihr Skateboard leisten konnte. Aber das Thema der Doktorarbeit, an der sie nun zu schreiben begonnen hatte, erschien der Stiftung wohl nicht mehr finanzierungswürdig. Kim trat missmutig gegen eine Kastanie, die sich ihr im Park der Universität in den Weg gelegt hatte. In ihren ausgetretenen Skateschuhen hatte sich etwas Wasser von den Herbstpfützen gesammelt, und die feuchtkühle Luft ließ sie frösteln. Sie trug eine halbwegs enge Jeans, die so zerrissen war, dass es nicht modisch aussah, einen schwarzen Kapuzenpulli und ihre Lieblingsjacke, eine schwere schwarze Bikerlederjacke, so wie sie anno dazumal die Ramones trugen.

"Ich brauche auch neue Skateschuhe", dachte sie, "oder zumindest sollte ich für Spaziergänge nun meine Springerstiefel anziehen." Aber, dass sie sich gerade keine neuen Schuhe leisten konnte, war nur die Spitze des Eisbergs. Wenn sie nicht bald einen guten Job hatte, würde sie sich die Miete nicht mehr leisten können, und würde die Doktorarbeit abbrechen müssen. Und wenn es schon im allgemeinen im Moment schlecht aussah, Arbeit zu finden, so galt das in ihrem Fall besonders: Einen ganz einfachen, schlecht bezahlten Job konnte und wollte sie nicht machen, weil der soviel Kraft und Zeit rauben würde, dass sie dann niemals die Energie für ihre Doktorarbeit würde aufbringen können. Sie hatte einmal versucht zu kellnern, hatte aber schnell festgestellt, dass sie sich dafür überhaupt nicht eignete. Und das schlimme war, sie hatte auch sonst nichts gelernt, was sich irgendwie dafür einsetzen ließ, in wenigen Stunden pro Woche ordentlich Geld zu verdienen. Ein Skater-Kumpel studierte Informatik und fand immer Programmiererjobs. Eine Freundin war Hobby-Fotografin mit einer tollen Kamera und hat nebenbei für die Zeitung oder auf Hochzeiten fotografiert. Kim aber forschte im Bereich Gender-Studies, fuhr fast jeden Tag Skateboard, ging hin und wieder zu einer Polit-Gruppe und am Wochenende gern auf Punkrock-Konzerte oder Lesben-Partys. Alles nicht gerade Beschäftigungen, aus denen frau viel Geld machen könnte. Im Skaterladen und Independent-Musikgeschäft will ungefähr jeder arbeiten, der dort einkauft, und wer dort arbeitet, macht dies auch eher für den "Ruhm" als für Geld, und in der Polit- und Lesben-Szene sah es noch schlimmer aus. Es hatte den Eindruck, dass Kim sich in Kreisen bewegte, in denen es quasi nur ehrenamtliche Tätigkeiten gab.

Der warme Kakao in ihrem Lieblings-Studicafé tat ihr gut. Der war wenigstens fair, im Gegensatz zum Rest der Welt. "Du bist doch so ein Multi-Talent!", hat ihre Mitbewohnerin Kathrin gesagt. "Ja, ich kann viel, aber nichts richtig", dachte Kim, während sie wieder einmal die Stellenanzeigen der Stadtillustrierten durchsah. "Ich kann ordentlich englisch, aber nicht gut genug, um mit Business-Englisch-Unterricht gutes Geld zu machen, ich kann etwas programmieren und fotografieren, aber natürlich nicht so gut wie Lutz und Nele, ich bin künstlerisch begabt, aber um mit Kunst Geld zu verdienen?" Skateboard fahren lernen wollte nun wirklich niemand von ihr, geschweige denn etwas für ihr enzyklopädisches Wissen über Queer-Filme bezahlen. In der Schule hatte sie in jedem Fach eine 1 oder 2, ohne dass sie viel dafür tun musste, aber auch ohne dass sie sich für ein Fach so interessiert hätte, um darin besonders aufzufallen, wie diese Physiknerds, die immer bei Jugend-Forscht gewannen.

"Multitalent gesucht ..." stand da. Kim musste wider willen grinsen. "... in der Boutique NANA, Worthstraße 5. Wir brauchen eine schnelle, flexible Alleskönnerin für Computer-, Foto-, Gestaltungs- und Übersetzungs-Arbeiten, 15 Stunden die Woche, gut bezahlt." - "Meine Güte", dachte Kim, "als ob das für mich ... naja, die brauchen bestimmt einen Profi. Aber für 15 Stunden? Das klingt schon nach 'nem Studentenjob ... Boutique NANA? Eine Boutique ist wohl der allerletzte Ort, an dem ich eine Arbeit suchen würde. Wo ist überhaupt die Worthstraße? ... Ah ja, eine Nebenstraße im Zentrum. Boutique ... kein Wunder, dass ich da noch nie 'was von gehört habe." Kim hasste nämlich Tussis über alles. Und hieß "Nana" nicht Tussi auf französisch?
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Das Vorstellungsgespräch I
Dennoch stand Kim eine halbe Stunde später in der Worthstraße. Ihren Lebenslauf und Kopien ihrer Zeugnisse hatte sie in der letzten Zeit eh sicherheitshalber dabei. Sie starrte auf die lila leuchtenden Lettern des NANA-Schildes und den glitzernden Overkill im Schaufenster. Es gab wohl verschiedene Arten von Boutiquen, aber diese übertraf ihre schlimmsten Erwartungen. "Zumindest ist die Boutique klein und somit offenbar kein Teil einer Kette", dachte sie sich, um sich so wenigstens einen Grund an den Haaren herbei zuziehen, damit sie nicht direkt auf ihrem nicht vorhandenen Absatz umzukehren würde. Kim schluckte also und betrat eine Welt, die sie bisher wohlweislich gemieden hatte.

Ein Geruch nach Synthetik schlug ihr entgegen, und die nahezu kreischenden Farben 'unterstützt' von Glitter und Glanz waren überwältigend. Überlegungen, was sie fragen wollte, waren schlagartig vergessen, denn zunächst stand sie da, ließ ihren Blick wandern, ging dann langsam durch die Reihen eng hängender Kleidung, ließ verblüfft ihre Finger über die Ärmel und Rocksäume gleiten. Hier gab es nichts, was sie trug - keine Jeans, keine flachen Schuhe, weiten T-Shirts oder Kapuzenpullis, kein Schwarz, Dunkelblau oder Grau, offenbar nicht einmal das Material Baumwolle - nur Sachen aus Synthetik, Leder, Kunstleder, Plastik, und alles viel zu eng, knapp und grell in modeopferartigen Schnitten und teils mit peinlichen girlyhaften Aufdrucken. Es gab auch Jacken - Kim mochte Jacken, sehr gern sogar, sie liebte ihre Ramones-Lederjacke - hier aber hingen Girly-Karrikaturen dieser: enge kurze Bikerjacken aus Lackleder in weiß, beige, rosa und ... pink! Kim hielt ungläubig einen der steifen glatten Ärmel in der Hand, als sie eine glockenhelle Stimme aus ihrer Trance riss:

"Hiii, kann ich dir helfen?" Offenbar war sie eine Spur zu hektisch herumgewirbelt, weil das Wesen, das diese Frage gestellt hatte, erschrocken zusammenzuckte. Es wirkte im Vergleich zu Kim wie eine andere Spezies, schon dadurch, dass sie Körpermaße wie ein Laufstegmodell hatte. Kim maß 1,60m und war sportlich schlank, aber die Blondine vor ihr war durch ihre hohen Absätze mehr als einen Kopf größer als sie und zerbrechlich dünn, was durch ihre engen Sachen noch unterstrichen wurde: Weiße hochhackige und spitze Lederstiefel, die ihr bis zum Knie gingen, eine silberne hautenge Leggings, darüber eine pinker Nietengürtel, den Kim fast cool fand, ein weißes enges Synthetic-Top mit der pinken Aufschrift "Princess" und eine pinke bauchfreie Kunstlederjacke. Ihr Gesicht wirkte gleichzeitig süß und frech, was ihr den Ausdruck einer verwöhnten Göre gab, und in ihren platinblondierten Haaren steckte tatsächlich ein silbernes Plastik-Prinzessinnen-Diadem. Kim muss einen Moment zu lange gestarrt haben, denn das Wesen kicherte jetzt offenbar über sie. Um ihren Hals trug sie ein pinkes Halsband mit silbernen Buchstaben, die den Namen NIKKI formten. "Entschuldige ..." brachte Kim leise hervor. "Ich ... bin eigentlich hier ... wegen der Anzeige." Und als Nikki darauf nicht wirklich reagierte, ergänzte sie: "Kann ich deinen Chef oder deine Chefin sprechen?" Jetzt klarte Nikkis Gesicht wieder auf. "Oh, klar, komm mit!" Und schon stakste sie voran mit ihren unglaublich langen Beinen und silbern glänzenden Pobacken, die etwa auf der Höhe von Kims Bauchnabel waren. Hinter der kleinen Ladentheke war eine Tür und dahinter ein Gang mit einem kleinen Lager und einem noch kleineren Büro.

Die Chefin sah so aus, wie Nikki vielleicht in zehn Jahren aussehen würde: Auch sie war recht groß und sehr schlank, nur nicht mehr so übertrieben mangaesk wie die Anfang 20 jährige Verkäuferin, hatte blondierte, aber nicht platinierte, Haare und ihr ebenmäßiges Gesicht wirkte durch eine kleine schwarze Hornbrille forscher, vielleicht sogar ein wenig streng. Dadurch, und durch den Schnitt ihrer Kleidung könnte man ihr den Typ "junge gutaussehende Geschäftsfrau" zuweisen, wenn nicht ihr Businesskostüm komplett aus engem roten Leder gewesen wäre. Ihre knieehohen Stiefel waren so hochhackig und spitz wie Nikkis und passend zur Brille schwarz. Als sie Kim sah, hob sie leicht eine Augenbraue und lächelte auf eine Weise, die durchaus frech wirkte.
*********eber Paar
1.244 Beiträge
Erfrischend und locker erzählt...
entführst Du uns in eine Welt, wie sie gegensätzlicher und widersprüchlicher wohl kaum sein könnte. Interessante Charaktere, eine angenehme und flüssige Sprache voller Charme und Witz und ein überaus reizvolles Grundszenario machen uns Lust, mehr von Kim und ihren Erlebnissen zu lesen. Also uns gefällt's auf jeden Fall... *g*
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Oh, vielen Dank
... für dieses sehr nette Kompliment!
Und vielen Dank auch für eure "Likes".
Dann erzähle ich mal weiter:
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Das Vorstellungsgespräch II
"Mein Name ist Kim Möglich ... ich bin aufgrund Ihrer Anzeige im Stadtmagazin hier ... diese Tätigkeiten, die Sie dort erwähnen, die kann ich alle." Damit eröffnete Kim das Gespräch so kühn wie möglich und ließ sich dann dankbar in den zweiten Bürostuhl sinken, den ihr die Chefin anbot. "Natalie Ivanova" versetzte diese und erklärte dann akzentfrei: "Das hier ist mein kleiner Laden. Es gibt kein großes Unternehmen hinter mir, sondern nur diese Räume, zwei Computer, mich und zwei Verkäuferinnen." Sie lehnte sich zurück, wobei ihr Lederkostüm leise raschelte. "Es müssen aber dennoch weitere Arbeiten gemacht werden, für die die großen Boutiquen Spezialisten haben: Webmaster, Fotografen, Schaufenstergestalterinnen, Bürokräfte mit Englischkenntnissen. Ich kann aber dafür nicht vier Personen einstellen und es gibt nicht einmal genug zu tun, um eine Person Vollzeit zu beschäftigen. Pro Woche fällt aber etwa 15 Stunden Arbeit in diesen Bereichen an, und ich habe genug zu tun mit den Geschäften und meine Verkäuferinnen können das nicht. Es ist schwierig, gute Leute zu finden, die für so wenig Zeit arbeiten und vor allem jemanden, der das alles kann."

Kim legte ihr vorsichtig ihre Papiere auf den Tisch. "15 Stunden pro Woche wären perfekt für mich, denn ich schreibe gerade meine Doktorarbeit und sollte daran 25 Stunden pro Woche sitzen. Meine Literatur dafür ist komplett auf Englisch, ich habe an einer Webseite, hm ... im politischen Kontext, mitprogrammiert und ich fotografiere hobbiemäßig, habe aber keine gute Kamera." Als Frau Ivanova mit ihren langen roten Krallen nach den Zetteln griff, knarrte ihre Lederjacke wieder leise. Sie überflog Kims Unterlagen offenbar nur, und hinter den Zetteln sah man wieder eine Augenbraue hochgehen. "Eine gute Kamera habe ich, und ich brauche auch keinen Profi-Webmaster, nur eine repräsentative Frau, die das alles kann und flexibel vor Ort arbeitet, also zum Beispiel direkt, wenn neue Teile eintreffen, eine der Verkäuferinnen darin fotografiert und das Bild sofort auf unsere Webseite setzt ... 'Foto-Dokumentation von Castor-Blokaden und Queer-Demonstrationen im Netz' steht hier - ganz schön verwegen, so was in den Lebenslauf zu setzen, aber genau so jemanden brauche ich!"

Die Chefin lächelte sie herausfordernd an, und Kim musste auch lächeln. "Nur habe ich noch nie in einer Boutique gearbeitet, geschweige denn überhaupt eine betreten." Frau Ivanova legte Kims Zettel zu ihren Unterlagen. "Das sieht man, und so wie du aussiehst, wirst du das auch nicht tun können." Sie wies auf ihr rotes Lederkostüm. "Schau mich an, ich trage jeden Tag meine Ware und meine Verkäuferinnen tun dies auch. Aber nicht so wie bei den großen Ketten, wo die Verkäuferinnen das reduziert kaufen müssen. Ich bekomme bei jeder Kollektion Promotionsware, und die wird für Fotoshootings, Schaufenster und für uns genommen. Wir repräsentieren die Boutique NANA."

Kim starrte auf das enge rote Leder, dachte zusätzlich an Nikkis silbernen Po und musste schlucken. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Allein der Gedanke, überhaupt in einer Boutique zu arbeiten, war ihr so absurd vorgekommen, dass sie offenbar völlig verdrängt hatte, dass dort nicht nur Verkäuferinnen, sondern auch "Multitalente" eine Kleiderordnung zu befolgen hatten. Und sie führte noch aus einem anderen Grunde das Gespräch zunächst nicht weiter. Sie fragte sich nämlich, warum sie diese Geschäftsfrau, diese Modetussi erregte. Sie stand doch eigentlich auf toughe Lesben in Lederjacken ... "Verflixt - tough ist diese Frau, eine Lederjacke trägt sie auch, und sie sieht verdammt gut aus. Vielleicht doch nicht so verwunderlich." ... Außerdem, waren diese Bedingungen perfekt: Zeitlich passend, flexibel, abwechslungsreich, sogar kreativ, und ihre politische und sexuelle Ausrichtung schreckten die Frau nicht ab.

"15 Euro pro Stunde biete ich dir an," Kim hatte so lange geschwiegen, dass die Chefin weitergesprochen hatte, "meine Verkäuferinnen bekommen deutlich weniger." Kim schwieg immer noch, denn sie rechnete kurz nach. "Das würde reichen im Monat", dachte sie, und dann wurde ihr klar, dass sie die Phase des Informierens längst hinter sich gelassen hatte, und gerade überraschend und plötzlich einen Job angeboten bekommen hat. "Meinen Sie ..." fragte sie ungewollt leise und krächzend "... dass ich eine Probewoche machen könnte?" Natalie Ivanova lehnte sich zurück und grinste breit. "Das meine ich, denn ein langes Gespräch kann nicht herausfinden, ob du zu uns passt." Sie lehnte sich wieder nach vorn und streckte die Hand aus. "Also Kimberly, ich bin Natalie und was sagst du zu drei Tagen in der Woche a fünf Stunden?" - "Kim ... ist keine Abkürzung von Kimberly, ich heiße einfach Kim," antwortete diese und nahm die Hand an. "und ich könnte ab Samstag beginnen. Ich habe nur noch Mittwoch und Freitag Uni, und arbeite die meiste Zeit zu Hause an meiner Arbeit, bin also Montag, Dienstag, Donnerstag und Samstag flexibel." Frau Ivanova hielt ihre Hand recht lang fest. "Sehr gut. So eine Flexibilität habe ich mir erhofft. Dann kommst du am Samstag von zehn bis drei, und Montag und Dienstag auch, und Ende nächster Woche entscheiden wir, wie es weitergeht, in Ordnung?"
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Selbstreflexion
In der Nacht auf Freitag hatte sie schlecht geschlafen und an der Uni war sie nicht wirklich konzentriert. Kims Gedanken drehten sich um die Frage, worauf sie sich, durch ihre aus der Verzweiflung heraus getroffene Blitz-Entscheidung, dieses abwegige Jobangebot anzusehen, hier eingelassen hat, und sie klangen in etwa so: "Eine Probewoche - nicht mehr ... in einer Boutique? Wo das Frauenbild eingekleidet wird, was ich ablehne? - Aber was heißt das eigentlich? Klar habe ich schon immer gelästert über ... Modetussis, blonde Dummchen und Discogirlies ... und später konnte ich das auch wortreich politisch begründen. Aber gleichzeitig argumentiere ich gern gegen Gleichmacherei, Vorurteile und Klischees. - Worum geht es mir denn nun? Dass ich da was unterstütze, was ich nicht gutheiße? Ein angepasstes Frauenbild? Meine Güte - was heißt denn genau? Oder geht es eher darum, dass ich Angst habe, da nicht 'reinzupassen, oder sogar davor, was meine Freunde sagen, wenn die hören, was ich für einen Job gefunden habe? Und genau gegen so ein Angepasstsein, dass man Ängste vor der Reaktion der Außenwelt hat, bin ich doch auch immer gewesen! Also sollte ich vielleicht gerade deshalb? ... Mist, jetzt stürzt mich dieses Angebot einer Probewoche schon in eine Selbstreflexion ..."

Kim fiel auch auf, dass sie an diesem Freitag besonders oft in die Spiegel schaute, denen sie in der Uni oder zu Hause begegnete. Dort schaute ein trotziges Gesicht zurück: blass mit leichten Sommersprossen, große grünblaue Augen, eine etwas zu süße Nase und ein frecher Mund mit einem Ring mitten in der Unterlippe. Auch an den Ohren hatte sie ziemlich viele Ringe, und ihre dunkelblonden Haare waren glatt und gingen nur so weit über die Ohren, dass sie sie gerade dahinter stecken konnte. Beim Skaten trug sie manchmal ein dünnes ledernes Stirnband. Am Abend war sie beim Gedanken an den morgigen ersten Probetag durchaus aufgeregt. Allerdings war ihre Entscheidung mittlerweile klar: Sie würde diesen Job ausprobieren wollen. Schon, um sich ihren Ängsten und Zweifeln zu stellen. Um nicht Klischees zu folgen. Um ihren Horizont zu erweitern. Ja, so hatte sie es sich zurecht gelegt. Das war ihr Plan. Vor dem Einschlafen dachte sie daran, dass sie dann auch die elegante Chefin und die superblonde Verkäuferin wiedersehen würde, und diese Gedanken waren nicht nur von negativen Gefühlen begleitet. Und am Samstagmorgen zog sie sich bewusst rebellisch an: Einen schwarzen Retro-Slip mit Totenköpfen, schwarze Tennissocken, ihr dunkelblaues "Crasher"-Shirt, ihre grünbraune Flecktarn-Armeehose, einen ollen schwarzen Pulli und ihre geliebte schwere Ramones-Lederjacke. Sie starrte finster in den Spiegel und fühlte sich, als würde sie in eine Schlacht ziehen. So entschied sie auch, nicht mit dem Fahrrad, sondern mit Skateboard den Bus zu nehmen, um demonstrativ die letzten Meter zur Boutique rollen zu können.
*********eber Paar
1.244 Beiträge
Ja, dann...
Auf in die Schlacht, Kim!

*top*
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Promotionsware
In derselbigen war Nikki gerade bei der 'Beratung' zweier junger Frauen, so dass Kim mit klopfendem Herzen einfach zu den Hinterräumen durchmarschierte, und von Frau Ivanova ein grinsendes "Oh, ziehen wir in die Schlacht?" zur Begrüßung bekam. Diese trug heute ein elegantes, schlichtes und sehr enges schwarze Lederkleid mit langen Ärmeln und knielangem Rock. Dafür waren diesmal die Stiefelletten rot, und wieder passte die Brille dazu. "Die macht wirklich ernst", dachte Kim und musste auch grinsen. "Guten Morgen, ich muss zugeben, ich bin ganz schön aufgeregt." - "Musst du nicht sein, stell einfach dein Rollbrett hier ab und zieh dich im Lager um. Such dir 'was passendes aus dem Regal mit der Aufschrift 'Promotionsware'. Deine Sachen kannst du in den Schrank hängen, wo 'privat' darauf steht. Wenn du fertig bist, erkläre ich dir alles."

Promotionsware ... Kim stöberte mit spitzen Fingern in den grellen glänzenden Sachen. Alles fühlte sich seltsam an, künstlich, glatt, ganz anders als die Sachen in ihrem Kleiderschrank, aber nicht schlecht, eher wie aus einer fremden Kultur. Sie wollte aber nicht ihren Körper in einem hautengen Glanzkleid oder ebenso einer Glanzleggings zeigen, soviel stand fest. Somit zog sie ein Kleid aus dem Stapel, das bei einer großen Frau wohl recht kurz war, aber nicht eng, sondern babydollartig mit großen Vollants locker um den Körper fiel. Es war von metallisch glänzendem Lila und sah aus wie Bonbonpapier. Ihre Hand strich über das Material und ein sonderbarer Schauer durchfuhr sie - "Meine Güte, ich bin wirklich aufgeregt." Daraufhin zog sie sich übersprungshandlungsartig schnell aus, bis sie nur noch ihre Socken und Unterhose trug. Die wollte sie anbehalten, um wenigstens ein wenig ihrer eigenen Sachen an sich zu haben, zu sehen war das ja eh nicht. Fröstelnd nahm sie wieder das bonbonartige Kleid in die Hand. "Was aber dazu? Das musst ja passen! So wie die Ivanova gekleidet ist, achtet sie darauf. Außerdem will ich eine Jacke. In Jacken fühle ich mich sicher."

Da war sie wieder, die Karikatur ihrer Biker-Lederjacke: Zu kurz, zu eng und aus beigem steifem Lackleder. Und standen da nicht glänzende beige Ankle Boots mit zum Glück nur halbhohem Absatz in einem viel zu süßen Cowboystiefelstil? Kim nahm zitternd eine der Stiefelletten ("Cowgirlstiefelchen" kam ihr verächtlich in den Sinn) auf und verglich Farbe und Material mit der Jacke: Identisch! - Sie atmete tief ein, denn sie wusste, dass die Entscheidung damit getroffen war und ließ sich das glatte Kleid über den Oberkörper gleiten. Von innen fühlte es sich genauso glatt an, was ihre Nippel hart werden ließ. "OK, nicht zu eng und nicht zu weit. Ich schaue aber erst gleich in den Spiegel, wenn ich komplett angezogen bin." Schnell stieg sie daher in die Stiefelletten in ihrer Größe und zog dann die Jacke über. Diese war viel zu eng, das war zumindest ihr Gefühl, obwohl die Größe schon ihre war. Es war aber auch keine größere da. Kim biss sich auf die Unterlippe, denn dann musste es das wohl jetzt sein. Sie atmete noch einmal tief ein, und dann drehte sie sich zu dem Spiegel des Lagerraumes um.

Eigentlich sollte einer Mitzwanzigerin, die es als Jugendliche gewagt hatte, in die Jungswelt des Skatens einzudringen und als 20-jährige erfolgreich ihr coming-out hinter sich gebracht hatte, nicht mehr viel peinlich sein. Bei dem Anblick aber kam dieses in Vergessenheit geratene Gefühl mit voller Wucht zurück: Sie sah aus wie ein Bonbon! Wie ein Model, dass den neuesten kreativen Wahnwitz aus Mailand vorführen muss. Kim kam sich total verkleidet vor. Die Jacke sah viel zu klein, eng und kurz aus, zudem glänzte sie, als wäre sie flüssig. Ihre Stiefel waren eine süße Lächerlichkeit und dieses Kleid erinnerte irgendwie an geschmacklosen Weihnachtsschmuck. Sie schaute lieber weg von dem Spiegel und zog die Augenbrauen mürrisch zusammen. Ihr Herz klopfte wie wild und dann ging sie mit leicht rotem Kopf zu Frau Ivanova zurück.

"Süß!" kam schrecklicherweise von dieser. "Eine tolle Farbkombination, Kimberley." - "Eigentlich heiße ich ja Kim", brachte diese knurrend hervor, woraufhin die Chefin schelmisch antwortete: "Na, jetzt siehst du eher aus wie eine Kimberley, oder?" Das konnte Kim nicht abstreiten. Dann nahm sie Frau Ivanova aber nach vorn in den Laden, zeigte ihr die Dateistruktur des Computers, die Zugangscodes und in der Schublade unter dem Rechner die Kamera und alle möglichen Anleitungen. "Mach dich mit der Webseite vertraut, änder' gern 'was, probier' die Kamera aus - Nikki steht dir gern Modell - setz' ein paar neue Bilder auf die Seite, und für die englischen emails kommst du zwischendurch in mein Büro, OK?" Ja, diese Frau war wirklich geradeaus und hatte Ansprüche, aber gefordert zu werden, gefiel Kim, und so begann ihr erster Probetag in der Boutique Nana.
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Probesamstag
Nikki war nah an sie herangekommen, sehr nah. Kim konnte ihr Parfum riechen, dass sie irgendwie an ihre Kindheit erinnerte, an Erdbeer-Kaugummi und billige Spielzeugpuppen aus Souvenierläden. Nikki war so nah, dass es Kim eigentlich unangenehm sein musste, aber das war es ihr irgendwie nicht. Sie berührte Kims Beine mit ihren dünnen glänzenden Stelzen und ihre kleinen festen Brüste schmiegen sich an Kims Schultern. Kim lief ein Schaudern durch den ganzen Körper, als sie dann warm in ihr Ohr hauchte: "Komm, lass uns zu Natalia gehen, zum spielen!" Kim drehte sich zu ihr um, sodass ihre Gesichter direkt voreinander waren: "Spielen, was meinst du damit?" Doch, obwohl sie gar nicht mit Nikki losgegangen war, war es, als würde sich der Fußboden bewegen, und die beiden direkt in Frau Ivanovas Büro fahren. Das Büro allerdings sah gar nicht so aus wie sonst. Es war riesig groß, und da war auch kein Computer und Schreibtisch, kein Schrank und kein Kalender. Stattdessen stand da ein riesiges Bett, überzogen mit einem stark glänzenden pinken Laken, die schwarz überzogenen Wände glänzten auch und gaben dem Raum eine Atmosphäre einer stylischen Gummizelle für ein Musikvideo. Und mitten auf dem Bett thronte Frau Ivanova in einem glänzenden lila Vampirkleid und sprach mit einer Stimme, die aus dem tiefsten Transsylvanien zu kommen schien: "Koommt Kindärr, kommt rrein zum spiielän!"

Kim wachte erschrocken auf, ihre Hand lag auf ihrem Schritt. "Was war das denn für ein Traum?". Dabei war ihr Probesamstag doch ganz nett gewesen: Sie hatte sich schnell daran gewöhnt, in der püppchenhaften Kleidung herumzulaufen, denn es gab genug zu tun: Zuerst war sie die Quellcodes der Webseite durchgegangen und hatte dabei die eine und andere Ausbesserung vorgenommen. Sie freute sich, dass es hier etwas zu tun gab, denn die Seite war offenbar 'mit der heißen Nadel gestrickt' worden. Währenddessen hat Nikki im Laden herum geräumt, Kundinnen beraten oder sich mit ihr unterhalten, und das war gar nicht so schlimm wie befürchtet gewesen, denn Nikki mochte zwar eher naiv, ungebildet und an Äußerlichkeiten interessiert sein, aber dafür war sie ehrlich, interessiert und durchaus witzig, was Kim von einigen ihrer ach so intellektuellen und politischen Bekannten nicht behaupten konnte. So hatte Nikki sie zu ihrem Studium und ihrem Skateboard befragt und sich bei Kims Erklärungen ehrlich beeindruckt gezeigt, was diese durchaus überrascht hat. Sie selbst wäre nur ganz gut im Modeln, setzte Nikki fast bescheiden dagegen.

Und das das durchaus Bescheidenheit war, hat Kim darauf erfahren: Nikki hat sie nämlich ermuntert, ein paar Fotos von ihr zu schießen in den neuen 'Sportjacken', die eingetroffen waren. Für welchen Sport frau sich auch immer in bauchfrei glänzende pastellfarbene Nylonjäckchen zwängen würde ... zu Nikki und ihrer silbernen Leggings in den weißen, alles andere als sportlichen, Highheelboots passten sie auf jeden Fall. Und Nikki schaffte es irgendwie, mit durchaus albernen Posen und theatralischen Gesichtsausdrücken, auf jedem Foto gut auszusehen. 'Mal riss sie Mund und Augen erschrocken auf, dann stand sie pseudo-mürrisch mit verschränkten Armen, zerfurchter Stirn und Schnute da - was sie auch tat, sie gab damit jedem Foto ein Hauch von Modemagazin. Die wirklich gute Kamera und die Lichtanlage, die auf Funk auslöste, tat ihr übriges dazu. Es machte richtig Spaß, mit verschiedenen Farbfiltern über den Scheinwerfern zu experimentieren. Und zu allem kicherte Nikki und Kim kam sich vor wie ein Profi aus Paris.

Und zum Abschluss hat sie dann noch zwei emails für Natalia auf Englisch verfasst. Und dabei war diese diejenige, die Kim ganz schön nah gekommen war. Sie hat sich dabei nämlich über Kims Schulter gelehnt, ihre Haare darüber fallen lassen, ihr Lederkleid an Kims Lacklederjacke knartschen lassen und dazu ihr Duft nach teurem Parfüm und Leder - dabei war es gar nicht so einfach, sich zu konzentrieren. Die emails sind ihr aber dennoch offenbar gelungen, Frau Ivanova war zufrieden und auch Nikki behauptete, dass sie sich auf das Wiedersehen freue. Als Kim wieder in ihren eigenen Klamotten und mit ihrem Skateboard bewaffnet auf der Straße war, war sie kurz davor, eine martialische Sportler-Siegesgeste zu machen, so sehr freute sie sich darüber, diesen ersten Probetag so gut hinter sich gebracht zu haben.

Zu der kleinen Party einer der 'Politlesben' war Kim am Samstagabend nicht mehr gegangen. Stattdessen wollte sie lieber mit ihrer Doktorarbeit weiterkommen. Das sollte aber am Samstagabend auch nicht ganz lustlos sein, also hat sie sich ein Baguette, Schafskäse und Rotwein dazu genehmigt, der möglicherweise ein wenig Mitschuld an dem seltsamen Traum hatte. Und am Sonntag hat sie weiter geschrieben, ein wenig geskatet und ist dann abends von ihrer Mitbewohnerin Katrin über ihren ersten Arbeitstag ausgefragt worden, was ihr ein bisschen peinlich war, denn dort nannte sie die Boutique 'Bekleidungsgeschäft' und ließ die Beschreibung der betörenden Kollegin und Vorgesetzen lieber erst einmal aus, sondern betonte die durchaus vorhandenen Ansprüche im Umgang mit Webseite, Kamera-Equipment und Business-Englisch. Das entsprach zwar der Wahrheit, war aber nur ein Teil des Grundes, warum sich Kim irgendwie darauf freute, am Montag wieder zur Boutique Nana zu gehen.
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Scenequeen I
Als Kim am Montagmittag an der Boutique eintraf, stand Frau Ivanova selbst im im Verkaufsraum: "Hallo Kimberly, komm rrein." Sie lächelte ermunternd und kam auf Kim zu. Heute war sie ganz in braun gekleidet: mit einer engen dunkelbraunen Lederhose und einem hellbraunen Pullover mit Fledermausärmeln. Auch ihre Stiefel waren hellbraun und wieder hochhackig, aber diesmal nicht eng, sondern aus weit geschnittenem dicken Leder im Cowboystil. Passend dazu hatte sie sich zwei kleine Zöpfchen an die Schläfen geflochten und ihre Brille war diesmal dunkelbraun sowie das dünne Lederhalsband mit 'Natalia", was sie um ihren Hals trug. "Hallo Natalia, verkaufst du heute?" - "Neinnein, 'ch bin nur am Morrgen hier, da ist ja nicht viel los, glaich kommt Miyu" - "OK, dann geh' ich 'mal nach hinten und zieh mich um, ja?" Kim ging an Frau Ivanova vorbei in die Hinterräume und wunderte sich darüber, dass sie am Samstag gar nicht bemerkt hatte, dass diese ja doch mit leichtem Akzent sprach, aber der erste Tag war ja auch aufregend genug gewesen. Sie warf einen kurzen Blick in das Büro, das zum Glück nicht wie ein schwarz-pinkes Latexspielzimmer aussah, grinste kurz über diese Erinnerung und ging dann in den Lagerraum zur Promotionsware.

Also heute nicht Nikki? Schade eigentlich, wo es so viel besser harmoniert hat als erwartet, aber wer weiß, dann konnte es vielleicht nur schlimmer werden, wenn die falschen Themen auf den Tisch kamen ... Nikkis 'Arbeitskleidung' lag hier - Kim musste kurz der Versuchung widerstehen, sich deren Oberteil an die Nase zu halten - aber ansonsten gab es nichts neues, sodass also wieder die 'Bonbon-Verkleidung' herhalten musste, damit hatte sie wenigstens schon Erfahrung. Und nach kurzer Zeit war Kim auch schon in diesen völlig anderem Tragegefühl: Ihre Skaterkleidung zeichnete sich gerade dadurch aus, dass sie sie gar nicht wahrnahm, so bequem war sie, und nun spürte sie ihre Füße schräg eingezwängt in den Stiefelchen, einen ungewohnten Lufthauch an den Knien und die Enge der Jacke, die ihre Arme puppenhaft steif hielt. Sie kam sich vor wie eine Marionette, als sie zu Frau Ivanova in den Verkaufsraum klackerte.

Und als Kim gerade ganz vertieft in der Fotobearbeitung war, rauschte sie an ihr vorbei: Aus den Augenwinkeln konnte sie gerade noch einen rosa-hellblauen Haarschopf wahrnehmen und eine ebenso gefärbte Hose, die bei jedem Schritt Quietschgeräusche von sich gab. Das musste diese Miyu sein, denn sie ist ohne Wort nach hinten gegangen. "Wem gehört denn das Skateboard?" kam von dort. "Äh, das ist mein's." fiel Kim nur dazu ein, woraufhin der rosa-hellbaue Kopf im Türrahmen erschien: "Oh, du bist neu!" Dann ein Grinsen und weg war sie und während sie sich umzog, sang sie offenbar: "Wir haben eine Skaterin ... eine Skaterin." ... na das konnte ja was werden! Kim zog Luft ein, und versuchte sich darauf gefasst zu machen, was ihr nicht im Ansatz gelang, denn kurze Zeit später kam Miyu heraus, baute sich vor ihr auf, umarmte sie und drückte ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange.
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Scenequeen II
Miyu war ebenso klein wie Kim, trug aber weiße Pumps mit hohem Absatz, was ihr 5cm Vorsprung gab. Ihre Leggins glänzte sehr stark, und irgendwie anders als Nikkis silbernes Synthetik, außerdem war da dieses Quietschen in ihrem Schritt, was auf ein ganz anderes Material hindeutete. Zudem war die Hose pink-hellblau geringelt wie eine Zuckerstange. Dieser Begriff kam Kim in den Sinn, denn weil sie so glänzte, als wäre sie flüssig, sah sie irgendwie 'zum Anbeißen' aus. Miyu trug obendrein ein neonpinkes Shirt mit wilden schwarzen Aufdrucken und darüber eine weiße bauchfreie Lederjacke, die sehr '80er' war. Ihre pink-hellblauen stark toupierten Haare fielen über eines ihrer schrägen Mandelaugen. Sie sah aus, als wäre sie direkt aus einem Manga entsprungen. Kim hatte Bilder auf amerikanischen Webseiten gesehen, aber noch nie ein solches Exemplar in ihrem deutschen Studentenstädtchen: So etwas wurde wohl 'Scenequeen' genannt.

Sie war über die plötzliche Nähe und diese außergewöhnliche Erscheinung so überrascht, dass ihr ein ungewolltes "Wow!" entfuhr, was Miyu mit einem genüsslichen "Dankeschön!" quittierte und sich einmal vor Kim drehte. Doch dabei ließ sie es nicht bewenden, sondern fragte herausfordernd: "Und was gefällt dir am besten?" Oh nein, was soll man denn darauf sagen? Kim fiel nichts ein, um sich nicht noch weiter 'reinzureiten' und so stellte sie eine Frage, die ihr sowieso auf der Zunge lag: "Was ist das eigentlich für eine Hose?" woraufhin diese sonderbare Asiatin Kims Hände in ihre nahm und sie - oh Schreck! - völlig ungeniert an ihre eigenen Pobacken führte, dort festhielt und sich selbst ganz nah an sie anschmiegte. Kim spürte, wie sie knallrot wurde, ihr Herz fing schlagartig an zu wummern und überall kribbelte es ihr, doch jeder Fluchtversuch war zwecklos, denn Miyu hielt ihre Handgelenke schraubstockartig fest, schaute ihr direkt ins Gesicht, grinste und sagte: "Na los, fühlen!". Das waren zu viele Eindrücke auf einmal, also schloss Kim die Augen und betastete das eng auf der Haut liegende Material der Hose, das dort festzukleben schien und sich anders anfühlte als alles, was Kim kannte, glatt und dennoch warm, irgendwie gleichzeitig künstlich und natürlich. "Latex" bemerkte Miyu schlicht und ließ Kim dann endlich los, die schwer atmend einen Schritt zurück trat.

Das war also Miyu - meine Güte! Diese legte sich dann auch ein hellblaues Halsband mit ihrem Namenszug an und nahm den Verkaufsraum für sich ein, füllte ihn ganz mit ihrer Persönlichkeit aus, während Frau Ivanona vielsagend grinsend in ihr Büro verschwinden konnte. Und Miyu fragte nicht so viel wie Nikki, sondern erzählte lieber von sich: Polyamourös sei sie sie, Fetischistin und pansexuell. Kim kannte diese Begriffe aus Diskussionen in ihrer Gender-Gruppe. Dort waren sie allerdings Theorie und hier standen sie in farbenfroh und zum Greifen näher als ihr lieb war, vor ihr. Ja, Miyu war verrückt und einnehmend, aber nicht unangenehm. So holte sie zwischendurch zwei heiße Schokoladen aus dem noblen Café um die Ecke und gab dann an, anders als Nikki, nicht gut modeln zu können. Sie stünde neben der Boutique ja auch nicht vor der Kamera wie diese, sondern designe Schmuck und modische Accessoires aus Latex.

Und tatsächlich waren ihre Posen und Mimik - Kim sollte sie nämlich in dem Neon-Oberteil fotografieren - weniger variabel und treffsicher als Nikkis: Manche gingen schief und die, die gut wurden, sahen eben alle nach 'Scenequeen' aus - dieses Image beherrschte Miyu perfekt. Sie zeigte Kim die selbstgestaltete Latex-Schleife in ihrem Haar, aber am Ende von Kims Probestunden hatten sie ihr Thema gefunden: Musik! Miyu hörte nämlich japanischen Punkrock, J-Punk, was Kim sehr interessant fand. Und als diese sich dann im Lagerraum umzog, fand sie noch eine weitere Gemeinsamkeit: "Du hast ja fast so eine Jacke wie ich!" rief sie Miyu zu und hielt deren schwarze Ramones-Lederjacke in den Händen. Diese war neuer und eine Nummer kleiner als ihre, hatte ein rotes statt ein schwarzes Innenfutter und ein paar J-Punk-Buttons. "In der Innentasche ist ein Player mit J-Punk und Emo. Hast du auch Musik mit?" kam aus dem Verkaufsraum zurück. "Ja, auch in meiner Jacke: britischen und amerikanischen Punk und Alternativkram." Miyu schaute kurz in den Lagerraum hinein: "Lass uns bis morgen die Jacken mit den Playern tauschen, ich will deine Musik hören und meine Jacke soll mal Skateboard fahren." Ja, Miyu war etwas verrückt, aber das gefiel Kim, und so hörte sie Miyus Musik in deren Jacke auf ihrem Heimweg.
*****a_S Mann
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Themenersteller JOY-Angels 
golden tuesday I
Kim trug Miyus Jacke auch auf ihrem Hinweg zum letzten Probetag, Miyus Musik in ihren Ohren, das Gemüt voll guter Laune. Und an diesem Dienstag waren beide Verkäuferinnen da: Nikki, die noch mehr silbern trug als bei den ersten Begegnungen, und Miyu, die Kim wieder auf provozierende Weise umarmte und heraussprudelte, welche Bands auf deren Player ihr gefallen hatten. Und so schlängelte sich Kim aus Miyus Umklammerung, wobei ihre Hand wieder über das anziehend weiche Latex strich, dass eng an deren Beinen anlag, um dann selbst nach Nikki zu greifen, sich kurz an ihren silbern umspannten Gazellenkörper zu schmiegen, ihr Himbeerkaubonbonparfüm zu inhalieren, sie aufkichern zu hören und - holla, das ging ja gut los - von der eigenen Erregung verwirrt in das Büro der Ivanova zu stolpern.

Diese trug den modisch-verwegenen Django-Poncho des Vortags aber darunter heute eine goldene Kunstlederhose und braune Pumps - "Neue Ware" eröffnete sie "- alles golden. Und ich finde, Gold steht uns beiden besser als Nikki und Miyu." Kim sah die hochhackigen Stiefelletten und die kurze Jacke in dem geöffneten Karton glänzen. Die Jacke war wie 'ihr' Lackledermodell im Bikerstil geschnitten aber farblich noch auffälliger und die Ankle-Boots hatten einen Stiletto-Absatz und wirkten unglaublich tussig aber vor allem komplett 'unlaufbar' für Kim, die ohne zu überlegen "Bitte nicht!" hauchte, woraufhin Natalia Ivanova herzlich auflachte. Sie nahm Stiefelletten und Jacke aus dem Karton und gab sie in Kims Hand. "Du musst ja eh nicht viel laufen. Dein lila Kleid passt gut dazu, oder?"

Und so stand Kim wieder im Lager und war im Begriff sich in eine Art Model-Karikatur ihrer selbst zu verwandeln. Hatte die Ivanova heute eigentlich wieder ohne Akzent gesprochen? Warum spricht sie im Verkaufsraum wie eine Klischee-Russin und in ihrem Büro nicht? Und wie um alles in der Welt soll ich auf diesen Absätzen laufen? In ihrem Kleid fühlte sie sich mittlerweile fast heimisch und die Jacke glitzerte zwar wie Weihnachtsschmuck, fühlte sich aber gut an, wie sie sich eng um ihren Oberkörper legte und wenn frau ihr über die Ärmel strich. Aber diese Stiefelletten kamen ihr eher wie Zirkus-Utensilien vor, Behinderungs-Generatoren, Schwäche-Erzeuger: Jeder Schritt wie ein Drahtseilakt zogen sie das Selbstbewusstsein aus ihren Schritten durch die Absätze in den Boden ab.

Kim musste an Miyus stolze Szene-Selbstzuweisungen denken: Fetischistin - das verwirrte Kim am stärksten. Sie kannte bisexuelle Frauen und die Diskussion, diese Selbstdefinition auf pansexuell zu erweitern, um das Hingezogensein zu transsexuellen Menschen miteinzuschließen, und sie hatte Diskussionen beigewohnt, ob Besitzdenken so generell abzulehnen sei, dass dies auch in Beziehungsfragen gelten müsse, so dass Polyamourie die einzig politisch korrekte Lebensweise in dieser Hinsicht wird. Theoretisch nachvollziehen konnte sie diese Überlegungen, wenn auch nicht für sie selbst praktisch nachempfinden. Was sie aber nachfühlen konnte, war, dass frau darauf stolz sein konnte, sich polyamourös und pansexuell zu nennen. Fetischismus war allerdings ein Begriff, der in der linken Lesbenszene keine positiven Konnotationen erzeugte:

Ein Signum des den Verlockungen des Kapitalismus Verfallenen sei sein Waren-Fetischismus, was den sexuellen Begriff a priori als Devianz und Sucht abqualifizierte. Das hatte Kim auch unhinterfragt mitgemacht, obwohl sie genauso selbstverständlich ihre Homosexualität als Identität sah und somit aus der Menge herausnahm, in der sie anno toback gemeinsam mit dem Fetischismus gesteckt hatte. Das war doch eigentlich unverschämte Arroganz und Ignoranz, oder? Kim sah auf ihre Füße herunter, die zum unbeholfenen Staksen verdammt waren. Wie konnte Miyu darauf stolz sein? Und dann sah sie Miyus ebenso hochhackige Pumps vor sich, darüber ihre pink-hellblau gummierten Beine, hörte ein rauhes "Mmh, sexy!" aus Miyus Mund und bekam ihren Arm zur Unterstützung um die Hüfte gelegt, hielt sich selbst am Übergang zwischen Miyus Latexhose und Haut fest, spürte ihren Herzschlag und ein leichtes Pochern im Unterleib und dachte: "Oh, verdammt!"
*********eber Paar
1.244 Beiträge
Bilder über Bilder...
Leicht benebelt vom Geruch des Himbeerkaubonbonparfüms sehe ich einen silbern umspannten Gazellenkörper und komplett 'unlaufbare' Ankle-Boots vor mir...

Danke für die Bilder, die Du in meinem Kopf entstehen lässt... *bravo*
*****a_S Mann
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Themenersteller JOY-Angels 
Gern!
Bilder entstehen lassen, das mache ich sehr gern.
Dazu noch gern ein Link zu einem Bild, was mich inspiriert hat:
http://images.vogue.it/imgs/ … rsum/backstage/HQ/00420h.jpg
und weiter geht's:
*****a_S Mann
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Themenersteller JOY-Angels 
golden tuesday II
Aber es sollte noch schlimmer kommen: Frau Ivanova baute nämlich gerade alles für ein Fotoshooting auf. "Ich ... bin doch kein Model, sondern im Gegenteil ... total unfotogen." brachte Kim entsetzt hervor. "Das wollen wir erst mal sehen." gab Natalia geschäftig zurück. "Stell dich einfach mal vor den Hintergrund und mach einfach gar nichts, schau nicht einmal in die Kamera." Kim ging wie hypnotisiert zu den leicht glitzernden Vorhängen. "Genau, ich will keine Pose sehen, gerade dieses Unbeteiligte passt total gut zu deinem Typ." Und schon knipste sie los, während Kim wie versteinert dastand und teils bockig, teils verblüfft in verschiedene Richtungen schaute, wobei ihre blonde Chefin ständig die Kameraposition wechselte und munter auf sie einredete. Nikki verkaufte derweil Unterwäsche und Miyu schaute sich grinsend das Shooting an.

Und als Kim sich die Bilder am Rechner ansah, war sie noch verblüffter. Ihre steife Pose und ihr ungeschminktes Gesicht wirkten irgendwie gut zu den auffälligen Klamotten. Gerade dadurch sahen die Bilder aus wie aus einem dieser modernen Modemagazine, in dem die Models so betont lässig 'rüberkommen. Nikki legte ihr beim Betrachten den Kopf auf die Schulter, machte ihr Komplimente, half bei der Auswahl und beriet sie bei der Bearbeitung, und am Ende hatte Kim die neue Ware im Online-Katalog und auf zwei Bildern war sie selbst zu sehen. Sie war mir-nichts-dir-nichts ein Internet-Fotomodell geworden.

Den Rest ihrer Arbeitszeit verbrachte Kim also wieder am Rechner, und bemerkte dabei etwas, was sie verwirrte: Zum einen hörte sie heute auch bei Miyus Verkaufsgesprächen einen Akzent, an den sie sich beim Kennenlernen gar nicht erinnern konnte. Irgendwie sprach Miyu so, wie man sich vorstellte, dass süße Japanerinnen sprechen würden: Mit leiser, heller Stimme, mit Problemen bei den L's und R's und seltenen putzigen Fehlern. Und zum anderen sprach Nikki, als sie am frühen Nachmittag fertig war, ihre silbernen Sachen und ihr Halsband abgelegt hatte, und mit enger Jeans und weißer bauchfreier Plastikdaunenjacke den Laden verließ, in normaler Stimmlage und kicherte gar nicht beim Abschied. Sie lächelte Kim bloß an, drückte sie in ihre glatte aufgeplusterte Jacke hinein und stöckelte dann auf ihren weißen Lederstiefeln nach Hause.

"Also, Kimberly, das waren deine drei Probetage. Ich muss sagen, dass du deine Sache gut gemacht hast. Du warst mir genau die Hilfe, die ich mir erhofft habe, und ich finde auch, dass du gut zu uns passt. Aber das musst du natürlich selbst entscheiden, und auch überlegen, ob dir die Arbeit gefällt." gab ihr Natalia Ivanova zum Abschied mit. "Komm doch am Donnerstag vorbei und teil mir deine Entscheidung mit. Wenn es dir nicht gefällt, dann zahle ich dich für die drei Tage aus, und wenn du für mich arbeiten möchtest, dann machen wir den Vertrag und du beginnst am Samstag richtig und die drei Tage werden zu deinem ersten Monat verrechnet." Wieder gab sie Kim ihren kräftigen langen Händedruck und Miyu ihr ihre unzüchtige Umarmung, und dann stand Kim im Regen an der Bushaltestelle und alles sah so grau aus im Vergleich zu der bunt glitzernden Welt, die sie gerade verlassen hatte.
*****a_S Mann
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Themenersteller JOY-Angels 
Die Entscheidung I
Neles Fotos hingen in großformatigen Abzügen in ihrer kleinen Küche. Nele saß mit Bier und Zigarette vor ihrem leergegessenen Teller und erklärte Kim, wie sie damit klar kam, als politische Lesbe, Fotos auf Hochzeiten heterosexueller Spießer zu machen. Kim hatte das Gespräch in diese Richtung forciert, denn sie wollte ihre Entscheidung nun doch mit jemandem besprechen, die sie vielleicht nachvollziehen konnte:

"So spießig sind die alle gar nicht. Letztens war ich bei einem Paar, die einige queere Freunde hatten und mich frech gefragt haben, ob ich auch lesbisch sei, und die Feier war echt nett."

"Ich weiß, was du meinst: Dass der Begriff "Hochzeitsfotografin" so klingt, als müsse frau sich politisch rechtfertigen, aber dass der Job letztlich durch die beteiligten Menschen ausgefüllt wird."

"Das klingt, als ob du endlich auch einen gefunden hast, über den du gerade sehr viel nachdenkst."

"Puh - du kennst mich verdammt gut. Verdammt, ich trau' es mich kaum zu sagen: Ich habe das Angebot ... in einer Boutique zu arbeiten ... Hey! Genau deshalb! Hör auf zu lachen!"

"Tut mir leid, Kim, aber gerade du - in einer Boutique? Na, das muss aber eine tolle Boutique sein - oder tolle Kolleginnen."

"Hm ... ja, du kennst mich gut. Das ist alles nicht einfach. Die machen mich nämlich ganz schön an, und mindestens eine ist bi. Aber ist das nicht eigentlich ein Grund, das Angebot gerade deshalb abzulehnen? Verrückterweise macht mir die Arbeit Spaß und fordert mich. Weißt du, ich fotografiere, programmiere und alles ist total locker. Bis auf die Tatsache, dass ich mich da verkleiden muss."

"Als was denn? Ne - Spaß beiseite. Cool! Kim, der Ober-Boi als Tussi! Umgeben von heißen Miezen. Haha - der Gedanke gefällt mir irgendwie!"

"Na toll - vielen Dank für dein Mitgefühl! ... Aber vermutlich hast du recht. Ich mache mir viel zu viel Gedanken, und wäre bescheuert, wenn ich meiner Situation so ein Angebot ausschlagen würde. Ja, ja - ich wollte einfach nur mal mit jemandem darüber sprechen."

"Kein Problem - immer wieder gern. Sag mir Bescheid, wenn du mit einer deiner Kolleginnen abgestürzt bist."

Nele grinste durch ihren Zigarettenrauch und Kim nahm einen großen Schluck Bier aus ihrer zweiten Flasche. Und verdammt, Nele hatte Recht, und Kim wusste, was sie an ihr hatte und warum sie sich immer mal wieder wünschte, das Leben so locker zu nehmen wie Nele. Nicht das Nele oberflächlich wäre - nein - Nele war schlicht cool. Aber das hieß noch lange nicht, dass Kim immer in ihrem Schatten stehen musste, denn auch sie konnte ja mal eine verrückte Entscheidung treffen.
*****a_S Mann
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Themenersteller JOY-Angels 
Die Entscheidung II
Natalias Büro war ähnlich klein und unaufgeräumt wie Neles Küche, und die elegante Chefin thronte darin mit einer ähnlichen Coolness wie diese. Und Kim war wieder nervös, als sie am Donnerstag da saß, um ihre Entscheidung zu besiegeln. Sie wäre noch nervöser gewesen, wenn sie geahnt hätte, dass Frau Ivanova noch eine weitere Arbeits-Bedingung hatte, aber vermutlich hätte sie es schlicht nicht geglaubt, wenn man ihr vorher davon erzählt hätte:

"Ich freue mich, dass du bei uns arbeiten möchtest. Dass meine Hoffnung nicht unbegründet war, habe ich aber auch schon daran gesehen, wie gut du dich mit Miyu und Nikki verstanden hast."

"Ja, so unterschiedlich wir sind. Aber die beiden sind einfach sehr nett, und ich muss sagen, dass ich die Tätigkeiten, in die ich 'reingeschnuppert habe, spannend finde."

"Das ist gut. Ich mache dir dann dein Halsband fertig. Lila ist gut oder? KIMBERLY wohl am besten in weiß, damit es zu verschiedenen Sachen passt. Und ich denke, ein Lispeln wäre perfekt."
"..."
Kim saß wie erstarrt da und machte eine Art außerkörperlicher Erfahrung, als sie sich selbst dabei beobachtete, mit aufgerissenen Augen und Mund da zu sitzen und sehr langsam Gedanken zu formen: Deshalb also sprachen die teilweise anders. Immer dann, wenn sie die Halsbänder tragen sprechen sie ... sprechen sie wie das Klischee, dass sie äußerlich andeuten: Das kichernde It-Girl, die verrückte Japanerin und russische Geschäftsfrau. Hinter der Lockerheit war alles total durchgeplant. "Ich wusste nicht, dass so etwas möglich ist."

Das war es eigentlich nicht, was Kim sagen wollte. Sie müsste sich eigentlich aufregen, aufspringen, etwas politisches sagen, aber ... das war einfach zu unglaublich! War es möglich, jemandem so sehr die Stimme zu verändern, zu verkleiden? So dass sie nicht nur von der Kleidung her zum Püppchen wurde, sondern ... das sollte ihre Rolle sein: Das süße Modepüppchen? "Ich kenne jemanden, der die Chips herstellt, die in die Halsbänder gebaut werden." Das hatte sie nun von ihrer Frage: eine rein technische Antwort, die die Ungeheuerlichkeit, um die es hier ging, völlig außer Acht ließ.

Aber dann stand Frau Ivanova auf und zeigte ihren beeindruckenden Körper, der heute ganz in enges schwarzes Leder gehüllt war, geschnitten wie ein eleganter Frauen Business-Anzug. Das Leder knarzte und roch sehr gut, als sie nah um Kim herumging, dann hinter ihr stand, ihr die Hände auf die Schultern legte, sich zu ihr herunterbeugte, bis ihr Mund so nah an Kims Ohr war, dass diese die Wärme ihrer Worte am Ohr spüren konnte. Von der Erregung, die ich dabei in ihrem Unterleib breit machte, ganz zu schweigen: "Ich verkaufe Mode, ein Image. Und ich verkaufe sie über Mode, über Images. Oder nenn' es Illusionen, Klischees, wenn du es gern polemisch magst."

Verdammt - diese Frau war intelligent, und teuflisch und sexy. Und sie blieb auf Kims Schultern. Lehnte sich darauf, umfing sie mit ihrem Wohlgeruch, der kaum rationale Gedanken zuließ. "Willst du deswegen kneifen?" hauchte sie. Kim schloss die Augen und schluckte. Sie hätte jetzt eine politische Diskussion anfangen können, aber war es das, was sie wollte? Nein, sie wollte in den Armen dieser Frau bleiben, dass sie ihren Hals küsste, sich zu ihr umdrehen, und ... "Ein guter Job mit Bedingungen, hm?" brachte sie heraus und freute sich, damit zumindest selbstbewusst zu klingen. Und kurz darauf unterschrieb sie den Vertrag.
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
ein paar Hinweise zwischendurch
Ihr seht: Die Geschichte enthält also Science-Fiction-Elemente. Solche Halsbänder mit Microchips darin gibt es natürlich nicht, das ist "ausgedachte Wissenschaft" mit der Intention, zu reflektieren und nachzufühlen, was für Auswirkungen so eine Innovation hätten.

Das muss ich vielleicht dazu sagen: Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Gegebenheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. So gibt es vielleicht reale Natalia Ivanovas oder Boutiquen mit dem Namen Nana, die ich aber nicht kenne, und daher nicht auf sie anspiele. Die Namen sind so klischeehaft, um sich die Personen besser vorstellen zu können - in der Hinsicht folge ich einem meiner Lieblingsautoren: Robert E. Howard.

Im folgenden wird Kim zeitweise lispeln. Das Wort "Sessel" würde sie am Anfang mit stimmhaftem th-Laut, und in der Mitte mit stimmlosem aussprechen, was ganz korrekt so dargestellt werden müsste: "ðeθθel". Siehe z.B. hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Th-Laut
Da es mir aber mehr um Lesbarkeit geht, habe ich mich entschieden, für jedes gelispelte S das Dollarzeichen $ zu verwenden. Ich denke, jeder kann sich bei "$e$$el" ganz gut vorstellen, wie es klingen muss, und ich kann das schneller tippen.

*******007 Mann
9.282 Beiträge
OK, genug erklärt, *motz* *motz* *zwinker* jetzt mal weiter mit der Geschichte! *liebguck*
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Immer ruhig mit den jungen Pferden!
Wer drängelt, verliert.
*****a_S Mann
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Themenersteller JOY-Angels 
Kimberlys $am$tag I
Wieder nervös. Wieder Regen. Viel zu kalt. Kim gab den Mitreisenden im Bus ihre Version des Lance Armstrong Starrens zum Besten. Sie musste wahnsinnig sein, diesen Vertrag unterschrieben zu haben! In einer Tussi-Boutique zu arbeiten zu wollen, mit einem Halsband, das ihr Sprechen verändern würde. Das war irrer als ein Ferienjob für den Vatikan oder den Playboy. Noch vor ein paar Stunden hatte sie geträumt, mit Joseph Ratzinger und Hugh Hefner in einem Wirlpool zu sitzen, und ihnen Rede und Antwort über ihren neuen Job stehen zu müssen, da war sie schweißgebadet aufgewacht, weil sie vergessen hatte, ihre Heizung für die Nacht auszustellen. Eigentlich hätte sich Sigmund Freud direkt dazusetzen können, dachte sie grinsend. Gleichzeitig wusste sie nämlich, warum sie unterschrieben hatte, und die drei Gründe hießen nicht Ratze, Hugh und Siggi, sondern Nikki, Miyu und Natalia.

Da lag das Halsband: glänzend lila mit den silbernen Lettern KIMBERLY. Auf dem Schreibtisch der Ivanova und diese dahinter wie immer ein Traum in Leder. Und im Lagerraum Nikki in "ihren" Sachen! Natürlich waren es nicht Kims Sachen, und Kim ärgerte sich kurz, das scheußliche lila-goldene Ensemble in Gedanken als "ihre Sachen" bezeichnet zu haben, aber da stand die dürre blonde Elfe in dem lila Bonbonkleid und der goldenen Jacke, und sah natürlich fantastisch aus. Was daran so schlimm war, war, dass Kim sich nun etwas anderes heraussuchen musste, und die Alternativen waren einfach noch schlimmer, so war nun nämlich übrig, was Nikki in der Woche getragen hatte: glänzende Leggings in silber und gold, Nikkis pinke und silberne Kunstlederjacken und ihre weißen Lederstiefel, und auch ein neues Paar, ebenso kniehoch, aber aus lila Samt.

Auch Nikki hielt ihr Halsband noch in der Hand. "Ich wollte heute mal deine Sachen anziehen." "Das sind doch nicht meine ... Du klingst ohne Halsband ganz anders, Nikki." "Ich bin schon ganz gespannt, wie du mit deinem klingst, Kimberly." Kim sagte nichts sondern zog sich vor Nikki aus, ließ deren Blicke über ihren Körper gleiten, streckte ihr trotzig ihr kantiges Kinn entgegen und nahm sich Miyus Shirt mit den wirren neopinken, lila und schwarzen Aufdrucken und schob sich in das enge Stretchmaterial hinein. Nikki machte mitnichten Anstalten, fertig angezogen wie sie war, den Lagerraum zu verlassen, sondern sah Kim beim Ankleiden zu, legte sich ihr pinkes Halsband um und musste postwendend glockenhell kichern. Kim schluckte und tat dann mit dem Mut der Verzweiflung einen Schritt auf Nikki zu, sodass sich ihre Körper fast berührten.

Und ohne die größere Frau aus den Augen zu lassen, die dadurch ihrerseits sichtbar nervös wurde, nahm sie sich deren silberne Leggings und stieg hinein und legte sich dann einen lila Nietengürtel um die Hüften. Geh' halt nicht 'raus und schau mich an, aber dann stehe ich auch direkt vor deiner Nase. Wie gefällt dir das, du pseudo-bisexuelles Luder? "Die lila Stiefel, oder?" brach diese das Schweigen, starrte auf die kleinere Frau vor ihr, biss sich kurz auf die Unterlippe und reichte ihr die genannten Stiefel, als diese grimmig nickte. Beim Anziehen dieser musste sich Kim kurz vorbeugen, wobei sie mit dem Gesicht in Nikkis Ausschnitt geriet, die dabei leicht zusammenzuckte. "Und jetzt noch deine silberne Jacke." antwortete sie dann endlich. Nikki half ihr hinein, und die ganze Jacke roch nach Nikkis Erdbeer-Parfüm.
Accessories & Arts
*********etish Mann
2.382 Beiträge
@Milena_S
Vielen Dank für diese tollen und auch sprachlich sehr gut geschriebene Story!
Ich freue mich schon auf die Fortsetzungen.

Hendrik
*****har Paar
41.021 Beiträge
JOY-Team 
Endlich mal nicht eine dieser üblichen Porno- und Rammelgeschichten, sondern ein subtiler Aufbau von erotischer Spannung auf eine bisher völlig andere Art.

*top*

(Der Antaghar)
*****a_S Mann
7.001 Beiträge
Themenersteller JOY-Angels 
Oh, vielen Dank ...
... für die sehr netten Komplimente!
(Und dann auch noch vom Joy-Team! :-))
Also dann geht's mal weiter:
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