hab mal gegoogelt .....
guckt mal was ich da bei der ........
http://homepage.ruhr-uni-bochum.de/michael.luetge/reich.htm
gefunden hab.:
1.2.2.3.2 Die energetische Abfuhrfunktion des Orgasmus
Im Mittelpunkt der »Funktion des Orgasmus« von 1927 steht die »orgastische Potenz« als Fähigkeit, die sexuelle Bedürfnisspannung jeweils mit einem adäquaten Befriedigungserlebnis vollständig zu erledigen. Dabei gesteht Reich auch dem Gesundesten gelegentliche Störungen dieser Abfuhrfähigkeit zu, während sie beim Neurotiker fehlt, so daß seine Sexualpraxis nicht von tiefer Befriedigung danach begleitet ist, sondern bleierne Müdigkeit oder Ekel und Tristesse hinterläßt.(10) Je geringer die orgastische Potenz, je niedriger die Erledigung des Affektbetrags, je größer die Restwollust, desto reichhaltiger sind bisweilen die erotischen Abenteuer organisiert.(11) Für Damen reklamiert Reich, daß der rein klitorale Orgasmus nur für das gröbste der Erregungsabfuhr gerade einmal zureicht, für die völlige Abfuhr der leider so oft gestauten Sexualerregung aber der vaginale Orgasmus obligatorisch ist.(12) Subjektives Befriedigungserleben kann oft mehr Abfuhr vortäuschen als real erledigt wurde und vertieft sich stets nach erfolgter Therapie bei Reich.(13)
Der Ansatz bei der Erregungssumme des psychischen Apparats in der Energetik des Freudschen »Entwurfs« oder dem VII. Kapitel der »Traumdeutung« ist vom Dilemma der Nichtmeßbarkeit eines als quantitativer Vorgang definierten Geschehens gekennzeichnet: Libido als akkumulierbare psychische Energie mit Unlustcharakter soll im Orgasmus quasi in Bewegung, Friktionsreiz und passagere Regression in vorichliche Empfindungsstadien abgearbeitet werden. Die Homöostase der Unerregtheit, Entspannung wird als Befriedigung, als Zielpunkt der Lust durch Unlustabfuhr eingesetzt, Ideal dieses Modells ist gerade nicht die ewige Wollüstigkeit, sondern die Ruhe, zu der eben nur der Orgasmus ausreichend verhilft. Weil Reich diesen energetischen Ansatz des frühen Freud zu seinem Zentralfokus erhebt, nennt er ihn, später in radikaler Abgrenzung gegen die Psychoanalyse, Sexualökonomie.(14) »Die Intensität der Endlust im Orgasmus ist also... direkt abhängig von der Größe der auf das Genitale konzentrierten Sexualspannung; sie ist um so intensiver, je größer und steiler das 'Gefälle' der Erregung ist.«(15) Die Sexualerregung ist nicht materialisierbar an der - konstitutionsbedingten - Menge oder Spritzhöhe des Spermas, der Nässe der Scheide, nicht an Tachykardie im EKG oder EGG, nicht an Erektionsstärke von Penis, Schamlippen und Brustwarzen, den Muskelspasmen oder der Weite der Pupillen, und doch sind all diese Regungen meßbare manifeste Erscheinungsformen der psychischen Energie.(16) Am Modell der Hydraulik konstituiert Reich seine Theorie der »Energieproduktion des vegetativen Zentralapparats«, der die Erregungsquantität bestimmt, während die Dammbauten der Kanalisierung dieser Energieströme durch die gesellschaftliche Präformation des sensomotilen Repertoires des Subjekts errichtet werden: das Sublime der Sekundärvorgänge bei Freud.(17)
Damit hat Reich Freuds Trieblehre ohne deren Revision zur zweiten Topik und ohne deren Hypothese des Todestriebes übernommen. Nicht die Struktur der Binneninstanzen des Selbst interessieren ihn, sondern die Energieverteilung der libidinösen Triebkraft auf die Triebziele: die »gesunden« Wege direkter orgiastischer Abfuhr oder die neurotischen Wege einer Konversion in Angst, Wut, Haß, Hysterie oder Symptombildungen.
Seine Neuroselehre basiert auf dem Konversionsmodell: gestaute Libido entlädt sich über die Körperzeichen der orgastisch nicht abführbaren Sexualerregung unter einer entstellenden Verschiebung ihres Ur-Sinnes im sexuellen Funktionszusammenhang auf einen nichtsexuellen Sinn, etwa Angst.(18) Dabei sind die körperlichen Reaktionen von Sexualerregung und Angst in Tachykardie und vegetativen Innervationen identisch, wie die Erregungsdiarrhroe und die Angstpollution zeigen.(19)
Der Abfuhrvorgang während des Orgasmus besteht nach Reich in einer Konzentration der Erregung aus dem gesamten Körper auf das genitale Friktionsfeld. »Nach übereinstimmenden Mitteilungen potenter Männer und Frauen sind die Lustempfindungen um so stärker, je langsamer und linder die Friktionen und je besser sie aufeinander abgestimmt sind. Das setzt auch ein hohes Maß an Fähigkeit voraus, sich mit dem Partner zu identifizieren. Als pathologische Gegenstücke dazu finden sich der Drang zu heftigen Friktionen mit Penisanästhesie bei sadistischen zwangsneurotischen Charakteren, die an Unfähigkeit, den Samen zu ergießen, leiden, und die nervöse Hast der an verfrühter Ejakulation Leidenden. Orgastisch potente Menschen lachen während des Geschlechtsaktes niemals und sprechen - zärtliche Worte ausgenommen - nicht. Beides, Sprechen und Lachen, deutet auf schwere Störungen des Vermögens zur Hingabe hin, die ungeteiltes Versinken in der Lustempfindung voraussetzt.«(20)
Nach dem Abströmen der Erregung auf das Genital löst sich der Orgasmus mit unwillkürlichen Muskelkontraktionen als intensivmotiler autonomer Prozeß unter bewußtseinsgetrübter Sperma-Ejakulation. Dabei strömt nach Reich die Erregung vom Genital auf den Körper zurück, was als wohlige körperliche und seelische Schlaffheit empfunden wird. »Die Akme stellt somit den Wendepunkt vom genitalwärts gerichteten zum entgegengesetzten Ablauf der Erregung dar. Nur der komplette Rücklauf der Erregung macht die Befriedigung aus, die zweierlei bedeutet: Umsetzung der Erregung und Entlastung des Genitales.«(21)
Sah Freud das ökonomische Trieb-Modell als ein Gleichnis, so erfährt es bei Reich Wortwörtlichkeit. Die Metapher der Abfuhr von Spannung(22) steht unvermittelt neben dem Bild des analog dem Gezeitenwechsel zwischen Körper und Genital zirkulierenden, insgesamt aber konstanten Erregungsströmens. Dieses physikalische Paradox löst Reich nicht auf.
Während Freuds Todestriebhypothese die Notwendigkeit kultureller Versagung als Ausgestaltung des Inzesttabus legitimierte, rührt die Aggression für Reich(23) aus eben dieser kulturellen Sexualstauung allererst her. »Gesunde Sexualität fordert unbestimmt oft Objektwechsel.«(24) Solange Ehe nicht nur wirtschaftliche Bindung, sondern auch sexuelle fordert, provoziert der Treuezwang zärtlich-gehässige Lustlosigkeit und unbändige Seitensprunghaftigkeit.(25)
Einerseits produziert die »sexuelle Zwangsmoral« die Störung gesunder Entwicklung von Oralität und Analität zum Primat erkennender Liebe der Genitalien(26) und somit Störungen des Orgasmuserlebens. Daraus resultiert der triebgehemmte Charakter des Impotenten(27), der Männlichkeitskomplex der Frau(28) und die Neurose als Konversion gestauter Sexualerregung.
Andererseits konvertiert dieser Libidostau aber auch in Sadismus und Haß als Reaktion auf verwehrte Liebe und schafft damit die »antisozialen Tendenzen«, gegen die Kultur intermittieren soll. Freie Sexualübung stört weder Sublimierungsleistungen in der Ichbildung und den kulturellen Kreationen von Kunst und Wissenschaft noch die aggressive Arbeitsfähigkeit im materiellen Produktionsprozeß, sondern hebt Selbstwertgefühl und seelisches Gleichgewicht im »erotischen Wirklichkeitssinn« zum unwiderstehlichen Charme und Stolz glücklich Liebender am Arbeitsplatz. Die narzißtische Gratifikation des sozialen Status der Arbeit tut sein Übriges zur gesteigerten Arbeitsmotivation.(29)
Mit der nur teilweise überzeugenden Argumentation, der korrekte Orgasmus befreie zur Bestleistung auf der Arbeit(30), hat Reich ein zentrales Argument gegen Freuds Festhalten an der Kulturbildung durch Umleitung sexueller Gelüste auf produktive Arbeit entwickelt. Für eine Psychoanalyse, die der Reproduktion der Ware Arbeitskraft verpflichtet ist und so auch mit den Kassen abrechnet, ist dieses Argument pragmatisch geschickt. So läßt sich als die scheinbar wichtigste »Funktion des Orgasmus« die Produktivitätssteigerung unter Abnahme neurotischer Krankheitsbilder nennen: Marxens »gesellschaftlicher Gesamtarbeiter« ist glücklich über diese kostengünstige Einsparung von Lohn und Krankengeld via Sexualtherapie. Auf der Strecke bleibt eine verdingte Sexualität, die sich nicht anders legitimieren kann als durch die Summe des von ihr erwirtschafteten »Mehrprodukts«.(31)
Reichs Energetik basiert auf den Aporien von Freuds Gleichzeitigkeit von Trägheit und Konstanz.(32) Hatte Freud diese »physiologische« Basis immer mehr aufgeben müssen, die das Problem der Übersetzung der somatischen Phänomene in analoge, hypothetisch angenommene, »seelische« Mechanismen und mit jenen verbunden die geschichtlich strukturierte Welt von Sprache, Symbolik und Interaktion nicht lösen konnte, so gerät für Reich die Transformation von Kraft in Sinn zu einer unnötigen Komplikation, wenn man sich doch auf die Analyse von Kraftverhältnissen beschränken kann, deren intrapsychische Topik und Dynamik dem Grundantagonismus von Trieb und Arbeitsplatz weicht.(33)
Die Konstitution der Neurose als intrapsychischer Konflikt, der in der familialen Genese nicht nur die Logik seiner Abwehrmechanismen entwickelt hat, sondern darin zugleich auch schon die geheimen Botschaften für seine heilsame Entschlüsselung mit sich trägt, wird für Reich sekundär gegenüber dem Grundkonflikt von Trieb und Gesellschaft.(34)
Heilung verheißt nicht die Erschließung des archaischen Wunsches aus der Konstellation seiner Metonymien, was offensichtlich aber damals noch Reichs Therapiestil war(35), sondern eine Rekonsolidierung der orgastischen Potenz durch genaueste Analyse der Sexualpraktiken und ihrer Störelemente.(36) Die »Umordnung der Triebe« und der »charaktereologischen Reaktionsbasis, auf der sich die Neurose aufbaut«, vollzieht sich weder durch Sublimierung noch durch Abreagieren noch durch Bewußtwerden.(37) Nur der korrekte Orgasmus schafft letztlich die somatische Libidostauung aus der Welt, die die Wurzel allen Übels auf der Couch ist. Dann geht alles wie von selbst. Zu diesem Zwecke hilft aber keine spanische Fliege, sondern nur der Abbau der Hemmungsimpulse im Ich mittels psychoanalytischer Behandlung.(38)
Nachdem Reich zunächst die hemmenden Phantasien des intrapsychischen Apparats für sekundär gegenüber dem somatischen Stau-Proprium erklärt hat, wendet er sich dann doch diesen sekundären Epiphänomenen der Psychogenese zu, um den somatischen Komplex des Orgasmus in den Griff zu kriegen. Offenbart sich darin die Liebe zum Sekundären oder eher die Bemühung um die Gunst des Meisters, der diese Schrift an seinem 70. Geburtstag entgegennahm mit dem kernigen Kommentar: »So dick?« Meinte er die Dicke des Buches?(39)
Reich hatte 1921 schon »eine der anziehendsten, intelligentesten und begehrenswertesten Studentinnen der Universität«, eine Medizinerkommilitonin geheiratet: Anni Pink.(40) Sie wurde selbst als Analytikerin mit Beiträgen zur frühen Identifizierung, femininem Über-Ich und Ich-Ideal bedeutend und hatte mit Reich zwei Kinder, Eva 1924 und Lore 1928, mit denen sie oft Ferien in der Alpen verbrachten.(41) Schon vor der »Funktion des Orgasmus« hatte Reich unermüdlich über sexuelle Betätigungen und larvierte Formen der Onanie publiziert.(42)
ist das was ..... was meint Ihr ...... ich weiss nicht ....... HILFE
HamJay