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Wie viel Ehrlichkeit braucht eine Beziehung?

*******fast Frau
327 Beiträge
Themenersteller 
Wie viel Ehrlichkeit braucht eine Beziehung?
Kennt Ihr auch diese Paare, die sich ständig streiten?

Die so richtig die Fetzen fliegen lassen und sich echt unangenehme Dinge an den Kopf werfen? Wo man denkt, oha, lang sind die nicht mehr zusammen und dann feststellt: Doch, die sind seit Jahren schon zusammen und es war immer so. Die brauchen das.

Ich habe ein Paar nach den Beweggründen gefragt und ob es nicht auf Dauer zu stressig ist. Die Antwort war, dass es allemal angenehmer sei, die Wahrheit darüber vor die Stirn gebrettert zu bekommen, was ein Partner über den anderen wirklich denkt, als dass er die Klappe hält. Sicher wäre das schmerzhaft, aber wenigstens ehrlich und nicht so oberflächlich. Darauf habe ich mich gefragt:

Ist die konfliktgeladene Beziehung wirklich gut?

Wenn ich mir vorstelle, dass mein Partner mir ständig dieselben Dinge vorhält und ich ihm ebenso. Besteht dann nicht die Gefahr, dass wir am Ende beide glauben, was der andere sagt und uns auch entsprechend beginnen so zu verhalten? Klar, wenn wir uns stattdessen immer wieder Komplimente machen und die ein oder andere Ecke mal hinten runterfallen lassen, dann werden wir auch irgendwann davon überzeugt sein, dass die Komplimente ja nicht ohne Grund gemacht werden und ebenso beginnen uns verstärkt so zu verhalten.

Ein Beispiel:

Ein Paar geht einmal in der Woche zum Abendessen aus. Jedesmal kommt es früher oder später zur selben Situation:

1) Sie sagt zu ihm: "ich bin echt immer wieder erstaunt, wie Du Dein Essen verschlingst. Dabei könntest Du wenigstens erst kauen, bevor Du schluckst."

2) Sie sagt zu ihm:"Ich bin echt immer wieder erstaunt, wie Du Dein Essen genießt. Dabei musst Du doch riesigen Hunger haben, nach der Arbeit."

Ich persönlich tendiere öfter zur zweiten Variante, obwohl ich mich auch von der ersten nicht bedingungslos freisprechen mag.

Im Grunde bleibt für mich die folgende Frage:

Sagen wir nicht viel zu oft das Richtige, das Wahre und vergessen darüber nachzudenken, ob es sich für den Partner gut und richtig anfühlt?
******ult Paar
66 Beiträge
Abstimmung ist immer die A und O von jeder Beziehung
Warum solche Beziehungen sich so konfliktreich gestalten kann verschiedene Gründe haben. Es kann einfach sein, dass die beiden verschiedene Vorstellungen vom Leben, von Sex, von der Gemeinsamkeit haben. Der eine will unbedingt Karriere machen, der andere will unbedingt eine Familienorientierung. Der eine will unbedingt vanilla sein, der andere will unbedingt gewagter sein. Der eine ist ziemlich besitzergreifend, der andere will etwas Unabhängigkeit.

Aber bei den Paaren, die trotz solchen regelmäßigen und heftigen Auseinandersetzungen zusammen bleiben, herrscht meiner Meinung nach eine gewisse Angst vor dem Alleinsein. Es kann gut sein, dass ein Partner es unterbewusst versteht, dass er oder sie als Person ziemlich unerträglich ist. Vielleicht ist der Mann einfach ein fauler Penner, und die Frau passt nicht in das Beuteschema vieler Männer. Oder die Frau ist besitzergreifend und dauereifersüchtig, der Mann dafür etwas selbstunsicher, vielleicht ein bisschen luschenhaft vom Art her, weshalb er nie die 1. Annäherung bei einer Frau wagt. Es kommt oft vor, dass man lieber mit dem Partner aus der Hölle bleibt als den Schritt ins Unbekannte zu wagen.

Die passende Stichwörter in allen solchen Situationen sind "Kompromissbereitschaft" und "Abstimmung". Wenn etwas nicht passt, dann soll man ehrlich, in Ruhe, sachlich und nicht allzu aggressiv darüber reden (meiner eigenen Erfahrung nach hilft auch die Fähigkeit, zuzuhören - es gibt manche Partner, die manchmal einfach nicht aufpassen oder zuhören). Wenn der Partner dann schlichtweg trotz Kompromissvorschlägen nein sagt, dann hat man zwei Optionen: entweder nimmt man das hin, oder man fragt sich, ob man wirklich zusammen gehört.
Verdammt viel Ehrlichkeit, dann kommt mangelndes Vertrauen, Alltagsprobleme, selbst Sprachlosigkeit und Langeweile auch nicht mehr wirklich auf und im Zweifel kann man alles beeinflussen. Sowohl positiv als auch negativ. Wenn auch nach zahlreichen, anregenden Diskussionen, noch der Grad der Verflechtung der Interessen oder Gemeinsamkeiten, sowie die Zuneigung stimmt und eine nachhaltige Ergänzung/Reflektion der eigenen Gedanken zu erwarten sind. Man entblößt ja sein Selbst, legt es vollkommen offen, also erwartet man regelrecht Respekt und Ehrlichkeit.

Wichtiger empfinde ich die Antwort auf folgende Fragen:
Wie nah kommt ihr euch kommunikativ?
Seid ihr auf einer Wellenlänge?
Erlangt man hier einen großen Grad der Übereinstimmung, ist man auch ehrlich zueinander, weil man den Gegenüber und dessen Auffassung schätzt.

Das würde ich weder bei Variante 1 noch bei Variante 2 bejahen können. Wobei mir Variante 2 schon viel besser gefällt, nähert man sich hierbei doch den Gefühlen und Bedürfnissen des Partners, ohne zu verurteilen, zu beschuldigen oder zu richten. Aber auch ohne zu denken und weit ab der Realität. Die Frau unterstellt ja praktisch, dass der Mann das Essen nicht genießt, bzw. wahllos in sich rein stopft. Wenn man es als Zurückweisung versteht, wenn sich die Bedürfnisse eines Partners von unseren unterscheiden, werden wir bald zurückgewiesen werden.

Würde ich das Gericht schneller essen, aus welcher Intention heraus auch immer und du würdest mir unmissverständlich mitteilen, dass dir das missfällt, wäre das ok, aber in einer normalen Art und Weise. Urteile und Kritik bei so einer Banalität sind kaum die richtige Wahl. Vielleicht in der Form "Du hast aber heute einen großen Hunger, würdest du dir wünschen, dass ich wenigstens einen Abend in der Woche mit dir essen gehe und wir mehr Zeit für das Essen haben?"

Ich will, dass sich meine Aussagen gut und richtig anfühlen und so schwer empfinde ich das nicht. Man braucht am Ende lediglich ein wenig Einfühlung, sollte darüber nachdenken, was ist es, was der andere sagt, was mich nachdenklich werden lässt, wo ich überlege, wie ich antworten kann, damit jeder bekommt, was er braucht.
******ult Paar
66 Beiträge
Offenheit vs. Taktgefühl
Ich finde, dass zur Ehrlichkeit auch ein wenig Taktgefühl gehört. Jeder Partner muss für sich entscheiden, wie schlimm sie persönlich die Unstimmigkeit empfinden. Jeder muss auch versuchen, das Problem im größeren Rahmen zu sehen.

Beim Beispiel des Abendbrotverschlingers:

Die Frau einerseits ist sicherlich verärgert, dass der Mann nicht die Zeit nimmt, ihre harte Arbeit ein bisschen mehr zu genießen. Es kann aber auch gut sein, dass sie sich um ihn Sorgen macht, weil zu schnell essen nicht unbedingt gesund ist, und es kann auch unter Umständen auch ein Symptom von Stress & Burnout sein.

Ob der sarkastische Ton angebracht wäre kommt auch auf die Umstände an. Hat die Frau wirklich festgestellt, ob es ihrem Mann gut geht, oder meint sie einfach, dass der Mann bloß undankbar ist? Vielleicht liest sie heraus, dass der Mann einen Augenblick braucht, um den Stress abbauen, und so sagt sie rein gar nichts.

Bei meiner Frau und mir hat es eigentlich etwas gedauert, bis wir einen guten Kommunikationsmittelweg gefunden, wie man mit Essensmeinungen umgeht. Anfangs war sie mal etwas beleidigt, als ich konstruktive Kritik geäußert habe, jetzt freut sie sich über jedes Feedback (so wie ich mit meinen Kochkünsten). Es kommt oft an, nicht was man sagt, sondern wie man es sagt. Die Wörter "schmeckt scheiße" kommen an unserem Essenstisch nie zur Anwendung.
im Nachbeschau
die letzte längere Beziehung ging (in meiner Sicht) daran zugrunde,
da keine Offenheit, Ehrlichkeit, vorhanden
war sie in der Art je vorhanden, ich kann es nicht mehr genau sagen
********hing Mann
147 Beiträge
Jede Beziehung sollte in Punkto Ehrlichkeit wachsen
Ich denke, dass je länger eine Beziehung dauert, desto ehrlicher darf/sollte/könnten beide miteinander umgehen. Wobei ich mit Ehrlichkeit auch Offenheit meine. Denn reine Ehrlichkeit sollte jeder Mensch anstreben, wann immer es möglich ist. Ich glaube, wir lügen uns viel zu viel gegenseitig an...

Und dann hat das ganze natürlich auch viel mit der Art und Weise des aussprechens zu tun. Wenn Sie ihn fragt "Schatz, seh ich in der Hose gut aus?" und du findest, sie sieht darin sehr unvorteilhaft aus, dann kannst du auch sagen "Ich denke, die andere steht dir besser." Nicht gelogen und trotzdem direkte Konfrontation vermieden...

Im Beispiel des Essens-verschlingers kommt es auch ganz stark auf die Formulierung an, das hat auch viel mit gegenseitigem Respekt zu tun. Wenn ich nämlich sage
"ich bin echt immer wieder erstaunt, wie Du Dein Essen verschlingst. Dabei könntest Du wenigstens erst kauen, bevor Du schluckst."

Da stecken gleich mehrere verbale Fouls drin. z.B.:
1) ein Vorwurf ("wie Du Dein Essen verschlingst") Jeder darf erstmal sein Essen essen, wie er mag. Ob das gesund ist oder nicht spielt jetzt erstmal keine Rolle, aber einen anderen Menschen ungefragt auf seine Fehler aufmerksam zu machen ist nicht respektvoll. Das passiert sonst nur in der Schule, wenn Lehrer Ihre Schüler auf Fehler aufmerksam machen.

2) "Dabei könntest Du wenigstens erst kauen, bevor Du schluckst." Hier ist zum einen eine Übertreibung drin (natürlich kaut er auch, halt nicht so viel wie Du) und gleichzeitig der Appell, er solle mehr kauen. Ebenfalls eine ungefragte Aufforderung. So sprechen Eltern mit Ihren Kindern, aber nicht Partner untereinander.

Wenn Du der Ansicht bist, dass er lieber mehr kauen sollte, weil es vielleicht gesünder ist, oder damit er das Essen besser genießen kann, dann wäre eine Möglichkeit das anzusprechen:
"Schatz, ich hab vor kurzem einen Artikel gelesen, wonach es Menschen gibt, die jeden Bissen 50 Mal kauen, kannst du Dir das vorstellen?".

Warte auf seine Antwort. Reagiere angemessen drauf. Überrumpel ihn nicht. Bring das Thema zur Sprache, aber ohne ihn verbal anzugreifen. Denn solche verbalen Angriffe enden jedes Mal entweder in Flucht ("lass mich in Ruhe, ich sag dir auch nicht, wie du Auto fahren sollst") oder Angriff ("so wie du kochst, muss man das ja verschlingen..")
*********_Mond Paar
587 Beiträge
Transaktionsanalyse, Ich - Botschaft, Appell ...

Die Regeln der Kommunikation sind schön und gut.

Meist ist aber das Grundproblem, dass wir uns so oft für besser, gescheiter oder richtiger halten und den anderen ändern wollen. Dabei ist das rein objektiv erstmal mein Problem, wenn ICH mit etwas nicht klar komme.

Zudem gibt es die Tage, wo man an allem was rumzunörgeln hat, weil wir selbst grade verärgert, aggressiv, gereizt... sind. An ausgeglichenen Tagen käme man gar nicht auf die Idee und sieht über solche Unzulänglichkeiten locker und gelassen hinweg.

Die Frage ist deshalb immer auch: Warum reagiere ich auf etwas so stark, was macht es mit mir?
Offenheit, Ehrlichkeit, Authenzität, Loyalität - die Wahrheit ist in meinen Augen möglicherweise nicht immer das "Beste", dafür ganz bestimmt das "Richtige". In jeder Beziehung entwickelt sich eine ganz eigene Dynamik und individuelle Kommunikationsmuster. Kommen zu den eingangs erwähnten Begriffen noch Respekt, Freundschaft und Liebe, kann man aus Streitereien nur gewinnen, gemeinsam. Egal, was die Ursache des Problems war, man hat immer eine Chance, das Ganze liebevoll anzugehen und etwas Neues zu lernen, einen Schritt weiter zu kommen.
*******fast Frau
327 Beiträge
Themenersteller 
Provokative Fragestellung:

Wenn ich die Wahrheit, gern auch wohlfein und respektvoll ausgedrückt, erfahre. Was motiviert mich, mein Verhalten zu ändern?

Wenn ich in einem Verhalten positiv unterstützt werde, was motiviert mich dann?
100 %
Und das kompromisslos
********hing Mann
147 Beiträge
Hans Georg Häusel hat ein Model mit 3 Grundmotivationen beschrieben, in dem er darlegt, wie das Verhalten eines Menschen unbewusst von diesen Grundmotivationen bestimmt wird. Diese drei Motivationen sind: Balance (Sicherheit), Stimulanz und Dominanz. In deinem Beispiel wäre es z.B. die Stimulanz in dem Sinne, dass dein Partner mehr erfahren/erleben würde, wenn er häufiger bewusster isst. Seine Geschmacksnerven werden dann mehr stimuliert *zwinker*
*******fast Frau
327 Beiträge
Themenersteller 
*******_83:
In deinem Beispiel wäre es z.B. die Stimulanz in dem Sinne, dass dein Partner mehr erfahren/erleben würde, wenn er häufiger bewusster isst. Seine Geschmacksnerven werden dann mehr stimuliert

Nur zum besseren Verständnis: Du meinst Variante 1) oder 2)?
*******fast Frau
327 Beiträge
Themenersteller 
****40:
100% Und das kompromisslos

Magst Du eventuell etwas konkreter beschreiben, was Du damit zum Ausdruck bringen möchtest?
Ich bin der Überzeugung dass es nur funktionieren kann wenn man dem Partner zu 100 % vertraut, blind vertraut.
Und ich selbst denke sobald ich mal anfangen würde mal auch nur was wegzulassen oder leicht zu verändern wird das Leben für mich selbst anstrengend, weil ich dann immer aufpassen müsste dass ich mich nicht verplappere.

Das wäre mir zu mühsam und zu unbequem. *umpf*
********s_63 Frau
2.985 Beiträge
Ehrlichkeit..
..habe ich...den Menschen an meiner Seite...den ich liebe und zu 100 % vertraue ...dann ist es mir auch ein tiefes Bedürfnis, ehrlich zu sein..die positiven wie auch die negativen Gefühle und Empfindungen zu teilen..und zwar in der Form wie ist meinem Naturell entspricht...ohne Beschönigung oder Verstellung zu 100 % authentisch und das Selbe erwarte ich auch von meinem Partner..😉
*******fast Frau
327 Beiträge
Themenersteller 
Also bezog sich Deine Antwort auf die Eingangsfrage, richtig?
********s_63 Frau
2.985 Beiträge
Offenheit & Ehrlichkeit...
Sagen wir nicht viel zu oft das Richtige, das Wahre und vergessen darüber nachzudenken, ob es sich für den Partner gut und richtig anfühlt?

…beides, gehört zusammen. *top*

In einer von tiefer Liebe getragenen Partnerschaft…kann man sich alles ehrlich und offen sagen…ohne das mein Gegenüber ein schlechtes Gefühl bekommt…weil man sich vertraut...versteht…zusammen passt…weiß wie der andere tickt…deshalb geht man auch instinktiv richtig mit einender um…sollte man doch einmal in ein Fettnäpfchen beim anderen treten…durch falsche Wortwahl oder ähnliches…wird es eben nicht gleich vom Partner als Beleidigung aufgefasst…viel mehr gibt es ihm…dann auch einen Input zum nachdenken…"könnte da nicht was dran sein?"...weil er ja weiß, er wird geliebt mit allem drum und dran…und deshalb ist gerade der Partner ehrlich zu ihm…so zusagen handelt es sich dann um „positive Kritik“ als Denkanstoß...

Fühlt es sich dennoch, für den Partner nicht gut und richtig an…sollte er darüber nachdenken…warum das bei ihm so ist…ehrliche gesunde Kritik…freundlich übertragen…sollte jeder Mensch als positiven Denkanstoß betrachten…so nach dem Motto: …“ach, meinst du wirklich...da muss ich jetzt mal drüber nachdenken…damit kannst du Recht haben…war mein Fehler…danke Dir.." *zwinker*
Ehrlichkeit
... ist erstamal zweitrangig.
Die Frau will es gewaltig haben;
Sie will verführt werden. Sie will merken der Mann macht - der Mann hat Macht.
Dann denkt Frau es wird schon;
Später kommt hinzu ist alles nur eine Show, ein Spiel ... Frau ist eine Trophäe.
Aber einen ehrlichen Mann will keine Frau der ist soooo laaaaangweilig *g*
und die guten Bösen sind weg *lach*


Übrigens den Begriff Beziehung sehe ich global und wie ehrlich sind die Menschen untereinander miteinander ...
Politik und Bevölkerung;
Management und arbeitender Werker;
Für mich stellt sich die Frage, geht es in den Streitereien um Ehrlichkeit? Oft drücken diese vermeintlich banalen Dinge, über die man sich streitet nur die Unzufriedenheit aus.
Wir alle wünschen uns Menschen, die uns mögen. Die Aufmerksamkeit dieser Menschen stärken uns ja auch in unserem Selbstbewußtsein. Nun gibt es aber positive und negative Aufmerksamkeit. Der Mensch im allgemeinen sieht oft nur das Negative, da es dominanter ist und das Positive zu überwiegen scheint. D.h. wir genießen nicht die positiven Dinge, sondern nehmen sie einfach hin, aber die negativen will man wegdiskutieren. Das widerrum bringt uns seeeehr viel Aufmerksamkeit unseres Gegenübers. Die konfliktbehafteten Beziehungen leben von der negativen Aufmerksamkeit. Solche Dinge wie zu schnell essen oder die berühmte ausgequetschte Zahnpastatube werden in den Mittelpunkt gerückt, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Das Paar hat festgelegt, einmal in der Woche miteinander essen zu gehen. Der Hintergrund ist doch gemeinsam Zeit zu verbringen, nun läßt sich der Mann nicht drauf ein und will den Abend anscheinend, zumindest im Restaurant, schnell beenden. Wieso muss das negative Gründe haben? Wenn das Essen ihm nicht schmeckt, stochert er drin rum und läßt es stehen. Für mich spricht das eher dafür, dass er in Gedanken ist. Vllt noch mit dem Kopf an der Arbeit und er kann sich im Restaurant nicht wirklich entspannen. Natürlich kann man nachfragen, aber beide Varianten haben einen negativen Aspekt, denn die Frau fühlt sich doch vernachlässigt, weil sie die Aufmerksamkeit nicht bekommen hat. Hier gibt es viele Möglichkeiten. Wenn ich merke, dass mein Partner gestresst von der Arbeit kommt, kann man auch den Tisch abbestellen, ne Pizza in den Ofen schieben und gemeinsam zuhause Zeit verbringen. Oder man läßt die wöchentlichen Restaurantbesuche weg und kocht dafür gemeinsam. Da hat man keine zeitliche Bindung und verbringt viel mehr Zeit zusammen in der häuslichen entspannten Atmosphäre. Und wenn das Essen dann nicht schmeckt, gibt es ja andere Möglichkeiten den Abend ausklingen zu lassen.
Natürlich kann Frau fragen, warum er den Abend im Restaurant so schnell beenden will. Und da sollte auch jeder reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Nicht die Worte auf die Goldwaage legen, das führt doch nur zu einer verkrampften Atmosphäre. Ich z.B. würde ihn mit meinem schönsten Lächeln fragen, ob er auf der Flucht ist. Da mein Partner mich kennen sollte, würde er das verstehen und dementsprechend reagieren. Das Problem ist ja auch, dass unsere Partner uns so gut kennt, dass er versteckte Vorwürfe erkennt und eben negativ darauf reagiert und wir wissen das auch, d.h. der Streit ist vorprogrammiert. Und der Mann fühlt sich angegriffen, denn er ist ja mit ins Restaurant gegangen und hat in seinen Augen damit seine Pflicht und Schuldigkeit getan.
Wie auch immer, beginnt Ehrlichkeit immer mit der Selbstreflektion. Warum stört mich das "Schlingen" wirklich. Und stört es mich nur heute oder generell? Steht es dafür, dass er sich generell in meinen Augen zu wenig Zeit für mich nimmt?
Ändern kann man es nur gemeinsam und an erster Stelle kommt da die Kommunikation. Auch hier gilt, wenn ich eine negative Einstellung habe, wie kann ich dann von meinem Partner verlangen, dass er das ändert? Wenn ich ein Mensch bin, der gerne erstmal für sich ne Lösung findet, sollte ich das tun, diese sind dann aber verhandelbare Vorschläge und kein Allheilmittel.
Wichtig ist, den negativen Energiefluß zu unterbrechen, denn eigentlich will ihn keiner haben. Das schafft man nur gemeinsam, mit viel guten Willen und Kompromissbereitschaft, nicht nur dem anderen gegenüber, sondern auch dabei, das Positive wieder in den Vordergrund zu rücken. Man könnte sich z.B. einmal im Monat entspannt bei einem Glas Wein zusammensetzen und sich darüber unterhalten, was gefällt uns aneinander und was nicht, hier ist der positive Ansatz da, weil das Positive eben erwähnt wird. Und in einer positiven Grundstimmung findet man schneller Kompromisse. Jeder sollte immer mal positive Dinge erwähnen. Man könnte ja auch sagen, fand unseren Abend sehr schön, weil wir Zeit miteinander verbracht haben. Wenn ich anfange, das Positive zu betonen, wird mein Partner sich früher oder später drauf einlassen. Und wenn er sich nicht drauf einläßt....nun es gibt auch immer die Möglichkeit, etwas zu beenden. Und nicht immer gleich alles als Vorwurf ausdrücken, sondern eher sagen, ich habe das Gefühl, dass....und damit dem anderen die Möglichkeit zu geben, es zu entkräften, vllt auch mal wegzulachen. Dann aber auch zu vetrauen und nicht im Hinterkopf zu haben, dass er mich ja gerade beschwichtigen wollte oder mich angelogen hat.
In meiner letzten langjährigen Beziehung, haben wir die monatlichen Gespräche recht gut durchgezogen. Nie geplant, sondern einfach in regelmäßigen Abständen miteinander gesprochen, was sehr wichtig war, da mein damaliger Partner massive Beziehungsängste hatte. Und was mir persönlich auch sehr viel dabei geholfen hat, war die Direktive nie böse aufeinander ins Bett zu gehen. Denn das ist ein absoluter Beziehungskiller und Garant für negativen Energeifluß
Wie viel Ehrlichkeit braucht eine Beziehung?

ehrlichkeit in beziehungen wird völlig überbewertet! *klugscheisser*


weil wir menschen selbst nicht so ehrlich sind, wie wir es von unseren mitmenschen gerne hätten *omm*
Mancher Mensch belügt sich sogar in der Beziehung zu sich selbst;
Wie schaut es dann zu seinen Beziehungen zum Außen erst aus?
******ely Paar
397 Beiträge
Ehrlichkeit in der Beziehung ist für uns ein absolutes Muss... Dem Partner ALLES sagen zu können, zu dürfen.
Ehrlichkeit muss nicht zwingend verletzend sein, wenn man die Worte sorgsam wählt.
Wenn ich die Wahrheit, gern auch wohlfein und respektvoll ausgedrückt, erfahre. Was motiviert mich, mein Verhalten zu ändern?

Worauf konkret bezogen? Unterstellt, dass das Essenschlingen Standard ist? Was sollte den Mann den motivieren? Deine projizierte Unzufriedenheit? Du musst lernen damit umzugehen, bzw. es einfach zu akzeptieren, dass der Mann es ändert, mag temporär möglich sein, dauerhaft nur, wenn es eine Angewohnheit war, sich so eingefahren hat, das gilt es zu ergründen.
Oder wie Eckhardt von Hirschhausen mal treffend sagte:
Die meisten Gründe warum man sich trennt, sind Eigenschaften am Partner, die man am Anfang eigentlich schon kennt - und irgendwie die Hoffnung hat, das sich das irgendwie zurechtrüttelt, was sich dann meist nicht bewahrheitet und dann den einen nervt.


Wenn ich in einem Verhalten positiv unterstützt werde, was motiviert mich dann?

Zielführend motiviere ich nur, wenn der Mann erkennt, dass es für ihn selbst wichtig ist, das Essen zu genießen und das zusätzlich Spaß macht. Das er sein Verhalten allein für das Wohlbefinden der Partnerin ändert, ist meist nicht Motivation genug. Es gilt folglich argumentativ zu überzeugen, kein einfaches Unterfangen.
*********_Mond Paar
587 Beiträge
Nach dem Lesen der Beiträge fiel mir nur ein:

Andere kannst du nicht ändern. Du musst dich ändern, damit dein Gegenüber sich ändern kann. Resonanz.

Auf das Beispiel bezogen hieße das:

Was bringt es mir, wenn ich am Partner rumnörgle, Vorwürfe mache. Ich nehme mich zurück. Esse selbst so, wie ich es mir von anderen wünsche. Zelebriere. Gebe meinem Partner Gelegenheit, sich darauf einzulassen, ebenso zurückzuschalten. Was bringt es ihm, wenn er eine halbe Stunde früher fertig ist und noch auf mich warten muss *zwinker*.

Eine andere Konsequenz wäre (ehrlich und authentisch), wenn ich eben nicht mehr mit meinem Partner öffentlich essen gehe, wenn mir sein Verhalten peinlich ist.

Dinge wie "Schatz ich habe von einer wissenschaftlichen Abhandlung gelesen, wo erwiesen wurde, dass es ungesund ist, wenn man zu schnell isst..." halte ich für Blödsinn, wenn auch eleganter formuliert. Aber warum sollte man es sagen? Es ist der selbe Vorwurf nur anders formuliert.

Allerdings - wie schon geschrieben: Meist stören mich solche Dinge nur dann, wenn ich selbst gerade nicht ausgeglichen bin. Und die Frage bleibt: Warum stört es MICH - warum bin ICH verärgert darüber?
Herummäkeln hat rein gar nichts mit Ehrlichkeit zu tun.

Wenn mich eine Eigenart eines Partners gravierend stört, wäre es falsch, ihm das zu verschweigen, und ihn dann vielleicht zu verlassen, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, etwas zu verändern.

Ansonsten muss ich abwägen, ob ich eine Verhaltensänderung von ihm erwarten könnte/dürfte, wie sehr es mich überhaupt stört, was die Kritik bei ihm auslösen könnte, oder ob ich das Verhalten doch akzeptieren kann.


Dass es in einer Partnerschaft so gewisse Reibungspunkte gibt, ist aber denke ich normal, und spricht nicht gegen eine harmonische Beziehung. Bsp: Mein Onkel und meine Tante waren Jahrzehnte (bis zu seinem Tod) glücklich verheiratet. Sie hat aber des öfteren über seine chronische Schusseligkeit geschimpft, und kann auch heute noch Storys darüber zum besten geben, ohne lieblos zu werden.

Solange es den einen Partner nicht schwer kränkt, dass sein Essverhalten kritisiert wird, und der andere wirklich nur dieses Essverhalten dabei im Sinn hat, und es nicht als Aufhänger für eine generelle Unzufriedenheit nimmt, sehe ich in dem Beispiel des EP kein ernstzunehmendes Problem.
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