Für mich stellt sich die Frage, geht es in den Streitereien um Ehrlichkeit? Oft drücken diese vermeintlich banalen Dinge, über die man sich streitet nur die Unzufriedenheit aus.
Wir alle wünschen uns Menschen, die uns mögen. Die Aufmerksamkeit dieser Menschen stärken uns ja auch in unserem Selbstbewußtsein. Nun gibt es aber positive und negative Aufmerksamkeit. Der Mensch im allgemeinen sieht oft nur das Negative, da es dominanter ist und das Positive zu überwiegen scheint. D.h. wir genießen nicht die positiven Dinge, sondern nehmen sie einfach hin, aber die negativen will man wegdiskutieren. Das widerrum bringt uns seeeehr viel Aufmerksamkeit unseres Gegenübers. Die konfliktbehafteten Beziehungen leben von der negativen Aufmerksamkeit. Solche Dinge wie zu schnell essen oder die berühmte ausgequetschte Zahnpastatube werden in den Mittelpunkt gerückt, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Das Paar hat festgelegt, einmal in der Woche miteinander essen zu gehen. Der Hintergrund ist doch gemeinsam Zeit zu verbringen, nun läßt sich der Mann nicht drauf ein und will den Abend anscheinend, zumindest im Restaurant, schnell beenden. Wieso muss das negative Gründe haben? Wenn das Essen ihm nicht schmeckt, stochert er drin rum und läßt es stehen. Für mich spricht das eher dafür, dass er in Gedanken ist. Vllt noch mit dem Kopf an der Arbeit und er kann sich im Restaurant nicht wirklich entspannen. Natürlich kann man nachfragen, aber beide Varianten haben einen negativen Aspekt, denn die Frau fühlt sich doch vernachlässigt, weil sie die Aufmerksamkeit nicht bekommen hat. Hier gibt es viele Möglichkeiten. Wenn ich merke, dass mein Partner gestresst von der Arbeit kommt, kann man auch den Tisch abbestellen, ne Pizza in den Ofen schieben und gemeinsam zuhause Zeit verbringen. Oder man läßt die wöchentlichen Restaurantbesuche weg und kocht dafür gemeinsam. Da hat man keine zeitliche Bindung und verbringt viel mehr Zeit zusammen in der häuslichen entspannten Atmosphäre. Und wenn das Essen dann nicht schmeckt, gibt es ja andere Möglichkeiten den Abend ausklingen zu lassen.
Natürlich kann Frau fragen, warum er den Abend im Restaurant so schnell beenden will. Und da sollte auch jeder reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Nicht die Worte auf die Goldwaage legen, das führt doch nur zu einer verkrampften Atmosphäre. Ich z.B. würde ihn mit meinem schönsten Lächeln fragen, ob er auf der Flucht ist. Da mein Partner mich kennen sollte, würde er das verstehen und dementsprechend reagieren. Das Problem ist ja auch, dass unsere Partner uns so gut kennt, dass er versteckte Vorwürfe erkennt und eben negativ darauf reagiert und wir wissen das auch, d.h. der Streit ist vorprogrammiert. Und der Mann fühlt sich angegriffen, denn er ist ja mit ins Restaurant gegangen und hat in seinen Augen damit seine Pflicht und Schuldigkeit getan.
Wie auch immer, beginnt Ehrlichkeit immer mit der Selbstreflektion. Warum stört mich das "Schlingen" wirklich. Und stört es mich nur heute oder generell? Steht es dafür, dass er sich generell in meinen Augen zu wenig Zeit für mich nimmt?
Ändern kann man es nur gemeinsam und an erster Stelle kommt da die Kommunikation. Auch hier gilt, wenn ich eine negative Einstellung habe, wie kann ich dann von meinem Partner verlangen, dass er das ändert? Wenn ich ein Mensch bin, der gerne erstmal für sich ne Lösung findet, sollte ich das tun, diese sind dann aber verhandelbare Vorschläge und kein Allheilmittel.
Wichtig ist, den negativen Energiefluß zu unterbrechen, denn eigentlich will ihn keiner haben. Das schafft man nur gemeinsam, mit viel guten Willen und Kompromissbereitschaft, nicht nur dem anderen gegenüber, sondern auch dabei, das Positive wieder in den Vordergrund zu rücken. Man könnte sich z.B. einmal im Monat entspannt bei einem Glas Wein zusammensetzen und sich darüber unterhalten, was gefällt uns aneinander und was nicht, hier ist der positive Ansatz da, weil das Positive eben erwähnt wird. Und in einer positiven Grundstimmung findet man schneller Kompromisse. Jeder sollte immer mal positive Dinge erwähnen. Man könnte ja auch sagen, fand unseren Abend sehr schön, weil wir Zeit miteinander verbracht haben. Wenn ich anfange, das Positive zu betonen, wird mein Partner sich früher oder später drauf einlassen. Und wenn er sich nicht drauf einläßt....nun es gibt auch immer die Möglichkeit, etwas zu beenden. Und nicht immer gleich alles als Vorwurf ausdrücken, sondern eher sagen, ich habe das Gefühl, dass....und damit dem anderen die Möglichkeit zu geben, es zu entkräften, vllt auch mal wegzulachen. Dann aber auch zu vetrauen und nicht im Hinterkopf zu haben, dass er mich ja gerade beschwichtigen wollte oder mich angelogen hat.
In meiner letzten langjährigen Beziehung, haben wir die monatlichen Gespräche recht gut durchgezogen. Nie geplant, sondern einfach in regelmäßigen Abständen miteinander gesprochen, was sehr wichtig war, da mein damaliger Partner massive Beziehungsängste hatte. Und was mir persönlich auch sehr viel dabei geholfen hat, war die Direktive nie böse aufeinander ins Bett zu gehen. Denn das ist ein absoluter Beziehungskiller und Garant für negativen Energeifluß