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Wie viel Ehrlichkeit braucht eine Beziehung?

Konstruktive Konflikte
Hallo

Ich denke mir folgendes.

Konflikte an sich sind nichts schlechtes. Das zeigt nur das ich und mein Partner/Gegenüber zwei verschiedene Personen sind mit unterschiedliche Wertvorstellungen. Wichtig daran sind das sie liebevoll gelöst werden. Klar kann mir mein gegenüber ruhig sagen was er von mir hält. Denn ich muss ihn ja nicht bestätigen in seiner Meinung und habe so viel Selbstwert um an mir selber fest zu halten.

Ich kann nur sagen wenn jeder sich in einer Beziehung egal welche Form so zeigen darf wie er ist ohne mit "Du-Botschaften" zu agieren, ist doch alles ok.
Ich für mich Pflege die "Ich-Botschaften".

Und um ehrlich zu sein jede Beziehung hat ihre Eigenheiten und vielen gehört nun mal verbaler sadismus dazu.
Viele haben es nicht gelernt mit anderen Mitmenschen ehrlich offen und respektvoll umzugehen.
*******ber Frau
1.279 Beiträge
Manipulation finde ich bedenklicher als Dampf ablassen.
Ein Paar geht einmal in der Woche zum Abendessen aus. Jedesmal kommt es früher oder später zur selben Situation:

1) Sie sagt zu ihm: "ich bin echt immer wieder erstaunt, wie Du Dein Essen verschlingst. Dabei könntest Du wenigstens erst kauen, bevor Du schluckst."

2) Sie sagt zu ihm:"Ich bin echt immer wieder erstaunt, wie Du Dein Essen genießt. Dabei musst Du doch riesigen Hunger haben, nach der Arbeit."


Hier klingt beide Male mit "Du solltest anders sein". Einmal, indem sein Negativbeispiel genannt wird, einmal, indem ihm ein Positivbeispiel unterstellt wird in der Hoffnung, dass er sich ändert.

Ehrlich ist keins von beidem.

Ehrlich wäre "Schatz, kann sein, dass ich mich bei dir unbeliebt mache, aber wenn du so hastig isst, komme ich mir blöd vor. Ich hab dann Schiss, dass die Leute denken, ich koche nicht gut genug für dich. Und dann schäme ich mich."

Humorvoll wäre "Schatz, iss schneller, bald kommt eine Hungersnot. Wir müssen Reserven anlegen."

*

Sätze, die anfangen mit "Ich bin immer wieder erstaunt, wie du ..." sind verkappte Du-Botschaften von jemandem, der gelernt hat, dass Ich-Botschaften konstruktiver sind. Sie treiben mich regelmäßig zur Weißglut. Da ist mir ein ehrlicher Temperamentsausbruch, wo mir jemand zeigt, wie es in ihm aussieht, deutlich lieber. Wenn ich liebe, will ich tiefe Gefühle, keine glattgebügelte Oberfläche.

Und das heißt auch nicht, dass man jemandem ständig seine Schwächen um die Ohren haut. Das heißt, dass man ehrlich sagt, wenn einen was stört, und man darauf vertraut, dass der andere ehrlich sagt, wenn ihn was stört. Und dann guckt man, wie man einen Kompromiss findet. Mit welchen Dingen man leben kann, welche Kleinigkeiten der andere vielleicht ändern könnte. Als Ergebnis kann man im Alltag (man streitet ja vielleicht alle paar Monate mal) entspannt sein, weil man sich auf die Worte des anderen verlassen kann und darauf vertraut, dass auch die lieben Worte ehrlich gemeint sind.

Wenn ich bei lieben Worten befürchten müsste, dass dahinter der Versuch steckt, mich irgendwie durch die Blume zu verändern ... Nee. Dann würde ich aggressiv werden. "Lieb mich, wie ich bin, mit all meiner Liebe zu dir, und sei ehrlich, wenn dich was ankotzt, und leb damit, wenn ich trotzdem bin, wie ich bin (und dazu gehört, dass ich dich sehr liebe, aber weiterhin nie aufräume)."

*

Und wenn er hastig isst, weil er Hunger hat oder warum auch immer ... Dann ist das vielleicht auch einfach so. Zu Hause würde ich sagen, dass ich trotzdem eine bestimmte Menge an Partnerzeit möchte, aber sie sonst eben nach dem Essen oder an einem anderen Tag nehmen, wenn es für beide besser passt. Im Restaurant würde ich mich damit arrangieren - Hey, die Kellner kriegen Trinkgeld, und ich ess trotzdem in meinem Tempo - oder halt bei besonderen Anlässen (Hochzeit etc.) darum bitten, mir zuliebe so zu tun, als ob er immer langsam isst.

(Gut, speziell das Thema mit dem Essen ist bei uns eher andersherum ^^.)
*******fast Frau
327 Beiträge
Themenersteller 
Müssen wir nicht bei jedem Wort davon ausgehen, dass es auf eine Reaktion abzielt? Kommunikation beinhaltet IMMER genau das, was Du gerade als so schrecklich verwerflich auseinanderzupuzzeln versucht hast. Nämlich den Versuch, eine Veränderung zu erreichen. Die ergibt sich selbst ohne Antwort, weil jedes Wort - einmal vernommen - Eingang findet. Wir würden nicht kommunizieren ohne diesen Hintergrund. Warum auch?


*******ber:
Wenn ich bei lieben Worten befürchten müsste, dass dahinter der Versuch steckt, mich irgendwie durch die Blume zu verändern ... Nee. Dann würde ich aggressiv werden.


Dieser Satz ist Klasse. Genau: WENN Du den Versuch einer Manipulation befürchten müsstest.

Was, wenn Du es nicht bemerkst?
Und was möchte eine "ehrliche" Botschaft erreichen?
100%
Ehrlichkeit macht eine gute Partnerschaft aus.Dieses Herummäckeln allerdings gehört nicht dazu.Als Beispiel...wir sind 21 Jahre zusammen und es gibt nichts was uns an dem anderen so stört das wir es dauernd kritisieren.Fängt man einmal damit an ist die Beziehung nicht mehr gut,vielleicht auch schon am Ende.Wenn man sich an Kleinigkeiten hochzieht und diese Kleinigkeiten schon quasi hasst,kann doch was nicht stimmen.Wir haben das bei anderen Paaren schon beobachtet und finden es befremdlich.
*******ber Frau
1.279 Beiträge
Müssen wir nicht bei jedem Wort davon ausgehen, dass es auf eine Reaktion abzielt?

Eine spannende Frage :). Gut möglich. Da kann man natürlich auch noch mal grübeln, ob Reaktion und Veränderung das Gleiche sind. Ist mir aber gerade zu anstrengend.

Kommunikation beinhaltet IMMER genau das, was Du gerade als so schrecklich verwerflich auseinanderzupuzzeln versucht hast. Nämlich den Versuch, eine Veränderung zu erreichen.

Es steht dir frei, zu versuchen, bei deiner Kommunikation mit den Mitmenschen Veränderung in ihnen hervorzurufen. Verwerflich finde ich das nicht, ich würde aber vermutlich bei einem Grillfest früher oder später einen Grund finden, aufzustehen und mich einer anderen Gesprächsgruppe anzuschließen. Ich fühle mich bei Leuten am wohlsten, die ausstrahlen, dass ich so, wie ich bin, in Ordnung bin und nicht erst noch verändert werden muss.

Aber vielleicht würdest du bei dem Grillfest ja auch spannende Geschichten erzählen, die mich zum Lachen bringen, ohne den Hintergedanken, mich verändern zu wollen? Dann würde ich mich mit anderen spannenden Geschichten revanchieren, die dich hoffentlich auch zum Lachen bringen. Und hinterher gehen wir beide nach Hause und sind noch die gleichen Menschen, die wir vorher waren, wurden nicht verändert, haben aber eine schöne gemeinsame Erinnerung mit viel Lachen.

Wir würden nicht kommunizieren ohne diesen Hintergrund. Warum auch?

Tja. Reaktion oder Veränderung? ;). Klar, jede Reaktion ist eine Veränderung eines vorigen Zustandes. Der Kontext, in dem du es verändert hast, war jedoch eine Veränderung eines Zustandes in einen anderen von dir gewünschten Zustand: Langsameres Essen.

Da sehe ich noch mal einen Unterschied.

Dark_Amber:
Wenn ich bei lieben Worten befürchten müsste, dass dahinter der Versuch steckt, mich irgendwie durch die Blume zu verändern ... Nee. Dann würde ich aggressiv werden.


Dieser Satz ist Klasse. Genau: WENN Du den Versuch einer Manipulation befürchten müsstest.

Was, wenn Du es nicht bemerkst?

Dann würde ich mich vermutlich nur subtil unwohl fühlen und mich irgendwann fragen, warum ich mich nach einem Essen gehen mit dir immer so müde, schwach und irgendwie falsch und wertlos fühle, während andere Menschen bewirken, dass ich mich wohl und voller neuer Energie fühle, wenn ich Zeit mit ihnen verbracht habe.

Und irgendwann würde ich meine Antennen schärfen und die Zusammenhänge begreifen und mich abgrenzen. Oder ich hätte Freunde, die mir sagen: "Hey, immer, wenn du dich mit XY getroffen hast, bist du danach voller Selbstzweifel und wir müssen dich erst wieder neu aufbauen ... Kann es sein, dass die dir nicht guttut?"

Damit kommen wir zur nächsten Frage von dir:

Und was möchte eine "ehrliche" Botschaft erreichen?

Die Aussage meiner Freunde wäre genau eine solche ehrliche Botschaft, wie ich sie meine. Und die würde erreichen wollen, dass ich mitkriege, was geschieht, und die Welt ein klein wenig besser durchschaue, um gezielter nach einem Platz im Leben suchen zu können, wo ich mich wohlfühle.

*

Deine Ausgangsfrage war:

Sagen wir nicht viel zu oft das Richtige, das Wahre und vergessen darüber nachzudenken, ob es sich für den Partner gut und richtig anfühlt?

Es gibt verschiedene Arten, das Richtige und Wahre zu sagen. Verletzend und nett. Wenn die nette, aber aufrechte Botschaft (wenn denn eine Botschaft nötig ist, was erstaunlich selten der Fall ist, wenn man die Verschiedenheit von Menschen als gegeben respektiert) der Regelfall wird, fühlt sie sich in Freund- und Partnerschaften normalerweise auch gut und richtig an.

Richtiger jedenfalls als subtile Botschaften, die nett klingen und durch die Blume vermitteln, dass ich so, wie ich bin, nicht richtig sein kann. Das nennt man übrigens Doublebind, dieses "nett klingen und etwas meinen, was nicht nett ist". Und inzwischen bin ich bei so etwas ziemlich sensibilisiert und ziehe ganz schnell die Reißleine.
*******ber Frau
1.279 Beiträge
@ Daylight 33
100% Ehrlichkeit macht eine gute Partnerschaft aus. Dieses Herummäkeln allerdings gehört nicht dazu. Als Beispiel...wir sind 21 Jahre zusammen und es gibt nichts was uns an dem anderen so stört das wir es dauernd kritisieren. Fängt man einmal damit an ist die Beziehung nicht mehr gut,vielleicht auch schon am Ende. Wenn man sich an Kleinigkeiten hochzieht und diese Kleinigkeiten schon quasi hasst, kann doch was nicht stimmen. Wir haben das bei anderen Paaren schon beobachtet und finden es befremdlich.

Das unterschreibe ich.

Ich glaube, die Ausgangsfrage ist hier einfach auch falsch gestellt für das, wonach dann offenbar gefragt wird ;). Sie hätte lauten sollen "Wie viel Herummeckern unter dem Vorwand von Ehrlichkeit braucht eine Beziehung."
*********_Mond Paar
587 Beiträge
@TE
Und was möchte eine "ehrliche" Botschaft erreichen?

Die Ehrliche Botschaft vermittelt, was etwas mit MIR macht und was ich daraus für Konsequenzen ziehe. Dabei kann das Gegenüber wählen, ob er etwas ändern möchte, oder ob er so weitermacht. Muss dann allerdings mit den Konsequenzen umgehen. Die Entscheidung bleibt bei ihm. Und mein Missfallen bleibt bei mir. Ich wälze die Verantwortung für mein schlechtes Empfinden nicht auf andere ab.

Im anderen Fall vermittle ich, "Du machst was falsch, Du bist schuld, Du bist so nicht in Ordnung." Ob nun durch die Blume gesagt oder direkt - das Ergebnis bleibt das Gleiche. Warum mich das stört, ist wurstegal, der andere ist ja der Böse.

Es ist eine Grundeinstellung im Leben: Es lebt sich einfacher, wenn alle anderen Schuld sind an meiner Lage. Einfacher als mich zu fragen und ehrlich zu reflektieren, warum mich das stört. Und anstatt mich das zu fragen, soll sich erst mal der andere ändern... Aber das schrieb ich ja bereits.

Würden wir endlich mal unserer vollen Verantwortung für unser Selbst bewusst werden, erübrigten sich alle Vorurteile, Vorwürfe, Schuldzuweisungen etc. und wir könnten endlich einfach offen und frei aufeinander zu gehen.
*******ber Frau
1.279 Beiträge
Die Ehrliche Botschaft vermittelt, was etwas mit MIR macht und was ich daraus für Konsequenzen ziehe. Dabei kann das Gegenüber wählen, ob er etwas ändern möchte, oder ob er so weitermacht.

Schön auf den Punkt gebracht.

Und ich bin dann diejenige, die entscheidet, ob das hastige Essen aus dem Ausgangsbeispiel mich so stört, dass ich in Zukunft nicht mehr mit meinem Gegenüber zum Essen gehe, oder ob ich es akzeptiere. So oder so hängt mein Seelenfrieden dann wieder bei mir und ist nicht davon abhängig, ob sich der andere ändert oder nicht.

Das Leben wird so viel entspannter dadurch :). Für beide. Das ist das, was Ehrlichkeit so angenehm und schön macht. Deswegen verträgt eine Beziehung davon eine ganze Menge.
********s_63 Frau
2.985 Beiträge
volle Ehrlichkeit, zu sich selbst und zum Partner...
Es ist eine Grundeinstellung im Leben: Es lebt sich einfacher, wenn alle anderen Schuld sind an meiner Lage. Einfacher als mich zu fragen und ehrlich zu reflektieren, warum mich das stört. Und anstatt mich das zu fragen, soll sich erst mal der andere ändern... Aber das schrieb ich ja bereits.

Es lebt sich noch einfacher…wenn man immer erst mal bei sich selbst anfängt…einfach erst mal ehrlich zu sich selbst sein und dann auch 100 % ehrlich zum Partner…schließlich, liebt man ihn ja weil man ihm vertraut…und hat ihn sich mit all seinen, kleinen liebenswerten Schwächen ausgesucht…

Wenn mein Partner (meiner Meinung nach) zu schnell isst…würde ich freundlich sagen was das für ein Gefühl in mir auslöst…zum Beispiel das es mich unter Stress setzt…weil ich dann auch das Gefühl habe so schnell essen zu müssen…und das bekommt mir gar nicht…wenn er mich versteht, wovon ich ausgehe...wird er Rücksicht nehmen und sein Esstempo verlangsamen…wenn nicht, dann nicht…es ist seine Entscheidung (und sein Magen)…ich kann ja meine Gefühle hinterfragen und dennoch langsam essen…so wie es sich für meinen Magen gesund anfühlt… *zwinker*

Meine Grundeinstellung im Leben…alles was mir gut tut, ist für mich in Ordnung…wenn ich gern mit Menschen zusammen bin die ich mag…tun sie mir gut…würde mich irgendetwas an ihnen extrem stören…wäre ich ja gar nicht gern mit ihnen zusammen…genauso ist es in der Partnerschaft…ein meckern kommt in erster Linie aus der eigenen Unzufriedenheit heraus…weil man einen schlechten Tag hat…oder glaubt ein Problem zu haben…was man schlecht lösen kann…in den meisten Fällen, ist es nicht eine dumme Angewohnheit des Partners…den man ja liebt…sondern man ist mit sich selbst nicht einig und auch nicht ehrlich.. *top*

Supermaus_63 dein letzter Satz finde ich sehr schön.

Meisten ist es doch so, dass das was mich bei meinen Gegenüber stört, was mit mir zu tun hat. Meinen Ängsten, Zwängen, Glaubenssätze usw.. Damit dränge ich dem Gegenüber meine Wertvorstellung auf.

Ich bin hier mal ganz ehrlich:

Es Träumen sehr viele Menschen davon respektvoll Behandelt zu werden bzw. Sie möchten so angenommen werden wie sie sind, jedoch können Sie dieses nicht anderen Menschen entgegenbringen.

Wenn mein Gegenüber etwas macht, was ich nicht gut finde ist es an mir dieses auszuhalten oder zu sage Du damit habe ich gerade in Problem. Es kommt zu einen Gespräch, eine Begegnung auf Augenhöhe und keiner wird kritisiert.
********s_63 Frau
2.985 Beiträge
ganz ehrlich..
...wenn ich einen Menschen Liebe...dann genau deshalb, weil er so ist...wie er nun mal ist...er kann faktisch nicht's machen was mir nicht gefällt...er macht es nur anders wie ich es für mich machen würde...das unterscheidet uns...er tut es ja wie er es für sich als gut empfindet...genauso tue ich was ich für mich gut empfinde...einfach den anderen Sein lassen wie es ihm gut tut...und das kann nur jeder, für sich selbst beurteilen...und es ehrlich dem Partner auch mitteilen...
****ot2 Mann
9.902 Beiträge
1) Sie sagt zu ihm: "ich bin echt immer wieder erstaunt, wie Du Dein Essen verschlingst. Dabei könntest Du wenigstens erst kauen, bevor Du schluckst."

Der Wunsch an "den Anderen", er möge doch bitte langsamer essen, erscheint mir ziemlich harmlos.
Da ist ja der Konflikt um nicht zugedrehte Zahnpastatuben komplexer.

Ich persönlich rate eigentlich immer zum Austausch von "Beweggründen", wenn jemand etwas "wünscht" oder "nicht wünscht".
Z.B.: "Warum möchtest Du, dass ich langsamer esse?"

Lg
Gernot
*******ackt Mann
258 Beiträge
"Jetzt aber mal ehrlich" - was denn sonst?
Dark_Ambers Hinweis auf double bind-Botschaften erinnert mich
...an das gute alte 'Sprich von dir' in Initiativen der Siebziger und Achtziger, das die Kommunikation von vielen Du-Botschaften und Projektionen freihalten kann;
...an die Kriterien der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg, sich wertschätzend und ressourcenorientiert zu äußern. (Das schützt nicht vor Konzilianz: Von Handwerkern habe ich gelernt, dass 'nett' die kleine Schwester von 'Scheiße' sei, also drücken Komplimente mein Gefühl aus und sind nicht dazu da, etwas erreichen zu wollen).

Jedes Wort, das ich spreche, erreicht zunächst meine eigenen Ohren und prägt den Umgang mit mir selbst, den Standard meines Feingefühls. Soll eine Beziehung mich in Wohlgefühl und Zärtlichkeit nähren und erhalten, dann ist Aufrichtigkeit mein Bestreben und gehören Spott, Ironie, Zynismus, Sarkasmus, Abwertung, Verurteilung möglichst nicht zu meiner Kommunikation (Ausnahmen sind für mich Begegnungen mit Machtmissbrauch und Schikane, frei nach Georg Büchner).

Eine Beziehung verträgt alle Ehrlichkeit, wenn die Dosis wird immer mal gemeinsam bestimmt und ihr genug Zeit eingeräumt wird. Unaufgearbeitetes erneut zu besprechen gehört zur Zuwendung, Respekt gegenüber Trigger-Empfindsamkeiten zum guten Stil.
Ich finde, auch wenn man in einer Beziehung ist, darf man sich nicht selbst verlieren.. ich handhabe es immer so, dass ich sage, was ich denke und das ist für mich nicht immer einfach und auch für meinen Partner.. doch mein Partner weiß, was los ist und kann dementsprechend agieren.. welche Botschaften ich damit aussende, ist mir ehrlich gesagt egal, doch wenn ich nicht sagen kann, wenn was nicht stimmt, muss ich mich verbiegen.. und das will ich nicht..
Also mein Partner kommt mit meiner Art zurecht und meint, dass ihm das lieber ist, als dieses oberflächliche Getue..
********s_63 Frau
2.985 Beiträge
mal ganz ehrlich...
...wenn ich selbst ein Mensch bin...der ehrlich, offen und direkt ist...und dann anfange mir ständig Gedanken darüber zu machen...wie mein Partner etwas auffassen oder falsch verstehen könnte...womit er sich dann verletzt fühlt...wenn ich ihm etwas mitteilen möchte...dann würde ich nicht bei mir selbst bleiben...zu mir selbst nicht ehrlich sein...

Ich finde, jeder sollte in erster Linie zu sich und seinem Wesen stehen...sagen was er zu sagen hat...freundlich aber offen und direkt...auch der Partner lernt damit umzugehen...könnte er es nicht wäre er sicher nicht mein Partner geworden...denn wenn ich schon immer offen, ehrlich und direkt war...hat er mich genauso auch kennen und lieben gelernt... *zwinker*
Ehrlichkeit wird zuweilen mit Taktlosigkeit verwechselt. Vieles, was einem so durch den Kopf geht, ist schlicht überflüssig auszusprechen, und es wäre falsch, jemanden zu behelligen oder zu kränken, wegen seiner Art zu sein oder etwas zu tun, wenn es sich nicht um ein Problem handelt, das man lösen könnte/müsste.

Auch sollte man manchmal in sich gehen, und überlegen, ob es nicht mehr eine eigene schlechte Laune ist, die einem das Verhalten des anderen so nervtötend erscheinen lässt. Nörgelei und Überempfindlichkeit sind ebenfalls nicht mit Ehrlichkeit gleichzusetzen.
*******ackt Mann
258 Beiträge
- Bliebe im Reigen der belastenden Äußerungen
noch die Selbstdarstellung zu erwähnen, die sich gern als Ehrlichkeit/Aufrichtigkeit tarnt und nicht mit Beziehungspflege zu verwechseln wäre. Die Übergänge können fließend sein ;-).
Wie sich es für meinen Partner anfühlt, wenn ich Ihm/Ihr das Richtige und wahre direkt sage interessiert mich mit Verlaub einen Sch..dreck !
Harte Aussage? OK, ich erklärs mal:
Vorausgesetzt sei, es ist wirklich das Echte und Wahre was ich sage.

Welche Gefühle ein Mensch empfinde,t kann niemand wirklich beinflussen. (Ich lasse mal Aktionen wie echte Beleidgungen etc aussen vor)
Was jemand emotional/psychisch in seinem Inneren mit einer sachlichen Info anstellt, ist von anderen unbeinflussbar.
mal ein extrems beispiel - da wirds ggf verständlicher:
Ich teile jem mit, dass er im Lotto gewonnen hat --das ist die sachliche Info
Die Person bricht darauf hin in Tränen aus...das ist die äusserlich sichtbare Reaktion.
Ich denk mir, der heult vor Freude ...das ist meine völlig unbegründete Interpretation seiner Tränen
Es stellt sich aber heraus, dass der Mensch vor Trauer weint, da beim letzten Lottogewinn seine Mutter vor Aufregung an Herzinfarkt gestorben ist und er jetzt an diese Situation erinnert wird.
Der Mensch empfindet also wegen meier sachlichen Info ein trauriges, unangenhmes gefühl, obwohl ich von positiven Empfinden überzeugt war.
Klar....krummes Beispiel...
Aber es ist täglich in 1000 kleine Situationen zu erleben dass Menschen emotional die verrücktesten Sachen wegen gewisser Info empfinden...das ist für einen Ausstenstehenden völlig unberechenbar.
Ich gehe daher davon aus, dass mein Partner so erwachesne ist (psychisch), dass er Sachinfo auch als solche annimmt und sie emotional unbeteiligt verarbeitet. Fehlt diese Form der Reife, ist der Mensch GARANTIERT NICHT mein Partner !!
Sollte die Info nicht emotional unbeteiligt aufgenommen werden, muss derjenige halt noch ein wenig üben.-
Ich kann (und will!) es nicht beinflussen, was die Leute mit Ihren Psychofiltern aus Sachinfos so alles machen...Niemand kann das,
Und da ich es nicht beinflussen kann, ist es mir natürlicher Weise sch...egal
Und ja! Ich möchte bitte genau so gehandelt werden !Unbedingt!
*****ess Frau
18.691 Beiträge
Nicht alle Infos sind aber rein sachlicher Natur. Gerade auf Beziehungsebene.
********s_63 Frau
2.985 Beiträge
eine Partnerschaft/Beziehung..
....die keine freundliche, ehrliche und offene Kommunikation verträgt...wobei es völlig zweitrangig ist, zu welchen Themen...ob über sachliche Themen oder Gefühle und Empfindungen....würde ich nicht als eine....auf Vertrauen und Zuneigung aufgebaute Partnerschaft / Beziehung bezeichnen...
Was für eine Beziehung
eine Wischiwaschi 0815 beziehung?? Na die braucht auch nur 0815 Ehrlichkeit
Eine "es geht so Beziehung"? Na..es geht so Ehrlichkeit
usw usw usw

Und eine 100% Top Spitzenbeziehung bzw eine die das werden will braucht 100% Ehrlichkeit.

Den meisten Leuten ist ne Wischwaschi Beziehung genug weils bequem ist.
Ausserdem wird man irgenwann pragmatisch un verabschiedet sich spätestens dann von ach so heheren
idealen Erwartungen wenn man feststellt, dass man die selber auch nicht bringt da zu anstrengend.
Das leben besteht auch noch aus anderen Dingen als aus dem dauernden Feilen an der PArtnerbeziehung...Dinge wie "mein Motorrad, facebook, ein kaltes Bier, der geile Hintern meiner Nachbarin" etc..und das sieht meist bei beiden PArtnern gleich aus
*******uin Paar
38 Beiträge
Meiner Ansicht nach braucht jede Beziehung, ob nun fetzig oder eher gediegen, Ehrlichkeit.

Wir als Paar sind wahrscheinlich die "Furien" schlechthin,wobei ich zu 80% die Schuld bekomme,da ich seiner Ansicht nach hypersensibel sei und keine Kritik vertrage.

Nun denn, das mag man sehen wie man will, aber er ist derjenige, der sich sehr oft hinter seiner Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit versteckt und genau da mit seinen Sticheleien und seiner Selbstdarstellung anfängt. Sei es, wieviel ordentlicher und zielorientierter er ist oder wieviel Struktur und Bodenständigkeit er hat und ich in seinen Augen nicht. Er verpackt es hinter Dingen, die mir sehr oft sehr wichtig sind, und zieht sie in überzogenem Maße ins Lächerliche oder stellt mich als völlig inkompetent dar.
Der eine würde meinen, ach die sind witzig und hänseln sich ständig, aber ein anderer würde es bei längerer Betrachtung als hintergründige Ehrlichkeit mit einer großen Priese Respektlosigkeit erkennen.
Es ist wie eine zweite Natur, welche er irgendwie nicht abstreifen will oder nicht kann.

Meine eigenen Steitenhiebe sind direkter, weniger subtil und wenn der Geduldsfaden reißt brutal ehrlich, aber nie beleidigend, einfach weil ich mir in all meiner Wut trotzdem überlege, was ich sage, bevor ich es tue, da Worte oft mehr weh tun,als andere Dinge.

Aus der Sicht eines ständig streitenden Paares würde ich sagen, dass eine einfache Ehrlichkeit mit ein wenig Rücksichtnahme und in einer ruhigen Umgebung besser wirkt und der Beziehung hilft, als wenn die Energien so hoch schießen, dass man sich für bestimmte Augenblicke hasst wie die Pest und später dann gar nicht mehr so genau weiß, warum es überhaupt so schlimm ausarten konnte.
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