Hallo Angel,
dass ich an sich Deiner Meinung bin, habe ich Dir ja auch an anderer Stelle schon kund getan. Nur was Dein geplantes zeitliches Nutzungsrecht betrifft, da sehe ich ein großes Problem.
Hier in Deutschland hatten wir vor ein paar Jahren so einen Fall, als Jens Brüggemann einen Bildband herausgebracht hat, zufällig (oder absichtlich) gerade dann, als eines der darin abgebideten Models zur VIP geworden ist, indem sie einen Herrn Namens Ralf Schuhmacher geheiratet hat. Nun hat die liebe Cora plötzlich ein Problem mit diesen an sich mega ästhetischen Fotos (Ich hab das Buch) und will plötzlich die Veröffentlichung verhindern. Und weil der liebe Ralf ja recht zahlungskräftig ist, wurde ein Rechtsstreit angeregt, der jedoch, aufgrund des zwischen Model und Fotograf geschlossenen (offensichtlich rechtssicheren) Vertrages zu Gunsten von Jens ausgeht. Na ja, mit viel Kohle wurde dann doch noch eine außergerichtliche Einigung erzielt, dass die Bilder im Buch bleiben und weitere Bilder nicht mehr veröffentlicht werden.
Hätte die liebe Cora ganz einfach den Mund gehalten, hätte kaum jemand bemerkt, dass sie da in einem Buch eines 'kleinen' Fotografen abgebildet ist.
Nun habe ich neben fotografieren, malen und meinen Motorrädern noch ein weiteres Hobby: Ich sammle Bücher zum Thema Aktmalerei und -Fotografie.
Irgendwann habe ich mal auf nem Flohmarkt so ein Buch ersteigert und als ich das zu Hause durchgeblättert habe, habe ich gesehen, dass darin ausschließlich Fotografien einer Frau abgebildet sind, die zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch völlig unbekannt war. Heute ist sie unter dem Namen Madonna bekannt.
Weitere Recherchen haben ergeben, dass der Fotograf sich in New York Tänzerinnen als Modelle gesucht hat. Die Aufnahmen von Madonna sind bei weitem nicht so ästhetisch wie die von Cora, deshalb blieben sie wohl auch lange im Verborgenen. Als er dann mal wieder sein Archiv durchgestöbert hat, fand er die Bilder und hat ein Buch daraus gemacht. Madonna, die zu der Zeit wohl schon ähnlich zahlungskräftig war wie Ralf, hat nichts dagegen unternommen, so dass das Buch letztendlich schon ein Ladenhüter war, kaum dass es auf dem Markt erschienen war. Eine zweite Auflage kam zumindest meines Wissens nach nie heraus.
Es ist also durchaus auch eine Frage, wie man damit umgeht. Letztendlich würden Deine Bilder auf meiner Homepage wohl kaum von großem öffentlichen Interesse sein, was wohl in erster Linie an der Qualität meiner Arbeit liegen mag. Trotzdem bin ich stolz auf die Bilder, die ich mache und möchte sie gerne herzeigen.
Mit einem Vertrag, wo ein zeitlich befristetes Veröffentlichungsrecht festgelegt wird, hätte ich so meine Probleme. Was passiert denn dann anschließend mit den Bildern? Wie kann ich diese denn wieder löschen, wenn ich sie z.B. in Foren wie diesem hier zur Diskussion eingestellt habe? Diese Gedanken würden mir durch den Kopf gehen, wenn so ein Vertrag vor mir liegen würde, und ich denke, mit einem guten Gewissen könnte ich den nicht unterschreiben.
Ich finde auch, man sollte sich immer so verhalten, dass man sich seiner Vergangenheit nicht schämen braucht. Wenn Du also z.B. Probleme mit offenherzigen Fotos für Deine Zukunft befürchtest, dann mach einfach keine. Denn - auch wenn der Fotograf seinen Teil vom Vertrag einhält - dass Du trotzdem Bilder von Dir auf fremden Handys findest - das kann er damit nicht verhindern. Möglicherweise sind seine Bilder mittlerweile tausendmal runtergeladen und über irgendwelche Wege verteilt. Der Fotograf löscht Deine Bilder von seiner Seite und trotzdem kann es passieren, dass Deine Kinder eines Tages nach Hause kommen und Dir erzählen, in der Schule hat Klassenkamerad A oder B ein Foto von Dir als Handybild.
So wie ARTistCyberello bin auch ich ein Freund der Gleichberechtigung. Gleiche Nutzungsrechte für beide, kommerzielle Nutzung wird bei TfP ausgeschlossen und wenn diese dann doch nachträglich vereinbart wird, dann teile ich den Gewinn zu gleichen Teilen mit dem Model.
Gleichberechtigung in der von Dir angesprochenen Form würde aber auch bedeuten, dass Du ebenso nur ein zeitlich beschränktes Nutzungsrecht bekommst. Viele meiner Modelle sind eigentlich keine Modelle sondern eher die 'Frau von Nebenan', die einfach jetzt Bilder von sich haben mögen, um den Moment für die Zukunkt zu konservieren. 'wenn ich mal alt bin, dann möchte ich mich an diesen Körper erinnern' höre ich oft. In der von Dir angeregten Form würde das für diese bedeuten, dass sie irgendwann gar keine Bilder mehr haben. Gut, heißt natürlich nicht, dass Du da genauso denkst.
Was ich jedoch krass finde ist, wenn Dir Fotografen PM's schicken und sich darüber aufregen, dass die Rechte geteilt werden.
Ein Profi hat so etwas nicht nötig, denn dieser ist in der Lage, Bilder per Pay-Shooting zu machen und diese dann kommerziell zu nutzen, so dass er auf kommerzielle Nutzungsrechte bei TfP-nicht angewiesen ist. Wenn so jemand sich per PM bei Dir aufregt und das hier im offenen Forum nicht zu posten traut, dann klingt das nicht gerade seriös.
Gleichberechtigung bedeutet für mich auch (um auf Deine anderen Fragen einzugehen), dass jeder die gleichen Bilder verwenden kann (ich gestehe meinen Models allerdings zu, einzelne Bilder von der Veröffentlichung auszuschließen).
Bedeutet aber nicht automatisch, dass ich alle Bilder out of the box auf ne CD brenne und dem Model in die Hand drücke. Ich nehme mir das Recht heraus, die Bilder auszusortieren und ggf. nachzubearbeiten. Diese Bilder bekommt das Model auf CD und auch ich verwende keine anderen Bilder. Ich denke, mit meinen Bildern drücke ich mich aus. Bilder, die nicht das aussagen, was ich möchte, sind mißlungen, ebenso wie unscharfe oder verwackelte ... Solche Bilder würde ich nicht veröffentlichen und auch nicht mit einem Bezug auf mich veröffentlicht wissen. Dem Model schaden solche Bilder m.E. mehr als sie nutzen, weshalb ich nicht verstehen kann, weshalb manche darauf beharren.
Letztendlich halte ich es so, wie ich es Dir hier und per PM geraten habe: Wenn ich der Meinung bin, dass der Vertrag nicht das enthält, was ich möchte oder mich zu Dingen nötigt, die ich nicht möchte, dann muß ich den nicht unterschreiben. Lässt sich darüber nicht verhandeln, dann gibt es halt kein Shooting.
Fred