Hallo Angel,
also Buch hin oder her .. ich kenne ein paar Buchprojekte, entweder waren es Pay-Shootings oder, wenn TfP, dann wurden die Models am Gewinn beteiligt, was das Shooting aber quasi rückwirkend zum bezahlten Shooting macht und somit wäre es für Dich schwierig, Deine Bilder da raus zu bekommen.
Eine Neuauflage kommt auch oft heraus, wenn die erste Auflage vergriffen ist und noch eine lukrative Nachfrage besteht. Dabei wird nicht zwingend der Inhalt neu zusammengesetzt, eher im Gegenteil. Wenn sich das Konzept bewährt hat, dann hat man mit wenig Aufwand = wenig Kosten einen hohen Ertrag, weil die Nebenkosten der Bearbeitung (Layout, Lektroat ...), die ja nicht gerade unbedeutend sind, wegfallen.
Doch zum eigentlichen Problem:
aber was, wenn sachen passieren, mit denen man nicht gerechnet hat, nicht besprochen oder dann sogar nicht vertraglich vereinbart wurden
Nun, wenn beim Shooting etwas passiert, was vorher nicht vorhersehbar war, dann kann man den Vetrag ja noch ergänzen. Wichtig hierbei ist die Unterschrift von Beiden und das Datum, damit man nachweisen kann, dass die Ergänzung von Beiden gelesen und akzeptiert wurde.
Was nicht vertraglich vereinbart ist, wird auch schwierig einzuklagen sein. Wennmir ein Autohändler ein Auto vor die Tür stellt und ich es nicht bezahle, dann dürfte es schwer für ihn sein, das Gericht davon zu überzeugen, dass ich das Auto haben wollte.
Verträge bedürfen auch nicht der Schriftform. Wenn Du also mit dem Fotografen eine Absprache triffst, wie das Shooting ablaufen soll und in welcher Art Du die Bilder davon bekommst, dann seid ihr beide einen Vertrag eingegangen. Aber getreu dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern - wird es schwierig, das ungeschriebene Wort juristisch einzufordern, weshalb ich grundsätzlich zur Schriftform rate. Nicht zuletzt die Flut der Juristen in unserem Lande haben das 'Handschlaggeschäft' das 'Ehrernwort' der Handelspartner ausgehebelt.
Auf Deine Frage bezogen bedeutet dies, dass Du in den Vetrag alles reinnehmen mußt, was Dir Bauchschmerzen machen könnte. Auf alles, was schriftlich verankert und von Beiden unterschrieben ist, kannst Du Dich juristisch berufen, solange es nicht sittenwidrig ist oder eine Straftat beinhaltet.
Die Frage, wer TfP-Shootings bevorzugt kann man sicher auch nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich war es früher einmal so, dass TfP-Shootings nur zwischen Profi-Fotograf und Profi-Model zu Stande kamen. Die taten das aus einem ganz einfachen Beweggrund: Beide verdienen ihr Geld mit ihrer Tätigkeit und beide sind dabei nicht frei in ihrer Arbeit. Der Fotograf bekommt einen Auftrag, in dem ganz genau festgelegt ist, wie das Endresultat aussehen soll. Manchmal ist sogar das Model festgelegt, mit dem der Auftrag abgewickelt werden soll. Das Model schlüpft in eine Rolle, die sie oft nicht selber repräsentiert, zieht Klamotten an, die ihr selbst vielleicht nicht gefallen und wird gestyled, dass sie sich selber vielleicht fremd vorkommt.
Beim TfP-Shooting haben nun beide die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen umzusetzen. Deshalb denke ich schon, dass vor allem Profis auf TfP aus sind.
Was hier oft ebenso als TfP bezeichnet wird, ist das Shooting zwischen Profifotograf und Amateurmodel. Früher nannte man das 'Testshooting'. Ein Testshooting ging früher auch meistens dem Pay-Shooting vraus, wenn man sein Gegenüber noch nicht kannte. Der Fotograf konnte sich so ein Bild von der Vielseitigkeit des Models machen und das Model kam über das Testshooting an gute Bilder für ihre Mappe, und hatte somit Referenzen, um andere Aufträge zu bekommen.
Nun ist ja noch kein Profi vom Himmel gefallen, weder mit der Kamera in der Hand noch mit dem mega-body.
Fangen wir also mal beim Fotografen an:
In der Regel wird ein Fotograf, wenn er sich als solcher berufen fühlt, erstmal ein Handwerkszeug zulegen- eine Kamera. Das Ding hat eine Unzahl von Reglern und Knöpfen (neben den mittlerweile zum Standart gewordenen Automatikfunktionen). Ist der Fotograf wirklich ein berufener, dann wird er wie besessen anfangen zu lernen, mit seinem Werkzeug umzugehen. Anhand der verschiedensten Motive wird er versuchen, seine Kamera kennen zu lernen, Jedem Aufnahmewinkel und jeder Lichtsituation gerecht zu werden. Optimalerweise wird er das an statischen Objekten tun, denn ein zappeliges Model vor der Kamera in Verbindung mit dem fehlenden Wissen über dem Umgang mit dieser stellt eine sehr hohe Hürde für den Anfänger dar. Das Stilleben auf dem Tisch jedoch gibt ihm die Möglichkeit, in aller Ruhe und mit unendlich viel Zeit die Lichtsituation und den Bildaufbau seinen Erfordernissen entsprechend anzurichten. Wenn das Bild dann mißglückt ist, dann kann er er wiederholen - Stunden- Tage- wochenlang, bis er irgendwann gelernt hat, seine Kamera im Dunkeln zu bedienen.
Personenfotografie gehört zur hohen unst der Fotografie. Während ein Maler einen Körper 'Schönmalen' kann, ist die Kamera da eher unbestechlich, sie fertigt immer eine Kopie des Orginals an. Aber .. es gibt auch hier Möglichkeiten, optimierend auf ein Bild einzuwirken. Ein Weitwinkelobjektiv ist der Ästhetik eines Porträits eher abträglich, während ein leichtes Tele die Proportionen des Gesichtes eher 'geschönt' darstellen wird. Lange Beine lassen sich durch den richtigen Kamerastandpunkt noch mehr verlängern etc. Wenn das Model Körperspannung aufbaut wird die Brust etwas gehoben und der Po wirkt knackiger, zudem wirken die Arme und Beine einfach straffer, vom Bauch ganz zu schweigen.
Es ist wohl eher unwahrscheinlich, dass ein Fotograf dieses Wissen bereits in die Wiege gelegt bekam.
Er muß sich dieses also erarbeiten. Und wenn er es weiß, dann muß er lernen, sein Model anzuleiten . sich so zu positionieren, dass all das Erlernte ins Foto einfließt und daraus ein Spitzenfoto entsteht.
Ich kann mich noch genau erinnern, als ich zum ersten Mal eine Freundin vor der Kamera hatte für erste Aktaufnahmen. Ich wußte genau, wie das Bild aussehen sollte, ich konnte es ihr nur nicht vermitteln.
Nun, wie lernt man das? Bücher, Workshops, Ausbildung? Ja, das ist alles gut dafür. Was aber zu allen hier aufgeführten Lösungsansätzen dazugehört: Ein erfahrenes Model.
Dieses hat bereits ausreichend Wissen gesammelt um selber zu wissen, welche Muskeln bei welchen Posen angespannt werden müssen, welche Haltung hilft, Falten zu vermeiden etc. Somit wird es dem Neuling möglich, sich auf seine Kamera und die Kommunikation mit dem Model zu konzentrieren. Bei einem Workshop wird vermutlich die meiste Kommunikation zwischen dem Workshopleiter und dem Model stattfinden, nichtsdestotrotz hilft es dem Anfänger, zu erleben, wie so eine Kommunikation funktioniert.
Irgendwann wird der Fotograf dann soweit sein, auch ein Anfänger Model vor die Kamera zu stellen, diese so anzuleiten und seine Kamera so zu benutzen, dass hinterher ansprechende Bidlder entstehen.
Zum Model:
Ein Model, dass ich irgendwann mal als solches berufen fühlt, hat das Bestreben, ein paar schöne Bilder von sich machen zu lassen. Klassischer Weise begibt es sich in ein Fotostudio, legt ein paar hundert Euro auf den Tisch und hält wenige Tage später (hoffentlich) die gewünschten Bilder in der Hand. Nun hat sie vielleicht Blut geleckt und möchte mehr Bilder haben. Klar, dass irgendwann das Budget knapp wird - eine andere Lösung muß her.
Den Fotografen-Teil habe ich bewußt so ausführlich gehalten, nun erkennt man vielelicht schon, was folgen wird. Da gibt es den Schwager, der hat ne Kamera, macht auch immer tolle Bilder von seinen Urlaubsorten. Den inneren Schweinehund überwinden und ihn fragen ist eine Sache. Die entstandenen Bilder sind eine andere.
Kurzum: Die besten Bilder werden entstehen, wenn sie jemanden findet, der gelernt hat, ein Model anzuleiten. Und wenn sie viele Shootings hinter sich hat, dann hat sie selbst gelernt, sich in Pose zu setzen. Der nächste Schritt ist es dann, in Rollen zu schlüpfen. Ich z.B. versuche, meinen odels eine Geschichte zu erzählen, die das Bild dann letztendlich erzählen soll. Wenn das Model sich in diese Geschichte fallen lassen kann und in diese Rolle schlüpfen kann, dann erst wird das Bild authentisch - und das Model zum Profi.
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So, und nun zurück zur Realität. Vergleichen wir doch mal, wie weit heutzutage viele der Fotografen ebenso wie viele der Models vom oben genannten abweicht.
Da glaubt ein Kamerabesitzer, weil er das grüne Symbol auf dem Modusrad und den Auslöser auf der Kamera gefunden hat, dass er fotografieren kann. Und weil Stilleben langweilig sind, muß es gleich ein lebendes Model sein, am besten naggich.
Ebenso glaubt machens 'Model' weil es im heimischen Schlafzimmer mal für den Liebsten vor dessen Handycam posiert hat, dass sie nun 50 Euro/Std. und mehr für ein Shooting verlangen kann.
Immer wieder geht es in Diskussionen darum, ob der Fotograf oder das Model mehr Geld in ein 'TfP'-Shooting investiert.
Aber wisst ihr was? Ich glaube - wir reden dabei am eigentlichen Ziel vorbei. Ich denke, beiden Parteien sollte es in erster Linie um gute Bilder gehen.
Für mich als Fotograf bedeutet das, dass ich meine Ausrüstung ebenso wie mein Wissen darauf einstelle und dass ich auch Geld und Zeit investiere, wie auch immer.
Ein Model, die gute Bilder von sich haben möchte, wir dabei auch nicht an ein paar Euros für's Fahrgeld zu Grunde gehen - würde sie die Bilder im Fotostudio machen lassen, dann würde sie für 10-20 Bilder 300 Euro und mehr auf den Tisch legen.
Es geht um gute Bilder, oder?
Die kann auch ein Vertrag, wie auch immer dieser gestaltet ist, nicht garantieren. Viel eher garantiert es ein prüfender Blick auf das Portfolio des Gegenübers und - ebenso wichtig und aussagekräftig - ein Vorgespräch.
Wenn ich als Model von der Qualität der Bilder des Fotografen nicht überzeugt bin, dann mach ich kein Shooting mit ihm. Wenn mir irgend etwas unseriös vorkommt, dann zieh ich sofort die Notbremse. Wenn ich beim Vorgespräch das Gefühl habe, ich finde kein Vertrauen zum Fotografen oder es geht im nicht um die Bilder an sich, dann lass ich die Finger davon.
Und wenn ich als Fotograf mir micht sicher bin, dass ich dieses Model anleiten kann oder das Gefühl habe, dass ich ein gewisses Maß an Vertrautheit zwischen dem Model und mir nicht aufbauen kann - dann gibt es kein Shooting.
Das hat nichts mit Arroganz zu tun, das sind - zumindest für mein Empfinden - die Grundlagen einer guten Zusammenarbeit und diese wiederum ist die Grundlage für gute Bilder.
Und - seien wir mal ehrlich: Wenn wirklich gute Bilder entstanden sind, dann hat sicherlich niemand Probleme damit, diese her zu zeigen, egal ob Model oder Fotograf, egal ob zu Hause in der Familie oder in einem Buch oder auf einer Webseite - davon bin ich überzeugt.
Sorry für so viel Text, aber ich habe so den Eindruck, dass auf eine simple Anfrage von Angel, die überdies auf schlechte Erfahrungen beruht, eine Diskussion über juristische Mittel entstanden ist, die gar nicht eingesetzt werden müssen, wenn beide Parteien in der richtigen Art und Einstellung an so ein Shooting herangehen.
Fred