Wer nicht wagt ...
Hallo Werfti,
keiner kann Euch sagen, wie sich ein Clubbesuch auf Eure Beziehung auswirken wird, aber wie Ihr ja gelesen
habt, halten alle Beitragschreiber den Versuch für empfehlenswert. Wir auch.
Trotzdem schwimmen wir gegen den Strom, denn unser erster Klubbesuch war eine (beinahe) Katastrophe. Dabei haben wir doch alles richtig gemacht (?!).
Wir trugen die Ängste, die Toylovers und andere beschrieben haben, 4 Jahre lang mit uns herum; wir holten uns aus allen erdenklichen Quellen Informationen, diskutierten alle vorstellbaren Szenarien miteinander und legten klare Regeln fest, was wer im Klub tun durfte/sollte und was nicht.
Damals waren wir bereits über 15 Jahre zusammen, hatten gemeinsam einige Lebenskrisen gemeistert und wir vertrauten uns 100%ig. Wir entschieden uns für einen Paare-Abend in einem sehr empfehlenswerten Klub und dort für eine Tanzveranstaltung (um ggf. eine "Ausweichmöglichkeit" zu haben).
Anfangs genossen wir es, dem frivolen Treiben zuzusehen und wurden immer entspannter.
Die Dinge begannen aus dem Ruder zu laufen, als ein Pärchen unmittelbar vor uns eine Fisting-Session der heftigeren Sorte begann, wie man sie üblicherweise nur in "Kink"-Pornos zu sehen bekommt.
Unsere Sie kam mit dem schmerzverzerrten Gesicht der Frau und ihren Schreien, die sogar die laute Musik übertönten, einfach nicht zurecht. Doch sie hatte sich diesen Klubbesuch in den Kopf gesetzt, wollte nicht klein beigeben und unseren Ihn auch nicht enttäuschen. Wir suchten einen anderen Raum auf, doch es war wie verhext, besagtes Paar schien uns zu verfolgen. Zu allem Überfluss verlief sich unsere Sie auf dem Weg zur Toilette dann auch noch in den Klinikbereich ... Unser Er hatte seine Aufmersamkeit auf anderes gerichtet und bekam von der sich immer rascher verschlechternden Stimmung seiner Frau nichts mit. Als diese von der Toilette zurückkehrte, war besagtes Paar zu einem anal/vaginal Doublefisting übergegangen.
Unsere Sie hielt es nicht länger aus und bat darum zu gehen, was Er nicht verstand.
Das eigentliche Beziehungsproblem begann am nächsten Tag, bei der Aufarbeitung, denn wir beide hatten sehr unterschiedliche Eindrücke gewonnen. Unser Er fand das Ganze höchst anregend und inspirierend, unsere Sie ganz und gar nicht. Die Frage, ob wir nochmal in einen Klub gehen würden, führte zu der bislang größten Krise unserer Beziehung. In 15 gemeinsamen Jahren waren wir noch nie so unterschiedlicher Auffassung gewesen. Wir waren "Topf+Deckel", hatten die Welt immer aus der gleichen Perspektive betrachtet, doch jetzt kam es uns beiden so vor, als wären wir urplötzlich mit einem/einer völlig Fremden zusammen ...
Dass es bei einer beinahe-Katastrophe blieb, lag an Seiner Entschlossenheit und Überzeugungskraft, Ihrem Mut und Ihrem Vertrauen. 2 Wochen später gingen wir wieder in den selben Klub. Es wurde ein sehr schöner, harmonischer Abend - und nicht nur das: nach ca. 2 Stunden bemerkte unsere Sie, "dass heute aber gar nicht viel los sei" (der Klub war voll).
Das alles ist 10 Jahre her. Heute sind wir beinahe jedes Wochende in einem Klub, Anfängerfehler unterlaufen uns nicht mehr und unsere negative Ersterfahrung hat sich nie wiederholt - wir hatten einfach Pech gehabt. Torsten_E schrieb:
Nach dem Besuch ... ... habt ihr einander zumindest viel zu erzählen, über eure Eindrücke, Beobachtungen, Empfindungen. Dafür solltet ihr euch Zeit nehmen.
Das können wir nur bestätigen! Wie und worüber wir heutzutage miteinander reden, hat sich sehr verändert - und zwar ausschließlich zum Guten! Selbst die "kleinen Alltagslügen" gibt es zwischen uns nicht mehr.
Wir sind uns mittlerweile sicher, dass nichts zwei Menschen enger zusammenbringt, als gemeinsam gemeisterte Krisen - und davon gab es noch einige, denn mittlerweile hat sich unser Interessenschwerpunkt in Richtung BDSM verschoben ...
Fazit: Unsere Klubbesuche haben uns einander näher gebracht, als wir es für möglich gehalten hätten.
Nichts im Leben ist ohne Risiko, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.