Wertfrei nachgefragt
ich möchte die Situation gerne nutzen um das Thema für mich einmal wieder mehr auf die Probe zu stellen.
Ich frage mich, ob es wirklich so gesund ist, dieses Bedürfnis zu erfüllen.
Es scheint ja so eine Art Geheimsprache zu geben in Punkto: Sie möchte gebrochen werden heißt sie möchte frei sein.
Wie frei ist man denn wirklich, wenn man sich so misshandeln lassen will?
Schon klar darum geht es beim SM, aber bedenklich finde ich ihre eigene Abscheu dagegen.
Andere sahen da jetzt ein Unsicherheit und der Schritt müsse in die Richtung gehen, dass sie ihre "Neigungen" anerkennt.
Ich frage mich, ob diese Abscheu, nicht ein übriggebliebener Teil ist der sich gegen diese Behandlungen wehren will, ein Anteil der damit nicht einverstanden ist.
Ein letzer Funke Stolz sozusagen oder Glaube an sich.
Es passiert schnell, dass man das erstmal auf die Ablehnung in der Gesellschaft bezieht und sich schnell in der Situation des unterdrückten Andersartigen wahrnimmt, der sich nicht beirren lassen darf.
Aber ich denke diese Neigungen sind alles andere als unüblich und unverbreitet und ich sehe keinen Grund euch von der Gesellschaft auszugrenzen. Ihr bildet sie schließlich auch.
Ich denke, die Gesellschaft ist voll von Abhängigkeitsbeziehungen.
Inwiefern ist es eine Freiheit, wenn man sich nur von jemand anderem "befreien" lassen kann?
Und fragt sich denn keiner woher diese Neigungen kommen?
Ich kann nur von mir sprechen und jeder meiner Fantasien lässt sich zurückführen auf etwas widerwärtiges was mir passiert ist und deswegen gehe ich dem nicht nach um mich endlich von diesen Kondtionen zu lösen.
Und natürlich ist das manchmal sehr anstrengend, weil man das Gefühl hat nur zur Hälfte zu leben, aber ich denke, man muss da nur durchhalten, vllt. hier und da mal was ausprobieren, aber schon sofort wenn ich das Wort Sklavin lese, wehre ich mich und sage mir: Das bin ich doch nicht! Will ich es mir wirklich so einfach machen?
Ich denke diese Harminiesucht ist was Schreckliches. Das Abgeben der Führung möchlicherweise ein Zeichen der Überforderung.
Ich habe das Gefühl, dass ich diesem nur nachgehen will, wenn ich zu schwach bin zu meiner Stärke zu stehen. Wenn diese Spannung entsteht, dass man glaubt sich nur durch derarte Behandlungen lebendig fühlen zu können und man sich endlich wieder kongruent zu dem Vertrautem wahrnimmt.
Ich frage mich nur inwiefern man sich dabei selbst hintergeht und sich um die Chance betrügt ein autonomes Leben zu führen.
Ich kann mich mit diesen Spielereien mehr anfreunden, wenn beide switchen können und wenn man nicht 24/7 daraufangewiesen ist.
Vor allem ist es irgendwie was anderes, wenn man seinen Eigenarten selbstbewusst ein markantes, aufgeklärktes Lächeln begleitet.
Aber wenn man immer wieder beruhigt werden muss?
Ich meine der Körper gibt doch nicht umsonst solche Signale.
Ich kann mir die Freiheit nur in dem Sinne vorstellen, dass der permanente Wunsch nach Unabhängigkeit wieder eine Abhängigkeit ist, von der man sich wiederum befreit indem man Abhängigkeiten eingeht, aber wird wirklich soweit gedacht?
Aber man ist nunmal auch einfach Mensch.
Wenn ich versuche mich in sie hineinzuversetzen, dann kann ich diesen bitteren Wunsch in diesem Augenschein nachvollziehen, alsdass man sich einfach komplett aufgeben will, weil man sich nicht mehr aushält, man will alles abgeben will, weil man den Glauben an seine eigene Stärke schon längst aufgegen hat und es quasi eine Erleichterung ist, dass da jemand ist der die Verantwortung für alles annimmt.
Immer wieder habe ich das Gefühl, dass diese völlige Auslieferung und Angebot der Kehle, eine Zeitreise ist um sich erstens wieder kongruent zu fühlen und zweitens vllt. wieder in das Kostum eines Kindes schlüpfen will, dass darin vertrauen will, dass die stärkeren Eltern auf es acht geben. Vllt. versteht jemand was ich mit dieser Paralelle meine.
Ich finde es gut, dass du den Thread eröffnet hast und dir Gedanken darüber machst.
Ich hatte mal mit einem Dom geschrieben und ihn gefragt was sein Antrieb ist. Er sagt nüchtern, dass er früher in der Schule gemobbt und drangsaliert wurde. Ich frage ihn weiter und was sind das für Freundinnen die du so hast. Ja, also eigentlich haben die alle Borderline, die Antwort.
Und das wars. Der Fluch wird einfach weitergegeben. Man traut sich nicht sich seiner tatsächlichen Angst zu stellen und mystifiziert seine Neigungen als eine Art Erlösung, dafür instrumentalisiert man irgendeinen Dom, der wiederum seine eigenen Gründe hat warum er da mit macht.
Ich meine Retten kann man nur sich selbst. Das kann einem keiner abnehmen.
Bei alledem möchte ich nochmal wiederholen, dass ich dem ganzen einfach für mich ernsthaft auf den Grund gehen will und deswegen auch nicht um die Dinge herumreden will. Ich denke, jeder der gut im Umgang mit sich ist, wird sich abgrenzen können.
Gründsätzlich ist mein Ton ein respektvoller und ehrlich nachfragender.
Danke im Vorraus für Eure Antworten.
I.