Ich würde daher gerne darüber diskutieren, wie ihr die Realisierbarkeit eines solchen Vorhabens beurteilt. Kann man eine "Vanilla"-Beziehung führen und gleichzeitig in einer anderen Beziehung BDSM ausleben? Wie ist es mit Ehrlichkeit und Verantwortung bestellt? Wie reagiert der "Vanilla"-Partner?
Natürlich gibt es das. Anders gesagt: es gibt keine Unmöglichkeit, keine Unvereinbarkeit.
Deine letzte Frage ist bereits der Knackpunkt. Von der Reaktion des Partners hängt es ab, ob der BDSM-Partner es offen ausleben kann oder heimlich tun muss. Von absoluter Gelassenheit bis zu furioser Eifersucht ist alles drin. Dementsprechend kann der eine, der "fremdgehen" will:
• es lassen
• es offen ausleben
• es heimlich tun.
Im Grunde ist es nicht wirklich anders als bei einer Menage a trois ohne BDSM, wenn der eine Partner Sex nicht nur innerhalb der Partnerschaft will. BDSM ist halt der Anlass, die "Entschuldigung", wenn man so will.
Meiner Erfahrung nach entsteht Eifersucht dann, wenn ein Bereich verletzt bzw. nach außen geöffnet wird, den ein Partner für sich beansprucht. Insofern ist es durchaus möglich, dass eine Vanillapartnerin ihren BDSM-Partner seine Spiele außerhalb spielen lässt, wenn es nichts ist, woran sie selbst interessiert ist. Es kann aber sein, dass ihm Sex verboten ist, denn den will sie auch selbst mit ihm haben (und das durchaus exklusiv). Bondage als Hobby, bei dem nicht mehr passiert als Fesseln und die Beteiligten noch dazu voll bekleidet sind, wäre so eine Sache.
Andererseits muss man natürlich aufpassen, denn BDSM ist nun einmal eine sehr intime und erotische Sache. Durch das notwendige Vertrauensverhältnis und die Hingabe von sub-Seite möglicherweise sogar noch intimer als "nur Sex". Deshalb ist Eifersucht auf Seiten eines Partners, der etwas Ahnung davon hat, durchaus wahrscheinlich.
Auf der anderen Seite, wenn man einen Partner hat, der von BDSM keine Ahnung und auch kein Verständnis für das "Perversenzeugs" übrig hat, kann es sein, dass er sich angewidert von einem abwendet.
Fazit:
Also ja, möglich ist es.
Vorausgesetzt, der BDSM-Partner hat den Vanilla-Partner über das, was er außerhalb der Beziehung ausleben will, ausreichend aufgeklärt und dieser ist damit einverstanden (weil es ihn selbst eh nicht interessiert).
Oder aber man schafft es ein Doppelleben zu führen und das eine vom anderen völlig getrennt zu halten.
Und zum Abschluss noch ein Beispiel aus der gelebten Praxis:
Unsere Sie ist mir gegenüber grundsätzlich sub. Sie hat aber auch eine Dom-Seite, die sie gerne ausleben möchte. Ich habe nichts dagegen, wenn sie sich dafür Malesubs sucht, da mich diese Rolle - von sehr gelegentlichem Switchen - nicht interessiert, jedenfalls nicht in der Intensität, die sie haben möchte. (Einen Strich ziehe ich nur, wenn sie von der Zeit und Aufmerksamkeit her zu wenig "bei mir" ist.)
Ich hätte aber sehr starke Einwände, würde sie sich als sub einem anderen Mann hingeben. Auch das hatten wir schon, und das hat unsere Beziehung tatsächlich bis zum Zerreißen belastet. Aber als sub gehört sie nur mir - zu 100% oder zu 0%.
Weihnachtlicher Gruß vom Drachen