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Ware Liebe und wahre Liebe

*********rust Mann
25 Beiträge
Themenersteller 
Ware Liebe und wahre Liebe
"Liebe ist längst ein Konsumgut; das kapitalistische System befriedigt menschliche Bedürfnisse aber nur scheinbar, und das Internet gaukelt Bindungen vor, die in Wahrheit nicht existieren". Eva Illouz seziert die Liebe mit soziologischem Blick. Erotik, Romantik und Liebe vermischen sich ihr zufolge immer stärker mit der Warenwelt. Doch das überlebt die Liebe nicht unbeschadet. So wollen die Menschen ständig ihre Partner optimieren. Und Freiheit wird - vor allem für die Männer - zur Freiheit, sich verbindlichen Entscheidungen entziehen zu können (...)

Ich verlinke euch als Diskussionsbasis ein Gespräch mit Eva Illouz, einer sehr renommierten israelischen Soziologin und Philosophin zum Thema "Ware Liebe und wahre Liebe" aus der Reihe "Sternstunde Philosophie" des schweizerischen Fernsehens:

http://www.srf.ch/sendungen/ … z-ware-liebe-und-wahre-liebe

Aus meiner Sicht trifft Eva Illouz den aktuellen Ist-Zustand unserer Gesellschaft ziemlich genau. Wie denkt ihr darüber?
******ito Mann
3.805 Beiträge
Was
bewegt dich? Ein einfacher link erscheint sehr vereinfacht zu sein.
Sie hat recht! Ich ich habe den Eindruck, dass der Mensch durch diese Informationsflut der vielen Medien-Kanäle immer anfälliger für diese Art der kommerziellen Manipulation werden. Es wird immer mehr an völlig unerreichbaren und "un-menschlichen" Wunschbildern auf jeden potentiellen Partner projiziert, während der wahre Mensch dahinter völlig verschwindet/verschwinden soll. Der äußere Schein (die Rolle) wird immer wichtiger, wichtiger als der Inhalt. Wenn dann die Projektionsfläche nicht der Erwartung entspricht, geht es gleich über zur nächsten Projektionsfläche. Bindungen werden immer kürzer und oberflächlicher, weil sie keine der hochstilisierten Erwartungen erfüllen können, was die Photoshop-optimierten Medien uns als Ideal vorgaukeln.

Dass der Narzissmus immer mehr um sich greift, und damit auch die Bindungs- und Liebensunfähigkeit (speziell bei Männern), ist ein Phänomen, welches in den letzten 10 Jahren sehr auffällig wurde. (Mr. Grey ist übrigens ein Paradebeispiel für einen bindungsunfähigen Narzissten.) Nicht nur die Optimierung des Partner steht im Drehbuch ("funktioniere und sei wie ich es wünsche, nur so kann ich Dich lieben"), auch die eigene, bis hin zur krankhaften, kalten Perfektion, die den Narzissten ausmacht und ihn von einem warmherzigen, empathischen und gefühlvollen Menschen unterscheidet.

Männer, die sich verbindlichen Entscheidungen entziehen, können aber auch einfach nie den Schritt "zum Mann" gemacht haben. Sie befinden sich immer noch in einem "Teenager-alles-haben-wollen"-Modus, bei dem es in erster Linie um den eigenen Fun und die eigene Befriedigung geht. Bloß nicht festlegen, immer ein Hintertürchen offen lassen. Ist der Kick vorbei, hole ich mir den nächsten bei der Nächsten. Vielen hat in den prägenden Jahren ein motivierender, führender Vater als Mentor und Vorbild gefehlt. Also bleiben sie Kind oder "spielen" Männer nach, wie sie sie in den Medien wahrnehmen. So "lernen" sie auch Sexualität ... durch Pornokonsum, also auch hier wieder eine idealisierte und künstliche Darstellung. Nach den ersten echten Erfahrungen werden sie immer verunsicherter, weil sie mit ihrem "Wissen" bei Frauen auf teilweise Unverständnis stoßen. Ihr Männerbild gerät ins Wanken und sie ziehen sich auf die kindliche "Nice Guy"- oder die verächtliche "Macho"-Ebene zurück - beides Ebenen von in ihrer Identität verunsicherten Männern.

Diese Teenies in den Körpern von Erwachsenen sind aber nicht nur bei Männern zu finden. Frauen, welche jenseits des Teenager-Alters, sich noch immer wie "Prinzessinnen" verhalten und auch so behandelt werden möchten. Auch sie haben den Schritt zur reifenden Frau nicht gewagt und bleiben auf der Mädchen-Ebene, die ihnen weniger Verantwortung zumutet - für sich und für andere. Alles muss leicht, easy und fun sein. Bei ersten - meist sich ähnelnden - Konflikten, wird die Beziehung dann sofort beendet und gleich Ausschau nach dem nächsten Partner gehalten.

Am zunehmenden Reifeverzug bei den Geschlechtern haben die Medien mit Sicherheit ihren Anteil, weil sie zunehmend das eigene Denken mit ihrem Informationsbrei aus Banalitäten und Oberflächlichkeiten zukleistern. In ihrer Identität verunsicherte Menschen beider Geschlechter sind dafür dankbare Konsumenten, weil es ihnen das Reflektieren abnimmt. Sie hängen sie an die von den Medien vorgebenen Trends und Bilder, ohne jemals ihre ureigenen Bedürfnisse erkannt zu haben und entsprechend diesen zu leben und zu entscheiden.

Was könnte helfen? Rigorose Einschränkung des Medienkonsum (erfordert Selbstdisziplin, was in einer genussüchtigen Gesellschaft als "Stimmungsbremse" belächelt wird). In Frage stellen der medialen "Botschaften" (erfordert kritisches Denken). Bewußtes Zeitnehmen für sich. Auseinandersetzen mit und Besinnen auf sich (erfordert die Fähigkeit, mit sich alleine sein zu können).

Nur, was ist Liebe, wenn sie als Konsumgut "funktionieren" kann?

Meine Definition nach ist und bleibt sie bedingungslos, frei und unantastbar und lässt sich daher auch nicht vor den Karren der Werbemacher für neue Produkte/Dienstleistungen spannen.

Wer nicht erkennt, was Marketing-Fiktion und was dem realen und authentischen Leben entspricht, wird es schwer haben, sich selbst und damit innere Ausgeglichenheit/Zufriedenheit zu finden.
*********rust Mann
25 Beiträge
Themenersteller 
Nun, wenn man sich das Video anschaut...
dann erzählt die Frau auch so einiges, z. B. darüber, was sich ihrer Ansicht nach an Vorstellungen über Liebe und Sexualität seit vor gut 100 Jahren zur Jetztzeit geändert hat und was sich daraus für alle Individuen heute für neue Dilemmata ergeben. Ich finde ihre Analyse sehr zutreffend und würde gerne wissen, was andere von ihrer Analyse halten.
*********rust Mann
25 Beiträge
Themenersteller 
HuMan Being, ich stimme dir weitgehend zu...
... bis auf einen Punkt, der bei dir anzuklingen scheint (vielleicht interpretiere ich das auch nur in das hinein, was du geschrieben hast *g* ), nämlich, dass es ein eigentliches, wahres Selbst inklusive einer eigentlichen wahren Sexualität gäbe, das sind eher gewisse 68er-Philosophien, bzw. Philosophien der Zwischenkriegszeit, die 68 ff. gelesen wurden. Ich denke eher, dass menschliche Sexualität und Subjektivität aus gewissen Gründen eher etwas extrem Seltsames ist, das schon immer von der jeweiligen Epoche formiert und deshalb gleichzeitig deformiert worden ist, zu befreien gibt es da nicht viel, damit konnte und kann man sich selbst und andere auch prima unter Druck setzen :D, falls das so gemeint war...

Ansonsten, die Unfähigkeit, erwachsen zu werden, symbolische Funktionen wie Mann sein, Vater sein und ähnliches auszufüllen, das sieht man schon sehr deutlich heutzutage.
Danke für den Link! Eva Illouz kannte ich bisher nicht, aber sie spricht so vieles aus, was mir auch schon durch den Kopf ging.

Bindungsunwilligkeit durch die Illusion unendlicher Möglichkeiten ist eine Seuche...Und zurück bleiben werden in ein paar Jahrzehnten lauter einsame alte Menschen, die es versäumt haben, jemals innige Bindungen einzugehen.

Mein Eindruck ist zudem, dass nicht wenige dieser typisch bindungsunwilligen Männer weit stärker an ihren Müttern/Eltern hängen, als es einem erwachsenen entsprechen sollte.
*********rust:
Ich denke eher, dass menschliche Sexualität und Subjektivität aus gewissen Gründen eher etwas extrem Seltsames ist, das schon immer von der jeweiligen Epoche formiert und deshalb gleichzeitig deformiert worden ist, zu befreien gibt es da nicht viel, damit konnte und kann man sich selbst und andere auch prima unter Druck setzen :D, falls das so gemeint war...

Jain *ggg*

Sicherlich trifft das auch zu. Halten wir uns nur mal vor Augen, wie sexuell offen und befreit wir uns in diesen Zeiten geben und geben könn(t)en, hinter geschlossenen Schlafzimmertüren aber wie oft das große Schweigen vorherrscht, weil Frau und Mann nie gelernt haben, über ihre Sexualität zu reflektieren, geschweige denn zu reden. Was Sex ist, wissen sie, aber sie haben nie gelernt, was Erotik und Sinnlichkeit ist. Das gibt es weder im Biologieunterricht, noch in Pornos. Das muss jeder selbst erkunden und für sich finden - welch eine Aufgabe! Und man muss mit dem Partner darüber reden, wenn man ein gemeinsames, ganzheitliches Erleben von Sexualität jenseits von Lehrbüchern und Porno wünscht.

Wie oft finden wir hier Threads, in denen Menschen das Problem schildern, mit ihrem Partner nicht über die wirklich essentiellen Dinge reden zu können: Gefühle, Sexualität, Bedürfnisse. Es ist manchmal ein wahres Trauerspiel. Denn gleichzeitig wollen uns die Medien/Werbung vor Augen halten, was uns wichtig sein sollte: Irgendwelcher Konsumscheiss, von möglichst großen Fernseher, aphrodisierenden Düften, keimverseuchten Wasserhähnen, bis hin zu SUVs in immer völlig autofreien Innenstädten, wie die TV-Spots so realitätsfremd zeigen. Dann müssen sich Eltern immer total viel um ihre Kinder kümmern, besorgt sein und ständig am Puls der Zeit hängen. Und Frauen sollen dominant/tough wie Männer sein und Männer devot/einfühlsam wie Frauen. Alles wird zu einem Gemisch verrührt, was aber keine homogene Mischung ergibt. Die emanzipierte Gesellschaft rügt die Hingabe der Frau beim Sex. Und sie verurteilt den "nehmenden Mann". Die Gleichmacherei der Geschlechter macht nicht vor dem Schlafzimmer halt. Wie soll dabei noch erotische Spannung durch Unterschiede entstehen???
Und darüber vergessen sich dann Mann und Frau. Ihre sexuelle Persönlichkeit und Identität. Und sie vergessen, wie man noch miteinander über die wichtigen Dinge des Leben redet, weil immer die Glotze läuft, weil sich immer mit irgend etwas anderem (meist banalem Kram) abgelenkt wird, weil mit aller Gewalt die von den Medien vergegaukelte Scheinwelt aufrecht erhalten werden muss. Aus Liebenden werden Paare, werden Teams, werden Zweckgemeinschaften/WGs.

Und deshalb bin ich der Meinung, dass man sich sehr wohl von einigem befreien könnte und auch sollte. Nämlich dass Menschen wieder lernen ihr Leben zu leben, und kein von anderen erwartetes und von der Gesellschaft als heuchlerisches Ideal aufgebauschtes. Dass sie ihre Bedürfnisse erkennen und kommunizieren. Dass sich auf Gefühle eingelassen und Tiefe gesucht wird. Dass billige Ablenkung als solche erkannt und ignoriert wird. Dass wieder auf den weisen Lehrmeister in uns allen gehört wird: dem Bauchgefühl!

Ist es denn nicht auffällig, dass in unserer ach-so-satten westlichen Konsumwelt die Anzahl der psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren sprunghaft nach oben geschossen ist? Dabei müsste es uns doch super gehen! Materiell haben wir doch einfach ALLES und noch viel mehr.
Aber das reicht eben nicht. Konsum ersetzt weder Gefühl noch Wärme. Problem: Es ist nicht käuflich. Und da kommt die sich verbreitende Unfähigkeit von Bindung, Empathie und Emotionalität ins Spiel. Weil immer mehr Menschen nicht mehr in der Lage sind, emotionale Bindungen dauerhaft und mit Tiefe einzugehen, sich immer wieder in neue, aber nur kurzlebige Beziehungen flüchten, bleibt ein entsetzlich leeres Nichts im Inneren. Dieses leere Gefühlsloch wird aus lauter Verzweiflung mit noch mehr Konsum und noch mehr "Rollenspielen" gefüllt. Am Ende der Unfähigkeit zur Kommunikation, zu wahren Gefühlen und Bindungen steht dann meist der emotionale Zusammenbruch, die Vereinsamung und/oder völlig Verbitterung, weil nichts funktioniert hat, wie man es sich doch so gewünscht hat.

Es ist wie mit dem Mann, der sich unbedingt eine Familie wünschte, seine Freundin aber fluchtartig verließ, als sie ihm sagte, dass sie schwanger ist. Etwas unbedingt zu wollen, bedeutet nicht zwangsläufig die Fähigkeit zu besitzen, dies auch realisieren zu können. Alles wollen, möglichst unter einen Hut zu bringen, Kind, Karriere, Ehe ... ALLES ... ist auf Dauer einfach illusorisch und es bleibt dafür einiges auf der Strecke, was einst wichtig war. Kinder wollen immer alles, doch wir sollten keine Kinder mehr sein, sondern gereifte Erwachsene, die abschätzen können, was geht und was nicht.

Bevor auf die Medien, die Gesellschaft und die Politik geschimpft wird, sollte jeder erst einmal bei sich anfangen zu schauen, wo seine Verantwortung für das eigene Wohlergehen liegt. Wer sich willig manipulieren lässt, darf nicht dem Manipulierer die Alleinschuld dafür geben.

Uns ist allen die Gabe des freien Willens und den Denkens gegeben. Leider scheint das Bewußtsein in der letzten Dekade dafür etwas abhanden gekommen zu sein.

"You may say I'm a dreamer
But I'm not the only one..." *zwinker*
Stimme zu
*ja*

A_HuMan_Being!

Das Thema ist wirklich interessant. Ich überlege, ob es nicht auch daran liegt, dass uns der Alltag zuviele Entscheidungen abverlangt. Wir haben doch oft gar keine Zeit uns wirklich mit einer Sache auseinanderzusetzen. Die Folge kann dann sein, dass wir uns vorschnell entscheiden - vielleicht nur um mithalten zu können. "Stillstand ist Rückschritt" wird propagandiert. Deshalb läuft man des Mithaltens wegen mit. So auch bei der Sexualität. Sexualität ist heute transparenter denn je. Ich finde es gut. Ich finde es toll, dass die Leute ihre Sexualität ausleben können und sich nicht verstecken müssen. Ich habe homosexuelle Freunde und Freunde die in einer offenen Beziehung leben. Es ist interessant sich mit ihnen auszutauschen - zu sehen wie sie lebten. Aber ich führe mein eigenes Leben und habe meine eigenen Vorlieben. Wenn ich mache Menschen ansehe differenzieren sie nicht nach eigenen und anderen Bedürfnissen. Sie machen vieles einfach mit - ohne es richtig zu machen. Die Folge ist Oberflächlichkeit. Das merkt man natürlich selbst und ist eher bereit, das wieder aufzugeben und dem scheinbar nächsten Höhepunkt des Lebens entgegenzustürmen. Man wird zum Getriebenen seiner selbst.

Um nicht missverstanden zu werden - Neues zu probieren ist toll und für einen sich immer weiter entwickelnden Menschen sehr wichtig. Es braucht aber einer festen Basis, bei der man sich sicher ist. Wie das Fundament eines Hauses - Anbauten sind ja möglich.

Diese Basis in der heutigen Zeit zu finden ist meiner Meihnung nach schwerer geworden. *crazy*
****on Mann
7.104 Beiträge
Danke für den Link...muss ich mir in Ruhe nochmal anschauen, lohnt sich damit auseinander zu setzen!! *danke*

Und ja, unsere Gesellschaft schafft die Möglichkeiten viel mehr in kürzerer Zeit kennenzulernen, wir sehen viel mehr was es 'noch' alles gibt und auch wie es bei anderen läuft.
Auch Kontakt halten geht nun problemlos über Distanz...und wird dann auch so genutzt, wie gut dass derjenige dann nicht zu nahe ist. Man kann es schön dosieren, ganz nach Ego.

Wozu um die Liebe kämpfen wenn um die Ecke schon die Schmetterlinge warten, hopp und ex.

Schöne neue Welt.
Das Grundproblem unserer heutigen Zeit ist, dass man nahezu fast alles zu einfach bekommen kann! In materieller Hinsicht wird es einem sehr einfach gemacht, bestimmte Dinge konsumieren zu können, für man man noch vor einigen Jahren hart knüppeln musste, wollte man sich das leisten.

Und wenn in Sachen Konsum schon alles so einfach ist, wieso soll es dann im zwischenmenschlichen Bereich anders sein? Schlussendlich leben wir ja im Schlaraffenland, wo man alles was man haben möchte, ganz einfach im Fachmarkt aus dem Regal nimmt.

„Ich bin doch nicht blöd!“

*gruebel* oder doch?

Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass wenn man nicht alles im Leben so einfach bekommen könnte, dann hätte man es auch gelernt, sich für seine Träume und Wünsche einzusetzen. Man wüsste den Wert deutlich mehr zu schätzen! Aber anstelle dessen glauben nicht Wenige daran, dass man schlicht einfach alles bekommen kann. Man muss es sich nur nehmen. Und in diesem Irrglauben wird auch nicht mehr zwischen den materiellen Dingen und den Gefühlen differenziert. Weshalb auch, denn braucht ja nur im Internet nach einer neuen Frau bzw. nach einem neuen Mann suchen, die einem gefälligst glücklich zu machen hat...

Mr. Sunfra
*********rust Mann
25 Beiträge
Themenersteller 
Kurz zwischendurch...
Die Bücher von Eva Illouz sind auch sehr empfehlenswert, ich habe mir gerade das letzte etwas längere von ihr besorgt und überflogen, "Warum Liebe weh tut", natürlich ist das dem Thema entsprechend komplex, aber auch so geschrieben, dass man es auch verstehen kann, wenn man nicht der/die absolute Theorie-Fuchs/Füchsin ist, eine Empfehlung an alle! Viele Sachen, die ich normalerweise lese, also klassische deutsche Philosophie oder zeitgenössische postmoderne Philosophie und Psychoanalyse ist meist begrifflich zu schwierig, man braucht zu viele Voraussetzungen, um da etwas zu kapieren und rauszuziehen, aber das kann man ruhig mal so lesen (Ansonsten, bis ich es lese, wird es noch etwas dauern, am Montag ist das neue 1400-Seiten-Hauptwerk von Slavoj Zizek auf Deutsch erschienen, so etwas geht für mich immer vor, ich harre gerade des Moments, wenn der Postmann zweimal klingelt *ggg* )

A HuMan Being, ich werde später noch auf deinen Post antworten, sobald ich Zeit habe...
*********rust Mann
25 Beiträge
Themenersteller 
Bitte diskutieren
Ich stelle gerade fest, dass hier keine neue Posts mehr kommen, ich habe ja geschrieben, dass ich noch eine längere Antwort zu den Posts von A HuMan Being schreiben will, das wird auch noch passieren, nur bin ich gerade anderweitig beschäftigt, mit Lesen und mit Schreiben, ein bisschen dauern wird das also noch. Sollte das jetzt an mir liegen, dass alles auf meinen Post wartet und sich sozusagen nicht "traut", vorher was zu schreiben, dann täte mir das sehr leid, dazu ist das Thema eigentlich zu wichtig und interessant, bitte ruhig erst einmal weiterdiskutieren... *g*
********nder Mann
2.896 Beiträge
****on:
Und ja, unsere Gesellschaft schafft die Möglichkeiten viel mehr in kürzerer Zeit kennenzulernen, wir sehen viel mehr was es 'noch' alles gibt und auch wie es bei anderen läuft.

Das Problem ist, dass die wenigsten Menschen weder sich selbst noch ihre Bezugspersonen kennen. Ein Kennenlernen kostet Zeit. Wobei ich mich mehr und mehr darauf rückbesinne - oder es überhaupt erst entdecke - eben Menschen kennenzulernen und nicht die Projektion, die ich drauf lege, oder die Abziehbilder, die sie selbst präsentieren. (Wobei die letzten beiden Aspekte sicherlich eine hinterfragbare Prämisse darstellen. Persönlich bin ich sogar der Meinung, dass sich Projektion und Sein nur sehr schwer bis gar nicht trennen lassen. Stichwort "bezogene Individuation.)

*********rust:
"Warum Liebe weh tut"

Ohne den Inhalt zu kennen, halte ich den Titel für sehr ungünstig gewählt. Mehr noch: Ich halte ihn für schlichtweg falsch. (Selbst-)Liebe ist eine wunderbare Sache. Der einzige Schmerz, der damit möglicherweise einher geht, ist der (temporäre) Trennungsschmerz. Wenn ich mich von alten Vorstellungen meiner Selbst verabschiede. Oder von Menschen, die vielleicht zu dem passten, der ich meinte zu sein oder gar sein zu müssen, aber nicht der, dem ich bin. (Oder meine zu sein, womit es mir persönlich aber besser geht/es sich für mich passend anfühlt.)

Zentrale Frage in dem Zusammenhang ist folglich: Welche Vorstellung und Grundannahmen habe ich bezüglich Liebe? Von Verliebtheit und Beziehungen ganz zu schweigen.

http://thephilosophersmail.c … p-marrying-the-wrong-people/
******XXL Mann
3.802 Beiträge
Toller Thread!

Vieles von dem, was ich ähnlich angemerkt hätte, hat A_HuMan_Being, Calvin_Thrust und andere schon gesagt.

Weil im JOYclub von Vielen gerne auf die Schubladen geschimpft wird, möchte ich aber Folgendes nochmal unterstreichen: Ja, wir haben heute unendlich viel mehr Freiheitsgrade als früher. Weil Freiheit - zumindest in unseren Gesellschaften - ein Wert an sich ist, ist das erst mal gut. Aber Freiheit ist ja auch anstrengend, weil ich keine Orientierung mehr habe und mich also ständig selbst orientieren muss. Ich denke, dass vieles von dem hier beklagten sich auf solche Gründe zurück führen lässt.

Jedenfalls bin ich immer wieder froh, dass es den JOYclub gibt, in dem es wenigstens möglich ist, sich über solche Dinge in einer in aller Regel sehr guten Atmosphäre auszutauschen.

Aber nochmal einen Schritt weiter gedacht - vielleicht auch als Advocatus Diaboli. Vielleicht sind wir ja momentan an einem Punkt, wo sich neue Orientierung noch heraus bilden muss? Sind wir vielleicht in einer Übergangsphase? Das sind wir m.E. in vielerlei Hinsicht an ganz vielen Stellen - vielleicht ja auch hier?

Seht ihr dafür Anzeichen? Oder zerfasert alles immer weiter?


Gruß
Stefan
Es passt jetzt ganz gut nach stefaXXL's Beitrag:

Eva Illouz spricht in dem Filmbeitrag und in ihren Büchern von einer "Neuen Liebesordnung", eine die völlig von der bisherigen Ordnung abweicht und die fast alle in ihrem Leben erfahren. Das Zerbröckeln der Beziehungen, die Neudefinition von Mann und Frau, warum "verliebt-verlobt-verheiratet" nicht mehr funktioniert, das gesamte Wertesystem zwischen Mann und Frau auf dem Kopf steht, welchen Anteil die Gesellschaft durch die Stellung des Einzelnen im Gesellschaftssystem durch die Einbindung im Arbeitsprozess hat, wie sich die neuen Medien auf die neue Liebesordnung auswirken, wie sich der Einzelne verhält, wie er es empfindet und wozu es wohl weiterhin führt: Singledasein.
Und es wird darauf eingegangen, dass zukünftig nicht die Liebesbeziehung als solche den Wertekanon bestimmt, sondern, dass alles auf Freundschaften ausgelagert wird. Ein Trend, den ich jetzt hier nur selbst auch bestätigen kann und welcher sich besonders im Joyclub zeigt, weil sich hier besonders viele User/innen tummeln, die Freundschaft plus favorisieren, Sex als Casual Sex konsumieren, keine festen Bindungen mehr eingehen möchten (oder können), mehrere Beziehungen gleichzeitig pflegen (Polyamorie); dass die Familienplanung "ausgelagert" und den Frauen überbordet wird (Alleinerziehend) usw. Hierzu mein Stichwort: Früher hatten Eltern mehrere Kinder, heute haben Kinder mehrere Eltern. Klar dass sich das bis auf den Einzelnen auswirkt. Dazu die tatsächlichen Gegebenheiten, dass das Einkommen von Männern und Frauen immer noch nicht gleich ist, immer noch um Gleichberechtigung gerungen werden muss ...etc.

Der Titel des threads ist deshalb meiner Meinung nach wirklich unglücklich gewählt, denn es geht nicht nur um die "Ware Liebe" oder die "wahre Liebe". Der Titel entstammt der Einführung zum Filmbeitrag (link), vermutlich um Zuschauer zum Beitrag zu bekommen. Eva Illouz beschreibt zu diesem Stichwort, wie der Einzelne zur Ware wird, er sich quasi als Ware verhält, ohne es bewußt wahrzunehmen.

Tatsächlich geht Eva Illouz auf die komplette Soziologie in der Jetztzeit ein, welche weltweit in den Industrieländern beobachtet wird und sie geht darauf ein, wie der Einzelne das System empfindet, wie er sich dabei fühlt. Eva Illouz beschreibt worauf die alte Liebesordnung fusste, wie sich die neue Liebesornung (60er und 70er Jahre) entwickelte.

Da die Themen eigentlich unser komplettes gesellschaftliches Leben betreffen, ist die Bandbreite wohl zu groß, um hier überhaupt detailliert eine Meinung zu schreiben. Ich für meinen Teil könnte selbst zum Thema einen Roman schreiben. Dieser Roman würde das, was die Wissenschaftlerin soziologisch genau benennt und beschreibt, vermischt mit den dazu passenden eigenen Beobachtungen lediglich bestätigen.

Deshalb lautet meine Antwort auf die Ausgangsfrage:

Aus meiner Sicht trifft Eva Illouz den aktuellen Ist-Zustand unserer Gesellschaft ziemlich genau. Wie denkt ihr darüber?

Ja! Ich sehe es ohne Einschränkungen auch so und habe es auch so erfahren und beobachtet. *ja*
*********rust Mann
25 Beiträge
Themenersteller 
So, jetzt aber...
Vorab muss ich eines sagen, bevor ich mir mal etwas genauer anschaue, was eine Seite wie Joy Club, wohl generell, aber exemplarisch an mir, für Effekte zeitigt, und in welchen gesamtgesellschaftlichen Kontext das meiner Meinung nach steht:
Ich habe mich ja gerade erst hier angemeldet, spontan und eher zufällig, ich dachte mir, dann probiert man das auch einmal aus und so richtig handlungsfähig, mit Premium-Account, bin ich erst seit letztem Wochenende, aber ich muss sagen: das ist ja wirklich prima, was man hier an Möglichkeiten hat, vorher dachte ich, so etwas brauche ich nicht, ich komme auch im Real Life auf meine Frauen, aber wenn man das hier alles so sieht, was man da an Möglichkeiten hat, da wäre man ja direkt der Depp, wenn man das weiterhin ausschließlich analog betreiben würde, wie anno Tobak 1954, ja sonst noch was *lach* Das als Vorschub zu einigen kritischen Betrachtungen, die folgen werden.

Fürs Erste eine Kritik des "Natürlichen", "Authentischen": Ich denke, die Quellen all dieser Vorstellungen sind die, in meinen Worten "sekundären" Klassiker von 1968, also Adorno und Horkheimer, Marcuse, und in einer besonders platten Form Fromm, die sich selbst wieder auf auf die eigentlichen Klassiker, nämlich Marx, Freud und Hegel bezogen haben. Daneben waren auch noch Freud-Dissidenten wie Wilhelm Reich sehr wirkmächtig. Vereinfacht dargestellt: Die Grundidee ist folgende, dass das Gesellschaftliche und das Individuelle, inklusive des Sexuellen, bruchlos aus einem Guss wären. Dieses Individuelle in all seinen Einzelaspekten wäre vom Gesellschaftlichen deformiert und unterdrückt, wäre aber prinzipiell als als natürlich und authentisch vorhanden. Um dieses natürliche Selbst zu befreien, gäbe es zwei Möglichkeiten: Zum ersten natürlich die Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse, die Revolution. Falls dieser Weg aber nicht, oder zumindest nicht sofort, gangbar wäre, ginge es auch anders herum: Man beginne mit der Befreiung des Individuellen und das Gesellschaftliche, die Revolution, würde automatisch folgen. Also nur als Beispiel, das Konzept des "Körperpanzers" bei Reich, den es zu sprengen gälte.
Jetzt wird vielleicht jemand einwenden, gut, wer kannte das überhaupt, gar nicht davon zu reden, wer das dann auch noch gelesen hat. Stimmt, das war nur eine sehr kleine Minderheit. Aber Ideen, Vorstellungen, sind so beschaffen, dass sie sich fortpflanzen, ausbreiten können, wenn sie nur Schritt für Schritt von immer mehr Leuten als nachvollziehbar, vernünftig, "eigentlich" angesehen werden. Und können dadurch eine starke Wirkung entfalten und damit eine neue "Normalität" mitkonstituieren. So auch in diesem Fall.
Man schaue sich zum Beispiel nur diese damaligen sozialutopischen Kommunen an: Da gab es immer einen Guru, der hatte einen Harem, ansonsten noch etliche willige Arbeitsdrohnen, aber über solche Dinge, über solche Machtverhältnisse konnte natürlich nicht gesprochen werden, es waren ja alle gleichermaßen "befreite", "authentische" Individuen am Werk.
Oder auch die momentane Pädophilie-Debatte innerhalb der Grünen: Aus heutiger Sicht fast nicht mehr nachvollziebar, wie sich irgendjemand für so etwas einsetzen konnte, wenn man den von mir beschriebenen Rahmen aber hinzuzieht, wird verständlich, dass es sogar in diesem Bereich aus damaliger Sicht etwas zu "befreien" gab.

Und diese Neunschwänzige Katze der Authentizität ist auch weiterhin sehr wirkmächtig, ist längst auch in alle anderen Lebensbereiche eingezogen, zum Beispiel sogar in die Arbeitswelt, aber auch im Feld des vermeintlich anderen, seines angeblichen Gegenteils, dem großen Feld der Esoterik und privaten Sinnsuche das zentrale Moment.

Was ist nun der konkrete Inhalt dieses "Authentischen"?
"Sei authentisch!", das bedeutet, "Sei immer identisch mit dir selbst!", das ist eine Handlungsanweisung.
Damit kann man jeden und jede, auch sich selbst, jederzeit festnageln. Das geschieht z.B. fortwährend in diesen Frühnachmittags-Proll-Sendungen auf den privaten Kanälen. Die zentrale Frage ist immer: Da hat eine/r gehandelt. War er/sie auch schön brav identisch mit sich selbst? Falls nicht, muss der- oder diejenige dafür abgestraft werden.

Von außen betrachtet, ist das immer so, ist das richtig so, tut man sich selbst und auch anderen damit wirklich einen Gefallen?

Was ist mit den ganzen Brüchen, den ganzen Intransparenzen, dem Changieren, Fließen und Umkippen, das ich an mir selbst feststellen kann. Nicht nur, aber auch im Bereich von Liebe und Sexualität?

Muss und soll ich die um jeden Preis begradigen, vereinheitlichen, nicht zulassen?

Ich denke nicht. Ich bin viele, mein Name ist Legion. Und das ist gut so.


Mehr folgt, auch der Übersicht halber in einem separaten Post. Ich bitte wieder darum, nicht auf meinen nächsten Post zu warten, sondern einfach weiter zu diskutieren.
*********rust Mann
25 Beiträge
Themenersteller 
Weiter...
Was mir als erstes, sobald ich einen Überblick über die hier vorhandenen Funktions- und Kommunikationsmöglichkeiten hatte, aufgefallen ist, ist die Mächtigkeit der Filterfunktionen.
Ich denke, dass das gewaltige Auswirkungen auf gewisse traditionelle Erzählungen, Geschichten, Narrative hat. Sie werden vielleicht sogar völlig verschwinden oder sich zumindest drastisch ändern. Das kann man dann bedauerlich finden oder auch nicht, zeigt aber sehr präzise und konkret, was das ist, kapitalistische "Modernisierung" in allen Lebensbereichen.

Was meine ich damit?

Ich kann Frauen treffen im öffentlichen Raum, man unterhält sich, lernt sich etwas kennen, findet eventuell Gefallen aneinander, also so wie immer. Nichts hat sich geändert. Und doch alles.
Dieses ganzes Fischen im Trüben, das ein wesentlicher Teil der Kommunikation zwischen den Geschlechtern ist, vielleicht auch einen nicht unwichtigen Teil des Reizes der Sache selbst ausmacht, dieses Ver- und Entschleiern fällt vollkommen weg. Alles liegt offen zutage. Ich weiß alles. Sexuelle Präferenzen, Vorlieben, Neugierigkeiten, überhaupt, dass da grundsätzlich jemand auf der Suche ist, etwas möglich ist, vielleicht nicht sofort, vielleicht auch nicht mit mir, aber immerhin.

Wenn man das vergleicht mit der klassischen, analogen Weise des Zusammenkommens, dann sind das eigentlich die allerletzten Dinge, die man erfährt, manche sogar nie, darüber kann man dann selbst nach längeren Affären nur Vermutungen anstellen, im Nachhinein, was das wohl gewesen sein wird.

Gehe ich damit davon aus, dass das zu einer neuen Transparenz und Übersichtlichkeit führt? Sicher nicht. Ich schließe mich in dem Fall eher Jacques Lacan an, der sagt, dass jenseits des Schleiers... nichts ist. Eine seiner gern benutzten Metaphern für das Subjekt ist die Zwiebel. Man kann Schicht um Schicht, Zwiebelhaut um Zwiebelhaut abziehen, um am Ende auf... nichts zu stoßen. Jenseits des Schleiers ist nichts. Also dahingehend werden sich einfach nur andere Formen von Schleiern bilden.

Nun zu den Filterfunktionen: Wenn ich die Parameter nur genau genug einstelle, dann werden mir Profile von Frauen präsentiert, die unter allen Aspekten, bis ins kleinste Detail, dem entsprechen, was ich will. Und ich kann sofort überprüfen, ob ich ihnen, bis in die kleinsten Fitzelchen dessen, was mich ausmacht und antreibt, entspreche. Also eine Sache, die eigentlich schon fast einem kleinen Wunder entspräche. Im echten Leben. Ich drücke auf den Such-Button: Es werden mir passende Profile in rauen Mengen präsentiert, da muss ich nicht einmal republikweit suchen, da genügt eigentlich schon ein 100-km-Radius. Die erste notwendige Maßnahme ist sofortige Reduktion von Information, von Komplexität. Irgendwie.

Wenn man nun, als Gedankenexperiment, eine beliebige dieser vielen attraktiven Frauen versetzen würde in die Zeit, und die Kleinstadt, in der die meisten ja zumindest einmal irgendwann aufgewachsen sind, dann wäre sie sofort die Schönste der Kleinstadt, die, über die jeder und jede spricht, über die man sich Geschichten erzählt, mit wem sie vorher zusammen war, wie es jetzt gerade ist, man stellte Vermutungen an, wie wohl die eigenen Chancen wären, bei der zu landen, viel Feind, viel Ehr', man benutzt die Buschtrommel, erfährt über Dritte, Vierte, nun ja, da bestünde schon ein gewisses Interesse, wenn nur nicht der aktuelle Freund wäre, das weiß man. und dann die Blicke, das zufällige Zuzwinkern, immer wieder einmal, wenn man sich zufällig über den Weg läuft. und dann kommt der Tag, an dem es passiert, auf irgendeiner Party, irgendeine Banalität, irgendeine Zufälligkeit, irgendeine hingestreute Frechheit, und es passiert. Es fängt an. Wie immer, fast ein kleines Wunder. So wäre das gewesen, hypothetisch.
Dass viele Männer das gerne übersehen wollen, dass man das gerne ausschließlich den eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zuschreibt, sich dafür auch gerne von seinen eigenen Kumpels auf die Schulter klopfen lässt, geschenkt. Dass da immer zwei dazu gehören müssen, die wollen, wer will das wissen. Dass vielleicht sogar der Hund erst einmal zum Jagen getragen werden musste, noch viel weniger.

All das wäre verschwunden. Ist das ein Verlust? Sicher...

Ich poste noch mehr, sobald es mir zeitlich ausgeht.
*********rust:
Nun zu den Filterfunktionen: Wenn ich die Parameter nur genau genug einstelle, dann werden mir Profile von Frauen präsentiert, die unter allen Aspekten, bis ins kleinste Detail, dem entsprechen, was ich will.

Da gehe ich mir Dir absolut d'accord, aber:

Das Suchergebnis entspricht zwar dem, was Du an Parametern eingegeben hast, doch müssen diese dann auch tatsächlich der Person hinter dem Profil entsprechen. Machen wir uns nichts vor: Je mehr Anonymität, desto mehr die Versuchung, die eigene Darstellung zu "optimieren". Einmal hatte ich Kontakt zu einer Frau, in dessen Verlauf sich herausstellte, dass sie sich jünger gemacht hatte, den Beziehungsstatus nicht ehrlich angab und darüber hinaus über 50 km von jenem Ort wohnte, den sie im Profil nannte. Also kann ein Suchergebnis nur so exakt sein, wie die Ehrlichkeit jener, die hinter den Angaben in ihren Profilen stehen.

Wir werden also immer einer Person begegen, die wir - trotz Infos aus dem Profil - dennoch neu kennenlernen. Denn oftmals stimmt das Geschriebene nicht mit der Realität überein, oder gibt sie missverständlich wieder. Manchmal ist diese Person sogar sehr viel mehr, als sie sich selbst sieht und beschrieben hat.

Sprich: Es werden Schleier bleiben. Schleier des Misstrauens, Schleier der Lüge und Schleier des "ich-habe-angegeben-wie-ich-wünschte-zu-sein-aber-nicht-bin." Sind dies die anderen Formen des von Dir angesprochenen Schleiers?
Es wird weiterhin Schleier geben, die eben sehr viel zarter, dünner und flüchtiger sind. Deshalb mag ich Kontakte mit Raffinesse, das bewusste "Reden-um-den-heißen-Brei-herum", das gewollte Auskosten von gespielter Distanz und Annäherung. Wer mir mit der Tür ins Haus fällt und gleich zu Beginn so jeden Schleier zerreisst, hat bei mir in diesem Moment verloren.

Es liegt also an uns, die Möglichkeiten der Selektion zu nutzen, aber trotz dieser noch immer einen Rest an "erotischer Magie des Kennenlernens" zu bewahren. Wer tumb auf dem "Willste-Ficken?"-Gleis unterwegs ist, dem fehlt die Sinnlichkeit, die Magie auszukosten und sie mit Spannung zu füllen. Das ist dann aber auch völlig unabhängig von der Zeit, in der diese Person lebt.
*********rust Mann
25 Beiträge
Themenersteller 
Ja,...
... das geht schon in die Richtung, die ich gemeint habe, dass also hinter jeder Wahrheit - notwendigerweise - eine sie fundierende Lüge steckt, der Prozess also, wenn man ihn in engerem Sinne philosophisch betrachtet, einem unendlichen Urteil ähnelt. *g*
... und wenn Lügen jene Schleier sind, die etwas verdecken sollen, dann werden diese ewig Bestand haben. Gerade im Zeitalter des Narzissmus, welches wir gerade erleben.
*********rust Mann
25 Beiträge
Themenersteller 
Nun,...
... da sind wir wieder bei der ursprünglich von mir angeschnittenen Fragestellung: Ist irgendwo da draußen ein "echter Wesenskern", ein "authentisches Selbst", oder ist es, dialektisch betrachtet, nicht vielmehr so, dass hinter der die Wahrheit fundierenden Lüge "nichts weiter steckt", die Lüge also nur einfach die Wahrheit garantiert? *g*
Eine Mischung aus "bin" und "wäre gerne" und "macht mich attraktiver" etc. usw. pp. Objektivität kannst Du in diesem Zusammenhang komplett knicken ... weil wir Menschen sind, kein Industrieprodukt nach DIN. Und deshalb wird es weiterhin spannend bleiben, einem Menschen zu begegnen.
*********ichy Paar
9.554 Beiträge
*gruebel* Frage mich gerade, was die Diskussion um den JoyClub Webauftritt und dessen Funktionsvielfalt mit dem Eingangsthema zu tun hat.

Ware Liebe und wahre Liebe - so hieß das Thema.

Nun Liebe als Ware = Gegenstand/Dienstleistung gibt es nicht. Liebe ist ein tiefes Gefühl der Sympathie zu Etwas.
Sex kann ein wichtiger Bestandteil einer Beziehung sein, die durch Liebe geprägt ist, muß aber nicht zwingend dazugehören.
Sex kann aber auch eine Dienstleistung sein, die ohne jegliches Gefühl gegen Bares angeboten wird. Es gibt Zigtausend Sexdienstleisterinnen die nicht sich selbst sondern Sex als Dienstleistung anbieten und dennoch ein harmonisches tolles Liebesleben mit Ihrem Partner, inklusive Sex, haben.
Sex ist heute nicht präsenter als vor hundert oder tausend Jahren. Lediglich die Art der Darstellung über Internet/Film und Co. haben sich geändert. Im Altertum gab es kein TV etc., also hat man Bilder gemalt, Mosaike gelegt und Statuen gemeißelt und öffentlich ausgestellt. Auch war man in vorchristlicher Zeit wesentlich freizügiger. Erst die römisch katholische Kirche hat mit ihren teils merkwürdigen Moralvorstellungen dafür gesorgt, daß man sich so schwierige Gedanken macht.
@chrissy_michy
*********ichy:
Frage mich gerade, was die Diskussion um den JoyClub Webauftritt und dessen Funktionsvielfalt mit dem Eingangsthema zu tun hat.

Vielleicht habt Ihr weder den Film gesehen, noch die geschriebensn Beiträge gelesen...

Was diskutiert wurde hat sehr wohl mit der Eingangs gestellten Frage zu tun.

Nämlich unter anderem, wie sich die Menschen in der Konsumgesellschaft begegnen, wie sie sich selbst zur Ware machen und umfunktionieren. Das ist ein Teil unserer neuen Kommunikation und der Anfang neuer Begegnungen um Beziehungen einzugehen. Das Konsumieren von Sex ist nur mittelbar Thema. Thema selbst ist die neue Liebesordnung, das soziologische Paarungsverhalten, das Zusammenbleiben oder nicht mehr Zusammenbleiben-Können und dessen Folgen.
*********ichy Paar
9.554 Beiträge
@********cket: So wie du es schreibst habe ich die Diskussion begriffen. Daher ist mir unverständlich, warum über die Funktionsweise dieses Portals diskutiert wird und nicht über das Thema "Ware Liebe - wahre Liebe". Dazu habe ich dann ja meine Einstellung zum Thema geschrieben.
Meiner bescheidenen Meinung nach ist es so, daß Liebe immer noch ein tiefes Gefühl der Zuneigung ist und nur am Rande mit Sex, weder als schöne Sache unter Liebenden, noch als nicht minder schöne Dienstleistung von Sexdienstleisterinnen oder Hilfsmitteln in Form von Filmen und allerlei Dingen aus dem Sexshop, zu tun hat.
Die Liebe als solches unterliegt nur wenig Wandlung. Da bleibt letztlich alles so wie es früher war. Sicher ändern Internet, Mobiltelefone, soziale Netzwerke die Art der Kommunikation, nicht jedoch das zugrunde liegende Gefühl. Ich glaube die Schmetterlinge im Bauch fühlen sich auch heute noch genauso an wie vor 2000 und mehr Jahren.
Auch der Konsum von Sex, die Praktiken haben sich nicht wirklich geändert. OK, sie passen sich den technischen Möglichkeiten an, einen Vibrator hats halt vor 100 Jahren mangels nötiger Technik nicht gegeben, aber Dildos sind schon aus dem Altertum bekannt, genauso Darstellungen von Geschlechtsverkehr in allen erdenklichen Stellungen.
Es gibt keine neue Liebesordnung. Aus was sollte diese auch bestehen. Es gibt Zeiten, in denen die Moralvorstellungen enger und weiter gesehen werden. Oft sind diese moralischen Regelwerke durch Religionen und gesellschaftlicher Stellung vorgegeben.
Im Mittelalter wurde Sex, in Ermangelung anderer "Hobbies" wesentlich häufiger vollzogen. Ist das nun Sexkonsum? Und die Menschen hatten nicht alle eine 75qm Wohnung mit 3Zimmern um ihren 2 Kindern ausweichen zu können. Die einfachen Leute haben in zu mehreren bis vielen in einem Raum geschlafen und dort auch Beigeschlafen. Damits warm war teilten sich Mensch und Haustier auch den gleichen Raum und auch auf Kinder wurde da wenig Rücksicht genommen.
Die Menschen sind heute viel stärker von Einschränkungen der Gesellschaft umgeben als im Mittelalter.
Der Verfall der Sitten wurde zu allen Zeiten beklagt.

Wenn es um das Thema Scheidung/Trennung geht, so ist es, dank der besseren staatlichen Versorgung, wohl so, daß diese Tendenziell einfacher ist.
Die verbindung von Mann und Frau auf Dauer ist ja nicht deshalb so eingerichtet, weil man beim Ehebruch in der Hölle schmoren muß, sondern damit die Nachkommen aufgezogen und die Art erhalten wird. Nichtsdestotrotz ist der Mann als Jäger und Sammler immer auch auf der Jagt nach entsprechenden Weibchen um sein Genmaterial weit zu streuen. Die Frau ist auch gern zu einem Seitensprung bereit gewesen, dabei aber immer auf der Hut, damit etwaige Kuckuckskinder auch ausreichend ernährt werden. Die Ehe ist ein Versorgungsbund nicht mehr.
Zu Zeiten ihres Ursprungs sind Menschen im Schnitt 35-40 Jahre alt geworden.
D.h. wenn Paare im Alter von ca. 14 Jahren verheiratet wurden, dann all 1- 2 Jahre ein Kind bekamen, dann waren die mit 35 Jahren auch verbraucht. in der Zeit hatten die Menschen auch andere Sorgen, als sich hinter jedem Rock umzudrehen. Zudem kam es auch selten auf ein Kind mehr oder weniger an. Die Kindersterblichkeit war sehr hoch, ca 50% vor erreichen der Pubertät. Daraus kann man schließen, daß eine höhere Reproduktionsrate durchaus sinnvoll war.
Damit kann man festhalten, daß eine Ehe in erster Linie eine Zweckgemeinschaft war um Kinder groß ziehen zu können. Da die Menschen eher selten 40 doer Älter wurden, mußten Ehen auch nicht so lange halten wie heute. Silberne Hochzeiten gab es eher selten, goldene Hochzeiten sind fast ausgeschlossen.
Auch war die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Konsumgütern (sofern man davon sprechen kann) um ein vielfaches schlechter. Die Menschen hatten somit ganz andere Sorgen, als sich lange einen Kopf um Trennung etc. zu machen.

Somit bliebt festzuhalten, daß nichts so stetig ist wie der Wandel.
Einzig die Liebe als solches, die wandelt sich nicht.
Sex ist eine Sammlung von Praktiken um sich gegenseitig Lust zu verschaffen.
Das was in diesem Rahmen als zulässig betrachtet wird und wurde hing zu aller Zeit von der herschenden Gesellschaft, der sozialen Stellung, dem wirtschaftlichen Rang und der vorherrschenden, oft religiös geprägten Meinung ab. Der Fortschritt der Neuzeit liefert ein paar wenige zusätzliche Möglichkeiten, jedoch nichts, was es nicht in irgendeiner Form schon gab.
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