Der gefallene Engel
Ein Engel am Boden lag,sich zu Bewegen er nicht mehr vermag.
Seine Flügel vom Fall gebrochen,
sein Herz vom pochenden Schmerz durchstochen.
Sein Gewand stumpf - hat verloren seinen Glanz,
gewichen ist von ihm alle Eleganz.
Sein Körper von Wunden übersät - verletzt,
in den Augen liegt Angst - seine Seele entsetzt...
Schon lange lag er so da -
einsam und ganz starr.
Traute sich nicht aufzustehen,
hatte Angst auch nur einen Schritt zu gehen...
Eines Tages sah er einen Schatten im Sand.
Spürte auf seinem Gesicht eine wissende Hand.
Sacht wurde er vom Boden aufgehoben.
Noch einmal sich seine Lider nach oben schoben.
Der Engel blickte in ein dunkles, fremdes Licht -
erkannte darin sein eigenes zweites Gesicht!
Schaute in Augen - so zärtlich und voller Kraft.
Augen, die spiegelten des Geistes dunkle, wärmende Macht!
Er sah in dem anderen Gesicht eine Seele, die ihm Heilung verspricht!
Der Engel sich eng an den Fremden - seinen Retter schmiegt,
geborgen in dessen Armen liegt....
Der Fremde hebt zu sprechen an
und Worte so neu - so vertraut dringen an sein Ohr heran;
Ich werde Dich legen in ein Rosenbett aus Dornen!
Deine Flügel verbinden mit Seilen!
Dein Gewand reinigen mit Peitsche, Gerte und Wachs!
In Deine Wunden streuen Salz!
Dein Herz legen in stählerne Ketten!
Deine Seele fesseln mit Dominanz!
Er in seines Retters Augen blickt -
spürte die Ehrlichkeit und Wahrheit darin und er nickt!
Lässt sich legen in ein Rosenbett aus Dornen,
damit er kann schlafen - sich ausruhen.
Lässt seine Flügel verbinden mit Seilen,
damit sie Zeit und Ruhe haben zum Heilen.
Lässt sein Gewand reinigen mit Peitsche, Gerte und Wachs,
damit entfernt wird Staub und Schmut und es erstrahlt in neuem Glanz.
Lässt in seine Wunden streuen das Salz,
den verschliessen kann sie nur der heilende Schmerz.
Lässt sein Herz legen in stählerne Ketten,
den nur der kalte Stahl vermag zu kühlen, es vor dem verblutten retten.
Lässt seine Seele fesseln mit Dominanz,
denn sie läßt sie wieder erstrahlen in Anmut und Eleganz.
Als der Fremde vollendet hat sein Werk,
ist der Engel gesundet - zum Leben bereit!
Langsam kniet er voll Anmut nieder
und seine Stimme gibt des Herzens - der Seele Reinheit wieder:
Dir will ich in Demut dienen!
Voller Stolz vor Dir senken Haupt und Knie!
Mit grenzenlosem Vertrauen mich Deinen Händen - Deinem Geist hingeben!
Zu Deinen Füssen sitzen, schlafen liegen!
Du mein Gebieter - mein Sir läßt mich frei sein - läßt mich wieder fliegen!
Anno 2007