Schneckenrudel

Ich erkunde dich am liebsten mit meinem Mund. Das Abtasten des Körpers mit diesem Organ ist so viel intensiver als bloßes Streicheln oder Beschnuppern. Es bedient sämtliche Sinne: Die zarte Haut der Lippen nimmt deine Oberflächenstruktur genau wahr, ich muss nur minimal den Mund öffnen, um dich zu schmecken, ich rieche dabei deine Haut und kann hören, wie sich die Stoffe unserer Kleidung aneinander reiben, oder deinen Atem, einen leisen genussvollen Seufzer. Öffne ich die Augen, sehe ich winzige goldene Härchen. Mit diesem hochsensiblen Organ möchte ich deine Oberfläche Zentimeter für Zentimeter abscannen, bis sich die sensuellen Einzelteile im Kopf zu einem Ganzen fügen. Keine Erhebung, kein Pigment und kein einziges Pheromon sollen mir entgehen. Vermutlich hast du hinterher, wenn mein Speichel auf deinem warmen Körper verdunstet, das Gefühl, als sei ein Rudel Schnecken über dich gekrochen. Für mich aber bleibt das Gefühl dich für einen Moment ganz aufgenommen zu haben.