Was hat uns dazu gebracht? Das Internet? Die Gesellschaft? Emanzipation?
Die Nicht-weiter-Entwicklung-von-der-Beziehungsidee. Das belege ich jetzt durch folgende Aussagen (die natürlich nicht die einzigen sind):
Groß erscheint mir heute zumindest die Angst, Freiheiten zugunsten einer Beziehung aufgeben zu müssen.
Es ist ganz klar die Angst über den erneuten Verlust der zurückgewonnen Freiheit.
Nur so als Beispiel. Die Freiheitsaussagen findet man hier noch mehr und in unzähligen anderen Threads auch, sobald es um Beziehungen geht.
Während sich so viele Bereiche weiter entwickelt haben, ist die Beziehung immer noch gleich dem geblieben, was sie einmal war, als es darum ging, eine möglichst nützliche zu knüpfen, zugunsten der Finanzen/des Nachwuchses und stillschweigend das zu ertragen, was sie damit eben so bringt: ungeliebt sein, Schläge des Mannes zu ertragen, eine Frau im Bett zu haben, die sich vor einem ekelt.... und und. Beziehungen- früher auch als Heirat bekannt- hatten keinen romantischen Charakter, sondern einen profitlichen. Und dafür musste man immer irgendwas aufgeben, auch seine Freiheit. Dieses "Leid" hat in der Vergangenheit jeglicher Stufen schon sehr viele Frauen und Männer getroffen.
Und heute verbindet man das Wort "Beziehung" genau damit: Aufgeben der Freiheit, sich verpflichten.
Mit fallen da einige Männer ein, die mit Aussagen wie "Das darf sie nicht, sie ist jetzte meine Freundin!!!" rumfuchteln. Frauen, die unbedingt die Kontrolle über das Leben ihres Freundes gewinnen wollen, weil sie es besser wissen
Pärchen, die ein gemeinsames Facebook- Profil erstellen, anstelle dass jeder sein eigenes hat... es gibt endlose Beispiele.
So eine Zusammenschweißung, wo das individuelle ICH zu einem WIR wird, wär ja kein Problem, wenn es beide wollen würden. In vielen Fällen ist jedoch nur einer der beiden davon begeistert und der andere zieht eben mit- weil's so sein muss.
Und dann redet man von dem Verlust der Freiheit, bricht irgendwann mal aus diesem Gefängnis aus und es wird geküsst, ge***, verabschiedet.
Um an einem sehr lebhaften Beispiel meine Sicht der Dinge zu erläutern:
Einmal erzählte mir eine Kollegin lebhaft über die Wohnung ihres neuen Freundes (noch keine 3 Monate zusammen)- diese sei einfach eine Katastrophe, ihr Freund würde echt kein Auge für Ordnung haben und sie würde nun zusehen, dass sie alles umräumen und neu gestalten kann- sowas würde ja kein Mensch aushalten! Ist ihr auch gleich, was er denkt. Sie könne nicht anders.
Während dessen dachte ich mir:
"Was fällt dir eigentlich ein, du Furie? Das ist doch kein Kind, das du kennen gelernt hast! Ist auch seine Wohnung. Woher nimmst du das Recht da einfach Sachen zu veranstalten???"
Das ist die Frage, die ich mir schon seit Jahren stelle: warum müssen wir in das Leben des Anderen so eingreifen, dass die Individualität verloren geht? Und zwar auf beiden Seiten? Und wenn ich einen Freund habe- heißt das, dass er alles darf und ich mit ihm alles teilen muss? Warum muss ich ihn um Erlaubnis fragen, sowie er mich? Wieso müssen wir unser Leben einschränken, anstelle dieses zu bereichern? Und heißt eine Beziehung automatisch, dass ich in Enge leben muss wie zu Jugendzeiten, wo ich ein Zimmer mit Geschwistern teilen musste?
Ich meine, nein.
Und so habe ich meine Beziehungen auch handhabt. Ich stecke meine Nase nicht in die Angelegenheiten meines Partners. Und ich entscheide auch nichts für ihn. Und er auch nichts für mich. Ich bin weiterhin ein Individuum und werde auch nicht durch meine Beziehung eingeschränkt in meinen Ambitionen und kann weiterhin all das Ausleben, was ich vorher schon tat. Aber ich habe ein großes Vergnügen darin ihn an allem teilhaben zu lassen und ihn zu meinem Verbündeten zu machen. Wie umgekehrt.
Übrigens halte ich auch nichts davon ein gemeinsames Schlafzimmer zu haben. Das habe ich z.B. in meiner Beziehung, wo ich damals mit meinem Freund eine gemeinsame Wohnung hatte, auch nicht getan. Man hat mich immer bestaunt, das gehöre sich so nicht. Ich wüßte aber nicht warum? Nur, weil ich mit meinem Freund zusammengezogen bin, heißt das doch nicht, dass ich jetzt kein Anrecht auf Privatsphäre habe! Und das Sexleben macht es allemal spannender.
Die Idee der Beziehung sollte sich also revolutionieren. Finde ich. Und da hinter der heutigen Beziehung immer noch das Wort "Verpflichtung" steht, rücken auch viele davon ab.