Schwierig...
Bei mir schrillen alle Alarmglocken, wenn ich das so lese.
Aus eigenem Erleben und aus genügend Miterlebtem um mich herum kann ich sagen, dass das ganze keineswegs so einfach ist, wie es aussieht.
Es fängt so an, dass man ihm die Mietzahlungen ersparen möchte. Er wird dann allerdings leider auch kein Geld haben, sich an Nebenkosten und diversen Einkäufen zu beteiligen. Die Rechnungen, Mahnungen, Mahnbescheide und möglicherweise Vollstreckungsandrohungen kommen zu mir ins Haus. Ich habe deutlich mehr Stress bei der Vorstellung, dass der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht als mein Partner. Mir gehört hier ja alles. Mich kennen die Nachbarn und der Vermieter. Der Gerichtsvollzieher fragt nicht, er pfändet. Hinterher kann ich dann anfangen nachzuweisen, wem hier was gehört. Um dieser Situation aus dem Weg zu gehen, bezahle ich dann also auch noch seine Rechnungen z.B. aus Handyvertrag - womöglich läuft dieser sowieso schon auf meinen Namen, da er gar keinen eigenen bekommen hätte, für mich aber doch erreichbar sein will...
Die Tatsache, dass er unter der Woche gar nicht da sein wird, ist für mich eher negativ als positiv. Er hat jeden Abend viel Zeit, sein Geld unter die Leute zu bringen und wird das auch tun.
Irgendwann kommt der Punkt, da man sich fragt, was man hier eigentlich tut. Man stellt sich neben sich und erklärt sich für völlig bekloppt. Man belügt Freunde und Familie, die Bedenken anmelden und sich erkundigen, wie denn das so alles läuft. Zwischenzeitlich wurde in diesen Mann allerdings soviel investiert, das ja nicht alles umsonst gewesen sein kann.
Die ständigen Gespräche über Geld zehren an den Nerven, höhlen die Beziehung aus. Dennoch gerät man als Frau hier in eine ganz sonderbare Abhängigkeit, aus der man sich so leicht nicht befreien kann. Also weiter und weiter und weiter.
Das ganze mag zu pessimistisch klingen. Mich allerdings lehrt die Erfahrung, dass es genauso laufen kann und oftmals genauso läuft.
Mein Rat an die Freundin wäre daher auch, ihm durch Unterstützung bei den Verhandlungen mit den Gläubigern zu helfen, ihn zur Schuldnerberatung zu begleiten. Auch der Fresskorb beim Besuch am Wochenende ist wirkliche Hilfe und absolut vertretbar. Hier sollte angesetzt werden.
Es wurde schon gesagt, es ist nicht wirklich eine Hilfe, ihn von üblichen Verpflichtungen zu befreien. Letztlich sollte er mit seiner Arbeit sein Leben bestreiten können.
Allerdings ist es vermutlich völlig sinnfrei, hier zu versuchen, dahingehend auf die Freundin einzuwirken. Sie wird Rechtfertigungen und Entschuldigungen für ihn finden und sich hinter Gefühlen verschanzen. Man wird sie nicht davor bewahren können, diese hässlichen Erfahrungen möglicherweise selber zu machen.
Bevor ich hier nun zerfleischt werde: Ja, es geht auch anders. Ja, auch ich wurde schon von meinem Partner unterstützt. Ich habe das nicht ausgenützt und es war in Ordnung, so wie es war. Es gibt Phasen im Leben z.B. Ausbildung oder Studium, da einer eben nicht so viel Geld hat wie der andere und man sich dann eben hilft. Das ist gut und richtig so.
Hier riecht es für mich aber eben nach einem anders gelagerten Fall und da ist für den Zahler nichts mehr gut und richtig.
Meine Meinung mit Verlaub...