Devot sein...devot werden?Vom Reiz der Unterwürfigkeit

Wir wollen in diesem Beitrag untersuchen, was es bedeutet devot zu sein und welche unterschiedliche Formen des Devotismus es hier gibt. Dabei legen wir unser Augenmerk auf die sexuelle Komponente des Devotismus, die uns ja geradezu alltäglich in diversen Kontaktbörsen und Foren begegnet.

Was bedeutet es, devot zu sein?

"Knie nieder, Sklave!" – Die Peitsche der Domina surrt durch die Luft, der mit Ledermaske versehene Sklave N. (N für Nichts) lässt sich vor seiner Herrin auf die Knie fallen und senkt den Kopf unterwürfig.

Devot sein...devot werden?
 

"Devotismus" ist eine angeborene, erlernte oder beispielsweise als Rollenspiel praktizierte Neigung, bei der eine Person sich einer oder mehreren anderen Personen unterwirft.

Devote Lady sucht ihren Dom, Sklave möchte seiner Herrin dienen
Dies sind noch recht harmlose Formulierungen, oftmals ist der Ton in der BDSM-Szene viel eindeutiger, wenn z.B. "die Sklavensau brutal erniedrigt werden möchte" oder aber "die schmerzgeile tabulose Sub, die nach dem harten Meister schreit."

Menschen beiderlei Geschlechts bekennen sich zum sexuellen Devotismus und suchen den Gegenpart für ein Machtspiel auf erotischer Ebene. Klar definierte Rollen (stark/schwach) kennzeichnen bereits in der Kontaktaufnahme und in der Kennenlernphase das Gefüge. Mit Ausnahme von sogenannten "Switchern", die die Rollen zwischen devot und dominant tauschen können und daher in der Szene als "Spieler" gelten, gibt es in der "reinen" Dominant/Devot-Konstellation ein absolutes Machtverhältnis.

Im sexuellen Bereich devot zu sein, bedeutet, dem dominanten Gegenüber die Verantwortung zu überlassen und darauf zu hoffen, dass dieser Grenzen akzeptiert und sich an Absprachen hält. Wobei das Überschreiten von Grenzen wiederum zum besonderen Kick führen kann. Ich habe zu Beginn den Devotismus in drei unterschiedliche Entstehungsmuster eingeteilt, die ich nachfolgend gerne aufzeigen und erläutern möchte...

Zeig, wie du spielst

Angeborener Devotismus

Die Grundneigung devot und unterwürfig zu sein, ist hier gewissermaßen bereits in die Wiege gelegt. Devotismus aus Vererbung, ein Charakterzug, den man nur schwer beeinflussen kann und der ein ganzes Leben hindurch Begleiter bleibt. Ich behaupte, dass bei devoten Menschen zumindest ein Teil der Neigung aus Vererbung resultiert, wobei ich jedoch die Theorie der reinen Vererbung für wissenschaftlich nicht fundiert halte.

Erlernter Devotismus oder "echter" Devotismus

Devot sein...devot werden?

Vererbung und Erziehung macht aus dem Menschen den Menschen, der er ist. So behaupten es Psychologen und Pädagogen. Nach Sigmund Freud wird das "sexuelle Wesen" eines Menschen bereits in der frühen Kindheit geprägt. Dabei spielen Belohnung und Strafe, aber auch der Umgang der nächsten Bezugspersonen mit dem Kind die wichtigste Rolle. Nahezu unbewusst fixiert sich das Kind auf bestimmte Umstände und diese Erfahrungen prägen viele Dinge des Lebens.

Im Heranwachsen gibt es dann viele Entwicklungsstufen, an denen sich Fixpunkte für die sexuelle Entwicklung festmachen lassen. Wird ein Kind streng erzogen, sehnt es sich womöglich nach Freiheit; wird es sehr locker erzogen, kann sich der Wunsch nach mehr Führung einstellen. Erfahrung und Erziehung formen den Charakter und man wächst – vielleicht ohne es zu wollen – in seine Lebensrolle hinein, sowohl gesellschaftlich wie sexuell.

Gemäß dem Zitat "Der Mensch ist die Summe seiner Erfahrungen" verwendet man mitunter das "try and error"-Prinzip. Man probiert aus, sondiert und versucht sich mit sich selbst und den Umständen zu arrangieren. Wenn man "das" findet, was passt und dem eigenen Charakter entspricht, ist die Welt generell in Ordnung. Devot zu sein und devot zu empfinden ist keine Schande, sondern einfach eine besondere Form des Menschseins, eine Form, die sich durchaus authentisch leben lässt.

Rein sexuell betrachtet bleibt dem oder der Devoten ohnehin keine Wahl. Eine echte Neigung kann man nur für kurze Zeit verdrängen, verbergen oder verleugnen. Damit Sexualität Spaß macht, sollte man zu seinen Wünschen und Vorlieben stehen. Wichtig ist hier der geeignete Partner, der auf die Neigung eingehen kann und will.

Devotismus als Spiel

Devot sein...devot werden?

"Wir wollen spielen!" – Eine Formulierung, auf die man im SM-Bereich zwangsläufig stößt, eine Formulierung, die die SM-Gemeinde spaltet. Für die einen bedeutet Spiel Spiel, für die anderen ist das Spiel die allumfassende Lebensform (24/7 oder ähnlich). Ich spreche beim "Devotismus als Spiel" von einem zeitlich begrenztem Rollenspiel, bei dem die "Spielpartner" für eine Session oder eine sonst irgendwie umrissene Zeit aus dem Alltag entfliehen, um Besonderes zu erleben.

Das kann der Manager sein, der seine Angestellten mit strenger Hand führt, aber als Ausgleich die Peitsche der Domina zu schätzen weiß. Es kann das Paar sein, dass zum Beleben des Ehealltags SM-Praktiken ins heimische Schlafzimmer einführt oder aber die Hausfrau, die es genießt sich einmal als "O" bei einer Erotikparty vorführen zu lassen, ohne sich dabei auf Dauer auf diese Rolle festlegen zu wollen.