Grundkurs AktfotografieVon der Theorie zur Praxis: in Schwarz/Weiß und Farbe

Die folgenden Texte und Bilder sollen helfen, sich in die Grundlagen der Aktfotografie einzuarbeiten.

Der Workshop basiert auf dem Aktseminar von fotowalo. Der JOYclub bedankt sich für die freundliche Unterstützung.

Damit dieser Workshop weiter wächst, darf jeder seine eigenen Vorschläge, Texte und Bilder für Erweiterungen einreichen. Aber bitte keine besserwisserischen oder haarspalterischen Anmerkungen. Solche Diskussionen gibts schon genug. Wir wollen die Freude am guten Bild in den Vordergrund stellen. Gute Beitrage und Fotos sind somit immer willkommen!

Technische Werkzeuge

Als erstes sollten wir uns überlegen, mit welchem Werkzeug wir unsere Bildidee umsetzen wollen. Im allgemeinen gilt, dass ein kurzes Tele am geeignesten ist, den Körper in natürlichen Proportionen abzubilden. Aber auch mit anderen Objektiven können hervorragende Bilder gestaltet werden.

Beim Filmmaterial haben wir uns für Schwarzweiss- oder Farbfilme zu entscheiden. Heute sind sowohl Negativ- als auch Positivmaterial geeignet. Was wir verwenden hängt mehr von der Bildidee oder dem Verwendungszweck ab, als, wie früher, von den Qualitätskriterien der Materialien.

Als grosse Konkurrenz zum herkömmlichen Film entpuppen sich immer mehr die Digitalkameras. Umsomehr als die Digireflexe langsam bezahlbar werden. Wie einst mit dem Polamaterial kann das Modell sofort in den Entstehungsprozess mit einbezogen werden.

Der Fotograf seinerseits erhält mehr Belichtungssicherheit, weil er sofort eine missglückte Pose oder Belichtung korrigieren kann. Auch das Warten auf die entwickelten Filme hat ein Ende.

Einführung in die Aktfotografie

Einerseits: Aktfotografie ist die einfachste Art der Menschenabbildung. Man braucht sich um kein Styling, Make-up oder Kleidung zu kümmern. Beim Aktbild braucht man nur ein Idee, das spart Zeit und Aufwand.

Andererseits: Für kein zweites Thema in der Fotografie gilt mehr, als dass der Grat zwischen Kunst und Kitsch, Peinlichkeit und Erfolg, sehr schmal ist.

Man braucht kaum weiter auf diese Zitate einzugehen, um zu zeigen wie gross oder klein der Spielraum bei unserem Thema ist. In diesem Workshop werden wir uns vor allem mit einigen Regeln vertraut machen, die uns helfen sollen, Peinlichkeiten zu vermeiden.

Nach dem Workshop sollte man sich weniger scheuen, erste Gehversuche, allein mit dem Modell, zu unternehmen. Diese Regeln stammen in erster Linie aus den für die bildende Kunst seit Jahrtausenden Angewandten und allgemein Bekannten.

Fotografie ist Schreiben mit Licht und insofern eine andere Art der Kommunikation. Von daher ist es für einen Neuling der Materie einfacher, sich an gewisse Konventionen zu halten um seine im Bild enthaltene Botschaft zu vermitteln.

Selbstverständlich gilt auch hier, dass man diese Regeln nicht einhalten muss, es zuweilen auch nicht soll!

Grundlagen der Bildgestaltung

Gestattet mir bitte einige grundsätzliche Gedanken vorab. Die Gestaltung eines Aktbildes unterscheidet sich eigentlich wenig von denen anderer fotografischer Bereiche. Diese Basis wird als bekannt vorausgesetzt. Andernfalls fürt dieser Workshop aus. Konzentrieren wir uns also auf das, was uns im Zusammenhang mit Aktfotografie besonders interessiert.

Eine wichtige Voraussetzung ist, unser Auge und die Sensibilität dauernd zu schulen.

Der Besuch von Ausstellungen in allen Bereichen der bildenden Kunst gehört dazu. Ein Buch zum Thema zu lesen, Bildbände anzusehen und auch Abstecher in die Geschichte der Fotografie schaden niemandem. Weiterbildung in Form von Workshops und reger Austausch unter Gleichgesinnten bringen nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern machen auch Spaß. Das neidvolle Betrachten von Erfolgen Anderer bringt nur Magengeschwüre. Besser ist, solche Bilder als Quelle der Inspiration zu betrachten. Zu starkes Zitieren wird aber als Plagiat erkannt und zurecht verpönt!

Ein paar Fragen, die man sich vor dem Fotografieren stellen sollte:

  • Warum mache ich das Bild?
  • Wie will ich und mit wem und wo meine Geistesblitze umsetzen?
  • Welchen Zweck verfolge ich mit dem Bild?
  • Wo will ich das Foto zeigen?

Wenn wir uns diese Fragen beantwortet haben, ergeben sich beinahe von selbst Ansätze zur erfolgreichen Umsetzung unsere Einfälle.

Wozu braucht eine Fotografie überhaupt Gestaltung?

Die Gestaltung ist vergleichbar mit der Rolle, welche die Grammatik in der Sprache einnimmt. Wie die Grammatik der Verständlichkeit von Worten und Sätzen dient, wenden wir Gestaltungsmittel als Hilfe zur Kommunikation an.

Die Botschaft im Foto wird durch gute Bildführung dem Betrachter verständlicher und hilft dem Werk zur besseren Akzeptanz. Betrachtet man ein Bild, ist der erste Eindruck der entscheidende. Auch wenn wir später das selbe Foto wieder betrachten, unsere Meinung dazu ist meist festgesetzt. Gefällt oder passt nicht! Nun hat jeder seinen individuellen Geschmack, der auch von der Zeitepoche und Umgebung in der wir leben geprägt ist. Trotzdem gibt es gewisse Kriterien, die bei den meisten Menschen, zwar unbewusst, zur Befürwortung oder Ablehnung eines Aktbildes führen. Innerer Aufbau, die Lichtverteilung, Gewichtung der Farben und weitere Gesetzmässigkeiten, führen zu den oben beschriebenen Reaktionen.

Hoch- oder Querformat? oder besser Quadrat?

Jeder Bildgestalter muss sich diese Fragen stellen. Wir beeinflussen damit direkt die Wahrnehmung, in dem wir hochformatige Bilder als aktiv, mitunter gar als aggressiv empfinden. Das Querformat strahlt eher Ruhe und Harmonie aus und wirkt leiser. Quadratische Bilder haben eine neutrale Wirkung, wirken noch ruhiger. Hier ist die Flächenverteilung deshalb ganz besonders wichtig!

Licht-Schatten-Aufteilung

Jede Fotografie ist zweidimensional. Mit geeigneter Licht-Schatten-Aufteilung entsteht aber durchaus der Eindruck von Tiefe oder Volumen. Obwohl wir es immer mit der flachen Abbildung eines Objektes, in unserem Fall, dem eines Körpers, zu tun haben.

Flächengestaltung und der goldene Schnitt

Eine der ältesten Regeln zur Flächengestaltung ist der goldene Schnit. Dabei verhält sich der kleinere zum grösseren Teil wie dieser zum ganzen, also etwa 2:3 oder 3:5, 5:8, 8:13 usw. Dies sind selbstverständlich nur Näherungen, die einen Mathematiker nicht befriedigen können, aber für unsere Aufgabestellung in etwa genügen. Da wir es natürlich hauptsächlich mit dem menschlichen Körper zu tun haben, interessiert uns die Tatsache, dass dieser im Durchschnitt in seinen Proportionen nach dem goldenen Schnitt aufgeteilt ist. Darum wird uns diese Aufteilung auch immer als besonders harmonisch erscheinen.

Leitlinien für das Auge

Eine wichtige Rolle spielen die Diagonalen. Sie sind die Leitlinien für das Auge. Je nach Kulturkreis wird der Betrachter die Linien als auf- oder absteigend, als himmelwärts strebend oder erdverbunden empfinden.

Das Licht

Die Bedeutung des Lichts für die Fotografie braucht wohl nicht weiter hervorgehoben zu werden. Für uns etwas Selbstverständliches, ist es für für den Aktfotografen ganz besonders wichtig, über dessen Qualitäten nachzudenken. Verschiedene Lichtarten, Formen und unterschiedliche Richtungen der Beleuchtung geben dem Bild erst seinen Inhalt. Es lohnt sich, schon bevor wir uns unserem Hauptthema widmen, mit den verschiedenen Wirkungen des Lichts zu experimentieren. So sind wir viel sicherer und erkennen, was sich mit der gegebenen Lichtsituation, der Location und dem engagierten Modell erreichen lässt. Also gilt auch hier probieren, probieren...!

Farbtemperatur

Im Zeitalter der digitalen Bildaufzeichnung hat die Wichtigkeit der Farbtemperatur etwas abgenommen, zumindest hat sie ihren Schrecken verloren. Ein schneller Blick auf den Monitor und schon wissen wir, ob Bildinhalt und Farbcharakteristik zusammenpassen. Die alten Regeln sind trotzdem noch heute gültig. Ein warmes, diffuses Licht, das den Körper umschmeichelt, wird immer als angenehm empfunden werden.

Gegenlicht

Gegenlichtsituationen haben eine eigene Aesthetik und dass seitlich einfallende Beleuchtung dem Körper zu grösserer Plastizität verhilft, gilt immer noch.

Harte und weiche Beleuchtung

Wir unterscheiden in erster Linie zwischen harter und weicher Beleuchtung. Beide haben in der Aktfotografie grosse Bedeutung. Wichtig ist, dass wir sie uns zu Nutzen machen und mit der vorgefundenen Situation arbeiten. Um Erfahrungen zu sammeln, dürfen wir gerne experimentieren, sollten aber fairerweise dies dem Modell vorher mitteilen. Es wäre schade, hinterher misslungene Fotos präsentieren zu müssen, obwohl für uns der Zweck der Aufnahmen war, neue Erkenntnisse zu gewinnen.

Schatten

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Diese sind unverzichtbar für die Bildwirkung. Normalerweise sollten dunkle Tonwerte nicht absaufen, genausowenig wie die Lichter ausfressen. Ein gewisser Anteil im Bild von tiefem Schwarz und zeichnungslosem Weiss, ist aber durchaus zu akzeptieren, sofern es so gewollt ist.

Hier gilt es wieder den Kontrastumfang im Auge zu behalten, ggf. aufzuhellen oder Licht abzuhalten.

Bildelemente

Punktförmige Bildelemente, richtig platziert, fesseln den Blick des Betrachters. Dabei können sie durchaus auch gewisse Dimensionen erreichen, wie zum Beispiel ein Bauchnabel oder eine Brustwarze. Falsch im Bild angeordnet sind sie allerdings auch eine Quelle von Unruhe. Das Auge findet keinen Schwerpunkt im Bild. Erst ein weiteres (drittes) Element kann einen nötigen Ausgleich bringen, wenn es sich mit den anderen Punkten zu einer Linie, oder besser noch, zu einem Dreieck verbindet.

Die Bedeutung des Dreiecks für die Bildgestaltung brauche ich hier nicht speziell zu betonen. Praktisch in jedem Bild verbinden sich gesehene oder gedachte Linien zu unzähligen Kombinationen von Dreiecken. In vielen seiner Posen lässt der menschliche Körper Dreiecke entstehen. Man tut gut daran, ihre Lage im Bild ständig zu kontrollieren und je nach gewünschter Bildaussage zu verändern oder anzugleichen.

Die Lage der einzelnen Bildelemente ist ein weiteres Mittel in der Hand des Bildgestalters. Je nach Position, oben oder unten, verändert sich die Bildaussage. Dieser Effekt kann, durch bewusstes Einsetzen von hell und dunkel, noch verstärkt werden. Sind untere Bildelemente dunkel, wirkt das Bild schwer, eventuell gar drammatisch. Dies wird noch verstärkt, wenn sich helle Bildteile oben befinden.

Meist haben wir es allerdings nicht nur mit einem Bildelement zu tun. Oft ist es eine Kombination mehrerer Formen. Die geschickte Auswahl und Beschränkung führt dabei erst zu einem erkennbaren Stil. Weniger ist, auch hier, oft mehr !

Vom Umgang mit Modellen

Sehr wichtig in der Aktfotografie ist, wie könnte es anders sein, die Ansprache des Modells. Es liegt an unserem Verhalten, ob sich ein Modell während der Aufnahmen wohl fühlt. Das beginnt beim freundlichen Umgangston und dem nötigen Respekt gegenüber dem Menschen vor der Kamera.

Versetzt sich der Fotgraf gedanklich mal in die Lage des Modells, wird er es leichter haben, den richtigen Umgangston und gute Posen für das Modell zu finden. Ziel unserer Bemühungen ist es, mit den Bildern Geschichten zu erzählen oder zumindest das Modell inbestmöglicher Weise für die Zukunft im Bilde festzuhalten.

Eine innere Logik tut den Fotos immer gut !

Man sollte sich immer bemühen, in sich kohärente Situationen zu kreieren. So wirken für meinen Geschmack Strapse und Stöckelschuhe in felsigem Gelände eher peinlich.... Ob im Studio oder unterwegs in der Landschaft sorgen Sie für die richtigen Accessoirs und die beste Tageszeit für die Aufnahmen. Bei Einsatz von Kunstlicht oder Blitzen im Studio ist es hilfreich, die wichtigsten Einstellungen vorab zu tätigen.

Nach dem alles vorbereitet ist, zeigen Sie dem Modell die Szenerie, die Sie sich ausgedacht haben. Demonstrieren Sie, so weit wie möglich an sich selbst, welche Pose Sie vom Modell verlangen.

Bei schwierigen Posen hilft es dem Modell, wenn Sie ihm genau erklären, wann es sich zu konzentrieren hat. Und vergessen Sie nicht, nach dem Schuss "relax" zu sagen !!! Das Modell wird so länger durchhalten und Sie mit mehr und besseren Fotos belohnen !

Insbesondere in der erotischen Fotografie ist es wichtig, dass Sie dem Modell vorher sagen, was Sie vorhaben. Es wird sich weniger fragen, was Sie eigentlich wollen, wenn Sie Ihr oder Ihm, aus künstlerischen Gründen, mit dem 20er Weitwinkel, etwas näher rücken !

Oft sieht man ein tolles Modell in einer schönen Umgebung und trotzdem fehlt dem Bild das gewisse Etwas. In solchen Fällen mangelt es meist an der Kommunikation zwischen Fotograf und Modell. Ich sage das in Kurzform:

Um eine Geschichte ins Bild zu bekommen, muss ich dem Modell eine Geschichte erzählen.

So kann es sich in die Situation einfühlen, die es im Foto darstellen soll. Schau mal erotisch, lächel mal oder andere Phrasen dieses Kalibers zeugen nicht von grosser Ausdruckskraft des Fotografen und dementsprechend wird ein Modell aus dem Bild herausschauen.

Also, wie der Bayer sagt, "Pack ma´s"... Schnappt Euch das Modell und los gehts...

Aktfotografie monochrom

Schon lange bevor es farbige Aktbilder zu bewundern gab, existierten in diesem Genre Fotos. Gezwungenermaßen basierten sie auf Schwarzweiß-Material. Es war auch durchaus beliebt, Farbe mittels verschiedenster Techniken nachträglich ins Bild zu bringen. Als die Farbfotografie immer mehr Bedeutung erlangte und deren Qualität immer besser wurde, geriet das monochrome Bild ins Hintertreffen. Aktuell bedienen wir uns, je nach Motiv oder persönlicher Vorliebe, beider Elemente. Der Streit darüber, was besser sei, Farbe oder Schwarzweiss, ist heute bedeutungslos.

Die Dissonanzen zwischen Analog- und Digitalverfechtern gleicht für mich diesen Streitigkeiten vor 50 oder 60 Jahren....

Schwarzweiss-Fotos leben durch die Linienführung, Flächenverteilung, kurz, durch ihre grafische Wirkung. Der Fotograf hat sich das Wissen darüber anzueignen und zu Nutzen zu machen. Das Bild lebt durch eine reiche Tonwerteskala, die richtige Verteilung und Gewichtung der Grautöne und Kontraste. Wir haben unser Sehen zu trainieren; das funktioniert aber nach der Einarbeitung sehr gut.

Ich finde, ein Aktfotograf darf sich durchaus die beiden Bände von A. Adams "Das Negativ" und "Das Positiv" zu Gemüte führen.

Die Erkenntnisse aus diesen Standardwerken helfen dem Aktenthusiasten entschieden bei der Bildfindung. Das Wissen um das, was mit dem Material "geht", ist für die technische Brillanz von grosser Bedeutung ! Beachten Sie, dass SW-Filme Farben anders in Grauwerte umsetzen, als Sie das eventuell erwarten.

Mit farbigen Filtern steuern wir diese in die gewünschte Richtung. Der Digitalfotograf wird seine monochromen Bilder erst farbig aufnehmen. Daraus mittels geschickter Umwandlung der Files, eine gute Basis für die weitere Bearbeitung bis hin zum Druck oder der Ausbelichtung erhalten. Davon später noch mehr. Sie brauchen Ihr Modell allerdings nicht mit dem Zonensystem zu langweilen. Es ist einfach gut zu wissen, was weiss und was schwarz ist und mit welchen Grautönen die Hautoberfläche am besten dargestellt wird. Auch hier gilt:

Der Fotograf darf praktisch alles, wenn er nur einen guten Grund dazu hat!

Sehr interessant ist auch die Reaktion des Publikums. Oft werden die Schwarzweissfotos, durch das Wegfallen der Farbe eher abstrakt, als realistischer eingestuft als Farbbilder !

Bedeutung der Farben

Kommt mit Farbe noch ein Element ins Bild, sind weitere Zusammenhänge und Gesetzmässigkeiten von Wichtigkeit. Farbfotos, welche die Blicke auf sich ziehn, sind nach solchen, bewusst oder unbewusst, gestaltet. Farbig heisst aber nicht unbedingt bunt. Besser ist es, sich an wenige Farben im Bild zu halten.

Wir unterscheiden kalte (z.B. blau) und warme Farben (rot). Diese sind, wie etwa die Unterschiede in der Helligkeit und Sättigung, wichtige Mittel in der Hand des Fotografen. Sie vermitteln Stimmungen und bringen, geschickt angewandt, Tiefe ins eigentlich flache Foto. Warme wie helle Farbtöne drängen im Bild nach vorne, entsprechend kalte oder dunkle sinken nach hinten.

Unterschiedliche Farben benötigen mehr oder weniger Bildanteile im Motiv, um gleichgewichtig zu erscheinen. So benötigt ein helles Rot nur einen kleinen Anteil im Bild um neben einem dunklen Grün zu bestehen oder sogar zu dominieren.

Monochrome Bilder haben einen eigenen Reiz, den sie aus der unterschiedlichen Verteilung von Helligkeit und Sättigung einer Farbe beziehen. Ein weiterer Farbtupfer, womöglich in der Komplementärfarbe, steigert die Bildaussage erheblich. Allerdings haben wir es dann definitionsgemäss nicht mehr mit einem monochromen Foto zu tun.

Schärfe/Unschärfe

Bei diesem Thema kommt es immer wieder zu Missverständnissen. Ich werde heute nicht auf das "Wie erreiche ich Bildschärfe" eingehen, sondern mich mit den Auswirkungen von Schärfe und Unschärfe im Bild befassen.

Mit der geschickten Verteilung von scharfen und unscharfen Bildzonen erreichen wir mehrere Ziele gleichzeitig: Das Auge des Betrachters findet einen Halt im Bild, dieses erscheint schlüssiger. Der Blick des Betrachters fällt auf die Bildstelle, die wir für wichtig halten. Wir heben "Schönes" hervor, genauso vernebeln wir weniger Attraktives. Wir schaffen scheinbar eine Bildstaffelung.

Wie die andere Bildelemente für sich allein kein gutes Foto ergeben, stehen Schärfe-Unschärfe ohne Bezug zum Bildinhalt. Der Fotograf muss bei der Bildgestaltung auch diesen Aspekt einbeziehen; Schärfe in unwichtigen Bildstellen, sollte vermieden werden.

Schärfe, wie wir sie meinen zu erkennen, beruht eigentlich auf einer Täuschung der Augen, bzw. des Gehirns. Diese Tatsache machen wir uns bei der sogenannten Schärfentiefe zu nutzen. Anders als wie zum Beispiel in der Landschaftsfotografie, ist eine ausgedehnte Bildschärfe bei Menschenabbildungen nicht unbedingt erwünscht.

Wir legen also die Schärfenebene auf den bildwichtigen Teil, beim Portrait also zum Beispiel auf die Augen, bzw. auf das dem Betrachter zugewandte Auge. Je nach Ausdehnung der Schärfentiefe lassen wir den Rest des Fotos in einer sanften Unschärfe zerfliessen.

Sie sehen, wir haben aktiv auf die Bildestaltung , also auf die Bildwirkung im Auge des Betrachters eingegriffen. Solches lässt sich selbstverständlich nicht im Modus "Vollautomatik" erreichen. Ich arbeite deshalb überwiegend in den Modi "M" für manuell und "A", Blendenautomatik.

Stilrichtungen

Wir unterscheiden in der Aktfotografie verschiedene Stilrichtungen, wie romantische Akte, klassisch realistische, moderne plakative, auch aggressiv in Szene gesetzte Bilder. Dazu kommen Erotik, Fetisch, Akt in der Landschaft, etc. Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen !

Im Rahmen dieses Workshops kann ich nicht auf alle Arten und Trends eingehen. Deshalb, hier ganz pauschal, mein Tipp:

Jeder Fotograf, suche sich, nach entsprechender Einarbeitung, jene Themen aus, die ihn auch ausserhalb der bildnerischen Arbeit interessieren. Durch sein grundsätzliches Interesse werden seine Aktbilder intensiver, auch persönlicher.

Das hilft auch, schneller einen eigenen Stil zu finden. Dies wiederum führt zur besseren Erkennbarkeit der Fotos in der Oeffentlichkeit und dies wieder zur grösseren Popularität des Fotografen.

Das eben gesagte sollte aber nicht dazu führen, dass wir nichts Neues ausprobieren sollen und uns anderen Themen verschliessen. So wie die Welt sich ständig verändert bleiben auch wir nicht in unserer Entwicklung stehen. Immer neue Impulse stimulieren unsere Kreativität.

Aber, die auch wichtigen, schöpferischen Pausen geben Kraft für neue künstlerische Höhenflüge!

Tipps und Tricks

Wir sehen unsere Welt durch 2 Augen, dementsprechend dreidimensional. Um nachvollziehen zu können, wie das fertige Foto aussehen wird, klemmen wir ein Auge zu. Sofort fällt die dritte Dimension weg und es gelingt uns so, die definitive Bildwirkung besser einzuschätzen.

Masken sind bei Grossformatfotografen ein übliches Mittel um Ausschnitte vorher zu bestimmen. Mit einem leeren Diarahmen im entsprechenden Format können wir uns, grade zu Beginn unserer Aktfotografie, die Arbeit sehr erleichtern. Um in etwa abschätzen zu können ob ein Kontrast im Motiv zu gross für den Kontrastumfang des Filmmaterials sein wird, kneifen wir bei einem (Diafilm) die Augen leicht zu. Beim Negativmaterial, von Haus aus umfangreicher aufzeichnend, kneifen wir die Augen stärker zu. Was wir so als schwarz erkennen, wird auch im Film ohne Zeichnung schwarz abgebildet werden.

Moderne Digitalkameras der gehobenen Klasse bieten in dieser Hinsicht gewisse Vorteile. Sie bieten, ohne grossartige Intervention des Bildgestalters, einen Kontrastumfang von 8-10 Blenden.

Wie bei allen Motiven gilt auch in der Aktfotografie, dass sich der Lichtbildner auf das Wesentliche beschränken sollte.

Ein Augenmerk muss er auch auf den Hintergrund werfen und diesen ruhig halten. Wenn wir draussen in der Landschaft fotografieren, sollte sich das Hauptmotiv harmonisch ins Gesamtbild einfügen.

Eine gute Idee ist es, das Modell eine "logische" Handlung ausführen zu lassen. Also zum Beispiel am Strand mit den Wellen spielen oder sich an ausgewaschene Felsen anschmiegen.

Man tut gut daran eine Location vorab zu besichtigen, sich den Sonnenstand zu merken und sich geistig vorzustellen, was man zusammen mit dem Modell und der Landschaft ins Bild setzen will.

Mit Accessoirs gehe ich on Locations meist sparsam um. Auch sollten sie eine innere Logik zum Ort des Geschehens aufweisen. Plateauschuhe auf glatten Felsen sind nicht nur gefährlich fürs Modell, sondern wirken m.E. im Bild auch deplatziert. Dies ist aber eine Geschmacksfrage und wie schon erwähnt, darf der Fotograf beinahe alles nach eigenem Empfinden gestalten, solange er, Sie wissen schon, einen guten Grund dafür hat !

Was nie fehlt bei Aussenaufnahmen sind Sonnenschutz, genügend Trinkwasser ! eventuell Zwischenverpflegung.

Ganz wichtig im schwierigen Gelände kann eine gepolsterte Unterlage für das Modell sein. Diese sollte genügend gross sein, flexibel und im Farbton eher dunkel. Ich habe mir ein schwarzes Tuch mit einer wasserunempfindlichen Polstereinlage nähen lassen. Teile davon, die im Bild noch sichtbar sind, werden jeweils sorgfältig mit adäquatem Material versteckt; sie können zur Not aber auch im EBV-Programm retuschiert werden.