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Wie wichtig ist Sex für eine Beziehung?

Oder: Ist eine Beziehung ohne Sex zwangsläufig zum Scheitern verurteilt?

Sex wird allgemein als beziehungserhaltend betrachtet, fehlender Sex hingegen oft als Trennungsgrund angegeben. Doch ist Sex wirklich so wichtig? Muss eine Beziehung ohne Sex zwangsläufig scheitern?

Autorin: Silke Maschinger, Coach für Lebens- und Paarberatung

Sex als Beziehungsdefinition

Zu meiner Zeit als Teenager war es vielleicht eher der erste Kuss, der den beiden klar machte: Wir mögen uns nicht nur als Kumpel, sondern es ist mehr daran. Auch heute noch ist der erste Kuss für viele Paare ein Zeitpunkt, von dem an sie ihre Freundschaft oder ihren Flirt als Beziehung betrachten.

Eine Freundschaft ist meist nur solange eine Freundschaft, solange man keine erotischen Begegnungen miteinander hat. Wenn sich das ändert, wird vielleicht eine Affäre oder gar eine Beziehung daraus.

Auch wenn jemand in einer Beziehung mit einem Dritten Sex hat, ändert das in der Beziehung vieles. Eine Freundschaft ist okay, doch wenn Sex im Spiel ist, geht der "Unbeteiligte" oft davon aus, dass "mehr im Spiel" ist, und dass es eben nicht "nur Sex" war.

Ein wesentliches Merkmal einer Trennung ist meist auch, dass beide eben keinen Sex mehr miteinander haben, auch wenn es eigentlich noch gut lief. So gesehen dient Sex also auch als Beziehungsdefinition. Emotionale Verbindung ohne Sex: Freundschaft. Emotionale Verbindung mit Sex: Beziehung. Deswegen trennen sich Paare, wenn sexuell nichts mehr läuft, weil sie glauben, dass sie dann keine Beziehung mehr miteinander führen.

 

 
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Wie hält man die Lust aufeinander am Leben?


Sex und Nähe

Wer mit jemand anderem Sex hat, kommt ihm nah. Körperlich und auch emotional. Man berührt sich auf beiden Ebenen und neben der Lust ist auch immer ein Grundvertrauen mit dabei. Ohne Vertrauen ist man nicht bereit, jemanden in seine Intimsphäre hineinzulassen. Und je häufiger man Sex miteinander hat, umso mehr Nähe erzeugt es auch. Denn es signalisiert beiden Seiten, dass da Vertrauen vorhanden ist, dass man sich auch beim nächsten Mal wieder und vielleicht sogar noch mehr fallen lassen kann.

Wie wichtig ist Sex für eine Beziehung?
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Sex ist also auch ein Zeichen von Nähe, körperlich und/oder emotional, aber er erzeugt auch Nähe und Verbindung. Deswegen fällt es vielen auch so schwer, auf längere Zeit einfach nur Sex miteinander zu haben, da durch die gemeinsam verbrachte lustvolle Zeit eine Nähe entsteht, verbunden mit Vertrautheit und Verbindung.

Dabei spielt das sogenannte Bindungs- oder Kuschelhormon Oxytocin eine Rolle. Dieses Hormon wird bei Zärtlichkeiten, aber ganz besonders beim Orgasmus vom Körper ausgeschüttet. Das stärkt auf hormoneller Ebene die Verbindung und erzeugt höhere Einfühlsamkeit.

 

LESETIPP: Es läuft nicht mehr im Bett? Schon mal an Slow Sex gedacht?

Ausprägung der Sexualität

Wie sehr die Lust auf Sex ausgeprägt ist, ist von vielen Faktoren abhängig. Auch wenn in vielen Köpfen noch der Mythos herumschwirrt, dass Männer immer Sex wollen und Frauen eigentlich selten Lust darauf haben, so kann man doch sagen, dass Lust und Unlust sowohl bei Frauen als auch Männern vorkommt.

Auch das Alter bzw. die eigene Entwicklung ist ein weiterer Faktor. In der Jugend entdeckt man die Sexualität und ist aus Unsicherheit eher zurückhaltend und dann später probiert man sich viel mehr aus und ist offener gegenüber sexuellen Abenteuern. Wer dann eine feste Beziehung eingeht, hat am Anfang eher viel Sex, was mit den Jahren aber abnimmt.

Wichtiger als Sex? Emotionale Nähe und Vertrauen sind der Kitt jeder guten Beziehung.
Wichtiger als Sex? Emotionale Nähe und Vertrauen sind der Kitt jeder guten Beziehung.
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Die Ursachen können vielfältig sein: einschleichende Bequemlichkeit, Rückgang der Bestrebungen, sich um den anderen zu bemühen, Nachwuchs, erhöhte berufliche Anforderungen, gesundheitliche Einschränkungen, Partnerschaftskonflikte oder auch einfach mangelnde Kommunikation über sexuelle Wünsche und Bedürfnisse.

Lust auf Intellekt?

Die Beziehung selbst ist nicht mehr so aufregend und spannend wie am Anfang, sie wird im Idealfall tiefer und verbindlicher und damit ändert sich auch der Sex, in welche Richtung auch immer. Bei manchen wird die Lust mit dem Alter weniger, andere entdecken sie im späteren Alter noch einmal richtig neu.

Sex ist nur ein Beziehungsfaktor

Eine Liebesbeziehung wird durch unterschiedliche Faktoren aufrechterhalten. Der Therapeut Victor Chu führt vier wesentliche Elemente auf: Liebe, Sexualität, Intimität und Produktivität.

  • Unter Liebe versteht er das sich gegenseitig Erkennen im Wesenskern.
  • Unter Sexualität die Erfüllung in der körperlichen Liebe.
  • Intimität steht für einen exklusiven Bereich, in dem sich das Paar nur auf sich selbst bezieht.
  • Und unter Produktivität versteht er eine gemeinsame Aufgabe, die über die Beziehung hinausgeht, wie z.B. Kindererziehung oder ein gemeinsames Lebensprojekt.

Ich selbst würde diese Produktivität noch ergänzen um gemeinsame Interessen, die das Paar verbinden.

Ein ebenfalls wichtiger Beziehungsfaktor: Aufgaben, die über die Beziehung hinausgehen.
Ein ebenfalls wichtiger Beziehungsfaktor: Aufgaben, die über die Beziehung hinausgehen.
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Das ist ein wie ich finde gutes Modell, an dem man erkennen kann, dass Sexualität nicht alles in einer Beziehung bedeutet. Die anderen Bereiche können eine nicht befriedigende Sexualität ausgleichen.

Überbewertung von Sex

Neulich las ich in einem Internetforum den Beitrag einer jungen Frau, die an ihrer Liebe zu ihrem Mann zweifelt, weil sie seit einigen Monaten keine Lust mehr auf Sex hat, obwohl doch 2-3 mal die Woche normal seien, wie sie selbst sagt. Ihr Partner hingegen fühlt sich insgesamt zurückgewiesen und nicht akzeptiert.

Damit erhöhen die beiden die Bedeutung ihrer Sexualität derart, dass sie nicht mehr in der Lage sind, zu erkennen, welche anderen Bereiche ihrer Beziehung funktionieren. Sie setzen fehlende Sexualität mit fehlender Liebe bzw. Zweifeln an der Beziehung gleich.

Sexueller Frust

Und das ist ein Trugschluss. Sex ist nur ein Teil von Liebe oder Beziehung, aber er ist nicht alles. Sex ist zwar ein Faktor für eine gelingende Beziehung, aber er ist nicht der einzige. Natürlich muss die generelle Bedeutung von Sex für beide Partner ähnlich sein, damit beidseitige Zufriedenheit möglich ist.

Doch zu erkennen, dass beide Partner vielleicht der Sexualität eine unterschiedliche Wertigkeit zuweisen, nimmt den moralischen Druck, dass es doch normal sei, häufigen und immer aufregenden Sex zu haben, wenn man sich liebt.

Und es nimmt die persönliche Wertung heraus, wenn man erkennt, woran es auch liegen kann, dass der andere einen nicht so sehr begehrt, wie man sich das wünscht. Dann ist das mangelnde Begehren ein Ausdruck der Befindlichkeit des Partners und nicht unbedingt eine Kritik an der eigenen Attraktivität.

Deswegen ist es ungemein wichtig, erstmal für sich selbst zu klären, welche Bedeutung Sex für einen gerade hat. Und dann sollte man mit dem Partner darüber sprechen, wie er das sieht. Denn erst wenn wirklich klar ist, wie groß die Unterschiede in der Wertigkeit sind, können beide schauen, wie sie damit umgehen möchten.


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