Die Sicht eines Poly
Aus meiner Sicht als polyamorer Mensch sind Plus-Freunde ziemlich normal. Meine Sexualität spielt sich nur mit Menschen ab, zu denen ich eine freundschaftliche Beziehung habe, wenn es da auch Abstufungen gibt. Reine Ficknummern auf dem Parkplatz oder mit Menschen, die man zufällig einmal und nie wieder bei einer Geschäftsreise oder im Club trifft, kann ich mir nicht vorstellen. (Versteht mich nicht falsch: ich verurteile niemanden, der anonymen Sex mag, es ist nur nicht meine Sache.)
Die Beziehung zu meiner primären Partnerin hat auch erst mit viel Sex angefangen, dann kam viel Reden und viel Vertrauen und Freizeit und dann Alltag hinzu. Inzwischen sind es 16 Monate und es ist so schön wie am ersten Tag.
Ich kann von meinem Gefühl und auch aus den Schilderungen anderern Polys berichten, daß es eine gute Sache ist, mit Sex zu beginnen und dann zu erleben, wie Freundschaft entsteht. Da kann ich Caireann nur zustimmen.
Ich habe in meinem Profil schon lange eine Homepage zu Friends With Benefits, doch noch nie Resonanz dazu bekommen. Es freut mich daher, daß das Thema nun mal auf die Startseite gehoben wird.
Ich habe ein wenig das Gefühl, daß uns durch Erziehung und die Gesellschaft die monogame, treue, heterosexuelle Partnerschaft so eindringlich präsentiert wird, daß wir Polyamorie oder FWB gleich irgendwie falsch finden. Wenn man aber einmal erlebt hat, wie es ist offen, mit Kenntnis aller, ohne Heimlichkeit auch Sex mit anderen zu haben und wenn man sich zum ersten Mal mit seinem Partner darüber freut, daß er oder sie schönen Sex mit einem anderen hat, findet man es nicht mehr falsch.
Freundschaften verlaufen öfter mal im Sande. Wer kennt das nicht: Als Studenten waren wir so dicke und wollten für immer in Kontakt bleiben. Kaum ist das Studium zu Ende, ist nichts mehr zu hören. Das ist bei FWB nicht anders. Das Plus heißt nicht, daß es besser funktioniert als die klassische Freundschaft. Aber auch nicht schlechter.
LG
Der Elbe