Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein?
"...bei Leuten (Herren wie Paaren) die glauben, nur weil wir mit nem süßen Mädel zu dritt unterwegs sind und laut deren platter Denke eine Muschi zuviel und ein Schwanz zu wenig in unserer vertrauten Runde ist, sich chancenlos an uns und unsere Begleitung heranmachen zu müssen und/oder gleich frech im Whirlpool unter Wasser herumgrabbeln, um darauf angesprochen, hinterher ne Unschuldsmiene aufzulegen."
Wenn die Geilheit ein lähmendes Synapsengewitter erzeugt, dann überschreitet Mann schon mal leichtfertig die Türschwelle der guten Kinderstube. Wir befinden uns ja schließlich in einer un-anständigen Zone, und wo die Hüllen gefallen sind, folgt der Geist willig und macht sich nackig. Sich ne böse Schimpfe einzufangen, kann durchaus ebenfalls kicken. Den Apfel schon in der Hand halten und von der Schlange gebissen zu werden, paradiesisch!
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"...stellen sich mir die Haare hoch wenn sich leute im Spielbereich lautstark über ihre Alltagssorgen unterhalten müßen."
Ein mehr oder weniger kleines Etablissement, bevölkert von Menschleins, die geschwätzig, gierig und geil nur das eine und viele andere wollen. Und ein jeder hat seine ganz eigenen Wünsche und Gedanken und Sorgen. Die geben wir das nächste Mal vorsorglich an der Türe ab. Eine Garderobe für jeden Gedanken, der nicht mindestens saftig, sexy oder säuisch ist, das wäre doch mal ne praktische Erfindung!
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"Ich empfand dies als regelrechten Kulturschock. Denn ab und an Beobachter / Zuschauer zu haben, ist gut und gewollt, aber als Amimateur für den gesamten Club zu dienen, dann doch nicht so unser Fall."
Also, Kulturschock ist, wenn du auf dem Planeten Venus aufwachst und von Aliens umzingelt bist. Mit 8 oder 12 Tentakeln, drüber, drinnen oder drumherum, das überlasse ich deiner Phantasie.
Ein bisschen blinzeln dürfen sie, ich mein, wir sind ja nicht aufm Ponyhof, sondern in nem Fickclub, wo alle mehr oder weniger nackig...Titten, Schwänze, Ärsche, voll Kopfkino und so, glotzen, starren, fixieren...aber nur aus den Augenwinkeln, alle zweieinhalb Minuten, mit nem Mindestabstand von 2,73 m, allerdings nur die mit Waschbrettbäuchen und gepelltem Gemächt, und mit ohne Bart, zwischen 26 und 32 Jahren, ohne Bausparvertrag, aber mit Wunsch nach nem neuen Flachbildfernseher.
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"...die Jungs haben sich verirrt, die gehören eigentlich in einen Puff....wenn ich einen anschnauze: Sag mal, hast Du keine Mutter gehabt, dann erschreckt der meist zu Tode..."
Boah, das ist gemein. Einem Mann die Mutter abzusprechen, das ist so, als würdest du selbige verdächtigen, in der Hölle Schwänze zu lutschen. Das kann einen durchaus in einen katatonischen Schockzustand katapultieren.
Schon mal dran gedacht, dass es die Soloherren sind, die durch ihre Eintrittspreise das ganze Amusement erst möglich machen? Also den Jungs mal lieber die Stange halten, damit sie beim nächsten Mal nicht ohne Spendierhose dastehen!
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Vielleicht das nächste Mal einen Club nur für Paare besuchen???
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Wenn ich mich in die Öffentlichkeit begebe und mit anderen Menschen zusammen bin, dann sollen die sich gefälligst so verhalten, wie ich es erwarte? Ist nicht prickelnd, wenn ich in der Bahn sitze, neben mir packt ne Frau ihre stinkende Käsestulle aus, hinter mir kümmert sich ne Mutter nicht darum, dass sich ihr Kind die Seele aus dem Leib schreit, und vor mir pobelt ein Kerl schamlos in seiner Nase herum. Neue Gesetze braucht das Land? Es ist verboten, toten Kojoten die Hoden zu knoten!
Und im Fickclub möge sich plötzlich jeder auf Höflichkeit und Anstand besinnen? An jenem Ort, wo wir uns freiwillig und lustvoll auf Fleischlichkeit und den (geschützten) Austausch von Körperflüssigkeiten reduzieren? Wo wir uns gedankenlos buchstäblich jedem präsentieren und öffnen, der in unseren Augen und Ohren den zehnminütigen Aufnahmetest bestanden hat?
Grenzenlose Lust für uns selbst einfordern und Maßhalten von anderen erwarten? Sicher die bequemste Variante von Selbstverwirklichung in einer "Ich bin ja so wichtig"-Gesellschaft.
Biografische Randnotiz: Ich war nur einmal im Fickclub. Mit all den argumentativen Konsequenzen, die sich daraus ergeben mögen.