Funkstille im Ehebett: Wenn sexuell nur noch wenig läuft
Meine Frau und ich sind seit über 16 Jahren ein Paar. Seit der Geburt unseres Sohnes gibt es in der Beziehung einige Schwierigkeiten. Das ist nun 7 Jahre her.Das Problem aus meiner Perspektive: Meine Frau hat keine Lust mehr. Das Thema Sex ist ihr egal. Ich fühle mich nicht begehrt, werde erotisch nicht überrascht und gereizt. Fühle mich eher ignoriert. Wir haben ca. 12-15 x Sex pro Jahr. Sie ist dann voll bei der Sache – begeistert und bezeichnet das als „kurzes Aufflammen“ ihrer Leidenschaft. Der Sex läuft dann überwiegend nach ihren Wünschen ab. Wenn ich die Initiative ergreife - meiner Lust freien Lauf lasse - fühlt sie sich eher „benutzt“. Streicheln und Berührungen im Alltag sind vorhanden und gefallen ihr. Wenn ich mich dann mal traue, meine Hand einen Zentimeter in Richtung Busen, etc. zu bewegen, schiebt sie meine Hand weg, und ich spüre dass ihr die Berührungen unangenehm sind. Normale Küsse im Alltag alles da. Wenn ich sie intensiver küssen will, weicht sie aus. Ich finde, sie hat Ihre Leidenschaft nach der Geburt irgendwie „verloren“ und auch nach sieben Jahren nicht wiedergefunden. Man könnte auch sagen: Sie hat keinen Bock mehr auf mich (außer 1-2 x im Monat).
Aber sie hat auch kein Interesse an anderen Männern (und auch nicht an Frauen). Da ist bei ihr irgendwas „kaputt“. Sie sagt immer „Wenn Du meinen Knopf gefunden hast, dann läuft’s“. Klar kann ich sie verführen. Aber ich bin nach sieben Jahren etwas müde, immer den Anfang zu machen. Na ja, ab und zu – selten - ist sie ja auch mal rattig.
Das Problem aus Ihrer Perspektive: Ich dränge sie zu sehr. Zu allem. Zum Sex, zu Gesprächen über Ihre Unlust, zu einer Weiterentwicklung. Sie fühlt sich ständig unter Druck. Auch Krankheiten (starker Husten, etc.) des Kindes mit nächtlichen Wachphasen belasten Sie so stark, dass zwischendurch sogar schon der Körper mit Durchfall, Zitterattacken etc. reagierte.
Hierzu möchte ich noch anmerken, dass es ihr nicht hilft, wenn ich Sie nachts unterstützen würde. Würde ich sie im (ruhigen) Keller (oder im Hotel) einquartieren und die Nachtwache übernehmen, könnte sie vor Sorge nicht schlafen, und würde sich bei Hustenattacken, etc. hin und her wälzen. Ein Glück ist das seit längerem vorbei. Aber es gehört mit in den Kontext.
Da wir oft über das Thema sprechen, was natürlich für beide Seiten sehr anstrengend ist, gibt es auch einige Lösungsideen – zumindest für das Thema Sex.
Das die Ursachen auch in dem wertschätzenden Miteinander, in falscher Kommunikation, etc. liegen können – das haben wir bereits ansatzweise beleuchtet. Eine Paar-/Sexualberatung haben wir für 3 Termine besucht. Diese wurde dann auf Wunsch meiner Frau abgebrochen, da sie nicht möchte, dass ihr jemand „im Kopf rumpfuscht“. Außerdem stimmte für Sie die Chemie mit der Therapeutin nicht.
Also haben wir uns vor zwei Jahren erstmal konkret auf das Thema Sex konzentriert. Wie könnte wenigstens ich zu einem glücklichen Sexleben finden?
Lösung 1: Besuch eines Bordells, bzw. Besuch einer Prostituierten
Meine Frau würde mir den Besuch bei einer Prostituierten erlauben. So könnte ich mir den puren Sex woanders holen, dürfte in gewisser Weise auch gereizt werden und könnte mir das „begehrt werden“ kaufen.
Ich habe das bisher noch nicht übers Herz gebracht. Denn mein Ziel ist ja mehr Sex mit meiner Frau. Nicht etwas Geld hinzulegen, und dann „begehrt werden“. Außerdem befürchte ich, dass meine Frau mich dann überhaupt nicht mehr anfassen mag, und letztendlich Ekel empfindet. Darauf angesprochen kann sie natürlich nicht sagen, wie sie sich fühlt, wenn es passiert ist.
Lösung 2: Finden einer Geliebten
Auch das wäre für meine Frau in Ordnung. So basiert das „begehrt werden“ und der Sex auf einer ehrlichen Grundlage und geht von beiden Seiten aus.
Hier ist mein Vorbehalt, dass es vermutlich ebenfalls langfristig von der Beziehung wegführt. Ich müsste mir großzügige Zeiten reservieren, die ich eben nicht mit meiner Frau und meinem Sohn verbringen kann, da die Geliebte Aufmerksamkeit verlangt. Außerdem besteht eventuell eine große Gefahr des Verliebens, bzw. des Verlangens der Affäre doch nun endlich die Ehefrau zu verlassen.
Außerdem finde ich es extrem schwer, hier eine passende Partnerin zu finden. „Experimente“ bei Joyclub, Tinder oder den anderen Partnerbörsen sind alle ergebnislos verlaufen. Die Frauen können nicht verstehen, warum ein verheirateter Mann nach Sex sucht. Nahezu alle gehen davon aus, dass ich meine Frau betrüge. Was ja offensichtlich nicht der Fall ist.
Lösung 3: die Mann-Mann-Welt
Noch eine Möglichkeit habe ich mit meiner Frau besprochen. Durch meine leichte BI-Ader, könnte ich mich auch in der Männer-Welt austoben. Bei mir äußert sich die BI-Neigung ziemlich speziell, ich mag keine Männer küssen, streicheln läuft auch eher mechanisch. Aber ich hatte in meinem Leben schon mal Sex mit Männern und das war immer „okay“. Daher wäre das eine Möglichkeit regelmäßig Sex zu haben.
Auch hier sehe ich die Gefahr, dass meine Frau das später „ekelig“ findet, wenn da andere Männer an meinem Schwanz zu Gange waren. Außerdem ist diese Welt für mich wirklich nicht vergleichbar attraktiv, mehr als „Druckabbau“ wird es vermutlich bei mir nicht werden.
Lösung 4: auf Sex verzichten und Handbetrieb einlegen
Das ist die Lösung mit der ich mich seit 7 Jahren durch die Ehe hangele. Mein sexuelles Bedürfnis ist groß. Und dementsprechend versuche ich mir mit Masturbation zu helfen. Habe mir eine Fleshlight gekauft (finde ich jetzt nicht so grandios ), habe mit Spielzeugen experimentiert. Allein.
Ihr seht schon, dass alle vier Beispiele nicht wirklich in Richtung harmonischer und gemeinsamer Zukunft führen. Und das ist genau der Punkt warum ich seit Jahren in der Hinsicht nicht vorankomme.
Den „Freibrief“ meiner Frau sehe ich schon etwas kritisch. Ich bin ihr zwar sehr dankbar für dieses Entgegenkommen. Es ist ja auch für Sie ein unbekanntes Terrain. Allerdings frage ich mich, warum meine Frau nicht um mich kämpft. Warum ist ihr das alles egal? Warum muss immer ich den Anfang machen? Warum ergreift sie keine Initiative? Warum will sie nicht noch einen Versuch mit einer Eheberatung machen? Warum will sie nicht, dass ihr/uns jemand professionell hilft? Warum will sie nicht wirklich an sich arbeiten?
Ob Sie mich noch liebt? Ich denke schon, das äußert sie jedenfalls auch so. Warum ich mich nicht trenne? Weil ich sie als Menschen sehr gerne um mich habe, und natürlich liebe ich sie ebenfalls. Sonst würde ich nicht solche Anstrengungen unternehmen, immer wieder das Gespräch zu suchen. Ich möchte mit IHR zusammen Arm in Arm spazieren gehen. Mit IHR wieder zurück zu einer glücklichen Beziehung finden. Und weil ich meinen Sohnemann weiter täglich aufwachsen sehen will. Nur noch am Wochenende oder wenige Tage in der Woche - das fände ich sehr, sehr schade.
Das Familienleben ist superharmonisch. Wir haben Interessen, die sich überschneiden. Nehmen uns genug Freiräume. Mal geht der eine ins Kino, mal trifft der andere sich mit Freunden. Es gibt aber auch genug gemeinsame Aktivitäten. Besser geht immer, klar – aber insgesamt bin ich in Bezug auf das Miteinander glücklich.
Fakt ist schon mal, ich muss an meiner Kommunikation arbeiten. Wenn Sie sagt, dass sie im Moment über ihre unterdrückten Empfindungen nicht sprechen will, und der Meinung ist das braucht noch mehr Zeit, habe ich das zu akzeptieren. Das fällt mir mit zunehmenden „Problem-Jahren“ extrem schwer, da ich da weiter bohren will, um das Problem für Sie und mit ihr zu bearbeiten und zu lösen. Ich muss lernen, mich hier zurückzunehmen. Alles andere führt nur zur noch mehr Druck und meine Frau hätte nicht das Gefühl eine Partnerin zu sein, sondern eine Patientin.
Tja – ich bin ratlos. Vielleicht habt Ihr ja noch eine Idee.
Grüße
Mars