Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Polyamory
4130 Mitglieder
zur Gruppe
Liebe auf Augenhöhe
1184 Mitglieder
zum Thema
Sehnsucht nach einer romantischen Beziehung66
Ist das Scheitern solcher Beziehungen vorgezeichnet?
zum Thema
Das erst Mal „Ich liebe dich“ in einer Beziehung364
Mich würde mal interessieren, wie viel Zeit ihr euch nehmt, um das…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Ist die romantische Liebe zum Scheitern verurteilt?

********weiz Mann
10.679 Beiträge
Themenersteller 
Ist die romantische Liebe zum Scheitern verurteilt?
Bereits 1985 formulierte Georg Simmel:

"Die Liebe ist die reinste Tragik. Sie entzündet sich an der Individualität und zerbricht an der Unüberwindbarkeit der Individualität."


Ein wesentliches Element der romanatische Liebe ist die Annahme des Partners so wie er ist. Das Individuum ist Trumpf. Zwei die eins werden und dabei doch sich selbst bleiben.

Dieser zunächst statische Zustand bleibt aber nicht stabil. Es kommt eine weitere Komponente dazu, wir möchten, manchmal fordern wir es sogar regelrecht, dass sich jeder so weiter entwickeln kann wie er möchte. Doch wenn sich zwei Individuen entwickeln, ist die Gefahr gross, dass man sich in verschiedene Richtungen entwickelt. Gesteht jeder diesen Freiraum dem anderen zu, lebt man sich Stück für Stück auseinander. Begrenzt man die Entwicklung, begrenzt man das Potenzial der romantischen Liebe, verliert man sie so Stück für Stück.

Ist also die Dauerhaftigkeit der romantischen Liebe von vornerein zum Scheitern verurteilt? Ist das Scheitern programmiert, gar Programm auf dem Weg der persönlichen Entwicklung?

Warum fühlen wir uns dann aber als Versager wenn wieder einmal eine romantische Beziehung scheitert?
Gute Frage...
Ich habe drei recht lange Beziehungen hinter mir, die letztlich tatsächlich alle am Wandel gescheitert sind. Dabei ist der Wandel die einzige Konstante im Universum.

Trotz teils intensiver Selbstreflektion habe ich allerdings weder meine Ex-Partnerinnen, noch mich selbst als "Versager" empfunden. Jede Beziehung, jede Trennung hat neue Erfahrungen, neue Erkenntnisse gebracht.

Und mit genau diesem neuen Wissen bin ich in meine jetzige Beziehung gegangen: Nie zuvor in meinem Leben war ich so deutlich offen in meiner Kommunikation. Alles, was geschieht, nehme ich viel bewusster wahr, ich handle, agiere und reagiere ganz anders, als ich das vor zwanzig oder dreissig Jahren gekonnt hätte. Ich ging ganz einfach wesentlich gedankenloser durch das Leben.

Es gibt sie, glaube ich noch, die Menschen, die mit zwischenmenschlichen Beziehungen schon viel früher als ich wesentlich bewusster umgehen - jene, die ich kenne, sind teils bereits seit Jahrzehnten sicht- und fühlbar glücklich zusammen. Mir scheint, diese Paare haben einige Dinge gemeinsam: Eine tiefe, unbedingte Liebe, verknüpft mit einer völlig offenen Kommunikation. Und dem (manchmal sogar offen ausgesprochenen) gemeinsamen Ziel, menschlich und spirituell zu wachsen, ohne die jeweils eigene Persönlichkeit aufzugeben.

Ich denke, die "Verschmelzung", die viele Menschen anstreben, fördert ein Scheitern der romantischen Liebe ganz kräftig - zwei, die eins werden, sich aber nicht selbst bleiben, weil zumindest einer der Beteiligten nicht (bei) sich selbst bleibt - oder, noch gravierender, den anderen zu verändern versucht.

Das Scheitern, denke ich, ist nicht wirklich vorprogrammiert... aber leider eine sehr häufige Erscheinung, gerade in unserer Wegwerfgesellschaft.
die ewige Liebe
Es hängt davon ab, was man als Scheitern versteht. Von mir aus eine Stagnation - sei es in der Beziehung oder in der persönlicher Entwicklung - ist ein Scheitern. Wenn wir in Betracht ziehen, dass jeder Mensch sich ohnehin entwickelt und vom daher befindet sich ständig in einem Veränderungsprozess, wird die Person nie gleich. Hat man dabei auch ein Gefühl, etwas verfallen zu haben? Meiner Beobachtung nach empfindet man solche Gefühle, wenn die Realität den Erwartungen nicht enstpricht. Warum ist denn man so traurig, dass die Realität anders ist als erwünscht, anstatt sich zu überlegen, was man von der Realität lernen sollte/ könnte? Die Frage ist eher, worauf man sich konzentriert: auf dem Zusatnd glücklich und liebend zu sein oder auf der Angst, dies zu verlieren.

Oscho hat so schön gesagt, als ob er Deine Frage wüsste:

"Die tiefere Liebe des Herzens ist wie eine Brise, die in dein Zimmer weht, ihre Frische, ihre Kühle bringt, und dann vorbei ist. Du kannst den Wind nicht in deiner Faust festhalten. Nur wenige Menschen sind so mutig, ein Leben von Moment zu Moment zu leben, ein Leben, das sich ständig wandelt. Darum haben sie sich zu einer Liebe entschieden, auf die sie sich verlassen können.

Ich weiß nicht, welche Liebe du kennst – wahrscheinlich die erste Art, vielleicht die zweite Art. Und du hast Angst, wenn du dein Sein erreichst, was passiert dann mit deiner Liebe?

Natürlich ist sie dann vorbei – aber du wirst kein Verlierer sein. Eine neue Liebe wird entstehen, eine Liebe, die vielleicht einem Menschen unter Millionen widerfährt. Diese Liebe kann man Barmherzigkeit nennen.


*********tiate Frau
136 Beiträge
Ein sehr philosophisches Thema...
Obgleich ich mich nun wirklich nicht als "Expertin" in Punkto dauerhafte Liebe betrachte - oder gerade deshalb (?) - pflichte ich Dir zwar begrenzt bei, was das Scheitern von Beziehungen betrifft aufgrund der persönlichen Weiterentwicklung aber ich empfinde diese Begründung als einen zu pauschalen Faktor.

Miteinbeziehen sollte man m.E. auch Aspekte wie Werte, Zusammenhalt, gemeinsam Er- und Durchlebtes, die Emanzipation, Gewohnheit, (mangelnde) Kommunikation, Egoismus und nicht zuletzt das Konsumverhalten der modernen Gesellschaft, welches viele Menschen aus Bequemlichkeit daran hindert, eine Partnerschaft mit Tiefe einzugehn. Es war nie einfacher als heute, sich der Verantwortung für sein Gegenüber zu entziehn und seine eigenen Bedürfnissen leichtfertig als vorrangig zu betrachten.


Ist also die Dauerhaftigkeit der romantischen Liebe von vornerein zum Scheitern verurteilt? Ist das Scheitern programmiert, gar Programm auf dem Weg der persönlichen Entwicklung?

Ganz gewiss ist die Liebe wie alles andere auch ein Lernprozess und wie mir scheint eine der grössten Herausforderungen des Daseins. Dennoch; die Dauerhaftigkeit im Vorfeld bereits als gescheitert zu betrachten, wäre doch ein ziemlich demotivierender und hoffnungstilgender Gedanke, nicht wahr!? *zwinker*


Warum fühlen wir uns dann aber als Versager wenn wieder einmal eine romantische Beziehung scheitert?

Das wird wohl u.a. daran liegen, dass man sich nachträglich primär die Negativerlebnisse vor Augen führt; unselten aus Gründen des Selbstschutzes. Allerdings finde ich, dass jede Beziehung oder ggf. eben auch oberflächliche Begegnung eine Bereicherung ist in genau jener angesprochenen persönlichen Weiterentwicklung, entsprechend sollte man diese auch als solche erkennen und werten - ob von Dauer oder nicht...

Ferner bin ich davon überzeugt, dass die eigenen Vorstellungen von eben jener "ultimativen" Liebe nicht minder massgeblich für ein Scheitern verantwortlich sind. Entspricht die Partnerschaft nicht jenem Ideal, beginnt man, vom eigenen Egoismus und Sehnsüchten getrieben, (un)bewusst an der "Perfektion" zu feilen.
*****leo Mann
1.009 Beiträge
Liegt es denn an der Romantik ...
... wenn die Liebe scheitert?

Oder eher an mangelnder Bodenhaftung,
fehlender vierbeiniger Allrad-Traktion in der alltäglichen Realität?

Zu wenig Fernlicht auf dem gemeinsamen Slalomkurs durch widerstreitende Gefühle,
dem Spagat zwischen Hingabe und Unterwerfung,
Sprachlosigkeit wenn die Seele schreit,
wenn Tränen versiegen und das Lachen verstummt?
********nder Mann
2.896 Beiträge
Ich habe die Frage für mich noch nicht abschließend beantwortet. Gut, vermutlich werde ich das nie *lach*

Aktueller Zwischenstand:

Ist die romantische Liebe zum Scheitern verurteilt? Ich glaube nicht.
Ist eine romantische Beziehungsführung zum Scheitern verurteilt? Absolut und unweigerlich.

In dem Zusammenhang empfehlenswert:
http://thephilosophersmail.c … p-marrying-the-wrong-people/
****fly Mann
93 Beiträge
Romantik
An so was glauben nur Träumer!
Eine echte Beziehung lebt von erfülltem Sex!

********weiz Mann
10.679 Beiträge
Themenersteller 
merci
für die tollen Beiträge zu dieser Diskussion *g*


ja der Schlüssel liegt wohl schon darin, dass jetzt immer wieder aufs Neue zu geniessen. "Die Dauerhaftigkeit (der Liebe) im Vorfeld bereits als gescheitert zu betrachten" klingt gar etwas demotivierend Miss_Insatiate. So pessimistisch sehe ich es nun doch nicht. Doch ist die Liebe nicht eher ein Moment, ein Augenblick des Glücks? Verführt uns dann dieses süsse Taumel des Glücks dazu an die Ewigkeit der Liebe zu glauben. Wir wollen sie dann fest an uns binden und nicht mehr loslassen...

Fangen an die "freie Liebe" zu zwingen in ein Beziehungskorsett, Ketten die das Ende der romantischen Liebe bedeuten?

Hat @********nder recht mit?

Ist eine romantische Beziehungsführung zum Scheitern verurteilt? Absolut und unweigerlich.

********weiz Mann
10.679 Beiträge
Themenersteller 
@tat2fly
...es ist die Romantik die die Untrennbarkeit von Sex und Liebe propagiert
*******na57 Frau
22.184 Beiträge
JOY-Angels 
Wie definiert ihr eigentlich für diese Frage "romantische Liebe" ? Worin unterscheidet sie sich von Liebe allgemein ? Oder gibt es keinen Unterschied ?

(Oder steht das schon irgendwo und ich bin nur zu doof, es zu sehen ?.... *crazy*)
gibt für mich schon einen Unterschied
die romantische Liebe ist für mich - rein aus der Geschichte - die "freiwillige"! Liebe
im Gegensatz zur "Vernunftheirat" oder dem Bleiben in der Partnerschaft aus wirtschaftlichen oder sonstigen Gründen.

und JA, ich denke die romantische Liebe ist nicht von Dauer.
warum ...? darüber können wir nachdenken....
Ist die romantische Liebe zum Scheitern verurteilt?
*gruebel* hmmmm, romantische Liebe.....

Ich denke das hat weniger mit der Romantik zu tun, dass die Liebe scheitert. Meiner Meinung nach liegt es überwiegend daran, dass man zu sehr auf sich selbst bedacht ist, und unbewusst den Partner zum Glücks-Erfüller instrumentalisiert, und immer irgendwie daran "arbeitet" den Partner so hinzubiegen, damit man das bekommt was man meint haben zu müssen.

*******rus:
Mir scheint, diese Paare haben einige Dinge gemeinsam: Eine tiefe, unbedingte Liebe, verknüpft mit einer völlig offenen Kommunikation.

JA! Hinter solchen Paare stecken tatsächlich zwei Menschen, die beide das Zusammensein als nicht selbstverständlich erachten. Es sind Menschen, die eine Beziehung auch noch nach vielen Jahren als ein Geschenk ansehen, und dementsprechend agieren und proaktiv dafür was tun. Sie gehen loyal und ehrlich miteinander um und respektieren den Partner.

Unbedingte Liebe ist treffend, denn unbedingt bedeutet ja auch, dass Veränderungen dieser Liebe nichts anhaben kann. Und wenn dem so ist, dann muss schon sehr viel geschehen, damit so eine Liebe scheitert.

Mr. Sunfra
*******na57 Frau
22.184 Beiträge
JOY-Angels 
Also "romantische Liebe"
in diesem Thread ist die Liebe in einer Partnerschaft, einer "exklusiven Zweierbeziehung" ?

Ich habe echt Probleme mit dem Begriff, weil ich denke, dass zu einer langjährig funktionierenden Partnerschaft mehr gehört als Schmetterlinge im Bauch und ständige Lust auf den Partner, was ja gerne mit Liebe verwechselt wird.

Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich jemanden auch dann immer noch "lieben" kann, wenn unsere Partnerschaft schon gescheitert ist. Denn "Liebe" bedeutet auch Verstehen, Vergeben. Bedeutet, sich selber nicht immer so wichtig zu nehmen ... ach, eigentlich hat Mr. Sunfra das schon besser erklärt, was ich meine:

zwei Menschen, die beide das Zusammensein als nicht selbstverständlich erachten. Es sind Menschen, die eine Beziehung auch noch nach vielen Jahren als ein Geschenk ansehen, und dementsprechend agieren und proaktiv dafür was tun. Sie gehen loyal und ehrlich miteinander um und respektieren den Partner.

Es muss also nicht die Liebe "scheitern", sondern die Partnerschaft funktioniert nicht (mehr). Vielleicht ist es aber auch ein Überforderung der Liebe, sie zum einzigen Verbindungspunkt in der Partnerschaft zu machen und das, was Mr. Sunfra beschreibt, dabei zu vernachlässigen.

Interessanter Thread übrigens, danke für die Gelegenheit zum Nachdenken.
******ern:
Ein wesentliches Element der romanatische Liebe ist die Annahme des Partners so wie er ist.
Schon bei dieser Grundannahme gehe ich nicht mit. Im Gegenteil finde ich gerade, Liebe überwindet Widrigkeiten und macht bereit für Veränderungen und Kompromisse, die man ohne dieses tiefe Gefühl nicht eingehen würde. Wegen der Liebe beginnt man neue Sportarten, probiert neue Hobbys, wagt neue Sexpraktiken, erweitert seinen Horizont. Gerade Liebe bewegt innere Felsen. Auf der anderen Seite bedeutet Liebe auch nicht, alles an dem anderen blind zu mögen oder dumpf zu akzeptieren. Ich kann tiefe Liebe empfinden und Charakterschwächen dennoch nicht leiden und sie als störend und belastend empfinden. Ich glaube, wenn wir realistische, in der wahren Welt anwendbare Schlüsse ziehen wollen, dann dürfen wir die Liebe nicht verträumt und unrealistisch überhöhen. Das wäre dann wirklich nur noch Kitschromantik und Selbsttäuschung.

******ern:
manchmal fordern wir es sogar regelrecht, dass sich jeder so weiter entwickeln kann wie er möchte. Doch wenn sich zwei Individuen entwickeln, ist die Gefahr gross, dass man sich in verschiedene Richtungen entwickelt.
Ja, Freiheit und Unabhängigkeit als die Goldene Kuh der Postmoderne. Da schafft das unrealistische Paradigma sich die eigenen Probleme.

Menschen entwickeln sich weiter und verändern sich. Das ist unvermeidbar und auch wünschenswert. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass man in einer Partnerschaft versuchen sollte, sich GEMEINSAM weiterzuentwickeln. Viele gemeinsame Unternehmungen, Erlebnisse und Pläne muss man haben und sich auch zusammen verwirklichen. Das schafft ein Fundament der Zweisamkeit, auf das man bauen kann.

Im Durchschnitt verbringe ich deutlich mehr Zeit mit meinen Arbeitskollegen als mit meinem Partner. Dann kommen noch Schlafenszeiten und haushaltsführung dazu. Und die kleine restliche Freizeit soll dann nach modernem Paradigma auch noch getrennt verbracht werden, "weil jeder Freiräume" braucht? Wovon den bitte Freiräume? Vom partner, weil man "sonst nur noch zusammenhängt"? Woher kommen eigentlich diese absurden Gedanken? Ich ich einen Mann liebe und begehre, dann möchte ich natürlich jeden tag mit ihm plaudern und irgendwas kleines zusammen machen, am Wochenende vielleicht auch viel zusammen machen. Gemeinsame Zeit ist heutzutage doch ein super wertvolles Gut und nichts, das es im Überfluß gäbe und vermieden werden müsste.

******ern:
Ist das Scheitern programmiert, gar Programm auf dem Weg der persönlichen Entwicklung?
Ja, wenn man sich unabhängig fortentwickelt.

Nein, wenn man sich zusammen entwickelt, gemeinsame Ziele hat, zusammen an ihnen arbeitet und für viele gemeinsame Unternehmungen und Erlebnisse sorgt. Zu zweit an dem selben Strang zieht, gemeinsame Pläne umsetzt: Reisen, Hobbys, Sport, Freundeskreis, Hausbau, Kinder,...

******ern:
Warum fühlen wir uns dann aber als Versager wenn wieder einmal eine romantische Beziehung scheitert?
Vielleicht weil es hätte klappen können, wenn wir nur die richtigen Entscheidungen getroffen hätten? Wenn nicht immer Freiräume wichtiger gewesen wären als gemeinsame Erlebnisse? Vielleicht auch einfach nur, weil wir ein Ziel nicht erreicht haben, das wir begehrt haben?

Scheitern heißt ganz einfach, ein Ziel nicht zu erreichen.
*******na57:
Es muss also nicht die Liebe "scheitern", sondern die Partnerschaft funktioniert nicht (mehr).

Ich bin auch kein Experte. Kann daher auch nur aus meiner Lebenserfahrung und meiner persönlichen Sichtweise heraus, meinen Senf dazu geben.

Was scheitert ist das "Lebensmodell" zweier Menschen, die vor lauter Bäume ihren Wald nicht mehr sehen. Würde man das Ganze drum herum ausblenden können, bliebe die Liebe übrig, welche einst die Basis für die Beziehung war.

Und genau darum geht es in einer Beziehung, nämlich das man dieser Liebe mehr Raum lässt, und ihr auch über die Jahre jene Bedeutung beimisst, aus der ja diese Beziehung erwachsen ist!

Über die Jahre werden aber eher Autolacke poliert. Egos und Freundschaften gepflegt. Viel Zeit mit sich selbst und seinen Hobbys verbracht, und viel Wert auf Selbstverwirklichung gelegt. Dafür ist einem nichts zu schade und zu aufwendig. Aber für das Wesentliche, nämlich das was wirklich einen unschätzbaren Wert hat, findet man paradoxerweise keine Zeit und Muse.

Mr. Sunfra
Liebe allein reicht nicht
*******na57:
Vielleicht ist es aber auch ein Überforderung der Liebe, sie zum einzigen Verbindungspunkt in der Partnerschaft zu machen
Ja, das wäre definitiv so. Aber wer macht das schon?

Liebe alleine genügt natürlich nicht für eine Partnerschaft. Liebe mag das Fundament sein, aber die Säulen einer Beziehung ruhen auf Kompatibilität -- bezüglich Lebenszielen, Wertvorstellungen, Freizeitgestaltung, Sexualität und weiteren Facetten.

Falls Liebe der einzige Verbindungspunkt wäre, würde eine Partnerschaft zwangsläufig scheitern müssen. Liebe alleine erfahrungsgemäß reicht nicht aus.
*******na57 Frau
22.184 Beiträge
JOY-Angels 
Ein wesentliches Element der romanatische Liebe ist die Annahme des Partners so wie er ist.
Schon bei dieser Grundannahme gehe ich nicht mit. Im Gegenteil finde ich gerade, Liebe überwindet Widrigkeiten und macht bereit für Veränderungen und Kompromisse, die man ohne dieses tiefe Gefühl nicht eingehen würde

Das muss kein Widerspruch sein: ich nehme jemanden, wie er ist, damit gebe ich ihm und mir die Freiheit, mal auszuprobieren, was ich von ihm lernen und übernehmen kann. Ob mir eine neues Hobby nicht doch gefällt etc.

Andererseits gibt es nämlich auch "Veränderungen" und "Kompromisse", die mich in meiner Persönlichkeit so tief treffen, dass sie nicht auf die Dauer funktionieren können. In meinem Fall wäre ich kaputt gegangen, wenn ich meinen Beruf nicht hätte ausüben können und keine noch so große Liebe wäre mir dieses Opfer wert gewesen.

"Liebe überwindet Widrigkeiten" ... vielleicht vor allem die Widrigkeit, dass da jemand anders ist als ich. Und dass ich ihn so lassen kann.

Das mit dem "Sich entwickeln" und "Verändern" .... es wäre schön, wenn man bei seinem Lebensweg den Partner nicht aus den Augen verliert. Aber es passiert - und es ist schade, dann nicht auf die gemeinsame gute Zeit zu blicken, sondern auf den Gedanken des "Scheiterns".

Es muss eine Balance zwischen "Selbstverwirklichung" und "Partnerschaft" geben - sich selber für einen anderen völlig aufzugeben, funktioniert auf die Dauer genau so wenig, wie die Gemeinsamkeit zu vernachlässigen.
Scheitern akzeptieren können
*******na57:
Andererseits gibt es nämlich auch "Veränderungen" und "Kompromisse", die mich in meiner Persönlichkeit so tief treffen, dass sie nicht auf die Dauer funktionieren können.
Volle Zustimmung. Mein Argument war ja auch: Liebe allein genügt nicht.

Im Gegenteil muss eben eine gewisse Kompatibilität gegeben sein in bezug auf Lebensumstände, Freizeitgestaltung, Wertvorstellungen, Sexualität und anderen Facetten. Genau das meine ich.

Partnerschaft funktioniert nur mit Liebe UND Kompatibilität. Niemand passt zu 100% und die fehlenden Prozentpunkte kann die Liebe überwinden, nicht aber riesige Schluchten an fehlendem gemeinsamen Terrain.

... es wäre schön, wenn man bei seinem Lebensweg den Partner nicht aus den Augen verliert.
...was am einfachsten ist, wenn man möglicjhst viel dieses Wegs Hand in Hand geht und nicht immer wieder hofft, auf verschiedenen Wegen vielleicht doch zu halbwegs bei einanderliegenden Zwischenzielen zu gelangen. Erfahrungsgemäß funktioniert das einfach nicht, ganz egal, was der Zeitgeist gerne sehen würde.

Aber es passiert - und es ist schade, dann nicht auf die gemeinsame gute Zeit zu blicken, sondern auf den Gedanken des "Scheiterns".
Das ist eine Frage der Psychologie und manchmal auch des Selbstbetrugs. Was war mein Ziel? habe ich es erreicht? Konnte ich es überhaupt erreichen? Warum wurde es nicht erreicht? Da kann es sein, dass man sich falsch verhalten oder falsch entschieden hat. Dann ist man eben gescheitert.

Warum kann man Scheitern nicht als solches annehmen? Warum muss man sich jedes Scheitern schönreden? Das klingt fast wie politische Korrektheit statt den Tatsachen in die Augen zu sehen.

Gleichwohl kann man wissen, dass man gescheitert ist, und dennoch die gemeinsame Zeit als schön und lebenswert empfinden. Das ist aber ein anderer Aspekt.
*******na57 Frau
22.184 Beiträge
JOY-Angels 
Da hast Du Recht
Was war mein Ziel? habe ich es erreicht? Konnte ich es überhaupt erreichen? Warum wurde es nicht erreicht? Da kann es sein, dass man sich falsch verhalten oder falsch entschieden hat. Dann ist man eben gescheitert.

Wenn ich so denke, dann bin ich gescheitert und muss das auch annehmen und aus dem Scheitern lernen. Das tue ich persönlich auch, z.B. wenn es um so Dinge wie Uni-Examen und Führerschein geht.

Aber man kann das Leben auch anders sehen, nämlich mit dem abgedroschenen Satz, dass der Weg das Ziel ist. Ich lebe jetzt, ich nehme jeden Schritt wichtig und gehe ihn bewusst ... und das "Ziel" in unserem westlichen Sinne ist zweitrangig. Auf die Beziehung angewendet: ich habe nicht das Ziel, 50 Jahre verheiratet zu sein. Es geht mir um die Beziehung jetzt.

Wenn dann nach 20 Jahren Schluss ist, kann ich das als persönliches Scheitern empfinden. Oder meinem Ex die Schuld geben. Oder beides.

Ich kann aber auch sehen, dass es mich auf einen neuen Weg gebracht hat, der für mich gut ist, ohne, dass der vorherige damit an Wert verliert. Und auch der Mensch, mit dem ich den vorigen Weg gegangen bin, wird damit nicht wertlos ... in diesem Sinne "liebe" ich ihn immer noch, auch wenn ich mit ihm nicht mehr leben kann.

Ich hoffe, es wird deutlich, dass es hier für mich kein "richtig" oder "falsch" gibt, nur unterschiedliche Sichtweisen. Bei Deinem letzten Satz treffen wir uns ja irgendwie wieder ...
Lebensziele
*******na57:
dass der Weg das Ziel ist. Ich lebe jetzt, ich nehme jeden Schritt wichtig und gehe ihn bewusst ... und das "Ziel" in unserem westlichen Sinne ist zweitrangig.
Hm, so habe ich das in der Tat als Studentin gesehen. Ich war jung, meine Ziele lagen eher im Studium und Beziehungen waren Freizeit und Spaß, waren unbeschwert. Liebe kam und Liebe ging leider auch mal wieder, aber der Weg war schön, erregend, anregend, lehrreich, abwechslungsreich. Alles in Ordnung. In diesem Sinn kann ich dir folgen.

Ich finde aber nicht, dass man Partnerschaft immer so sehen kann oder sehen sollte. Wenn ich mich entscheide, zusammen Kinder zu bekommen, dann möchte ich die auch zusammen groß ziehen. Ich empfinde eine zerrüttete Familie ganz klar als Scheitern und als absolut nicht wünschenswert. Weder für die Kinder noch für die alleinerziehende Mutter. Egal was der Zeitgeist da schönreden will.

Familiengründung in intakter Partnerschaft ist mit Zielen verbunden, nicht nur mit Wegen.
Leider geht die Vorstellung der "romantischen Liebe" mit einer entsetzlichen Idealisierung dieser einher, die kaum von einem Menschen in Alltag und normalem Leben stehend erbracht werden kann. Daraus resultiert Frust wegen eines vermeindlichen Versagens, Frust sorgt für Unlust und - mehr oder minder versteckten - Schuldzuweisungen sich und dem Partner gegenüber etc. Willkommen im Teufelkreis. Lassen wir die Kirche im Dorf und Rosamunde Pilcher im Buchregal - die romantische Liebe ist ein wunderbares Gebilde, genährt aus Wunschdenken. Darüber sollte man sich klar sein. Wir können uns glücklich schätzen, zumindest einige Fragmente davon in unseren Existenzen jenseits dieses unerreichbaren Wunschbildes leben zu dürfen. Sich über das freuen, was wir mit unserem Partner haben, nicht ständig die Maßstäbe einer Idealisierung anlegen. Das führt sonst irgendwann zu einer mächtigen Ent-Täuschung.
*******na57 Frau
22.184 Beiträge
JOY-Angels 
Ja, Katja,
... und doch kann mir keiner garantieren, dass ich das Ziel erreichen werde, auch, wenn ich mich noch so sehr bemühe.

Den Weg zu gehen heißt ja nicht, ein Ziel aus den Augen zu verlieren. Es kann aber bedeuten, den Weg zu verändern, wenn nötig.

Das Ziel, Kinder groß zu ziehen, ihnen ein stabiles Umfeld zu geben und sie alles zu lehren, was sie für das Leben brauchen, kann ich auch auf anderen Wegen erreichen ... und eine eigentlich zerrüttete Partnerschaft, die nur um der Kinder willen künstlich am Leben erhalten wird, kann für die Kinder sehr schlimm sein.

Wobei ich Dir wieder Recht gebe: wenn ich sage, ich lebe JETZT, dann heißt das auch, dass ich nicht einfach mache, was mir in den Kopf kommt ohne Rücksicht auf andere. Was Du, neben der "Kompatibilität" nennst, ist ja die Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen und GEMEINSAM den Weg zu gehen . Das tue ich auch dann, wenn ich "im Hier und Jetzt" lebe.

Mir geht es nur um den Gedanken des "Scheiterns", der so negative Schwingungen hat.... irgendwie .... wenn klar wird, was ich meine .... *crazy*
Ziele oder Wege
Wer Ziele hat, kann scheitern. Warum sollte man der Tatsache nicht ins Auge blicken, egal auf welchem Bereich?

Irgendwie diktiert uns der Zeitgeist, dass es Negatives nicht geben darf. Alles wird schöngeredet. Beziehungen dürfen nicht scheitern, Eifersucht ist immer mies, wer länger als drei Wochen um einen Verwandten trauert hat neuerdings eine anerkannte Depression.

Leute, das ist irre. Das Leben ist eben nicht nur Sonneschein. Natürlich gibt es schöne und schlechte Gefühle. Natürlich gibt es Erfolg und Scheitern. Natürlich kann eine Beziehung toll sein oder Leiden verursachen. Alles ist möglich. Es ist an uns, das beste daraus zu machen.

Mir hilft es, wenn ich den Tatsachen nüchtern ins Auge sehe. Wenn ich weiß, was ich hätte besser machen können, was ich vielleicht unterlassen oder falsch gemacht habe. Welcher Kompromiss zu viel war, welche Inkompatibilität doch unüberbrückbar war oder wo ich unnötige Exempel statuiert habe. Ich lerne nur, wenn ich das ehrlich und offen betrachte. Und mir eben auch Scheitern eingestehe. In meinem eigenen Handeln und auch in Partnerschaften.
********s_63 Frau
2.985 Beiträge
romantische Liebe..
…mir fällt dazu ein " Liebe ist der Entschluss, das Ganze eines Menschen zu bejahen, die Einzelheiten mögen sein, wie sie wollen.."

…das so zu leben ist schon sehr romantisch, aber trifft den Kern sehr gut!
Man liebt sich selbst ja auch wie man ist und wenn einem das Glück holt ist, dann gibt es da noch einen Menschen den man auch so lieben kann und will..
Es ist der Wille, getragen von tiefen inneren Gefühlen diesen Menschen,sein Wesen so zu lieben wie es ist..möge die Patina, die sich im Laufe der vielen Lebensjahre darüber gelegt hat auch noch so krustig sein..es ist egal..diese romantische Liebe ist der Schlüssel..und alles andere was dazu kommt..gleiche Interessen..Charaktereigenschaften die man auch mag, Wertvorstellungen, Glaubenssätze,ähnliche Lebenseinstellungen oder Biografien..das macht ein zusammen leben einfacher..aber es ist für diese Liebe keine Vorraussetzung..weil genau an diesem Punkt beide anfangen diese Liebe zu leben..zusammen, sich neu entdecken..auch Dinge schön finden von denen sie nicht mal gewusst haben das es sie gibt… ja, sie können sich neu begeistern, auch gemeinsame Abenteuer zu starten..nicht immer das zu tun.. was sie schon immer kannten und taten..dieser Impuls, der romantischen Liebe...setzt eine gemeinsame Entwicklung in Gang…ein Spiegeln und bei Problemen erinnert man sich immer wieder...warum man sich begegnet ist..warum man dieses Wesen an seiner Seite liebt…weil man sich nur mit diesem Menschen an seiner Seite so gut, verstanden und glücklich fühlt..vielleicht gerade weil er so verrückt ist ,in manchen Dingen..
..man versucht einfach diese wundervollen Seiten in den Focus zu rücken, natürlich auch wenn andere weniger schöne vorhanden sind..das ist die Romantik und man kann daran festhalten..ein Leben lang wenn man will..

..natürlich, hängt es auch vom Alter ab...wie man diese romantische Liebe leben kann und möchte..wenn man in reifen Jahren das große Glück haben sollte, diesem Menschen zu begegnen...dann ist der Traum beider meist..das Leben was noch vor ihnen liegt
gemeinsam zu geniessen..mit den Dingen zu füllen,die beide heute wollen..

Diese romantische Liebe….die man sehr, sehr selten im Leben erfährt..weil man sich begegnet, man fühlt das man füreinander bestimmt ist, man kann sie nicht suchen…weil allein das Suchen.. mit den vielen Vorstellungen von einem Traumpartner
rein aus dem Kopf heraus geschieht..daran weder Herz noch Seele beteiligt sind..

..eine romantische Liebe erwächst aus inneren Gefühlen..dann wenn die Verliebtheit (Schmetterlinge) schon verflogen ist..daraus erwachsen dann Gedanken,gemeinsame Pläne, die Lust Wünsche zu verwirklichen..Träume wahr werden zu lassen..
..sie wird es immer geben..aber sehr selten..und dann sollte sie auch so gelebt werden..
Profilbild
*******ipi Mann
850 Beiträge
Scheitern...aber sicher
...Ist also die Dauerhaftigkeit der romantischen Liebe von vornerein zum Scheitern verurteilt? Ist das Scheitern programmiert, gar Programm auf dem Weg der persönlichen Entwicklung?...

Ja, die Dauerhaftigkeit der romantischen Liebe ist leider zum Scheitern verurteilt.

Aber nicht wegen deiner Persönlichkeit bzw. deiner Person, sondern per se durch die bestimmende Kultur in der du lebst. Hier bei uns die Kultur in Form unserer neo-kapitalistischen Konsumgesellschaft.

In so einer lebensfeindlichen(aus Sicht der romantischen Liebe) Umwelt kann selbst die stärkste romantische Liebe nicht überleben. Ihr Tod ist ist programmiert und nur eine Frage der Zeit...
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.