Hauptsache Sex"Seitensprung ist Therapie" ein Interview mit Auto

Das Buch "Hauptsache Sex" dokumentiert, wie eine Frau durch intensiven E-Mail-Austausch mit Männern Sinnlichkeit und Lust übers Internet zu leben versucht – und diese so zu intimen Geständnissen bewegt. Autorin Juno Februata sprach mit uns im Interview über virtuelle Seitensprünge, den Verlust der Sinnlichkeit, verlogene Konventionen und die neue Lust der Frauen.

Vorher stellen wir euch die brandneuen Kritiken unserer Mitglieder makeupstylist, erdbeermund4 und Jen_32584 vor, die das Buch für uns genau in Augenschein genommen haben.

"Hauptsache Sex" - Betreff: Geheime Lust

"Hauptsache Sex"
"Hauptsache Sex"

"Aktmalerin sucht männliches, sinnliches Model mit etwas mehr als Lust": Als die Österreicherin Juno Februata von ihrem Ehemann, wie sie sagt, "einfach auf unserem Weg alleine stehengelassen wurde", beschreitet sie fortan einfach einen anderen: den der Sinnlichkeit. Sie antwortet auf Internet-Inserate von Männern oder gibt selber welche auf. Dutzende Männer wollen Model sein – und tun verbal alles dafür. Virtuelle Balz in höchsten Tönen und Worten …

Das Buch verrät, was Männer am PC machen, wenn ihre Frauen nicht in der Nähe sind und warum E-Mails nach dem Sex nichts bringen. Es dokumentiert einzigartige erotische Geständnisse gegenüber einer unbekannten Frau – intim, tabu- und hemmungslos, frech, fantasievoll, kurvenreich. Ein ganz besonderer E-Mail-Verkehr zwischen Frau und Mann – knisternd, leidenschaftlich, sinnlich, authentisch, pur. Und mit meist höchst überraschendem Ende.

Das Buch für alle, die immer schon wussten, dass Frau und Mann eigentlich nur eines voneinander wollen: Sex pur. Und das Buch für alle, die immer schon wussten, dass Frau und Mann diesen im Beziehungsalltag sowieso nie bekommen – und nicht mal virtuell zusammenpassen: Sie will, dass er liest und versteht, er will nur ein Tittenbild. Bei ihr klingt der Liebesakt nach, bei ihm sind Luft und Saft raus. Sie zählt Orgasmen, er feuchte Barhocker und Autositze.

"Hauptsache Sex" ist ein Buch über Männer, die im Netz kommunikativ eindeutig zweideutig unterwegs sind:

  • Was sie an Frauenkörpern besonders mögen
  • Wovon sie träumen
  • Wo sie es gerne mal treiben würden
  • Was sie als Spielzeugberater empfehlen
  • Warum sie Frauen im Internet anbaggern

"Hauptsache Sex" im JOYclub-Lesetest

Wir haben drei Exemplare von "Hauptsache Sex" zum Lesetest ausgeschrieben und stellen euch hier die Ergebnisse dieser Testrunde gesammelt vor. Wir beginnen mit den Eindrücken von Jen_32584.

"Hauptsache Sex" und das voyeuristische Moment

Dieses Buch handelt von Juno, eine Aktmalerin/Künstlerin, die erotische Kontaktanzeigen im Internet aufgibt, da sie sich von ihrem langjährigen Partner wegen akuter Gelangweiltheit getrennt hat. Man kann im Buch ihren kompletten Schriftverkehr mit sieben verschiedenen Männern lesen.

Der erste Eindruck von "Hauptsache Sex"

Ich nehme dieses Buch in die Hand, befühle es erst einmal, denn es befindet sich ein Sticker darauf, der mir befiehlt: Berühr mich! Gesagt, getan, das Buch ist in einen Umschlag gebunden, der sich irgendwie samtig und weich anfühlt, ohne es wirklich zu sein, sehr netter Anfang!

Ich schlage "Hauptsache Sex" auf und schon die nächste nette Überraschung: Sehr schöne, knallrote Seiten begrüßen mich. Als ich erst einmal weiterblättere, ohne zu lesen, stelle ich fest, dass sich diese farbenfrohe Gestaltung durch das ganze Buch zieht und als ich beginne, zu lesen, verstehe ich auch, warum das so ist: Der Schriftverkehr ist farblich unterschiedlich gestaltet, d.h. Junos E-Mails werden mit rosa betont, die ihrer Gegenschreiber in grau, was für meinen Geschmack sehr gut gelöst ist, erleichtert es einem doch die Übersicht, wessen Mail man gerade liest.

Eine Herausforderung: Der Stil von "Hauptsache Sex"

Ich hatte anfangs Schwierigkeiten, den Dialogen zu folgen, weil es in meinen Augen schwierig ist, fremden Mailverkehr zu lesen und teils auch richtig zu deuten, denn man steckt ja auch nicht im Kopf des jeweiligen Autors. Ich habe öfter wieder von vorn bei einer Mail angefangen, sei es, um nur das Datum nochmals nachzuschauen oder weil es inhaltlich bei manchen Mails einfach wichtig war: Manchmal musste ich, nachdem ich eine Mail gelesen hatte, die vorangegangene erneut lesen, um noch einmal vor Augen zu haben, worauf sich die Mail gerade bezog. Aber das hat das Buch irgendwie auch spannend für mich gemacht, ich würde es demnach nicht als Nachteil werten.

Was mir eher nicht so gefiel, war erstens der zum Teil recht gestelzt wirkende Sprachstil. Es war offensichtlich, dass die Protagonistin Juno versuchte, durch z.T. recht umständliche Umschreibungen oder Quergedachtes ihre Kommunikationspartner zu beeindrucken. Diese waren es dann zum größten Teil auch, aber ich fand es mühselig zu lesen. Ich hätte mir da zwar eine genauso raffinierte, aber weniger umständlichere Wortwahl gewünscht.

Zweitens waren zum Teil Zitate aus der jeweiligen Mail fett hervorgehoben, was mir im Normalfall eigentlich immer recht gut gefällt, aber in diesem Fall waren sie mal mitten im Text als fortlaufende Handlung, mal aber auch darüber oder darunter gesetzt und wurden in der Mail selbst wiederholt, was in meinen Augen nicht gerade der Übersichtlichkeit und vor allem der Verständlichkeit förderlich war. Das wäre einheitlich besser gelöst gewesen, also entweder nur im Text fortlaufend oder nur unter oder über der Mail.

Das voyeuristische Element des Buches packt

Das Spannende, was mir bei diesem Buch sehr gut gefallen hat, war, in den intimen Austausch von Gedanken, Sehnsüchten, Vorlieben, Beschreibungen und allem was sonst so dazugehört einzutauchen. Die Autorin dadurch von Mann zu Mann besser kennenzulernen, sich zum Teil selbst in ihren Ansichten und Meinungen wiederzufinden und auch ihre jeweiligen Gegenüber näher kennenzulernen. Und was sich wie ein roter Faden durch jeden Gesamtschriftverkehr mit jeweils einem Mann zog, war die Spannung, wie es zum Schluss wohl ausgehen würde. Juno hat dies nach jedem Kapitel noch niedergeschrieben, dadurch wurde das Ganze nochmal realer.

Sehr amüsant waren auch die Namen, die sie ihren Kontakten jeweils gegeben hat und danach dann auch das Kapitel benannte: Zum Beispiel "Der busengeile Superhengst" oder "Der Knappe mit dem Zuckerstängel" - was damit gemeint war, wurde meist recht schnell ersichtlich, wenn man weiter las. Diese Beschreibungen waren immer sehr treffend gewählt und nicht bösartig, sondern einfach auf den Punkt gebracht.

"Hauptsache Sex": Keine leichte aber lohnende Kost

Ich kann das Buch durchaus Menschen empfehlen, die Spaß daran haben, in fremden, erotischen Schriftverkehren Mäuschen zu spielen und einfühlsam genug sind, sich in unbekannte Menschen hineinzuversetzen. Allen anderen Leuten würde ich eher abraten, denn es ist teils wirklich schwierig/langwierig, konzentriert am Ball zu bleiben und nicht den Faden zu verlieren.

Langer Rede kurzer Sinn: Für Neugierige eine durchaus lohnende Anschaffung für das erotische Bücherregal!

© Jen_32584

 

Als nächstes lässt uns erdbeermund4 wissen, was sie beim Goutieren des Buches empfand, dachte und was sie für sich mitgenommen hat.

Erotischer Mailverkehr als Vorspiel zum Sex

  • "Bei mir spielt sich die wahre Sinnlichkeit, Geilheit, das ganze Spektrum der Erotik immer zuerst im Kopf ab- als eine Art Vorspiel."
  • "Ich genieße Wortspielereien. Und nicht selten ist die Sprache eine Art Dildo für mich, grins! Lass es uns weitertreiben, lass uns hier in Worten dieses Annähern zelebrieren."
  • "Sinnlichkeit erlebst du auch in den Momenten, wo du mit einem Glas Wein vor dem PC sitzt mit dem Wissen, einer Frau am anderen Ende Glücksgefühle zu bescheren."

Dies ist nur eine kleine Auswahl von Zitaten aus dem Buch "Hauptsache Sex" von Juno Februata. Das Buch dokumentiert einen intensiven Email-"Verkehr" zwischen einer Frau, die sich der Sinnlichkeit verschrieben hat, und Männern, die ganz unterschiedlich auf dieses Bedürfnis reagieren. Während es der Autorin meist darum geht, den verbalen Austausch zu zelebrieren und grenzenlos, quasi als "Vorspiel" vor dem Sex, zu genießen, gehen die männlichen "Gegenspieler" höchst unterschiedlich auf sie ein.

"Lust und Frust" eines erotischen Mailverkehrs

Da gibt es zum Beispiel W., der Juno in jeder Hinsicht ebenbürtig ist, gleichsam die gemeinsame sinnliche Verbalakrobatik und auch den realen Sex genießen kann, der dann aber nach der Trennung von seiner Frau wieder aus Junos Leben verschwindet. Oder M., der die aufregenden erotischen Szenarien, die Juno ihm voller Vorfreude ausmalt, jedes Mal mit der erneuten Bitte um ein Foto ihrer intimsten Körperregionen beantwortet, einem geplanten Treffen aber aus dem Weg geht.

So bewegt sich die Autorin auf einem schmalen Grat zwischen "Lust und Frust", zwischen Enttäuschungen und Begegnungen, die Lust auf mehr machen. Stets ist aber die erotische "Balz" das eigentlich Aufregende, mit dem sie sich und die Männer in eine elektrisierte Dauerspannung zu bringen versucht, um ihr Leben zu bereichern.

Die/der Leser/in fiebert unweigerlich mit der Autorin mit, lässt sich von ihr und ihren Partnern in fiebrige Vorfreude versetzen, spürt aber auch ihre Enttäuschung über fantasielose Antworten oder nicht zustande gekommene Treffen. Zu keiner Zeit aber muss man sich um Juno sorgen, die es immer wieder schafft, sie selbst zu bleiben und die Leichtigkeit im Umgang mit ihren Mailpartnern zu bewahren. Deswegen macht es grundsätzlich Spaß, das Buch zu lesen. Manchmal haben die Dialoge ihre Längen, dann ertappt man sich als Leser dabei, die Seiten vorschlagen zu wollen, um zu schauen, wie es ausgeht mit den Akteuren.

"Hauptsache Sex": Plädoyer für mehr sexy Spannung

Manche von Juno Februatas Erfahrungen kommen mir bekannt vor und decken sich mit meinen Erfahrungen im Netz. Frei nach dem Motto "Vorfreude ist die schönste Freude" kostet sie die Konversation aus und steigert den Spannungsbogen ins Unerträgliche und darüber hinaus. Manch einer der Männer steigt bei diesem Spiel aus, Ungeduld und immer wieder die Fixierung auf Visualisierung statt Kopfkino mögen meist die Gründe sein.

Juno wird den einmal eingeschlagenen Weg sicher weitergehen, da sie Spaß und Erfüllung an dieser Art der Kontaktaufnahme gefunden hat. Ich hoffe, dass viele Frauen es ihr gleichtun und ihnen ebenbürtige männliche Exemplare finden, damit ihr Leben virtuell und real ein kleines bisschen spannender wird!

© erdbeermund4

 

Abschließend erklärt uns makeupstylist, warum sie dem Buch im Buchladen keine Chance gegeben hätte.

Wie realitätsnah ist "Hauptsache Sex"?

Zuerst zum Einband von "Hauptsache Sex": Dieser ist nett gestaltet, sehr angenehm zu befühlen und mit einem rotgezeichneten Adonis versehen.

"Hauptsache Sex" und meine Erfahrungen

Juno Februata, wie die Hauptfigur genannt wird, beschreibt durch Anzeigen zustande gekommene E-Mail-Verkehre mit den Herren der Schöpfung. Sie selbst sucht nichts Festes, scheint sich aber für den Leser sehr offensichtlich nach einem Treffen mit dem Schreibpartner immer nach E-Mail-Verkehr und weiterem ausführlichen Austausch zu sehnen, fast wie in einer Beziehung. Sie erweckt hier den Eindruck, sich selbst und ihrer Einstellung zu widersprechen. Dies ist in jedem Mailverkehr herauszulesen und lässt den Leser schon nach den ersten beiden "Geschichten" ermüden.

Des Weiteren fällt auf, dass sich die Männer immer sehr gewählt ausdrücken, um ihr Ziel eines vermeintlichen Treffens zu erreichen. Nach nun ca. 6jähriger Tätigkeit im Cam-Bereich und auch einiger Erfahrung in Sachen Kundenanbahnung kann ich sagen, dass mir in dieser Zeit sehr sehr wenige Männer über den Weg gelaufen sind, die sich wirklich so gewählt ausdrücken. Meiner persönlichen Meinung nach sind es sicher 90 % der Männer, die sich einer solch gewählten Form in keinster Weise bedienen, eher noch in die unteren Schubladen abrutschen. Das Internet ist anonym, man kann lügen, dass sich die Balken biegen. Hauptsache, man erreicht das Ziel: Sich treffen und hoffentlich in den Federn landen.

Mich verwunderte, dass ich in diesem Buch nichts über den Austausch von Telefonnummern las, um eventuell ein Treffen kurzfristig absagen zu können. Die Realität schaut normal so aus, dass es zwingend erforderlich ist, Nummern auszutauschen, da viele Herren letztlich nicht den Mut aufbringen, zum vereinbarten Treffen zu erscheinen und sich dann noch weniger trauen, anzurufen, um das Treffen abzusagen. Gut, bei Rückfragen geht dann auch meist nur die Mailbox dran. Ja, es gab in "Hauptsache Sex" einen solchen Mail-Verkehr, bei dem der Herr nicht zum Treffen erschienen ist und die Ausrede doch schon sehr merkwürdig war. Mit meinen Erfahrungen deckt sich der Großteil der Erfahrungen der Autorin in Sachen Treffen allerdings nicht.

Warum danach lange über den Sex schreiben?

Was die Stories an sich angeht, so wird Intimes ausgeplaudert, was das Zeug hält. Fotos werden getauscht, dem jeweils anderen Honig ums Mäulchen geschmiert. Aber natürlich... man möchte ja auch ein möglichst erotisches Treffen mit viel Sex erreichen. Allerdings, wie schon geschrieben, hat es seitens der Hauptfigur wenig Sinn, den Sex in Worten nachklingen zu lassen. Denn auch dort verhält es sich wie im realen Leben, dass die Männer einfach keine Lust haben, sich theatralisch darüber auszulassen und ewig davon zu zehren. Es war Sex und mehr nicht. Warum sollte man sich hinterher weiter unterhalten? Dies scheint die Hauptfigur, trotz ihrer Einstellung, ihr Leben auch nur noch in der Art genießen zu wollen, nicht zu begreifen. Ebenfalls eine für den Leser ermüdende Angewohnheit.

Ebenfalls kann der Leser wieder den Unterschied zwischen Mann und Frau herauslesen, weil die Hauptfigur ihren Liebhabern noch immer erzählen kann, was sie wie und wann mit früheren Liebhabern gemacht hat (hört natürlich jeder gerne...), während sich die Männer allerdings eher in ihrem Ego angekratzt zu fühlen scheinen, weil sie nun eben von Früheren erzählt.

"Hauptsache Sex" erweist sich als nicht ganz realistisch

Man bekommt in "Hauptsache Sex" die Bandbreite von dem geboten, was Männer im Internet treiben, während die Frauen so gar keinen Schimmer haben, was sie sich vorstellen, was sie anmacht, was sie sehen wollen. Und das bitte ganz ohne Gefühl und zu viel Geplänkel. Ganz getreu dem Motto: Gib mir ein Titten- oder Muschibild, ich hol mir darauf einen runter, schick es dir mit einer Spermaspur zurück und dann kannst du mich in Frieden lassen, weil danach die Luft raus ist und ich meinen Spaß hatte.

Also ein nicht ganz realistischer Mail-Verkehr (zumindest seitens der Herren) mit einer sich immer gleich ausdrückenden Hauptfigur. Für mich als Leserin zog sich "Hauptsache Sex" doch sehr in die Länge und schon vor der Mitte war es ein Aufraffen, das Buch bis zum Ende zu lesen. Ich persönlich würde es mir nicht kaufen.

© makeupstylist

 

Auf der nächsten Seite findet ihr das in der Einleitung angesprochene Interview mit der Autorin von "Hauptsache Sex".