Tanzen gehenDie Sehnsucht nach Tanzen in einer Kurzgeschichte

Wir möchten euch im Bereich Erotik Geschichten wieder ein schönes Stück von einem unserer Mitglieder vorstellen. SinasTraum schreibt über die Sehnsucht des Tanzens, die gleichzeitig mit einem bestimmten Mann verbunden ist. Aber lest selbst...

 Die Magie des Tanzens
Die Magie des Tanzens
 

Heute, so hatte ich beschlossen, wollte ich mich einer alten Sehnsucht hingeben. Mich ganz hineinwerfen, mich verschwenden an die Musik, den Rhythmus, den Takt, die wiegende Sinnlichkeit des Augenblicks. Ich wollte den pulsierenden, schwebenden Moment genießen, der zwischen zwei Takten schillert, ich wollte... tanzen gehen. Die alten Schuhe von früher, sie passten mir noch. Der nahtbestrumpfte Fuß glitt hinein, die Schnalle schloss sich in einer Bewegung, die sich auch nach all den Jahren noch selbstverständlich anfühlte. Wohl hunderte Male hatte ich sie ausgeführt, damals. Ich richtete mich vor dem Spiegel auf, genoss die veränderte Körperhaltung, die der hohe Absatz des Tanzschuhs mir schenkte. Die Beine länger und straffer, das Kreuz gerade, der Rücken grazil und aufrecht, die Schulterblätter schoben sich wie von selbst zusammen, der Busen hob sich sanft gegen den Stoff des tief ausgeschnittenen schwarzen Kleides. Ich hatte meine Haare zu einem Knoten zusammengefasst, um die Linie meines Halses zu betonen. Der weiche Stoff des Kleides schmiegte sich zärtlich an meinen Kurven entlang und der aufspringende Saum umspielte meine Knie. Die schwarze Spitze meines BHs lugte schelmisch hervor und ich wies sie zupfend in ihre Schranken. Sie würde sich vielleicht wieder hervorschieben beim Tanz, aber dann sollte es so sein. Ich fühlte mich gut in schwarz heute Abend. Schwarz, nichts anderes sollte es sein. Schwarz, das die Tiefe meiner Seele zeigte und die Weißheit meiner Haut betonte. Schwarz und weiß, nur durchbrochen vom Rot meiner Lippen, die ich vor dem Spiegel sorgfältig noch einmal nachzog. Ein letztes Mal glitten meine Hände über mein Haar, meine Hüften. Ich ignorierte die nervöse Beschleunigung meines Herzschlages und verließ das Haus.

Du seist manchmal dort, hattest Du gesagt. Sonntags, wenn sie argentinischen Tango spielen. Wenn Mann und Frau sich umkreisen zu den sanften Klängen des Akkordeons, dann seist Du dort. Ich hatte genickt, ziemlich sicher, auf diese mehr als halbherzige Einladung nicht eingehen zu wollen. Wenn Du etwas willst, dann komm zu mir, sollte das heißen. Ich komme nicht zu Männern. Nie. Männer kommen zu mir. Du aber nicht. Nun denn. Wieso ich an diesem Abend und um Deinetwillen über meinen Schatten sprang, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich war getrieben von Lust. Lust auf die Musik, die Bewegung, die Begegnung, Lust auf Dich. Würdest Du dort sein? Würde ein Lächeln des Triumphes Deine Lippen umspielen, wenn Du mich sähest? Sieh an, ist sie also doch gekommen. Meinetwegen. Und wenn schon, würde mein trotzig vorgerecktes Kinn Deinem Lächeln antworten. Ich will tanzen. Du nicht auch?

Ich betrat den Raum. Der Abend hatte noch nicht recht begonnen, man stand umher, immer zu zweit, hielt sich fest an einem Getränk, in den Augen bereits ein erwartungsvolles Glimmen. Nur ich, so kam es mir vor, erschien allein und ich meinte, dutzende Augenpaare würden deshalb auf mir haften. Was hatte ich mir nur gedacht? Ich ging hinüber an die Bar, bestellte irgendetwas mit Alkohol und erklomm einen Barstuhl. Ich schlug die Beine übereinander, machte den Rücken sehr gerade und nippte. Dann endlich begann die Musik. Klänge von Akkordeon und Violine erfüllten plötzlich die Luft, man murmelte vor begeisterter Zustimmung und schaffte Tische und Stühle an die Seite. Während die ersten Paare bereits auf dem abgewetzten Holzfußboden zueinander fanden, ließ ich die Musik durch mich hindurchfließen. Sie ergriff mit ihrer sanften Hand sofort mein Herz und machte, dass es sich zusammenzog. Bitte sei heute hier, dachte ich. Teile dies mit mir. Lass mich in Deinen Augen die gleiche Sehnsucht finden, die ich spüre, wann immer ich diese Musik höre.

Viel zu viel Zeit verging, die Luft im Raum wurde warm und ein wenig klebrig und an der Schläfe löste sich aus meinem Haarknoten bereits die erste Locke. Einen oder zwei Tänze hatte ich halbherzig an andere Herren vergeben, war ihnen jedoch nur mechanisch über die Fläche gefolgt, hatte mich nicht hingeben wollen, wollte ja Dich! Wo warst Du? Und dann sah ich Dich. Am oberen Absatz der rückwärtigen Treppe sah ich Dich stehen und mein Herz setzte kurz aus. Deine Augen waren auf mich gerichtet. Du blicktest auf mich herab als sei ich die einzige Person im Raum und es lag kein Lächeln auf Deinen Lippen, wie ich es Dir heimlich hatte unterstellen wollen. Eine Stufe nach der anderen kamst Du die Treppe hinab. Du nahmst Dir Zeit. Dein Blick jedoch wandte sich nicht ab von mir. Groß und schlank warst Du, wie ich Dich in Erinnerung hatte, und die Schlichtheit der schwarzen Hose, die Du trugst und des weißen Hemdes, dessen Kragen Du offen gelassen hattest, unterstrich Dein ausnehmend gutes Aussehen. Nein, Du lächeltest nicht. Dein schmaler Mund blieb ernst, Deine Augen wichen noch immer nicht von mir. Dann standest Du vor mir und ich sah doch eine Regung in ihnen. Ein Glänzen, ein Glitzern, ein keines Funkeln der Lust entdeckte ich und mein Herz sprang wieder in mir herum, wie es ihm gefiel. Du nahmst mir das Glas aus der Hand und beugtest Dich ganz nah zu mir herüber, um es hinter mir auf den Tresen zu stellen. Dann ergriffst Du meine Hand und führtest mich auf die Tanzfläche. Viele Paare wiegten sich um uns herum bereits in sanftem Rhythmus und einen Moment lang war ich so befangen, als stünde ich nackt vor Dir. Ich schloss die Augen. Tu mit mir, was Du willst, dachte ich und als ich meinen Blick wieder hob, tratest Du einen Schritt auf mich zu und umfingst mit Deinem Arm meine Taille. Die andere Hand umfasste meine und hob sie zu sanfter Führung empor. Deine unmittelbare Nähe ließ mich einen Augenblick schwindeln und da warst nur Du. Nur Du und die Musik. Alles andere schien wie im Nebel zu verschwimmen. Du, Dein zu mir herabgeneigtes Gesicht, Dein Atem, der meine Wange streifte, der Stoff Deines Hemdes, durch den ich Deinen Herzschlag spürte, Dein kräftiger Schenkel, der sich für den ersten Schritt zwischen meine Beine schob. Ich überließ mich ganz und gar Dir. Dir und der Musik. Und dann kam er, dieser schwebende, flirrende, fast schmerzhafte Moment vor dem ersten Schritt. Dieses letzte Innehalten, bevor man sich endgültig ineinander im Tanze verlor.

Die Autorin

Tanzen gehen

Besten Dank an SinasTraum für die Kurzgeschichte.

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